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Die Ungarische Wiesenotter Vipera ursinii rakosiensis ist eine in Teilen Ungarns und Rumaniens endemische Unterart der Wiesenotter Vipera ursinii Sie ist eines der am meisten gefahrdeten Tiertaxa der pannonischen Tiefebene Ihr Status wird von der IUCN als stark gefahrdet endangered angegeben 1 Ungarische WiesenotterUngarische Wiesenotter Vipera ursinii rakosiensis SystematikUnterordnung Schlangen Serpentes Familie Vipern Viperidae Unterfamilie Echte Vipern Viperinae Gattung Echte Ottern Vipera Art Wiesenotter Vipera ursinii Unterart Ungarische WiesenotterWissenschaftlicher NameVipera ursinii rakosiensisMehely 1893 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Fortpflanzung und Entwicklung 4 Bestand und Gefahrdung 5 Systematik und Taxonomie 5 1 Forschungsgeschichte 5 2 Geschichte des Namens 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Wiesenotter gilt als die kleinste Giftschlange Europas unter allen ihren Unterarten ist jedoch die Ungarische Wiesenotter die grosste Die Mannchen bleiben kleiner und schlanker als die Weibchen Das grosste wahrend eines Nachzuchtprogramms in Ungarn gemessene mannliche Exemplar hatte eine Gesamtlange von 47 1 cm das langste Weibchen erreichte 59 8 cm 2 Neben der unterschiedlichen Grosse kann man die Geschlechter auch anhand des Verhaltnisses der Schwanzlange zur Gesamtlange unterscheiden Dieses betragt bei Mannchen durchschnittlich rund ein Achtel bei Weibchen rund ein Zehntel 3 Die Unterseite des Schwanzes ist bei den Mannchen mit 30 bis 37 grossen Hornschuppen den Subcaudalia besetzt die Weibchen besitzen nur 23 bis 28 solcher Schilde Die Grundfarbe der Unterart ist graulich bis gelblich braunlich Auf ihrem Rucken befindet sich ein an die Kreuzottern erinnerndes artspezifisches Zick Zack Muster welches an der Seite von ahnlichen Mustern begleitet wird Die graue Unterseite der Schlange ist mit weisslichen Zipfeln durchsetzt Es gibt auch einen sogenannten bohnigen Typus bei dem das Ruckenmuster in kleine Flecken zerfallen ist die an Bohnen erinnern Die Ungarische Wiesenotter ist wie die anderen Unterarten der Wiesenotter nur schwer von der Kreuzotter Vipera berus zu unterscheiden es gibt jedoch praktisch keine sympatrischen Vorkommen von Kreuzotter und Ungarischer Wiesenotter Bei genauerer Untersuchung fallt auf dass die Wiesenottern im hinteren Korperbereich nur 19 Ruckenschuppenreihen besitzen Die Reduktion von 21 Schuppenreihen im Halsbereich auf 19 Reihen beginnt bei den meisten Unterarten bereits im ersten Korperviertel bei der Ungarischen Wiesenotter aber erst im zweiten Viertel Das unterscheidet die Wiesenottern auch von der ahnlichen Steppenotter Vipera renardi bei der die Reduktion der Ruckenschuppen auf 19 Reihen erst in der zweiten Korperhalfte beginnt 4 Weitere Unterscheidungsmerkmale zur Kreuzotter sind die kleineren Augen der Ungarischen Wiesenotter deren horizontaler Durchmesser ungefahr dem Abstand der Augen zu den Nasenlochern entspricht Die ungarische Wiesenotter hat einen im Vergleich zum Nacken kleineren Kopf als die Kreuzotter ihre Schnauze ist etwas mehr zugespitzt Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDas Verbreitungsgebiet der Ungarischen Wiesenotter umfasste ursprunglich ein Gebiet das vom ostlichsten Osterreich uber Ungarn und Rumanien bis nach Bulgarien reichte sie ist aber in den meisten Teilen dieses Areals ausgestorben Die zwei fruher zusammenhangenden Gebiete mit grossen Populationen die sich im Hansag