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Der Turm hinter der Ausfahrt der Mollenvogtei ist ein ehemaliger Wehrturm der Stadtbefestigung der Magdeburger Altstadt Turm hinter der Ausfahrt der Mollenvogtei Blick vom FurstenwallBlick vom Turm zum Magdeburger DomBlick von der Dachterrasse des Treppenturms nach Norden uber die Elbe im Vordergrund das Dach des Wehrturms Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Geschichte 4 Architektur und moderne Umbauten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Turm entstand 1430 an der der Elbe zugewandten Seite der Stadtbefestigung Der Turm steht in der Nahe des Magdeburger Doms am Furstenwall und erhebt sich uber dem Schleinufer In der naheren Umgebung sind mit dem Kiek in de Koken und dem Tatarenturm am Furstenwall weitere Wehrturme erhalten Name BearbeitenDer ungewohnliche eher eine Ortsbeschreibung darstellende Name des Turms nimmt Bezug auf das neben der alten Mollenvogtei befindliche alte gleichfalls erhaltene Stadttor Ausfahrt an der Mollenvogtei Der Turm steht in der Nahe des sudlichen Endes der alten Stadtbefestigung und damit noch hinter der ebenfalls im Suden der Stadt gelegenen Ausfahrt Haufig wird der Name auch in anderen Formen wie Hinter der Mollenvogtei 1 2 Hinter der Ausfahrt 3 oder Hinter der Ausfahrt zur Mollenvogtei wieder gegeben Geschichte Bearbeiten1430 31 wurde der Bereich der Domfreiheit im Zusammenhang mit befurchteten Angriffen der Hussiten militarisch befestigt Es entstanden in diesem Bereich sechs Wehrturme Darunter auch der Turm hinter der Ausfahrt der Mollenvogtei und der nordlich hiervon gelegene Kiek in de Koken Die Turme standen mit einer Hohe von etwa 20 Metern frei Zwischen den Turmen wurden zunachst holzerne Palisaden spater massive Mauern errichtet Eine erste Mauer entstand 1525 1 nach anderen Angaben ab 1530 2 Eine zweite Mauer wurde dann Mitte des 16 Jahrhunderts 12 Meter stadtseitig der Ersten errichtet Zwischen den beiden verlief der Zwinger Um 1520 25 hatte der quadratische Turm die Funktion einer Wasserkunst fur die Domfreiheit erhalten Um im Fusse des Turms ein besseres Wasserreservoir zu erhalten wurde in den Domfelsen auf dem der Turm grundet eine Vertiefung eingebracht Bei den Belagerungen der Stadt 1550 51 und 1630 31 hatten die Wehranlagen im Bereich des Furstenwalls grossere Bedeutung Bei der Belagerung 1630 31 wurde Magdeburg weitgehend zerstort der Wehrturm blieb jedoch erhalten 1667 wurde die Wasserkunst im Turm wieder hergestellt 4 Nach anderen Angaben bestand die Wasserkunst dann erst ab 1697 5 bzw sogar nur von 1767 bis 1819 2 6 Die Wasserkunst beforderte mit Hilfe eines Pferdegopels Wasser fur das Gebiet um den Domplatz Spater kam hier eine der ersten Dampfmaschinen zum Hochfordern des Wassers zum Einsatz 6 Nachdem durch die Weiterentwicklung der Waffentechnik die Wehrturme militarisch bedeutungslos geworden waren liess der Gouverneur der Festung Magdeburg Furst Leopold von Anhalt Dessau 1722 den Zwischenraum zwischen den Mauern der Zwingeranlage von Ingenieurhauptmann Preusser verfullen Es entstanden Kasematten und oben eine von Baumen bestandene Promenade der heutige Furstenwall Die Wehrturme wurden stadtseitig etwa zur Halfte in den Wall eingegraben Der heutige Eingang zum Turm vom Furstenwall aus befindet sich daher eigentlich in halber Hohe des gesamten Turms Militarisch wurde der Furstenwall im Wesentlichen als Exerzierplatz genutzt Parallel erfolgte jedoch auch eine zivile Nutzung nbsp Blick auf den Turm als Teil der Dr