www.wikidata.de-de.nina.az
Der Unzen jap 雲仙岳 Unzen dake ist ein Vulkankomplex in Japan Er besteht aus mehreren Gipfeln von Schichtvulkanen und Kratern und befindet sich nahe der Stadt Shimabara in der Prafektur Nagasaki auf der Shimabara Halbinsel der Insel Kyushu Seine Vulkane zahlen zu den gefahrlichsten des Landes UnzenAnfahrt zum Unzen dakeHohe 1486 mLage Prafektur Nagasaki JapanKoordinaten 32 45 24 N 130 17 40 O 32 756666666667 130 29444444444 1486 Koordinaten 32 45 24 N 130 17 40 OUnzen Vulkan Prafektur Nagasaki Typ aktiver komplexer VulkanLetzte Eruption 1995 Satellitenaufnahme der Shimabara Halbinsel mit dem UnzenDerzeit sind der Fugen dake 普賢岳 mit 1359 Metern und der Heisei Shinzan 平成新山 mit 1486 Metern die hochsten Gipfel Letzterer erhielt seinen Namen nach der Zeit seiner Entstehung in den fruhen 1990er Jahren Das war gemass japanischem Kalender die fruhe Heisei Zeit die 1989 mit der Thronbesteigung des Akihito tennō begann Bekannt wurde der Unzen hauptsachlich durch seine jungste Aktivitatsphase von 1989 bis 1995 die eine 197 jahrige Ruhephase beendete und in der er Tausende pyroklastischer Strome produzierte die das Landschaftsbild umgestalteten Bei den Ausbruchen kamen fast 50 Personen ums Leben Inhaltsverzeichnis 1 Topographische und geologische Einordnung 2 Geologische Entwicklung 2 1 Geologische Formationen 2 2 Aktivitaten bis 1990 2 3 Aktivitatsphase von 1990 bis 1995 3 Erforschung und Uberwachung des Vulkans 4 Religiose und touristische Bedeutung 4 1 Religion 4 2 Tourismus und Naturschutz 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTopographische und geologische Einordnung BearbeitenDer Unzen liegt ganz im Sudwesten Japans Auf der Insel Kyushu liegt im Westen die Shimabara Halbinsel in deren Mitte sich der Vulkan befindet Das Stadtzentrum von Shimabara dem Hauptort der Halbinsel liegt 6 7 Kilometer ostlich des hochsten Gipfels Der Unzen entstand aufgrund tektonischer Aktivitaten dreier Lithospharenplatten die vor Japan zusammentreffen Im Zusammenhang mit dem Vulkan ist vor allem die Subduktion der Philippinischen Platte relevant Diese schwere ozeanische Platte taucht im sudlichen Teil des Japangrabens unter die leichtere kontinentale Eurasische Platte Der Keil oberhalb des Plattenknicks wird daraufhin infolge von Fluiden aufgeschmolzen die aus dem Krustenanteil dieser Platte in den Mantel entweichen Das entstandene Magma besitzt eine geringere Dichte als das umgebende Mantelgestein und steigt aufgrund des Auftriebes vertikal auf Es sucht sich einen Weg an die Erdoberflache Allerdings befindet sich der Vulkan innerhalb eines in ost westlicher Richtung verlaufenden Grabensystems und liegt damit genau zwischen einer bereits seit etwa 15 000 000 Jahren aktiven basaltischen Vulkanprovinz im nordwestlichen Kyushu und dem gut 70 Kilometer sudlich gelegenen von der Subduktion hervorgerufenen sudwestjapanischen Vulkangurtel nahe Shibahiki Dieses Grabensystem erweitert sich pro Jahr um etwa 14 Millimeter wahrend es gleichzeitig um zwei Millimeter absinkt Vulkanologen sehen diesen Graben als einen Auslaufer des Okinawa Backarc Beckens an welches nach Sudwesten entlang der Ryukyu Inseln bis in das Ostchinesische Meer reicht Es entstand durch den so genannten slab roll back Effekt Dieser zeichnet sich dadurch aus dass der Eintauchwinkel der subduzierten Platte steiler wird Dadurch verlagert sich die Subduktionszone nach Osten rollt also zuruck