deutsch Wasen sudlich des Neusiedler Sees und in der Grossen Ungarischen Tiefebene befanden sind heute in mehrere kleine Teilareale zerfallen Wahrend die westlichen Bestande hauptsachlich auf nassen Wiesen in Mooren oder auf Weiden leben bewohnt die Population im Tiefland die trockenen Steppen Kleinkumaniens kiskunsag Komitat Bacs Kiskun 2002 wurde eine Population im ostlichen Teil des Tieflands in Rumanien Siebenburgen wiederentdeckt 5 6 Lebensweise BearbeitenWie die meisten europaischen Reptilien uberwintert auch die Ungarische Wiesenotter Mitte Oktober sucht sie ein trockenes frostfreies Versteck auf meistens einen verlassenen Nagetierbau welches die Schlange erst im April verlasst Jungtiere ernahren sich primar von Springschrecken Orthoptera wahrend erwachsene Individuen daneben auch Nagetiere Eidechsen und nestjunge Vogel fressen 2 Die Ungarische Wiesenotter hautet sich dreimal im Jahr Im Fruhling im Sommer und kurz vor ihrer winterlichen Ruhephase Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten Die Paarung erfolgt im April Abhangig von der Witterung und vom Nahrungsangebot kommen die Jungschlangen etwa 100 Tage spater von Juli bis Anfang September zur Welt Sie entwickeln sich in durchsichtigen weichen Eikapseln und schlupfen haufig bereits im Mutterleib Ovoviviparie Die Zahl der Eier pro Gelege schwankt zwischen 4 und 16 Sie nimmt in der Regel mit dem Alter des Weibchens zu Die sofort schlupfenden bereits die Zeichnung der Elterntiere tragenden 12 16 cm langen Jungtiere hauten sich relativ bald 2 Im ersten Jahr erfolgt die Hautung monatlich mit fortgeschrittenem Alter immer seltener Bestand und Gefahrdung BearbeitenDie Unterart ist vor allem durch die Zerstorung ihres Lebensraumes bedroht jedoch sind die Grunde des Ruckgangs immer noch nicht zur Ganze geklart Der Gesamtbestand in den Wildreservaten betragt hochstens 500 Individuen kann aber durchaus hoher sein Die Magyar Madartani es Termeszetvedelmi Egyesulet MME hat 2004 ein Schutzprogramm mit einer 50 prozentigen Unterstutzung durch ein LIFE Projekt gestartet in dessen Rahmen im Kiskunsagi Nemzeti Park eine Station zum Schutz der Ungarischen Wiesenotter errichtet wurde Diese steht unter der Uberwachung des Rats fur den Schutz der Ungarischen Wiesenotter in Zusammenarbeit mit der naturwissenschaftlichen Fakultat der Lorand Eotvos Universitat und des Budapester Zoologisch Botanischen Gartens Es wird auch eine Zucht im Schutzzentrum von Kunpeszer von gefangenen Individuen fur die Wiederansiedlung durchgefuhrt 5 Die Nachzucht war bisher erfolgreich im September 2010 befanden sich bereits mehr als 700 Tiere im Zentrum also mehr als vermutlich in freier Wildbahn 7 Das Hauptaugenmerk des Programms liegt allerdings weiterhin bei der Wiederherstellung des Lebensraumes und der Information der dortigen Bevolkerung Die Ungarische Wiesenotter ist als Ungarns einziges endemisches Wirbeltier seit 1974 geschutzt bzw seit 1988 verstarkt geschutzt Systematik und Taxonomie BearbeitenInnerhalb der Familie der Vipern Viperidae gehort die Wiesenotter zur Gattung der Echten Ottern Vipera Die Entwicklung einzelner Arten erfolgte seit dem oberen Miozan wofur es viele fossile Belege gibt Mit Beginn der Eiszeit im Quartar wurden einzelne Verbreitungsgebiete von Vipera ursinii voneinander getrennt und es entwickelten sich mehrere Unterarten 8 Derzeit anerkannt sind laut The Reptile Database 9 Vipera ursinii anatolica Eiselt amp Baran 1970 Status ungeklart alternativ eigene Art Vipera anatolica 10 Vipera