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Der Waffenstillstand von Focșani wurde wahrend des Ersten Weltkriegs am 9 Dezember 1917 in Focșani zwischen den Vertretern der Mittelmachte einerseits und denen des Konigreichs Rumanien und der russischen Armee andererseits geschlossen und hatte die Einstellung der Kampfhandlungen an der rumanischen Front zum Inhalt Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Verhandlungen in Focșani 3 Inhalt 4 Folgen 5 LiteraturHintergrund BearbeitenNach zunachst verheerenden Niederlagen gegen die Mittelmachte nach dem rumanischen Kriegseintritt 1916 und dem Verlust der Hauptstadt Bukarest und rund der Halfte der Landesflache hatte die rumanische Armee mit russischer Unterstutzung und dank Waffenlieferungen der Entente Machte im Jahr 1917 die Lage an der Front wieder stabilisieren konnen und mehrere Schlachten fur sich entschieden zuletzt die Schlacht von Mărășești im August und September 1917 Die Machtubernahme der Bolschewiki in Russland Anfang November 1917 fuhrte dann aber eine vollig neue Situation herbei Eines der ersten Dekrete der neuen Regierung das Dekret uber den Frieden vom 8 November sah die umgehende Aufnahme von Friedensverhandlungen aller Kriegsbeteiligten nach dem Grundsatz eines Friedens ohne Annexionen und Kontributionen vor Am 22 November schlug die bolschewistische Regierung den Regierungen der Mittelmachte die Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen vor Am 3 Dezember begannen die Verhandlungen in Brest Litowsk wo am 5 Dezember ein vorlaufiger Waffenstillstand vereinbart wurde Am 4 Dezember trat auch der russische Oberbefehlshaber an der rumanischen Front General Dmitri Schtscherbatschow mit einem von Parlamentaren uberreichten Schreiben an die Befehlshaber der Mittelmachte Erzherzog Joseph und Generalfeldmarschall August von Mackensen zwecks Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen heran Konig Ferdinand I berief am gleichen Tag dem 4 Dezember in Iași den Kronrat ein Auf dem Treffen an dem auch die Armeebefehlshaber teilnahmen musste der unvermeidbar erscheinende Entschluss zur Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen auch fur die rumanische Armee gefasst werden Am folgenden Tag uberbrachten Parlamentare das rumanische Gesuch die rumanische Seite stellte die Kampfhandlungen bereits um 8 Uhr vormittags am 5 Dezember ein lokale Waffenruhen wurden in der Folge vereinbart Verhandlungen in Focșani BearbeitenDie Verhandlungen in Focșani begannen am 7 Dezember Mackensen ernannte den Fuhrer des I Reserve Korps Generalleutnant Curt von Morgen zum deutschen Verhandlungsleiter die osterreichische Seite benannte Generalmajor Oskar Hranilovic von Czvetassin den vormaligen Leiter des Evidenzburos Die Verbundeten Bulgarien und Osmanisches Reich waren durch niederrangige Offiziere vertreten Die Russen entsandten General Anatoli Keltschewski Befehlshaber der 9 Armee als Delegationsleiter die Rumanen ihren Vizegeneralstabschef Alexandru Lupescu Harte Verhandlungen fanden insbesondere uber die Frage statt in welchem Umfang Truppenverschiebungen der Mittelmachte nach anderen Kriegsschauplatzen zulassig sein sollten Vor allem die Rumanen wollten grossere Verschiebungen nicht zulassen um ihr Verhaltnis zur Entente nicht zu belasten Nach einer Verhandlungspause wurde am 9 Dezember um 22 30 Uhr der Vertrag von den Bevollmachtigten unterschrieben Inhalt BearbeitenDer in franzosischer Sprache abgefasste Vertrag verstand sich als provisorischer Waffenstillstand der zunachst bis zur Einberufung der konstituierenden Versammlung in Russland Gultigkeit haben sollte die uber die Frage von Krieg und Frieden zu entscheiden haben wurde Er trat sofort in Kraft und konnte mit einer Kundigungsfrist von 72 Stunden gekundigt werden Sein Geltungsbereich war die Front zwischen dem Dnister und der Donau Mundung er wurde seine Geltung verlieren sollte von den beteiligten Machten ein umfassenderer Vertrag ausdrucklich fur die gesamte Ostfront zwischen Ostsee und Schwarzem Meer abgeschlossen werden Es war den Vertragsparteien gestattet alle bis zum 5 Dezember verfugten Truppenverschiebungen noch auszufuhren Die Frage der Schifffahrt auf der Donau sollte eine gemischte Kommission mit Sitz in Odessa bearbeiten Verbruderungen zwischen den Truppen wurde vorgebeugt indem das Betreten des Niemandslandes zwischen den Stacheldrahthindernissen verboten wurde wer hier angetroffen wurde musste damit rechnen in Kriegsgefangenschaft zu geraten Diese Vorschrift ging vor allem auf rumanisches Betreiben in den Vertragstext ein Folgen BearbeitenDie deutsche Seite hielt in den folgenden Monaten den Druck auf Rumanien durch Forderungen nach Gebietsabtretungen aufrecht mit dem Ziel wie auch mit Russland zu einem endgultigen Frieden zu kommen Die rumanische Regierung Brătianu trat Anfang Februar 1918 zuruck nachdem sie sich geweigert hatte an den Brester Friedensverhandlungen teilzunehmen oder uberhaupt uber einen Frieden mit den Mittelmachten zu verhandeln Ihr folgte die Regierung unter dem General Alexandru Averescu die am 5 Marz nach einem deutschen Ultimatum den Vorfrieden von Buftea schloss Averescu trat am 14 Marz zuruck und wurde durch den Konservativen Alexandru Marghiloman der schon 1916 gegen einen rumanischen Kriegseintritt gewesen war ersetzt Die Regierung Marghiloman schloss am 7 Mai den Frieden von Bukarest mit den Mittelmachten ab der jedoch vom rumanischen Parlament nie ratifiziert wurde Stattdessen trat Rumanien kurz vor Kriegsende am 10 November 1918 erneut in den Krieg gegen die Mittelmachte ein und sicherte sich so einen Platz im Kreis der Siegermachte auf der Pariser Friedenskonferenz Der 1920 unterzeichnete Vertrag von Trianon erlaubte dem Land die Erfullung des Traums von einem Grossrumanien Literatur BearbeitenRudolf von Albertini Europa im Zeitalter der Nationalstaaten und europaische Weltpolitik bis zum ersten Weltkrieg Handbuch der europaischen Geschichte Band 6 Klett Cotta 1973 S 607 ff Osterreich Ungarns letzter Krieg 1914 1918 Band VI Das Kriegsjahr 1917 Verlag der Militarwissenschaftlichen Mitteilungen Wien 1930 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waffenstillstand von Focșani amp oldid 225494303