und die daruberliegende Eurasische Platte wird mitgezogen und gedehnt Diese Dehnung fuhrt letztlich zur Anlage von Abschiebungen und Graben und zur Ausdunnung der Kruste Der darunter liegende Mantelbereich wird druckentlastet was wiederum die Bildung und den Aufstieg von Schmelzen bewirkt Den Bereich der Graben und Abschiebungen bezeichnet man als Backarc Becken also als hinter dem Inselbogen gelegen was den Namen des Beckens erklart Aufgrund seiner Lage ist der Unzen Teil des Pazifischen Feuerrings eines Vulkangurtels der sich um nahezu den kompletten Pazifischen Ozean zieht Die Laven des Unzen sind sehr dickflussig und unter dem Namen Dazitlava bekannt Sie weisen in der Regel einen Siliciumdioxidanteil von knapp 65 Prozent auf und sind reich an fluchtigen Elementen Da sie nicht schnell abfliessen bilden sie im Gipfelbereich uberdurchschnittlich viele Lavadome Geologische Entwicklung BearbeitenGeologische Formationen Bearbeiten Die Halbinsel Shimabara ist seit Millionen von Jahren vom Vulkanismus gepragt Die altesten vulkanischen Ablagerungen in der Region sind etwa 6 Millionen Jahre alt Auf dem gesamten Gebiet der Halbinsel ereigneten sich vor 2 500 000 bis 500 000 Jahren ausgedehnte Ausbruche Zu dieser Zeit bildete sich durch Faltung der Erdkruste ein Graben Teile der Halbinsel versanken bis zu 1 000 Meter tief im Meer Die Grabenbildung konnte die Ursache dafur sein dass sich die vulkanische Aktivitat an einer Stelle konzentrierte und der Unzen begann sich in diesem Graben zu bilden Eruptionen von dazitischer Lava begannen an einem Ort etwas sudwarts des heutigen Unzen und verschoben sich mit der Zeit nordwarts nbsp Vulkanisches Gestein mit Basalt nebengesteinsfragmenten vom UnzenIn den ersten 200 000 Jahren wuchs der Vulkan schnell und bildete einen grossen Kegel Spatere Eruptionen in den folgenden 150 000 Jahren fullten einen grossen Teil des Grabens aus Anfanglich war die Aktivitat von andesitischer blockiger Lava und pyroklastischen Surges gepragt doch vor 500 000 bis 400 000 Jahren anderten sich die Ausbruche und hatten nun ihnen Schwerpunkt auf dazitischen Laven pyroklastischen Stromen und aus der Luft ausfallenden Ablagerungen In der Zeit von vor 400 000 bis 300 000 Jahren hinterliessen pyroklastische Strome und Lahare jene Ablagerungen die den Hauptteil des den Vulkan umgebenden Fachers von Vulkaniklastika bilden Vor 300 000 bis 150 000 Jahren lagerten sich machtige phreato magmatische Ablagerungen ab die durch Kontakt heisser Schmelze mit Wasser entstehen was auf eine rasche Auffullung des Grabens durch Pyroklastika des Vulkans zu dieser Zeit hindeutet Die Aktivitat in den letzten 150 000 Jahren fand an einer Anzahl verschiedener Orte des vulkanischen Komplexes statt Dadurch entstanden mehrere Gipfel in der Reihenfolge der Hohe f1 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap 1 Heisei Shinzan 平成新山 1 483 Meter hoch 32 46 N 130 18 O 32 761222222222 130 29883333333 1483 Fugen dake 普賢岳 1 359 3 Meter hoch und junger als 25 000 Jahre 32 46 N 130 18 O 32 759888888889 130 29213888889 1359 3 Kunimi dake 国見岳 1 347 Meter hoch 32 46 N 130 17 O 32 762027777778 130 28713888889 1347 Myōken dake 妙見岳 1 333 Meter hoch und 25 000 bis 40 000 Jahre alt 32 45 N 130 17 O 32 756722222222 130 28555555556 1333 Nodake 野岳 1 142 Meter hoch und 70 000 bis 150 000 Jahre alt 32 45 N 130 17 O 32 745388888889 130 28572222222 1142 Kusenbu dake 九千部岳 1 062 4 Meter hoch 