ursinii graeca Nilson amp Andren 1988 alternativ eigene Art Vipera graeca 11 Vipera ursinii macrops Mehely 1911 Vipera ursinii moldavica Nilson Andren amp Joger 1993 Vipera ursinii rakosiensis Mehely 1893 Vipera ursinii ursinii Bonaparte 1835ITIS erkennt allerdings derzeit keine der oben genannten Unterarten an 12 13 Die einzelnen Unterarten sind ausserlich wegen der grossen Variabilitat der Farbung und Zeichnung schwer voneinander zu unterscheiden Nilson und Andren uberarbeiteten die Systematik 2001 14 anhand biochemischer Faktoren Der elektrophoretische Vergleich des Serum Albumins erbrachte fur einzelne Unterarten so auch fur die Ungarische Wiesenotter ahnlich grosse Unterschiede wie zwischen Arten 15 Forschungsgeschichte Bearbeiten Die Ungarische Wiesenotter wurde bereits von Geza Entz 1842 1919 in seinem Werk Adalekok Erdely herpetologiajahoz Erganzungen zur Herpetologie Siebenburgens erwahnt allerdings wurde sie hier noch zu den Kreuzottern gestellt Lajos Mehely begann die Unterart 1892 zu erforschen Anhand seiner Untersuchungen publizierte er am 29 Mai 1893 ein Essay im Zoologischen Anzeiger in dem er die Ungarische Wiesenotter als eine Unterart der Kreuzotter unter dem Namen Vipera berus var rakosiensis beschrieb 16 George Albert Boulenger dem Herpetologen des British Museum dem ebenfalls einige Exemplare dieser Otter aus der Umgebung von Wien vorlagen bemerkte die grossen Unterschiede zwischen der Nominatform der Kreuzotter und der neu beschriebenen Unterart und zog in Erwagung sie als eigene Art unter dem Namen Vipera rakosiensis zu fuhren Wenig spater stiess Boulenger jedoch in der Literatur auf eine sehr ahnliche Art aus den Abruzzen fur die Bonaparte 1835 den Namen Pelias ursinii vorgeschlagen hatte Boulenger reihte sie als Vipera ursinii bei den Echten Ottern ein und erweiterte die Beschreibung Bonapartes anhand der Arbeit Mehelys uber Vipera berus var rakosiensis und aufgrund seiner eigenen Studien 3 Danach fuhrte er einen Briefwechsel mit Mehely den er schnell davon uberzeugen konnte dass es sich um eine eigenstandige Art handelte Aber erst nachdem ihm Boulenger Abbildungen der auf dem Gran Sasso gefundenen Ottern geschickt hatte akzeptierte Mehely die Ansicht dass sowohl die Gebirgsformen als auch die Flachlandformen der Art Vipera ursinii angehorten 17 Geschichte des Namens Bearbeiten Die Bezeichnung Otter von Rakos rakosi vipera geht auf den Zoologen und Erstbeschreiber Lajos Mehely zuruck der diesen Namen wahlte weil sie auf dem Rakosfeld entlang des Rakos Baches im heutigen Budapest haufig zu finden war In den 1950ern wurde die Schlange aus politischen Grunden auf Brachenotter parlagi vipera umbenannt da ihr Name an den damaligen Generalsekretar der Kommunistischen Partei Matyas Rakosi eigentlich Matyas Rosenfeld erinnerte Diese Bezeichnung ist allerdings irrefuhrend da diese Schlange kein Bewohner von Brachen ist In dieser Hinsicht sind der englische Name meadow viper oder die deutsche Bezeichnung Wiesenotter besser Heute wird wieder der ursprungliche Name von Mehely verwendet Die Volkssprache zwischen der Donau und der Theiss kennt die Bezeichnung Sandotter welche nicht mit der Europaischen Hornotter Vipera ammodytes auch Sandotter genannt identisch ist 2 Literatur BearbeitenWerner Kammel Zur Situation der Wiesenotter Vipera ursinii rakosiensis Mehely 1894 Squamata Serpentes Viperidae in Niederosterreich Herpetozoa 5 S 3 11 Wien 1992 Werner Kammel Zur Situation der Wiesenotter Vipera ursinii rakosiensis Mehely 1894 und der