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Der Adel tước im historischen Vietnam entstand durch die Ubernahme des chinesischen Adelsystems wahrend der etwa tausendjahrigen Zugehorigkeit Vietnams zu China entwickelte sich im Laufe der Zeit aber eigenstandig weiter Die Adelstitel die weitestgehend den chinesischen entsprachen wurden ublicherweise vom Monarchen an Familienmitglieder Oberhaupter einflussreicher Familien sowie an verdiente Beamte vergeben und dienten als hochrangige Respekt und Ehrenbezeichnungen Die Titel blieben auf ihren Trager beschrankt und wurden in der Regel nicht vererbt es gab damit anders als in Europa keinen klar abgrenzbaren Adelsstand 1 Der europaischen adeligen Oberschicht entsprachen in Vietnam die machtigen alteingesessenen Familienclans die als Feudalherren uber umfangreichen Landbesitz herrschten Aufgrund der relativ geringen Anzahl vietnamesischer Familiennamen war die gesellschaftliche Stellung eines Vietnamesen aber nur anhand seines Namens nicht zu erkennen Nguyễn hiessen etwa sowohl Kaiser als auch Bauern Von China ubernommen wurde auch der Brauch der Vergabe Postumer Titel Diese konnten auch Adelstitel enthalten die der Verstorbene zu Lebzeiten nie getragen hatte Erfolgreiche Generale und Staatsmanner die selbst auf den Thron gelangten und so eine neue Dynastie grundeten verliehen etwa auch ihren nicht regierenden Vorfahren postum Herrschertitel Die Zugehorigkeit zum Adel brachte an sich keinen Vorteil im Staatsdienst da ab der Ly Dynastie 1009 1225 analog zu China zivile Staatsbedienstete mittels Beamtenprufung ausgewahlt wurden 1 Dies bot auch gebildeten Menschen aus dem einfachen Volk die Moglichkeit des Aufstiegs in die hochsten gesellschaftlichen Bereiche Faktisch war es aber fur Abkommlinge machtiger Familien die sich gute Lehrer leisten konnten zweifellos leichter eine Karriere im Staatsdienst zu erreichen Dennoch entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Gegensatz zwischen den konfuzianischen Hofbeamten Mandarine in der Hauptstadt und den buddhistisch gepragten Gutsherren Landadel in den Provinzen Die landliche Aristokratie hatte mit Unterstutzung der Kloster unter den fruhen vietnamesischen Dynastien mit nahezu unumschrankter Macht uber riesige Besitzungen geherrscht und sah sich nun durch Zentralisierungsbemuhungen zunehmend eingeschrankt Wahrend der Trần Dynastie 1225 1400 setzten sich die Hofbeamten durch und beschrankten den Landbesitz zugunsten der Dorfgemeinschaften wobei allerdings die machtigsten Landbesitzer die Verwandtschaft des Monarchen von den Beschrankungen ausgenommen waren Alle spateren Dynastien auch wenn sie wie die Le selbst der landlichen Aristokratie entstammten behielten dieses zentralistische auf Beamten basierende Staatsmodell grundsatzlich bei und schrankten das Grossgrundbesitzertum weiter ein 2 Wahrend der franzosischen Kolonialzeit spielten die Adelstitel nur noch im Umfeld des machtlosen Kaiserhofes eine Rolle 1945 wurden sie wie die gesamte Monarchie im Rahmen der Augustrevolution abgeschafft Adelstitel Bearbeiten in absteigender Rangfolge mit der chinesischen Entsprechung in Klammer 1 Hoang đế bzw Đế 皇帝 Huangdi Kaiser Vương 王 Wang Konig als eigenstandiger Herrschertitel bzw Furst Prinz fur die Sohne eines Kaisers Cong 公 Gōng Herzog mit den Steigerungsformen Quận cong Provinz Herzog und Quốc cong Nationaler Herzog Hầu 侯 Hou Markgraf Marquis Ba 伯 Bo Graf Tử 子 Zǐ Vizegraf Vicomte Nam 男 Nan BaronHerrscher Kaiser und Konige im Allgemeinen werden als Vua bezeichnet Dieser Begriff der auch als Schutzherr interpretiert werden kann hat keine Entsprechung im Chinesischen sondern entstammt der vietnamesischen Volkssprache und musste daher in Nom geschrieben werden Hofische Dokumente wurden in Han also klassischem Chinesisch verfasst Die vietnamesischen Monarchen fuhrten in der Regel die Titel Vua und Hoang đế parallel wobei ersterer im Volk und letzterer am Hof vorherrschend war 3 Die Anfuhrer der Trịnh und Nguyễn Familien die vom 16 bis zum 18 Jahrhundert das Land beherrschten nutzten die ausserhalb der klassischen Rangfolge stehende Titulierung Chua Herr Lord Furst die sie neben den Titeln Cong und spater Vương fuhrten 4 Kaiser oder Konig BearbeitenIn der Literatur werden die Monarchen des Landes mal als Kaiser und mal als Konig bezeichnet Auch in der modernen Fachliteratur herrscht hierzu keine Einigkeit und selbst bei in Vietnam entstandenen Publikationen sind beide Begriffe gelaufig 5 Die Ursache dafur ist einerseits der Titel Vua der meist als Konig ubersetzt wird und andererseits der komplexe Status Vietnams gegenuber China Um 968 hatte sich der vietnamesische Herrscher Đinh Bộ Lĩnh selbst zum Kaiser ernannt und damit die Gleichrangigkeit und folglich auch Unabhangigkeit Vietnams gegenuber China