32 47 N 130 16 O 32 775472222222 130 26061111111 1062 4 Yadake 矢岳 940 2 Meter hoch 32 44 N 130 16 O 32 737111111111 130 27069444444 940 2 Mayu yama 眉山 Lavadom 4000 Jahre alt Shichimen san 七面山 818 7 Meter hoch 32 46 N 130 20 O 32 77175 130 33697222222 818 7 Tengu yama 天狗山 695 Meter hoch 32 46 N 130 21 O 32 76725 130 34202777778 695 Takaiwa dake 高岩岳 881 0 Meter hoch 32 43 N 130 16 O 32 71775 130 26994444444 881 0 Azuma dake 吾妻岳 869 8 Meter hoch 32 47 N 130 15 O 32 791111111111 130 25275 869 8 Torikabuto yama 鳥甲山 822 0 Meter hoch 32 47 N 130 16 O 32 788111111111 130 27186111111 822 0 Takadake 高岳 771 1 Meter hoch 32 44 N 130 14 O 32 736916666667 130 23855555556 771 1 Maidake 舞岳 703 Meter hoch 32 47 N 130 17 O 32 788166666667 130 28816666667 703 Iwatoko san 岩床山 694 4 Meter hoch 32 44 N 130 18 O 32 739444444444 130 30413888889 694 4 Hachimaki yama 鉢巻山 638 1 Meter hoch 32 48 N 130 14 O 32 795083333333 130 23283333333 638 1Am Fugen dake der nur etwa sechs Kilometer vom Zentrum der Stadt Shimabara entfernt liegt fanden in den letzten 20 000 Jahren die meisten Eruptionen statt Aktivitaten bis 1990 Bearbeiten Die erste dokumentierte und beobachtete Eruption des Unzen datiert von 1657 2 und dauerte mit kurzen Unterbrechungen bis 1663 3 Seinen heftigsten Ausbruch in historischen Zeiten erlebte der Vulkan am 21 Mai 1792 4 mit einem grossen dazitischen Ausfluss vom Fugen dake Nach dem scheinbaren Abschluss des Ausbruchs kollabierte infolge eines Erdbebens die Ostflanke des Mayuyama unerwartet Die daraus resultierende Lawine rutschte mit bis zu 200 km h in den Ozean und loste einen 20 Meter hohen Tsunami aus der die Stadt Shimabara nahezu vollstandig zerstorte und mehr als 15 000 Menschen das Leben kostete Dies war die bis heute folgenreichste geologische Eruption in Japan Aktivitatsphase von 1990 bis 1995 Bearbeiten Nach der grossen Eruption von 1792 galt der Unzen als temporar inaktiv Im November des Jahres 1989 zeigten sich erstmals wieder seismische Aktivitaten in der Nahe des Vulkans als in einer Tiefe von 20 Kilometern unter der Bucht von Chijiwa etwa zehn Kilometer westlich des Berges schwache Erdbebenschwarme registriert wurden Deren Hypozentrum wanderte mit der Zeit ostwarts bis es im Juli 1990 unter dem Fugen dake lag Unmittelbar darauf verzeichneten die Messstationen den ersten vulkanischen Tremor Tremore sind regelmassige Erdstosse die durch den Aufstieg von Magma oder die Schwingung von Gasen in den Vulkanschloten erzeugt werden In den Monaten zwischen August und November 1990 intensivierten und hauften sich sowohl die Erdbeben als auch die Anzahl der Tremore Die japanischen Vulkanologen vor Ort rechneten mit einem Ausbruch nbsp Der Unzen aus leicht sudostlicher Blickrichtung Zu sehen sind ausgedehnte erkaltete pyroklastische Strome und Lahar Ablagerungen Die erste phreatomagmatische Eruption ereignete sich am 17 November Im Zuge dieser Aktivitat bildeten sich zwei kleine temporare Krater Nach Beendigung der kurzen Eruption bildete man ein Komitee welches die Uberwachung und die Massnahmen zum Schutz der Bevolkerung organisieren sollte Wahrend im Dezember kaum Aktivitaten festgestellt wurden verstarkten sie sich ab Januar 1991 erneut Am 12 Februar kam es am Nachmittag zu einer erneuten diesmal starkeren phreatomagmatischen Eruption aus einem neu entstandenen dritten Krater nachdem sich bereits vormittags neue Fumarolenfelder am Hang gebildet hatten Durch die sich