Pannonischen Bergeidechse Lacerta vivipara pannonica Lac amp Kluch 1968 im Burgenland Osterreich Herpetozoa 5 S 109 118 Wien 1992 Ljiljana Tomovic amp Georg Dzukic On the possible presence of meadow viper Vipera ursinii rakosiensis in FR Yugoslavia Population and Habitat Viability Assessment PHVA For the Hungarian Meadow Viper Vipera ursinii rakosiensis 5 8 November 2001 The Budapest Zoo Workshop Report S 74 75 Budapest 2001 PDF englisch Einzelnachweise Bearbeiten European Reptile amp Amphibian Specialist Group 1996 Vipera ursinii ssp rakosiensis In IUCN 2010 IUCN Red List of Threatened Species Version 2010 4 abgerufen am 23 Marz 2011 a b c d Hungarian meadow viper Life project Conservation of Hungarian meadow Viper Archivierte Kopie Memento des Originals vom 9 Marz 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www rakosivipera hu Online abgerufen am 23 Marz 2011 a b George Albert Boulenger On a little known European Viper Vipera ursinii Bonap Proceedings of the Zoological Society of London 40 S 596 599 1893 Oliver G Dely und Ulrich Joger Vipera Pelias ursinii BONAPARTE 1835 Wiesenotter In Ulrich Joger Nikolaus Stumpel Hrsg Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas Band 3 II B Schlangen Serpentes III Aula 2005 S 375 ISBN 978 3 89104 617 3 a b Otthonra talaltak a diktaturaban atkeresztelt viperak Origo vom 12 September 2010 Saving Vipera ursinii rakosiensis in Transylvania Centrul de initiativa pentru Mediu 2009 Magyar Madartani es Termeszetvedelmi Egyesulet MME Paul Edgar amp David R Bird Action Plan for the Conservation of the Meadow Viper Vipera ursinii Document prepared for the 26th meeting of the Standing Committee Convention on the Conservation of European Wildlife and Natural Habitats in Europe 2006 S 11 PDF 1 2 Vorlage Toter Link www wdm nl Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis englisch Vipera ursinii In The Reptile Database Bayram Gocmen John Mulder Mert Karis Anil Oguz 2014 The poorly known Anatolian Meadow Viper Vipera anatolica new morphological and ecological data Herpetologica Romanica 8 1 10 Article No 141101 Edvard Mizsei Daniel Jablonski Stephanos A Roussos Maria Dimaki Yannis Ioannidis Goran Nilson Zoltan T Nagy 2017 Nuclear markers support the mitochondrial phylogeny of Vipera ursinii renardi complex Squamata Viperidae and species status for the Greek meadow viper Zootaxa 4227 1 75 88 doi 10 11646 zootaxa 4227 1 4 R W McDiarmid J A Campbell T Toure Snake Species of the World A Taxonomic and Geographic Reference vol 1 Herpetologists League 1999 ISBN 1 893777 01 4 Vipera ursinii bei ITIS G Nilson und C Andren The meadow and steppe vipers of Europe and Asia the Vipera Acridophaga ursinii complex Acta Zoologica Academiae Scientiarum Hungaricae 47 S 87 267 2001 G Nilson Eurasian vipers and the systematics of the Vipera ursinii complex Population and Habitat Viability Assessment PHVA For the Hungarian Meadow Viper Vipera ursinii rakosiensis 5 8 November 2001 The Budapest Zoo Workshop Report S 74 75 Budapest 2001 S 65 PDF englisch Lajos Mehely Die Kreuzotter Vipera berus L in Ungarn Zoologischer Anzeiger 16 S 186 192 1893 Kovacs Tibor Hrsg A rakosi vipera multja jelene jovoje Fovarosi Allat es Novenykert Budapest 2001 ISBN 9 6300 8339 6Weblinks BearbeitenHungarian meadow viper Life project Conservation of Hungarian meadow Viper 1 Online Herpetofauna Vipersgarden Vipera ursinii Vipersgarden Vipera anatolica Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ungarische Wiesenotter amp oldid 230450547