erklart Vietnam galt in seinem Selbstverstandnis als Reich des Sudens das zwar kleiner als das Reich der Mitte war aber diesem als sudliches Gegenstuck grundsatzlich gleichgestellt war Die Vietnamesen sahen sich somit als Teil der sinisierten Welt aber nicht als Teil Chinas Trotzdem erkannten Đinh Bộ Lĩnh und nahezu alle nachfolgenden vietnamesischen Monarchen das sinozentrische Alleinherrschaftsmodell der chinesischen Kaiser Tianxia an und entsandten demutig zeremonielle Tributmissionen an den nordlichen Kaiserhof Die chinesischen Kaiser verliehen den vietnamesischen Monarchen den Titel Konig der Prafektur Jiaozhi ab Mitte des 12 Jahrhunderts dann Konig des Konigreichs Annam wobei sowohl Jiaozhi als auch Annam alte chinesische Verwaltungsbezeichnungen fur Vietnam darstellten Da Vasallenkonige keine konkreten administrativen Verpflichtungen gegenuber dem chinesischen Kaiser hatten und auch keine Truppen stellen mussten handelte es sich damit um eine faktische Anerkennung der vietnamesischen Unabhangigkeit 6 Am eigenen Hof und gegenuber den eigenen Untertanen fuhrten die vietnamesischen Monarchen hingegen stets den Kaisertitel auch in offiziellen auf Chinesisch verfassten Dokumenten Dieser scheinbare im ostasiatischen Raum aber nicht unbedingt ungewohnliche Widerspruch zwischen unabhangigem Kaisertum und Vasallen Konigtum charakterisierte bis ins 19 Jahrhundert den Status der vietnamesischen Monarchie 7 Die europaischen Handler Abenteurer und Missionare die ab dem 16 Jahrhundert nach Vietnam kamen sprachen stets nur vom Konig von Tonkin im Norden und vom Konig von Cochinchina im Suden wobei sie damit die herrschenden Trịnh und Nguyễn Fursten meinten 8 Im Jahr 1802 ernannte sich Gia Long nach seinem Sieg uber die Tay Sơn Dynastie selbst zum Kaiser und begrundete so die Nguyễn Dynastie Wie ublich entsandte er zur Anerkennung seiner Thronbesteigung eine Tributmission an den chinesischen Kaiserhof Zugleich bat er darum die seit Jahrhunderten ubliche Reichsbezeichnung Đại Việt Grosse Việt durch den antiken Namen Nam Việt Sudliche Việt ersetzen zu durfen Der chinesische Kaiser vertauschte allerdings die beiden Silben zu Việt Nam um Verwechslungen mit dem antiken Reich zu verhindern Anders als seine Vorganger ubernahm Gia Long das chinesische Hofzeremoniell fast vollstandig und verwendete erstmals auch den Titel Sohn des Himmels Thien tử 9 Er wird daher haufig als der erste Kaiser Vietnams bezeichnet auch wenn dies lediglich in Bezug auf den Landesnamen korrekt ist Die Franzosen die ab Mitte des 19 Jahrhunderts in Vietnam als Kolonialherren auftraten verwendeten jedoch durchaus in bewusst degradierender Absicht die chinesische Namensform und sprachen stets vom Konig von Annam roi d Annam Diese Bezeichnung setzte sich auch in den anderen europaischen Sprachen durch erst wahrend des Indochinakrieges kehrte man zur vietnamesischen Titelform zuruck und sprach vom Kaiser Bảo Đại obwohl dieser seit 1945 diesen Titel nicht mehr fuhrte Einzelnachweise Bearbeiten a b c Danny J Whitfield Historical and Cultural Dictionary of Vietnam Scarecrow Press 1976 S 213 Eintrag Nobility Nancy Wiegersma Vietnam Peasant Land Peasant Revolution Patriarchy and Collectivity in the Rural Economy Macmillan Press Basingstoke 1988 S 34 35 Alexander Barton Woodside Vietnam and the Chinese Model A Comparative Study of Vietnamese and Chinese Government in the First Half of the Nineteenth Century Harvard University Asia Center Harvard University Press Cambridge MA 1988 S 10 K W Taylor A History of the Vietnamese Cambridge University Press 2013 S 652 Table 7 So verwendet beispielsweise K W Taylor A History of the Vietnamese standardmassig nur den Konigstitel wahrend Ben Kiernan Viet Nam A History from Earliest Times to the Present von Kaisern spricht Ha Văn Thư und Trần Hồng Đức A Brief Chronology of Vietnamese History sprechen bis zur Le Dynastie von Konigen und bei der Tay Sơn und Nguyễn Dynastie von Kaisern K W Taylor The Birth of Vietnam University of California Press Berkeley 1991 Erstausgabe 1983 S 286 287 Kathlene Baldanza Ming China and Vietnam Negotiating Borders in Early Modern Asia Studies of the Weatherhead East Asian Institute Cambridge University Press 2016 S 100 102 Samuel Baron Cristoforo Borri Views of Seventeenth century Vietnam Christoforo Borri on Cochinchina and Samuel Baron on Tonkin herausgegeben von Olga Dror und K W Taylor Cornell Southeast Asia Program SEAP Publications Ithaca NY 2006 S 241 Alexander Barton Woodside Vietnam and the Chinese Model A Comparative Study of Vietnamese and Chinese Government in the First Half of the Nineteenth Century Harvard University Asia Center Harvard University Press Cambridge MA 1988 S 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vietnamesischer Adel amp oldid 233819758