verstarkende Tatigkeit des Unzen alarmiert entwickelten die Behorden einen Plan zur Evakuierung von 16 000 Menschen die in der Gefahrenzone im Umkreis von zehn Kilometern vom Berg moglicher pyroklastischer Eruptionen lebten Die Eruptionen hielten abgeschwacht durchgehend bis zum 29 Marz an und erreichten vorerst nicht die Starke vom Februar Dies anderte sich zur Monatswende Marz April als sie sich erneut verstarkten Im April blieb die seismische Tatigkeit des Unzen nahezu unverandert Zu Mitte des Mai jedoch massen die Wissenschaftler unter dem Berg eine Zunahme der Erdbeben und Tremore Am 15 Mai ergoss sich ein erster Lahar ausgelost durch Regenfalle welche sich mit den dunnen Ascheablagerungen verbunden hatten ins Tal des Flusses Mizunashi in den nachsten Wochen bildeten sich noch weitere Schlammflusse Daraufhin begann die Evakuierung der Bevolkerung Funf Tage spater am 20 Mai schob sich im flachen Jigokuato Krater ein erster Lavadom empor 5 Ihm sollten noch viele weitere folgen Der Dom wuchs begleitet von Erdstossen rasch und hatte schon bald den Kraterrand erreicht uber den er hinauswuchs So war bald der gesamte Gipfel des Unzen von ihm uberzogen Die Zerstorung des Doms begann am 26 Mai als ein kleines Stuck von ihm abbrach und die vorher zusammenhangende blasenerfullte Lava in viele kleine heisse Schmelzfragmente zerbrach die an der Bergflanke einen primaren pyroklastischen Strom erzeugten welcher eine Lange von 2 5 Kilometern erreichte Gegen Ende des Monats bildeten sich am Vulkan innerhalb nur eines Tages 35 pyroklastische Strome Zwar waren die meisten von ihnen nahezu unbedeutend klein doch die aussergewohnliche Haufung dieses ansonsten eher seltenen Phanomens liess nun auch vermehrt europaische Vulkanologen auf die Tatigkeiten des japanischen Berges aufmerksam werden Viele reisten nur wenige Tage spater an und schlugen ihr Lager gemeinsam mit Journalisten und Fotografen am Fuss des Berges in der evakuierten Zone auf nbsp Ubersichtskarte zum pyroklastischen Strom des Unzen vom 3 Juni 1991 Am 3 Juni begann der lang erwartete Ausbruch des Unzen Dieser war moglicherweise das Ergebnis einer Druckentlastung der Magmasaule nach einem Erdrutsch im Krater Der Vulkan stiess Aschewolken aus Es bildete sich ein pyroklastischer Strom von bis dahin am Unzen weder aufgezeichnetem noch beobachtetem Ausmass Er bediente sich fur seinen Lauf des Flusstals des Mizunashi Da dieses aber durch die bereits im Mai abgegangenen Lahare nahezu aufgefullt war sprang der Strom auf benachbarte Taler uber Dabei starben 43 Wissenschaftler und Journalisten die mit Autos von ihrem Lager in die ihrer Meinung nach sicheren Taler aufgebrochen waren Unter den Opfern waren auch die damals bekanntesten Vulkanologen uberhaupt Das franzosische Ehepaar Katia und Maurice Krafft sowie der Amerikaner Harry Glicken Ihre Kollegen konnten vom Stutzpunkt aus den Lauf des pyroklastischen Stromes verfolgen ehe dieser nach 4 5 Kilometern zum Stillstand kam Die Evakuierung der Anwohner die in mehreren Schritten abgelaufen war konnte am 7 Juni ohne Zwischenfalle abgeschlossen werden Am darauffolgenden Tag ubertraf ein weiterer pyroklastischer Strom der sich vom Lavadom gelost hatte die Reichweite des Stromes vom 3 Juni um einen Kilometer Er walzte sich wie alle bisherigen ebenfalls den Osthang des Unzen hinab Am 9 Juni bemerkten die Geologen vor Ort dass sich am Rand des ersten ein zweiter Lavadom