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Dietrich Staritz 11 Juli 1934 in Berlin 2020 1 war ein deutscher Politologe Er war Spiegel Redakteur Hochschullehrer an der FU Berlin und schliesslich Zeithistoriker an der Universitat Mannheim Von 1961 bis 1972 war er Agent der DDR Staatssicherheit Inhaltsverzeichnis 1 Leben Studium Politik 2 Agent der DDR Staatssicherheit 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Studium Politik BearbeitenDietrich Staritz wuchs als Sohn des Historikers Eckehart Staritz und seiner Frau Annemarie geb Harting in Berlin auf Nach Abitur an der Diesterweg Schule in Berlin Wedding 1953 absolvierte er zunachst eine Lehre in der Berliner Bank fur Handel und Industrie AG und wurde Mitglied der FDJ sowie SED Kandidat Ab 1956 studierte Staritz Finanzokonomie an der Humboldt Universitat HU in Ost Berlin Mit Kommilitonen geriet er 1957 in der DDR in die Parteisauberung die auf die kurze Tauwetter Periode nach dem 20 Parteitag der KPdSU folgte und zu zahlreichen Verhaftungen fuhrte darunter die seines Bruders Joachim den man 1958 wegen angeblichen Staatsverrats zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt hatte Dietrich Staritz wurde als Fraktionsmacher von der Liste der SED Kandidaten gestrichen und von der HU relegiert Staritz fluchtete 1958 nach West Berlin 2 Wie sein Freund Walter Barthel hatte Staritz politische Hoffnungen auf das blockfreie sozialistische Jugoslawien gesetzt und wollte deshalb sein Studium in Belgrad fortsetzen Da eine Reise dorthin enttauschend endete studierte er ab 1958 59 in West Berlin Politologie an der Deutschen Hochschule fur Politik spater Otto Suhr Institut der Freien Universitat Berlin Er wurde nach dem Diplom Assistent von Ossip K Flechtheim bei dem er im Februar 1968 mit einer Arbeit uber die National Demokratische Partei Deutschlands NDPD der DDR promoviert wurde Staritz war im SDS aktiv und schrieb Beitrage fur Augsteins gescheitertes Zeitungs Projekt Heute 1968 engagierte ihn der Spiegel als Redakteur 2 1972 wechselte Staritz auf eine Assistenzprofessoren Stelle am Otto Suhr Institut Schwerpunkt DDR Forschung wurde 1976 mit der Arbeit Sozialismus in einem halben Lande habilitiert und 1980 Professor ebendort 1982 wurde er unter Hermann Weber geschaftsfuhrender Leiter des Arbeitsbereichs Geschichte und Politik der DDR an der Universitat Mannheim und lehrte dort Er verfasste zahlreiche weitere Texte zur Zeitgeschichte und zur Parteienforschung Nach 1978 konnte Staritz nicht mehr in die DDR einreisen da er sich mit Rudolf Bahro solidarisiert hatte Erst 1994 erfolgte die Aufdeckung seiner Tatigkeit fur das MfS durch die Gauck Behorde Hubertus Knabe erwahnte ihn daraufhin in seinem Buch Die unterwanderte Republik Staritz wurde von seinen Aufgaben entbunden und konnte 1996 vorzeitig in den Ruhestand gehen Zum Teil wegen des durch Staritz hervorgerufenen Personalskandals wurde der Arbeitsbereich Geschichte und Politik der DDR in Mannheim aufgegeben Sein 1996 bei Suhrkamp wiederaufgelegter Text Geschichte der DDR der aus dem Jahr 1985 stammt gilt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einer Rezension u a als schongeschriebene DDR Geschichte und als uberarbeitete Version eines zehn Jahre alten Fehlversuchs zur DDR Geschichtsschreibung Insbesondere wurde u a bemangelt dass Staritz den diktatorischen Charakter der SED Herrschaft ausblendete 3 Staritz veroffentlichte weiterhin Fachaufsatze 2006 nahm er mit einem Beitrag am Workshop Unternehmen DDR Geschichte Forschungsstand Defizite Projekte teil den die der Partei Die Linke nahestehende Rosa Luxemburg Stiftung veranstaltete 4 Agent der DDR Staatssicherheit Bearbeiten1961 wurde Dietrich Staritz Agent des MfS und lieferte bis 1972 Informationen aus West Berlin Gefuhrt wurde er zuletzt von der Stasi Abteilung XX 5 Sie war unter anderem zustandig fur Inspiratoren und Organisatoren der politischen Untergrundtatigkeit im Westen 2 Unmittelbar nach dem Mauerbau im September 1961 sei Staritz klar geworden so der Anwerbevermerk des MfS dass dem Sozialismus die Perspektive gehore Das MfS machte ihm Hoffnung auf eine Verkurzung der Haft seines Bruders dieser wurde tatsachlich nach viereinhalb Jahren Zuchthaus entlassen 1964 wurde Staritz Mitglied der SED Staritz traf sich in diesen Jahren mit Mitarbeitern des MfS in Ost Berlin und lieferte u a Informationen die er vom Leiter des West Berliner Spiegel Buros Karlheinz Vater erhalten hatte