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Die Unerlaubte Veranstaltung eines Glucksspiels ist eine Straftat die in Deutschland in 284 StGB normiert wird Bei der Vorschrift handelt es sich um eine Zentralnorm des Glucksspielstrafrechts 1 die ihre heute geltende Fassung am 23 Dezember 1919 erhielt Nach ihr wird bestraft wer ohne behordliche Erlaubnis offentlich ein Glucksspiel veranstaltet oder die Einrichtungen hierzu bereitstellt Unerlaubte Lotterien sind Sonderformen des verbotenen Glucksspiels die nach der Spezialregelung des 287 StGB erfasst werden Die Vorschriften des Strafrechts sollen die staatliche Kontrolle uber offentlich praktizierte Glucksspiele gewahrleisten 2 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Voraussetzungen 2 Rechtsgut und Hintergrund 3 Literatur 4 EinzelnachweiseInhalt und Voraussetzungen Bearbeiten nbsp Der Roulette Tisch Einfachtisch Bei einem Glucksspiel hangen Gewinn und Verlust nicht wesentlich von den Fahigkeiten des Spielers ab sondern werden ganz oder uberwiegend vom Zufall bestimmt die Wahrscheinlichkeit des Gewinnes ist also unabhangig von individuellen Anstrengungen 3 Der Spieler will einen geldwerten Gewinn erzielen und hat wie es in 3 des Glucksspielstaatsvertrages GluStV formuliert wird fur den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt zu entrichten Aus diesem Grund sind Geschicklichkeitsspiele wie etwa Billard bei denen die personlichen Fahigkeiten und Erfahrungen des Spielers den Spielausgang wesentlich bestimmen von der Vorschrift nicht erfasst 4 Hauptartikel Rechtliche Abgrenzung von Glucksspielen Spielberechtigungsbeitrage etwa in Form von Eintrittsgeld sind nicht unter den Begriff zu fassen da sie stets verloren sind 5 Weiterhin wird gefordert dass zumindest die Moglichkeit des Gewinns besteht Dabei ist jedoch unerheblich ob diese Moglichkeit die eigentliche Absicht des Glucksspiels ist oder der Einsatz lediglich als Entgelt fur den Zeitvertreib betrachtet wird 6 Glucksspiele im Sinne der Vorschrift sind etwa Roulette Wurfeln um Geld und vor allem das Automatenspiel das ein hohes Suchtpotential aufweist Von den zahlreichen Kartenspielen zahlen etwa Pokern und Mauscheln zu den Glucksspielen 7 nicht aber Skat oder Schafkopf die als Geschicklichkeitsspiele betrachtet werden 4 Auch Sport und Rennwetten sind Glucksspiele und bedurfen einer behordlichen Erlaubnis Gelegentlich wird die Auffassung vertreten eine Wette mit festgelegten Quoten sei eher als Geschicklichkeitsspiel einzustufen da die Kenntnis des Wettenden die Gewinnchance beeinflusse Diese Minderheitsauffassung widerspricht hochstrichterlicher Rechtsprechung die davon ausgeht dass auch hier die Entscheidung uber Gewinn und Verlust nicht wesentlich von den Kenntnissen der Spieler abhange sondern uberwiegend vom Zufall bestimmt werde fur dessen Beurteilung die Spielverhaltnisse ausschlaggebend seien Den Massstab hierfur bildet das Publikum nicht aber der besonders geubte Teilnehmer 1 Rechtsgut und Hintergrund Bearbeiten nbsp Spielautomaten haben ein hohes SuchtpotentialDa die Strafbarkeit des Verhaltens davon abhangt ob eine behordliche Erlaubnis vorliegt ist die Vorschrift verwaltungsakzessorischer Natur Der Tatbestand umfasst die verwaltungsrechtliche Verbotsnorm sowie die darauf basierende strafrechtliche Sanktion so dass sich nicht nur Straf sondern haufig auch Verwaltungsgerichte mit der Auslegung dieser zentralen Norm befassen 8 Es ist umstritten welches Rechtsgut von der Norm geschutzt werden soll Nach herrschender Meinung soll sie die wirtschaftliche Ausbeutung der naturlichen Spielleidenschaft unter staatliche Kontrolle nehmen 9 Der Regelungszweck der Beschrankungen besteht dann letztlich darin die Spieler vor leichtfertigen Vermogensverlusten zu schutzen und die Umwelt dadurch vor den schadlichen Folgen des fatalen Spielens zu bewahren Nach einer anderen Auffassung soll der Spieler durch die staatliche Kontrolle lediglich vor Manipulationen und damit Vermogensschaden im