ausgebildet hatte Aus diesem gingen in den folgenden Monaten neue pyroklastische Strome hervor Am 11 Juni eruptierte ein Teil dieses neuen Doms Durch diese Explosion wurden Bimssteine bis in die nahe Kustenstadt Shimabara geschleudert Der dortigen Bevolkerung wurde geraten in ihren Hausern zu bleiben Am 17 Juni ging nach einer erneuten starken Eruption ein Ascheregen uber der 9 7 Kilometer sudwestlich des Berges auf der anderen Seite der Shimabara Halbinsel an der Kuste gelegenen Stadt Obama heute Unzen nieder Drei Jahre lang fullte die Lava kontinuierlich die Gipfelkrater auf und bis 1994 wurden elf weitere Lavadome beobachtet welche in dieser Zeit fur mindestens 10 000 kleine bis winzige pyroklastische Strome verantwortlich waren die nun neben der Ost auch die Nord und die Sudflanke hinunterglitten nbsp Ein durch den Ausbruch von 1991 zerstortes HausAb 1993 liess der Lavaausstoss allmahlich nach und zur Mitte des Jahres 1994 verlangsamte sich die Aufwolbung des elften Lavadoms signifikant Ein Jahr darauf im Sommer 1995 liessen die nur noch vereinzelten Eruptionen nach und klangen schliesslich ganz ab Die Oberflachentatigkeit des Vulkans wurde solfatarisch Trotz der Beruhigung registrierte man weiterhin mehrere Dutzend Erdbeben und einige Tremore pro Monat Zwischen der ersten und der letzten an der Oberflache sichtbaren vulkanischen Tatigkeit waren wahrend dieser Ausbruchsphase gut viereinhalb Jahre vergangen Wahrend dieser Zeit wurden etwa 2 000 Hauser zerstort Ausser den 1991 ums Leben gekommenen Wissenschaftlern forderte der Ausbruch jedoch dank guter Schutz und Evakuierungsplanung keine weiteren Opfer Seit dem Ende der Eruptionen haben heftige Regenfalle regelmassig pyroklastisches Material in Bewegung gesetzt und neue wenn auch kleinere Schlammlawinen ausgelost Der Unzen selbst hat sein Gesicht gravierend verandert War er vor 1990 ein zugewachsener gruner Berg ist seine Gipfelregion heute aufgrund der zahlreichen abgegangenen pyroklastischen Strome und Lahare kahl und wust Besonders stark ist die Ostflanke betroffen Dort zieht sich die vegetationslose Zone bis hinab in die Taler in welchen zum Teil noch heute meterhoch erhartete vulkanische Ablagerungen liegen und keine Pflanzen wachsen Viele Quadratkilometer Ackerland rund um den Vulkan sind auf Jahre hinaus unnutzbar und mehrere Tausend Menschen mussten umgesiedelt werden Einige konnten bis heute nicht in ihre Heimat zuruckkehren Erforschung und Uberwachung des Vulkans Bearbeiten nbsp Das Foto von Anfang 2007 zeigt einen betonierten Abflusskanal mit dem Fugen dake im Hintergrund und dem nahen Shimabara im Rucken Die Blickrichtung ist gen Westen Der Unzen gilt als einer der am besten erforschten und uberwachten Vulkane der Welt Uber ihn zieht sich nicht erst seit den jungsten Ausbruchen ein Netz aus Seismographen und anderen geophysikalischen Messstationen Zudem befindet sich an seinem Sockel ein Vulkanobservatorium Der Vulkan wurde bereits 1991 im Rahmen der Internationalen Dekade zur Bekampfung von Naturkatastrophen der Vereinten Nationen zu einem der 16 Vulkane des Jahrzehnts erklart Dies wurde mit seiner Geschichte heftiger Ausbruche und seiner Lage in dicht besiedeltem Gebiet begrundet Zum Schutz Shimabaras aber auch der kleineren Dorfer nahe dem Berg vor weiteren pyroklastischen Stromen begann man nach dem Ausbruch damit an der Ostflanke betonierte Auffangkanale anzulegen Diese setzen an den Enden