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Der Vertrag von Chambord franzosisch Traite de Chambord vom 15 Januar 1552 war ein gegen Kaiser Karl V gerichtetes Abkommen zwischen der protestantischen Furstenopposition um Moritz von Sachsen und Heinrich II dem Konig von Frankreich Es wurde auf Schloss Chambord unterzeichnet Einkunft Konigs Heinrich II von Frankreich in Metz am 18 April 1552Trois Eveches nach der Annexion durch Frankreich im 16 Jahrhundert waren diese franzosischsprachige Territorien des ReichesNach der Unterzeichnung fiel Frankreich im Heiligen Romischen Reich ein und besetzte die ihm im Vertrag zugestandenen Territorien Nach dem protestantischen Furstenaufstand innerhalb des Reiches und Einkunft ihrer Truppen konnte Frankreich den Krieg 1556 gewinnen Das Ergebnis waren erste grosse territoriale Zugewinne Frankreichs in Richtung Osten die jedoch bis 1648 nicht offiziell anerkannt werden konnten Der Verrat beflugelte die Landgier Frankreichs und leitete die spatere sogenannte Reunionspolitik ein Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Auswirkungen 3 Auszug aus dem Vertrag 4 Textausgabe 5 LiteraturGeschichte BearbeitenMoritz benotigte den Beistand der katholischen Grossmacht Frankreich weil er und seine protestantischen Bundesgenossen Johann Albrecht von Mecklenburg Schwerin und Landgraf Wilhelm von Hessen nicht uber genug Geld und vor allem Streitkrafte verfugten um gegen den Kaiser vorgehen zu konnen Der Vertrag kam durch die Vermittlung von Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg Kulmbach zustande Im Gegenzug fur die Unterstutzung durch hohe Geldzahlungen wurde dem franzosischen Konig das Reichsvikariat uber die Reichsstadte und faktisch auch die Grenzbistumer Toul Verdun Metz und Cambrai in Lothringen zugesichert Dieser Vertrag war die entscheidende Voraussetzung fur den Furstenaufstand im Fruhjahr 1552 unter Fuhrung von Moritz der im August 1552 mit dem Passauer Vertrag abgeschlossen werden konnte in welchem der Protestantismus seine formelle Anerkennung fand Da Kaiser Karl den Vertrag von Chambord und dessen Vereinbarungen nicht anerkennen konnte nahm er 1552 den Krieg mit Frankreich um Metz Toul Cambrai und Verdun auf konnte sich aber militarisch bis 1556 gegen Frankreich nicht durchsetzen Sein Nachfolger Kaiser Ferdinand I stellte den Krieg ein so dass die Stadte unter franzosischer Kontrolle blieben Konig von Frankreich nbsp Heinrich II Unterzeichner des Vertrages lutherische Fursten des Reiches nbsp Moritz von Sachsen nbsp Johann Albrecht I von Mecklenburg nbsp Wilhelm IV von Hessen Kassel nbsp Albrecht II Alcibiades von Brandenburg KulmbachAuswirkungen BearbeitenDer Vertrag von Chambord war ein typischer Vertrag zu Lasten Dritter Die auf deutscher Seite agierenden Reichsfursten hatten Frankreich eine Zusage gemacht zu der sie weder Vollmacht noch Berechtigung hatten Sie traten einem auslandischen Herrscher Rechte uber das Reichsterritorium ab die ihnen nicht zustanden Der Vertrag hatte daher nach rechtlichen Massstaben keine Bedeutung Unabhangig von der zweifelhaften Rechtsnatur dieses Vertrages und unter Ausnutzung der momentanen Schwache des Kaisers nutzte Frankreich dieses Abkommen aber als Vorwand um die betroffenen Stadte militarisch zu besetzen und sie spater vollig aus dem Verband des Heiligen Romischen Reiches herauszulosen und in das eigene Territorium einzugliedern Im Westfalischen Frieden von 1648 wurden die drei Stadte offiziell an Frankreich abgetreten Das Vorgehen der franzosischen Krone entsprang einem grundlegenden strategischen Konflikt dem Franzosisch Habsburgischen Gegensatz der vom Ende des 15 bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts anhielt Um ihr Land aus der Umklammerung durch habsburgische Territorien zu befreien nutzten die Konige von Frankreich Konflikte innerhalb Deutschlands zwischen den Reichsfursten und dem Kaiser immer wieder dazu letzteren zu schwachen indem sie seine Gegner unterstutzen Auszug aus dem Vertrag Bearbeiten Wir sehen vor Augen die List wodurch unsere Widersacher vermeinen unsere Religion einzuschranken und zuletzt gar auszutilgen Wir haben angesehn wie die Romische Kaiserl Majestat dahin trachtet dass sie nicht allein die Kurfursten und Fursten sondern auch die Grafen Herren die ubrigen vom Adel die ehrbaren Stadte und gemeinen Untertanen unseres hochgeliebten Vaterlandes der deutschen Nation von ihren alten Freiheiten zu einer solchen viehischen unertraglichen und ewigen Knechtschaft wie Spanien bringen mochte So haben wir bei uns erwogen dass wir lieber Not und Tod gewartigen wollen denn einer solchen Schande langer unterwurfig zu sein und haben uns zur Durchsetzung unseres Willens vertraunensvoll in eine Verstandigung mit Herrn Heinrich Konig zu Frankreich eingelassen also dass wir wollen mit Heereskraft das beschwerliche Joch der Knechtschaft von uns werfen und die alte Freiheit unseres geliebten Vaterlandes der deutschen Nation erretten Zur Erhaltung des Kriegsvolkes will und soll der Konig uns gutwillig jeden Monat reichen und erlegen 70 000 Goldkronen Es soll nicht mehr als ein oberster Feldhauptmann geordnet werden Hierzu ist der Kurfurst von Sachsen durch uns andere zum Generaloberst gewahlt worden Es wird auch fur gut erachtet dass die Konigl Majestat zu Frankreich sofort die Stadte so zum Reich von alters her gehort haben und nicht deutscher Sprache sind als namlich Cambrai Toul Metz und Verdun ohne Verzug einnehme und die als Vikar des Reiches innehabe und behalte Textausgabe BearbeitenVertrag von Chambord In Briefe und Akten zur Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts mit besonderer Rucksicht auf Bayerns Furstenhaus Auf Veranlassung und mit Unterstutzung Seiner Majestat des Konigs von Bayern herausgegeben durch die historische Commission bei der koniglichen Academie der Wissenschaften 6 Bde Munchen 1873 1913 Bd 3 Munchen 1882 Beitrage zur Reichsgeschichte 1546 1552 Bearbeitet von August von Druffel Nr 902 S 340 350 Digitalisat im Internet Archive Literatur BearbeitenHermann Weber Le traite de Chambord 1552 In Charles Quint le Rhin et la France Droit savant et droit penal a l epoque de Charles Quint Actes des journees d etudes de Strasbourg 2 3 mars 1973 Istra Strassburg 1973 Publications de la Societe savante d Alsace et des regions de l est Collection Recherches et documents 17 ZDB ID 416540 8 S 81 94 Rainer Babel Deutschland und Frankreich im Zeichen der habsburgischen Universalmonarchie 1500 1648 WBG Deutsch Franzosische Geschichte Bd 3 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 ISBN 3 534 14701 4 Kapitel Die Konzeptionen der franzosischen Reichspolitik und der Vertrag von Chambord S 47 51 47 615972222222 1 5172222222222 Koordinaten 47 36 57 5 N 1 31 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag von Chambord amp oldid 235747539