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Die Veledahohle ist eine natur und kulturgeschichtlich bedeutende Hohle bei Bestwig Velmede im Sauerland Ihre gesamte Ganglange betragt 243 m Sie steht als Bodendenkmal unter Schutz 1 VeledahohleLage Velmede Nordrhein Westfalen DeutschlandHohe 437 m u NHNGeographischeLage 51 20 54 8 N 8 22 44 5 O 51 34856389 8 37901944 437 Koordinaten 51 20 54 8 N 8 22 44 5 OVeledahohle Nordrhein Westfalen Geologie Devonischer Sparganophyllum KalkTyp TrockenhohleBeleuchtung Die Besucher bekommen vor der Fuhrung von den Hohlenfuhrern LED Taschenlampen ausgehandigtGesamtlange 70 mNiveaudifferenz 36 mMittlere jahrliche Besucherzahl ca 800Besonderheiten Die drei Hohleneingange sind ausserhalb der Fuhrungen verschlossen Website www veleda hoehle de Inhaltsverzeichnis 1 Lage und aussere Erscheinung 2 Forschungsgeschichte 3 Volkskundliche Besonderheiten Name Sage 4 Nutzung als Bunker im Zweiten Weltkrieg 5 Veledahohle als Schutzgebiet 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage und aussere Erscheinung BearbeitenSudlich von Bestwig Velmede liegt die Veledahohle im schmalen Band des mitteldevonischen Sparganophyllumkalk Die Hohle besteht aus einer zweigeteilten grossen Halle und einem Seitengang Der Seitengang endet nach etwa 80 m im Schusterstubchen Die Hohle ist insgesamt rund 50 m tief und zahlt zu den tiefsten Hohlen Westfalens 2 Drei Eingange ermoglichen den Zugang von denen allerdings nur der westliche begehbar ist Alle drei Eingange liegen nach Norden Der mittlere Eingang das sogenannte Fuchsloch ist nur kriechend zu durchqueren und mundet in der Oberen Halle Der ostliche Eingang der der grosste von allen Eingangen ist ware nur mit Leitern zu benutzen Er erlaubt aber einen grossartigen Uberblick fur die gesamte obere Halle nbsp Ostlicher Eingang in die HohleForschungsgeschichte BearbeitenDie Veledahohle mit ihren grossen und auffalligen Eingangen ist seit langem bekannt 1910 kam es zu grosseren Ausgrabungen durch den Geologen Emil Carthaus der um die Jahrhundertwende zahlreiche Hohlengrabungen im Sauerland durchfuhrte So zuerst 1887 in der Bilsteinhohle bei Warstein spater auch in verschiedenen Hohlen des Honnetals Die Funde dieser Grabung datieren hauptsachlich in die vorromische Eisenzeit spate Hallstattzeit bis Latenezeit 3 Steinzeitliche Funde wurden nicht gemacht In der Hohle wurden Reste hauptsachlich Schadelknochen von mindestens 32 Menschen gefunden Daneben fanden sich verschiedene weitere eisenzeitliche Relikte wie Keramikscherben Schmuckbestandteile und Spinnwirtel In den 1980er Jahren wurden die eisenzeitlichen Relikte besonders in Veroffentlichungen von H Polenz und Wilhelm Bleicher als Opferreste gedeutet Die damals vorgetragenen Deutungen als kultischer Ort an dem den unterirdischen Machten Opfergaben dargebracht auch Menschen geopfert und verzehrt worden sein sollen kultischer Kannibalismus werden heute deutlich zuruckhaltender beurteilt Die Befunde lassen sich als Sekundarbestattungen deuten Volkskundliche Besonderheiten Name Sage BearbeitenAus volkskundlichen Quellen sind Brauchtumspraktiken aus der Veledahohle bekannt die spatere Forscher zu gewagten Kontinuitatshypothesen inspirierten Verschiedene Brauche um den Ostertag herum sind bezeugt In der Velmeder Pfarrchronik von 1817 berichtet Pfarrer Eiffler die Velmeder jung und alt haben eine Gewohnheit die sich von urdenklichen Zeiten herschreibt alle Ostern nachmittags in Prozession zu dieser Hohle zu gehen Sie gehen so vor sich ohne ein christliches Zeichen der Verehrung