Lossierschen Badeanstalt1820 wurde der Turm dann in eine Baderanstalt einbezogen Der preussische Garnisonsstabsarzt Haase fugte sudlich an den Turm eine medizinische Badeanstalt im Stil des Klassizismus an deren Kellerraume noch heute bestehen 1859 und 1862 erfolgten Erweiterungen durch Dr Lossier dem Nachfolger Haases der das Lossiersche Dampfbad betrieb Der mittelalterliche Turmschaft diente als die Gebaudeansicht dominierendes Treppenhaus 1881 ubernahm Dr Paul Schreiber die Anlage und betrieb eine Augenheil und Badeanstalt Dr Schreiber Der Turm war Mittelrisalit des im Stil des Spatklassizismus errichteten Gebaudes Auch in dieser Zeit entstanden weitere Eingriffe in die historische Gebaudesubstanz Der Turm wies grosse Fenster und Turdurchbruche auf Etwa ab 1900 wurde die Heilanstalt von der spateren Reichsbahn als Wohn und Burogebaude genutzt bis es wahrend des Zweiten Weltkrieges 1945 zerstort wurde Der Turm blieb als Ruine zuruck wahrend das ihn umgebende Gebaude weitgehend verschwand Die mittelalterliche Bausubstanz trat wieder zu Tage Der Turm verfiel die Mauerkrone und die sudwestlichen Eckquader gingen verloren Die Wande vor allem an der Nordseite zeigten Risse das Kernmauerwerk blieb jedoch erhalten nbsp Pindar Zitat am Turm Das Beste aber ist das Wasser nbsp Innenansicht der Ferienwohnung im Turm rechts der Aufgang zur DachterrasseArchitektur und moderne Umbauten BearbeitenMit einem privaten Investor wurde dann zur Jahrhundertwende zum 21 Jahrhundert eine umfangreiche Sanierung durchgefuhrt In den unteren Etagen entstanden Buros im obersten Geschoss eine jetzt als Ferienwohnung genutzte Wohnung Um die geringe Grundflache des Turms optimal zu nutzen entstand an der Sudseite als Betonkonstruktion ein gesonderter Treppenturm der uber glaserne Konstruktionen den Zugang zu den verschiedenen Turmgeschossen gewahrt Auf dem Treppenturm entstand eine kleine Dachterrasse die von der Ferienwohnung aus erreichbar ist Als Zugange vom Treppenturm zu den Stockwerken des Turms wurden in der Vergangenheit bereits erfolgte Durchbruche genutzt Beim Bau wurde der Turm auch um etwa funf Meter auf eine ursprunglich vermutlich vorhandene Hohe in Anlehnung an Kiek in de Koken erhoht Das oberste Geschoss wurde aussen mit Metall verkleidet Die Aufmauerung erfolgte mit leichten Porotonsteinen Die Hohe uber dem Furstenwall betragt damit 17 5 Meter Unterhalb des Furstenwallniveaus erstreckt sich der Turmschaft noch 11 Meter in die Tiefe An der Fassade wurde der auf den griechischen Dichter Pindar zuruckgehende Satz ARISTON MEN YLWR gemeint ist wohl eigentlich ARISTON MEN YDWR gesprochen ariston men hydor zu deutsch Das Beste aber ist das Wasser angebracht Wahrend die ausseren Abmessungen des Turms 6 97 m 6 97 m betragen bemisst sich die Innenflache auf Grund der erheblichen Wandstarken nur auf etwa 4 5 m 4 5 m Die Wandstarke variiert zwischen 1 0 und 1 8 Meter Im Bereich des Turmschafts betragt die Starke der Mauern uber 2 Meter Die Grundrissflachen der Geschosse liegen damit zwischen 16 und 20 m Die inneren Geschosshohen wurden den ursprunglich vorhandenen angenahert die Geschossdecken als Holzbalkendecken ausgefuhrt Die Nordost und Sudostecken des Turms sind abgeschragt Bis in eine Hohe von 8 Metern uber dem Furstenwall ist die ursprungliche unregelmassige Eckverzahnung des Bruchsteinmauerwerks erhalten Das neu errichtete Dach wurde gleichfalls in Anlehnung an Kiek in de Koken als flaches Zeltdach gestaltet Ursprunglich trug der Turm ein Spitzhelmdach Im Erdgeschoss