www.wikidata.de-de.nina.az
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf ist ein Gleichnis Jesu das sich sowohl im Evangelium nach Lukas Lukas 15 4 7 EU als auch im Evangelium nach Matthaus Matthaus 18 12 13 EU findet und somit vermutlich der Logienquelle entstammt 1 Jesus schildert darin die Bemuhung eines Hirten ein verirrtes Schaf wiederzufinden und seine Freude als er es wiedergefunden hat Fruhchristliche Darstellung des Guten Hirten aus der Katakombe von Domitilla Domatilla Krypta von Lucina 200 300 n Chr Inhaltsverzeichnis 1 Kontext 2 Das Gleichnis 3 Verlorenes Schaf 4 Interpretation 5 Thomasevangelium 6 Rezeption 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseKontext BearbeitenBei Lukas steht das Gleichnis im Kontext von zwei weiteren Gleichnissen in denen es ebenfalls um das Motiv des Verlorenen geht verlorener Groschen verlorener Sohn wobei insbesondere die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Groschen starke Parallelen aufweisen 1 Als Rahmenhandlung schildert Lukas die Szenerie dass die Pharisaer und Schriftgelehrten Anstoss daran nehmen dass Jesus mit Zollnern die gemeinhin als Betruger und als Kollaborateure mit der romischen Besatzungsmacht gelten und anderen Sundern Gemeinschaft hat und mit ihnen isst Daraufhin erzahlt Jesus ihnen die drei Gleichnisse Bei Matthaus ist der Kontext ein vollig anderer Voraus gehen mehrere Worte Jesu in denen es darum geht die Kleinen oder die Kinder nicht zu verachten So wird hier auch die dem Gleichnis folgende Deutung auf die Kleinen bezogen Der Matthaus Kontext wird zumeist als sekundar angesehen 2 Das Gleichnis BearbeitenIm Gleichnis erzahlt Jesus von einem Hirten der hundert Schafe hat und eines davon verliert Er lasst die 99 anderen Schafe zuruck und macht sich auf die Suche nach dem einen verlorenen Als er es gefunden hat ladt er seine Freunde und Nachbarn ein sich mit ihm zu freuen Der Schlusssatz der die Lehre oder Konsequenz des Textes zum Ausdruck bringen soll und wohl ein redaktioneller Zusatz der jeweiligen Verfasser der Evangelien ist fallt in den beiden kanonisch uberlieferten Fassungen unterschiedlich aus Wahrend Lukas die Freude uber die Umkehr des Sunders betont die grosser sei als jene uber neunundneunzig Gerechte die nicht umzukehren brauchen erklart Matthaus das Gleichnis als Ausdruck fur den Willen des himmlischen Vaters dass kein einziger der Kleinen verloren gehe Verlorenes Schaf BearbeitenEin Unterschied besteht auch in dem Verb das den Abgang des Schafes beschreibt Wahrend Matthaus den Passiv des griechischen Verbs planaw verwendet in die Irre gehen sich verirren benutzt Lukas wie in seinen Parallelgleichnissen das Verb ἀpollymi zugrunde richten verlieren Anders als Lukas spricht Matthaus im Erzahlteil des Gleichnisses also nicht vom verlorenen Schaf sondern vom verirrten Schaf Mit diesem Ausdruck zitiert auch das Thomasevangelium das Logion In seinem Schlussfazit benutzt hingegen auch Matthaus das Verb ἀpollymi fur verloren gehen 3 Interpretation Bearbeiten nbsp Darstellung des Guten HirtenIm Gleichnis sind mehrere Motive enthalten die im Laufe der Deutungsgeschichte ein unterschiedliches Gewicht erhalten haben Der Gute Hirte der sich um jedes einzelne Schaf sorgt ist ein Motiv das schon den Zuhorern Jesu aus Psalm 23 bekannt war In einer allegorisierenden Deutung des Gleichnisses konnten so schon die damaligen Zuhorer den guten Hirten sofort mit Gott identifizieren 4 In anderem Kontext greift auch der Evangelist Johannes dieses Motiv auf und identifiziert Jesus selbst mit dem Guten Hirten 5 Das Motiv der Umkehr ist in diesem Gleichnis nicht so stark enthalten wie etwa im Gleichnis vom verlorenen Sohn da dem Schaf weniger Eigeninitiative moglich ist 6 Dennoch wird auch dieses Gleichnis gerne als Aufruf zur Umkehr ausgelegt was auch daran liegt dass die Lukasfassung in ihrem Schlussfazit ausdrucklich auf diese Deutung hinweist Das Motiv des Suchens und Wiederfindens wird von manchen Auslegern betont um deutlich zu machen dass die Aktivitat nicht vom Gesuchten sondern von Gott ausgeht Diese Deutung kam insbesondere den reformatorischen Auslegern entgegen denen es wichtig war dass nicht der Mensch sondern Gott bei der Rechtfertigung und Erlosung der Handelnde ist Noch deutlicher wird diese Passivitat des Gesuchten im nachfolgenden Parallelgleichnis vom verlorenen Groschen der zu seinem Gefundenwerden noch weniger beitragen kann als das Schaf 7 Die Fahigkeit der Umstehenden zur Mitfreude wird von neueren Auslegern insbesondere im Lukas Kontext als entscheidendes Motiv betont Die Pharisaer oder auf die fruhe Gemeinde ubertragen die Treuen unter den Nachfolgern sollen nicht ablehnend auf Verlorene schauen sondern sich mitfreuen wenn diese wiedergefunden werden 8 Wolfgang Wiefel zufolge gehe es dabei jedoch nicht darum den