mit sich zu nehmen weder finden sie dort eins Sie gehen in die Hohle und singen und beten da nach christlicher Weise Nachdem sie dort eine Zeitlang verweilt haben kommen sie zuruck und singen Osterlieder just wenn man zu Velmede in die Vesper lautet Der Heimatforscher Kohle berichtet in seiner Chronik von 1958 dass man um 1860 am Ostersonntag vor dem Anzunden des Osterfeuers zur Hohle ging Jeder der in die Hohle hinabstieg warf einen Stein in die untere Halle Ein anderer Brauch sei das Aufsuchen des Teiches am Grunde der Hohle gewesen um aus dem Wasserstand Voraussagen auf ein fruchtbares oder unfruchtbares Jahr zu treffen Diese Brauche sind nach dem Ersten Weltkrieg nicht weitergefuhrt worden 4 Der Name der Hohle wird mit der germanischen Seherin Veleda in Verbindung gebracht die bei Tacitus erwahnt wird 5 Allerdings gibt Tacitus den Wohnort der Veleda mit in einem Turm an der Lippe an was sich kaum mit der Hohle in der Nahe der Ruhr in Einklang bringen lasst Moglich erscheint der Hohlenname als eine Gelehrtenerfindung der Neuzeit bei dem der Ortsname des benachbarten Velmede der allerdings nichts mit dem Personennamen Veleda zu tun hat mit dem Tacitus Bericht verbunden wurde 6 In Friedrich Albert Groeteken Buch Die Sagen des Sauerlandes ist die Sage Das Hollenloch zu Velmede uber die Veledahohle abgedruckt Nach dieser Sage hat die Seherin Veleda zeitweise in der Hohle gewohnt Nutzung als Bunker im Zweiten Weltkrieg BearbeitenIn der Nahe der Hohle wurden wegen der Luftangriffe auf die Bahnanlagen in Bestwig gegen Kriegsende 14 Wohnbaracken errichtet Bei Fliegeralarm wurde die Veledahohle als Bunker genutzt Die Bevolkerung nannte die Siedlung Angsthausen Neben dem Schieferstollen an der Halbestwiger Strasse wurde ebenfalls eine Siedlung aus 10 Baracken errichtet um die dortigen Stollen bei Angriffen zu nutzen Veledahohle als Schutzgebiet BearbeitenDie Veledahohle ist Teil des Naturschutzgebiets Hohler Stein und gleichzeitig Teil des noch weit grosseren FFH Gebiets Hohlen und Stollen bei Olsberg und Bestwig Fur ihre jahrtausendelange Nutzung durch Tiere und Menschen sprechen die umfangreichen Knochenfunde uber die Carthaus 1911 berichtete Wie auch aus anderen westfalischen Hohlen haben Menschen in vergangenen Jahrhunderten die aufgrund der zahlreichen Tierreste mit Phosphaten und Nitraten angereicherten Bodeneintrage zur Dungung ihrer Felder aus der Hohle geholt Dies wird dadurch dokumentiert dass Freiherr von Kettler im Jahr 1788 mit der Veledahohle als einer Salpetergrube belehnt wurde Die Hohle ist ein wichtiges Quartier fur Fledermause Die zahlreichen Fledermausknochen die in Spalten und auf Felsvorsprungen in der Hohle gefunden wurden zeigen dass die Hohle seit undenklichen Zeiten besonders im Winter von Fledermausen aufgesucht wird Aber auch schon im Spatsommer besuchen Fledermause die Hohle um von hier aus nachts in ihre Jagdgebiete zu fliegen 7 nbsp TropfsteinansatzeInsgesamt uberwintern heute in der Veledahohle nur noch wenige Fledermause die sich zumeist auch gut verstecken Von den hier seit der Mitte des 20 Jahrhunderts nachgewiesenen 12 Arten sind die Kleine Hufeisennase und die Mopsfledermaus inzwischen verschwunden Ausnahmsweise wurde in der Hohle die in Nordrhein Westfalen sehr seltene Bechsteinfledermaus nachgewiesen Bemerkenswert sind einzelne Exemplare der Nordfledermaus die die Hohle regelmassig zum Winterschlaf nutzen Diese Art hat im nordwestlichen Deutschland ihr einziges Vorkommen im ostlichen Hochsauerland Im Gebiet gibt es ferner spezielle hohlenbewohnende