Bereich des besonders betrugsanfalligen Glucksspiels geschutzt werden Andere wiederum heben die wirtschaftliche Existenz und Gesundheit des einzelnen hervor sowie die offentliche Sicherheit und Volksgesundheit 10 Dies entspricht 1 Nr 2 GluStV nach dem der naturliche Spieltrieb der Bevolkerung in geordnete und uberwachte Bahnen gelenkt werden soll eine Begrundung die kritisiert wurde So bemerkt Thomas Fischer es sei schwer vorstellbar diese Begrundung auf ein staatlicherseits zu gewahrleistendes ausreichendes Angebot an Opiaten zu ubertragen 11 Die weiteren Absichten ubermassige Spielanreize zu verhindern die Spielleidenschaft nicht fur private oder gewerbliche Gewinnzwecke auszunutzen oder die Einnahmen fur gemeinnutzige Zwecke zu verwenden wurden die Kriminalisierung des unkonzessionierten Spielbetriebs nicht ausreichend begrunden Zu Recht hielten sich sozialpadagogische Einflussnahmen des Staates im Bereich des konzessionierten Glucksspiels in engen Grenzen 11 So hat der EuGH im Jahr 2010 entschieden dass staatliche Monopole auf Sportwetten und Lotterien mit europaischem Recht nicht vereinbar seien Spiele n und Wetten die wenn im Ubermass betrieben sozialschadliche Folgen haben kann demnach insofern entgegengewirkt werden dass durch nationale Rechtsvorschriften versucht wird eine Anregung der Nachfrage zu vermeiden und vielmehr die Ausnutzung der Spielleidenschaft der Menschen zu begrenzen 12 Wegen der staatlichen Partizipation an den durch lizenziertes Glucksspiel erzielten Gewinnen hat die offentliche Hand ein erhebliches Interesse ihren Genehmigungsvorbehalt zu sichern Aus diesem Grund schutzt die Norm objektiv und mittelbar die Moglichkeit staatlicher Einnahmen infolge einer Monopolisierung ein Gesichtspunkt der zwar im Vordergrund einiger fiskalischer Uberlegungen stehen mag den normativen Begrundungszusammenhang einer Strafbewehrung indes nicht stutzen kann 13 Literatur BearbeitenThomas Fischer Strafgesetzbuch und Nebengesetze 60 Auflage C H Beck Verlag Munchen 2013 ISBN 978 3 406 63675 2 Andreas Mosbacher Die Strafbarkeit von Glucksspiel insbesondere der Sportwetten unter Berucksichtigung des Europarechts In Ihno Gebhardt Sabine Miriam Grusser Sinopoli Hrsg Glucksspiel in Deutschland Okonomie Recht Sucht De Gruyter Berlin 2008 ISBN 978 3 89949 317 7 S 137 153 Axel Belz Das Glucksspiel im Strafrecht Elwert Verlag 1993 Dietz Zur Problematik des Glucksspielstrafrechts Dissertation Linz 1993 Heiko Lesch Die Sportwette als Glucksspiel im Sinne des 284 StGB in Gewerbearchiv 2003 S 321 Heiko Hartmut Lesch Sportwetten via Internet Spiel ohne Grenzen in Zeitschrift fur Wirtschafts und Steuerstrafrecht 2005 S 241 Bernhard Pfister Hrsg Rechtsprobleme der Sportwette Verlag C F Muller 1989 ISBN 978 3 8114 1889 9 Johannes Dietlein Das staatliche Glucksspiel auf dem Prufstand in Bayerische Verwaltungsblatter 2002 S 161 Gabriele Fruhmann Strafbarkeit gewerblicher Spielgemeinschaften in Monatsschrift fur Deutsches Recht 1993 S 822 Einzelnachweise Bearbeiten a b Mosbacher in Glucksspiel in Deutschland 2008 S 141 Mosbacher in Glucksspiel in Deutschland 2008 S 139 Fischer Strafgesetzbuch und Nebengesetze 2012 S 2088 a b Fischer Strafgesetzbuch und Nebengesetze 2012 S 2090 BGHSt 34 S 177 Fischer Strafgesetzbuch und Nebengesetze 2012 S 2089 Karl Lackner 284 StGB Unerlaubte Veranstaltung eines Glucksspiels in Kommentar zum Strafgesetzbuch Karl Lackner Beck 19 Auflage Munchen 1997 S 1274 Mosbacher in Glucksspiel in Deutschland 2008 S 138 BGHSt 11 209 zit nach Karl Lackner 284 StGB Unerlaubte Veranstaltung eines Glucksspiels in Kommentar zum Strafgesetzbuch Karl Lackner Beck 19 Auflage Munchen 1997 S 1273 Fischer Strafgesetzbuch und Nebengesetze 2012 S 2086 f a b Fischer Strafgesetzbuch und Nebengesetze 2012 S 2087 EuGH Urteil vom 8 September 2010 Az C 316 07 Mosbacher in Glucksspiel in Deutschland 2008 S 140 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unerlaubte Veranstaltung eines Glucksspiels amp oldid 218431583