der alten pyroklastischen Ablagerungen an und sollen bei einem erneuten Ausbruch neue Strome kontrolliert lenken Die zwei Hauptkanale treffen in einem knapp 600 Meter weiten Becken zusammen Von dort fuhrt der Abfluss weiter durch Shimabara und ins Meer Jedoch sind nicht die ganzen Strecken bis zum Sammelbecken ausgeschachtet Zum Teil dienen auch lediglich hohe Betonwande als Schutz die die Strome in der Bahn halten sollen Der langste Kanal hat vom Hang bis zum Ozean eine Lange von gut 5 8 Kilometern 1999 wurden Plane entwickelt eine Bohrung in das Innere des Vulkans niederzubringen Dabei wollte man bis in den Schlot vorstossen und Magma vom vier Jahre zuruckliegenden Ausbruch sammeln Zusatzlich sollten einige grundlegende Fragen der Vulkanologie geklart werden wie etwa warum das Magma wiederholt die gleichen Kanale benutzt obwohl diese am Ende eines jeden Ausbruches durch erkaltetes Gestein verstopft sind und wie das Magma auf seinem Aufstieg genug Gas verlieren kann um beim Herausfliessen zu erstarren anstatt zu explodieren Interessant war fur die Forscher auch die Tatsache dass man wahrend des Ausbruchs von 1990 bis 1995 kaum Gase in der Lava des Unzen gefunden hatte Man vermutete dass diese wahrend des Aufstieges im Schlot verblieben sind Das Vorhaben das unter der Leitung des Geologen Setsuya Nakada von der Universitat Tokio durchgefuhrt wurde barg jedoch zahlreiche Risiken Noch nie war ein tatiger Vulkan angebohrt worden und die Wissenschaftler konnten sich nicht sicher sein nicht auf eine Gasblase zu stossen und so einen erneuten Ausbruch zu provozieren Man vermutete im Schlot Temperaturen von bis zu 600 C Um einem Schmelzen der Bohrgestange vorzubeugen wurden diese permanent mit Kuhlflussigkeit gekuhlt welche von mit Dieselmotoren angetriebenen Pumpen in die Tiefe befordert wurde Zunachst begannen die Testbohrungen um die Machbarkeit eines tiefen Bohrloches zu prufen Es wurden zwei Locher mit 750 Metern und 1 500 Metern Tiefe niedergebracht Die gewonnenen Bohrkerne wurden verwendet um die Eruptionsgeschichte des Unzen besser verstehen zu konnen Ein weiteres 350 Meter tiefes Loch wurde genutzt um Methoden fur das eigentliche Tiefbohrprojekt zu erproben Die eigentliche Hauptbohrung fur die 60 Bohrstangen a 30 Metern Lange bereitstanden begann im Februar 2003 an der Nordflanke des Vulkans Die Bohrung hatte einen Durchmesser von 44 5 Zentimetern und fuhrte zunachst in einem Winkel von 25 von der Senkrechten in den Vulkan Schon bald stellte man fest dass das Innere des Berges sehr zerkluftet sein musste denn das Kuhlwasser des Bohrers versickerte nach einiger Zeit Dieser Umstand fuhrte schliesslich zu einer viermonatigen Unterbrechung des Projektes da den Verantwortlichen das Geld ausgegangen war Nach der Wiederaufnahme der Bohrung schwenkte man den Bohrkanal in grosseren Tiefen in Richtung des Eruptionskanals und erreichte bei 800 Metern Tiefe eine Neigung zur Senkrechten von 75 Als man die geplante Bohrtiefe von 1 800 Metern erreicht hatte war man noch nicht auf den Schlot getroffen Diesen erreichte man erst im Juli 2004 bei einer Bohrungslange von 1 995 Metern andere Quellen sprechen von 1 550 Metern 6 Die Tiefe unter dem Gipfel betrug zu diesem Zeitpunkt 1 500 Meter Die Bohrung war damit abgeschlossen doch die Untersuchungen liefen erst an Erstaunlicherweise lag die Temperatur im Schlot nur bei etwa 155 C Als Grunde hierfur fuhrten die Geologen eine