Pharisaern die sozusagen den 99 zuruckgelassenen Schafen entsprechen ihre Gerechtigkeit abzusprechen wie es manche fruheren Deutungen allerdings taten 4 Thomasevangelium BearbeitenEine dritte Fassung des Gleichnisses existiert im Thomasevangelium Logion 107 Das Gleichnis ist hier sehr kurz und wird weder in eine Rahmenhandlung eingebettet noch erzahlerisch ausgestaltet oder gedeutet Der Text besteht aus Parallelen zu den wesentlichsten Kernsatzen der synoptischen Versionen Anders als in den kanonischen Evangelien wird das wiedergefundene Schaf jedoch als das grosste wertvollste und meistgeliebte dargestellt 1 Auch das Thomasevangelium spricht nicht vom verlorenen sondern vom verirrten Schaf weshalb diese Ausdrucksweise als die ursprunglichere angesehen wird Auffallig ist auch dass allein die Textfassung des Thomasevangeliums ausdrucklich von einem Hirten spricht wahrend bei den Synoptikern nur von einem nicht naher charakterisierten Menschen die Rede ist All dies spricht dafur dass sich im Thomasevangelium trotz der inhaltlichen Verzeichnungen eine recht authentische Fassung des Logions erhalten hat Rezeption Bearbeiten nbsp Darstellung von 1750 aus Niederbayern Germanisches Nationalmuseum NurnbergDas Bild von Jesus als dem Guten Hirten der das verlorene Schaf auf den Schultern oder auf den Armen tragt war insbesondere im 19 Jahrhundert ein beliebtes Motiv das bis heute in zahlreichen Kirchen als Altarbild zu finden ist Auch in Kinderbibeln und anderer religioser Literatur fur Kinder erfreute sich dieses Motiv grosser Beliebtheit Literatur BearbeitenWolfgang Wiefel Das Evangelium nach Lukas Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament Band 3 Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1987 Hans Klein Das Lukasevangelium Meyers kritisch exegetischer Kommentar uber das Neue Testament Band I 3 10 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 Animosa Oveja Neunundneunzig sind nicht genug Vom verlorenen Schaf PDF 170 KB In Ruben Zimmermann Hrsg Kompendium der Gleichnisse Jesu Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2007 ISBN 978 3 579 08020 8 S 205 219 Dieter T Roth Parable of the Lost Sheep Q 15 4 5a 7 In ders The Parables in Q T amp T Clark London 2018 ISBN 978 0 5676 7872 0 S 374 390 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Verlorenes Schaf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Aaron Schart Miriam Muller Universitat Duisburg Essen Vom verlorenen Schaf Mt 18 12 14 Lk 15 4 10 Thomas Ev 107 Memento vom 29 August 2017 im Internet Archive Onlinepublikation vom 5 April 2007 mit einer tabellarischen Synopse der drei Gleichnisfassungen Gerd Theissen Predigt uber die Gleichnisse vom Verlorenen in der Peterskirche Heidelberg vom 28 Juni 2009 abgerufen am 7 Dezember 2016 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Wolfgang Wiefel Das Evangelium nach Lukas Berlin 1988 S 282 So bei Wolfgang Trilling Helmut Merklein und Hans Weder referiert nach Wolfgang Wiefel Das Evangelium nach Lukas Berlin 1988 S 282 Verbformen und Wortbedeutungen nach Fritz Rienecker Sprachlicher Schlussel zum Griechischen Neuen Testament Giessen 1970 S 48 169 a b Wolfgang Wiefel Das Evangelium nach Lukas Berlin 1988 S 283 Johannes 10 11 16 EU Hans Klein Das Lukasevangelium Gottingen 2006 S 519 Predigt Gerd Theissen zu allen drei Gleichnissen Hans Klein Das Lukasevangelium Gottingen 2006 S 520 Normdaten Werk GND 4244260 6 lobid OGND AKS Gleichnisse Jesu Gleichnisse in den synoptischen Evangelien Gleichnisse im engeren Sinn Grosses Abendmahl Arbeiter im Weinberg Bittender Freund Blindensturz Dieb in der Nacht Ehrenplatze bei der Hochzeit Feigenbaum Feigenbaum ohne Fruchte Fischnetz Haus auf Felsen und auf Sand gebaut Herr und Knecht Kluge und torichte Jungfrauen Kostbare Perle Licht unter dem Scheffel Nadelohr und Kamel Neue Flicken auf dem alten Kleid Neuer Wein in alten Schlauchen Selbstwachsende Saat Schatz im Acker Pharisaer und Zollner Reicher Kornbauer Spielende Kinder Anvertraute Talente Treuer Haushalter Ungleiche Sohne Ungerechter Richter Ungerechter Haushalter Unkraut unter dem Weizen Bose Weingartner Sauerteig Schalksknecht Senfkorn Turmbau und Kriegfuhren Verlorener Groschen Verlorenes Schaf Verlorener Sohn Vierfaches Ackerfeld Wachsame Knechte Zwei Schuldner Weitere Bildreden und Beispielerzahlungen Barmherziger Samariter Henne und Kuken Reicher Mann und armer Lazarus Salz der Erde WeltgerichtBildreden bei Johannes Ich bin Worte Ich bin das Brot des Lebens Ich bin das Licht der Welt Ich bin die Tur Ich bin der gute Hirte Ich bin die Auferstehung und das Leben Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben Ich bin der wahre Weinstock Weitere Bildreden Vom Weizenkorn Die gebarende Frau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verlorenes Schaf amp oldid 237916280