wirbellose Hohlenkrebse 8 Die Hohle ist auch Winterquartier fur Feuersalamander Der Zugang zur Hohle ist nur mit Genehmigung der Gemeinde Bestwig erlaubt Um die Hohle vor unbefugtem Zugang zu sichern ist sie mit einem Absperrgitter verschlossen Dieses Absperrgitter musste mehrfach repariert werden da es von illegalen Hohlenbesuchern zerstort wurde Im Verlaufe des Jahres 2014 sind Treppen und Buhnen im Eingangsbereich und in der oberen Halle eingebaut worden Am 30 und 31 Mai 2015 hat die Dorfgemeinschaft Velmede Bestwig die Hohle feierlich eroffnet sodass nun wieder gefuhrte Besichtigungen moglich sind Die Offnungszeiten sind auf der Homepage des Dorfvereins Velmede Bestwig ersichtlich nbsp Blick in die obere HalleSiehe auch BearbeitenListe von Hohlen im SauerlandLiteratur BearbeitenH Behaghel Die Eisenzeit im Raume des Rechtsrheinischen Schiefergebirges Wiesbaden 1949 Fundabbildungen auf Tafel 22 Emil Carthaus Uber die Ausgrabungen in der Veledahohle unweit Velmede im oberen Ruhrtale Prahistorische Zeitschrift Berlin 1911 S 132 144 mit Abbildungen ausgewahlter Funde Friedrich Albert Groeteken Die Sagen des Sauerlandes Nachdruck der zweite verbesserte Auflage Jos Grobbel KG Fredeburg 1983 S 21 Hochsauerlandkreis Untere Landschaftsbehorde Landschaftsplan Bestwig PDF 915 kB Meschede 2008 Albert Huyskens Der Kreis Meschede unter der Feuerwalze des Zweiten Weltkrieges Aus den Erlebnisberichten vieler Mitarbeiter aus dem ganzen Kreisgebiet zusammengestellt und dargestellt im Auftrage der Kreisverwaltung W Bertelsmann Verlag Bielefeld 1949 S 19 Adalbert Kuhn Sagen Gebrauche und Marchen aus Westfalen und einigen anderen besonders der angrenzenden Gegenden Norddeutschlands Zweiter Theil Gebrauche und Marchen Leipzig 1859 F Kohle Die Gemeinde Velmede Aus ihrer Vor und Heimatgeschichte Bigge 1958 darin Die Hohle bei Velmede S 19 28 R Schropfer R Feldmann H Vierhaus Die Saugetiere Westfalens Abhandl Westf Mus Naturk 46 4 Munster 1984 H Vierhaus Geheimnisvolle Nachtjager Die Fledermause im Hochsauerland In Verein fur Natur und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e V Hrsg Handbuch Natur Tier und Pflanzenwelt im Hochsauerland Arnsberg 1998 ISBN 3 00 003345 9 S 137 145 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Veledahohle Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Flachennutzungsplan Gemeinde Bestwig Erlauterungsbericht 2005 PDF 1 3 MB Architekten Wolters Partner Coesfeld S 85 abgerufen am 26 September 2017 Franz Lotze Zur Geologie des westfalischen Karstes In Jahresheft 1961 Karst und Hohlen in Westfalen und im Bergischen Land Jahreshefte f Karst und Hohlenkunde Heft 2 Munster 1961 S 11 f Detlef Rothe Ur und fruhgeschichtliche Funde in sudwestfalischen Hohlen Karst und Hohle Beitrage zur Karst und Hohlenforschung in Westfalen 1982 83 Munchen S 105 Franz Josef Kohle Der Sagenkreis um die westfalischen Hohlen In Jahreshefte fur Karst und Hohlenkunde 2 Jahresheft Munster 1961 S 291 291 Tacitus Historiae 4 61 und 4 65 In einem Land vor unserer Zeit woll magazin de 3 Februar 2019 abgerufen am 23 Oktober 2021 Naturschutzgebiet Hohler Stein HSK 453 im Fachinformationssystem des Landesamtes fur Natur Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein Westfalen abgerufen am 9 Marz 2017 Natura 2000 Gebiet Hohlen und Stollen bei Olsberg und Bestwig im Fachinformationssystem des Landesamtes fur Natur Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein Westfalen abgerufen am 9 Marz 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Veledahohle amp oldid 216623922