starke Verastelung des Ausbruchskanals an sodass die kleineren Mengen Magma schneller hatten abkuhlen konnen Wie erwartet fand man im Schlot sehr viel Gas sowohl in Form von Einschlussen als auch als Gasblasen Diese stellten jedoch keine Gefahr fur die Bohrung dar Die Forscher vermuten zudem dass das porose Gestein die Entgasung des Magmas ins Freie beschleunigt Dies wurde den niedrigen Gasgehalt des Magmas erklaren Die aus dem Inneren des Unzen gewonnenen Bohrkerne wurden in einem Labor in Japan untersucht und ausgewertet Gesteinsproben sollen nun an Vulkanologen in der ganzen Welt verschickt werden Religiose und touristische Bedeutung BearbeitenDie ersten Siedlungsspuren in der Gegend um den Unzen datieren aus dem Jahre 701 Zu dieser Zeit grundete der beruhmte buddhistische Monch Gyōki am Fusse des Berges den Tempel Manmyō ji 満明寺 Der Einflussbereich des Tempels erweiterte sich stetig und schon bald war er unter dem Namen Koya san im Westen bekannt Koya san ist eine sudlich von Osaka gelegene Tempel und Klosteranlage Zeitweilig lebten uber 1 000 Monche in Askese in den Gemauern Der Manmyō ji fiel wahrend des Shimabara Aufstandes von 1637 einer Brandstiftung zum Opfer konnte aber bereits zwei Jahre spater wieder aufgebaut werden und steht noch heute an den Hangen des Unzen 7 8 Im Altertum hiess der Berg laut dem Hizen no Kuni Fudoki Takaku mine 高来峰 Er wurde aber schon in der Anfangszeit des Tempels mindestens seit dem fruhen 8 Jahrhundert als Unzen zan bezeichnet jedoch in der Schreibweise 温泉山 Diese bedeutet Berg der heissen Quellen 8 Religion Bearbeiten Dieser Name leitet sich von der Unzen jigoku der Unzen Holle her welche unterhalb der Krater des Unzen an den Flanken des Berges liegt Hierbei handelt es sich um ein weites Feld aus Fumarolen Thermalquellen und heissen Schlammkesseln welche zum Teil Temperaturen von weit mehr als 100 C erreichen und schwefelhaltige Dampfe ausstossen Die dortige Landschaft hat im Laufe der Jahrhunderte bedingt durch die mineralischen Ablagerungen eine kreideweisse Farbe angenommen die entfernt an die erkalteten Laven des Ol Doinyo Lengai in Tansania erinnert Das Gebiet in dem ausser Kiefern kaum Vegetation vorhanden ist ist ein bevorzugter Lebensraum fur Raben nbsp Die Unzen jigoku die Unzen Holle Im 16 Jahrhundert war die Unzen jigoku der Schauplatz zahlreicher Folterungen von Anhangern des christlichen Glaubens und Kriminellen Nach dem Verbot des Christentums in Japan sollen auch etwa 30 Christen in besonders heissen Quellen verbrannt worden sein 9 Zum Gedenken an diese grausamen Taten wurde auf einem Felsen ein schlichtes Holzkreuz aufgestellt Den Einheimischen gilt der Unzen nach wie vor als heiliger Berg Aus diesem Grunde standen sie auch dem Bohrprojekt zunachst sehr kritisch gegenuber da sie es fur falsch hielten den Vulkan in seiner gerade wiedererlangten Ruhe zu storen Deshalb musste ein Shintō Priester hinzugezogen werden Er erteilte dem Unzen seinen Segen und willigte anschliessend in die Bohrung ein Tourismus und Naturschutz Bearbeiten 1693 ordnete der aus Shimabara stammende Feudalherr Tadafusa Matsudaira an dass die Umwelt in der Umgebung des Vulkans geschutzt werden musse Er verbot die Totung sowohl von Vogeln als auch von bodenlebenden Tieren in diesem Gebiet sowie das Pflucken von wildwachsenden Azaleen Mehr als zwei Jahrhunderte spater erklarte man die Gegend um den Unzen am 16 Marz 1934 zum Unzen Amakusa