Nach Angaben des Spiegel ubergab er innerhalb von vier Jahren weit mehr Informationen an das MfS als er in dem Hamburger Magazin veroffentlicht hatte 2 Fur seine Arbeit erhielt er zwei Auszeichnungen 1964 die Medaille fur treue Dienste in der Nationalen Volksarmee und 1969 die Verdienstmedaille der Nationalen Volksarmee in Bronze Staritz gab an bereits 1968 nach dem Einmarsch von Warschauer Pakt Truppen in Prag mit dem Realsozialismus ideologisch gebrochen zu haben Im Januar 1973 fuhr Staritz alias IM Erich 5 mit einem Stasi Hauptmann durch Ost Berlin und man einigte sich auf Trennung in gegenseitigem Einvernehmen 2 Schon damals hielt der Bericht des MfS fest dass sich Staritz Tatigkeit als Ostexperte gegen die DDR richte Ein MfS Generalmajor hatte im Oktober 1971 der Hauptabteilung XX 5 den Auftrag fur die Realisierung von Perspektivmassnahmen zum Abbruch der Verbindung mit ihm erteilt Mit Staritz sei wohl keine zuverlassige Zusammenarbeit mehr moglich weil er offensichtlich eine Taktik der schrittweisen Reduzierung und schliesslichen Einstellung der Zusammenarbeit mit dem MfS unter Ausschaltung aller fur ihn negativen Konsequenzen verfolge Vor dem Abbruch der Verbindung sei er auf die strafrechtlichen Konsequenzen hinzuweisen wenn er seine feindlichen Aktivitaten gegen die DDR fortsetze so der Major Bei der Aufdeckung der Agententatigkeit 1994 waren seine Straftaten verjahrt Unabhangig davon liegen Zeugnisse vor denen zufolge Staritz Ende der 1960er Jahre auch als V Mann fur das Bundesamt fur Verfassungsschutz gearbeitet hatte 6 Der Mannheimer Institutsleiter Hermann Weber ausserte spater dass er das Verhalten von Staritz abscheulich fande Er halte Staritz allerdings fur nicht so heimtuckisch wie dessen Freund Barthel IM Kurt 7 Schriften BearbeitenDie National Demokratische Partei Deutschlands 1948 1953 Ein Beitrag zur Untersuchung des Parteiensystems der DDR Berlin 1968 Zugl Berlin Freie Univ Diss 1968 Die Grundung der DDR Von der sowjetischen Besatzungsherrschaft zum sozialistischen Staat Munchen 1995 ISBN 3 423 04524 8 als Hrsg Das Parteiensystem der Bundesrepublik Geschichte Entstehung Entwicklung Opladen 1976 ISBN 3 8100 0161 9 Hrsg mit Hermann Weber Einheitsfront Einheitspartei Kommunisten und Sozialdemokraten in Ost und Westeuropa 1944 1948 Koln 1989 ISBN 3 8046 8718 0 Geschichte der DDR 1949 1985 Suhrkamp Frankfurt Main 1985 ISBN 978 3 518 11260 1 Erweiterte Neuausgabe Suhrkamp Frankfurt Main 1996 ISBN 3 518 11260 0 dd Was war Historische Studien zu Geschichte und Politik der DDR Berlin 1994 ISBN 3 926893 04 4 Literatur BearbeitenJohannes Pohlandt Wanzen Inoffizielle Mitarbeiter Desinformation Spiegel Frankfurter Allgemeine Zeitung und das Ministerium fur Staatssicherheit 149 S und CD ROM Anhang mit Staritz Interview uber seine MfS Tatigkeit Diplom Arbeit an der Universitat Leipzig Journalistik 2011 8 Hubertus Knabe Die unterwanderte Republik Stasi im Westen Berlin 1999 ISBN 3 549 05589 7 S 197 ff Gerda und Hermann Weber Leben nach dem Prinzip links Berlin 2006 ISBN 3 86153 405 3 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Dietrich Staritz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Mitteilungen Forderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung Berlin Nr 51 2021 S 69 a b c d e Berichte von Erich Die Stasi Akte des DDR Forschers und fruheren Berliner Journalisten Dietrich Staritz In Der Spiegel Nr 38 1994 S 95 101 online 19 September 1994 Abgerufen am 10 Februar 2013 Rezension Sachbuch Frankfurter Allgemeine Zeitung 6 August 1996 Bruch mit verhangnisvollen Traditionen DDR Geschichte schongeschrieben Staritz giesst bei Suhrkamp kalten Kaffee auf Veranstaltung aus Anlass des 15 jahrigen Bestehens von Helle Panke und des Erscheinens der 100 Publikation der Reihe Hefte zur DDR Geschichte Jochen Staadt Eine deutsche Waffenbruderschaft In FAZ net 4 Oktober 2007 abgerufen am 13 Oktober 2018 Vgl Pohlandt Wanzen Inoffizielle Mitarbeiter Desinformation Vgl Weber Leben nach dem Prinzip links S 328 ff Text und CD zu finden in der BStU Fachbibliothek eingesehen am 8 Februar 2013 Normdaten Person GND 119232251 lobid OGND AKS LCCN n85207500 VIAF 112139122 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Staritz DietrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Politikwissenschaftler Agent der DDR StaatssicherheitGEBURTSDATUM 11 Juli 1934GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dietrich Staritz amp oldid 233793489