Nationalpark Dieser erste Nationalpark Japans schliesst bei einer Ausdehnung von 28 289 Hektar auch einige der Amakusa Inseln mit ein Bereits im Jahr 1653 eroffnete Zenzaemon Kato mit dem Enreki yu das erste Heilbad in der Unzen jigoku Es bot heisse Dampfbader fur Kranke an Heutzutage werden etwa 30 Thermalquellen und Fumarolen in der Unzen jigoku kommerziell genutzt und unter dem Namen Unzen Thermen zusammengefasst Wanderwege fuhren durch die dampfende Landschaft Zwar musste die Touristenindustrie bedingt durch die Ausbruche von 1990 bis 1995 mehrere Ruckschlage verkraften wie etwa die Zerstorung der Infrastruktur massive Landschaftsveranderungen sowie Beeintrachtigung der Moglichkeiten von Fuhrungen doch inzwischen ist das Gebiet um den Vulkan wieder so gut fur den Tourismus erschlossen wie zuvor Das beliebteste Angebot fur Reisende ist die Fahrt hinauf zum Krater Fugen dake Diesen erreicht man nach dreiminutiger Fahrt mit einer Luftseilbahn vom Nitta Pass aus Daruber hinaus besteht die Moglichkeit auf den gleichnamigen Gipfel zu wandern Von dort kann man bei klarem Wetter bis zum 76 Kilometer entfernten Vulkan Aso blicken Literatur BearbeitenH Hoshizumi K Uto A Matsumoto Core stratigraphy of the Unzen Scientific Drilling Volcanic History of the Unzen Volcano Kyushu SW Japan American Geophysical Union Fall Meeting 2001 H Hoshizumi K Uto A Matsumoto A Kurihara Growth History Of Unzen Volcano Kyushu Japan American Geophysical Union Fall Meeting 2004 S Sakuma S Nakada K Uto Unzen Scientific Drilling Project Challenging drilling operation into the magmatic conduit shortly after eruption American Geophysical Union Fall Meeting 2004 K Uto H Hoshizumi A Matsumoto K Oguri H Nguyen Volcanotectonic history of Shimabara Peninsula and the evolution of Unzen volcano in Southwest Japan American Geophysical Union Fall Meeting 2001 K Uto S Nakada H Shimizu S Sakuma H Hoshizumi Overview and the achievement of the Unzen Scientific Drilling Project American Geophysical Union Fall Meeting 2004 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Unzen Vulkan Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Axel Bojanowski Gewagtes Projekt Forscher bohren Vulkan Schlund auf In Spiegel Online 21 Dezember 2004 Unzen im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution englisch Einzelnachweise Bearbeiten 3主な山岳 In 第53版 平成18年 長崎県統計年鑑 53 2006 statistisches Jahrbuch der Prafektur Nagasaki Prafektur Nagasaki 2006 abgerufen am 10 Februar 2014 japanisch Harro Hess Haack TaschenAtlas Vulkane und Erdbeben Klett PERTHES 2003 ISBN 3 623 00020 5 S 88 Ursula Schumer Hrsg Vulkane Konemann 2000 ISBN 3 8290 5671 0 S 143 Edward Bryant Tsunami ISBN 978 0 521 77599 1 S 299 englisch abgefragt am 20 Mai 2011 Before Extrusion of Lava Universitat Tōkyō archiviert vom Original am 6 Februar 2009 abgerufen am 1 September 2016 englisch Axel Bojanowski Gewagtes Projekt Forscher bohren Vulkan Schlund auf In Spiegel Online 21 Dezember 2004 History Nicht mehr online verfugbar Tourismusverband Unzen archiviert vom Original am 9 Mai 2008 abgerufen am 17 Mai 2008 englisch a b 雲仙の歴史 Nicht mehr online verfugbar Tourismusverband Unzen archiviert vom Original am 2 September 2016 abgerufen am 1 September 2016 japanisch Unzen Memento vom 14 Oktober 2009 im Internet Archive auf frommers com nbsp Dieser Artikel wurde am 27 Marz 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unzen Vulkan amp oldid 234587892