wurde eine Erweiterung bis zur ostlich verlaufenden Stadtmauer vorgenommen Bereits im 19 Jahrhundert war eine solche Erweiterung vorhanden Auch vorhandene Kellerraume ehemaliger Bebauungen der Umgebung aus dem 19 und 20 Jahrhundert wurden nutzbar gemacht Die Grundmauern des Turms selbst sind noch weitgehend original vorhanden Nach Suden und Osten finden sich Schiessscharten Die Flache der Raume ist sehr eng die Wandoberflachen rustikal Eine naturliche Beluftung besteht nicht 7 Andere Quellen sehen den in der Ostwand vorhandenen 1 10 Meter hohen Schlitz als Luft oder Lichtschlitz und nicht als Schiessscharte 8 Der Schlitz ist innen 0 38 aussen jedoch 2 30 stark Die Wandstarke betragt dort 2 30 Meter 8 Die Mauern grunden sich auf den Domfelsen An der Grundung anstehendes Wasser wechselt mit dem jeweiligen Wasserspiegel der Elbe Dieser untere Bereich des Turms ist von einer an originaler Stelle wieder eingebauten Holzbalkendecke durch eine Leiter zu erreichen Daruber hinaus besteht eine kleine Pforte an der Nordseite Ursprunglich besass das zweite Kellergeschoss ein in Nord Sud Richtung gespanntes Tonnengewolbe wie sich anhand noch aufgefundener Widerlager ergab Das Gewolbe war aus Bruchsteinen von Grauwacke und Rotliegendem errichtet Die Raumhohe des zweiten Kellergeschosses bis zum Scheitelpunkt der Wolbung betrug ursprunglich 3 40 Meter Da der Raum auch ursprunglich auf Grund ungenugender Offnungen fur Verteidigungszwecke nicht geeignet war wird vermutet dass er auch als Verlies diente 8 Der Zugang zum Turm befindet sich heute auf der Hohe des Furstenwalls lag ursprunglich jedoch tiefer Wie bei Wehrturmen ublich war der Zugang jedoch nicht von ebener Erde aus moglich sondern befand sich vermutlich 6 oder 9 Meter uber dem Niveau des heutigen Schleinufers und somit im ersten heutigen Kellergeschoss wahrscheinlich uber dem Gewolbe Die darunter liegenden Raume konnten nur durch das Turminnere uber Leitern erreicht werden 9 Die Gebaudegrundflache betragt 74 11 m Die Brutto Grundflache inklusive der praktisch nicht nutzbaren Flachen im ersten und zweiten Untergeschoss betragt 427 88 m Der umbaute Raum betragt insgesamt 1 640 13 m Durch die Umbauten konnte der Turm erhalten werden sein Erscheinungsbild ist jedoch gegenuber dem mittelalterlichen Bau deutlich verandert Literatur BearbeitenHeinz Gerling Denkmale der Stadt Magdeburg Helmuth Block Verlag Magdeburg 1991 ISBN 3 910173 04 4 Seite 107 Helmut Menzel Der Furstenwall Stadtplanungsamt Magdeburg 2001 Michael Sussmann Der ehemalige Wehrturm HINTER DER AUSFAHRT DER MOLLENVOGTEI die Sanierung und Nutzung einer Ruine auf dem Furstenwall in Magdeburg in Der Furstenwall Stadtplanungsamt Magdeburg 2001 Seite 115 ff Sabine Ullrich Magdeburg Stadtebau und Architektur Verlag Janos Stekovics Halle an der Saale 2001 ISBN 3 929330 33 4 Seite 57 Denkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Band 14 Landeshauptstadt Magdeburg Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt Michael Imhof Verlag Petersberg 2009 ISBN 978 3 86568 531 5 Seite 201 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Turm hinter der Ausfahrt der Mollenvogtei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetauftritt des EigentumersEinzelnachweise Bearbeiten a b Ullrich Magdeburg Stadtebau und Architektur Seite 57 a b c Denkmalverzeichnis Seite 201 Priegnitz in Menzel Furstenwall Seite 21 https www stadtturm com Menzel Furstenwall Seite 12 a b Gerling Denkmale Magdeburg Seite 107 Sussmann Der ehemalige Wehrturm in Der Furstenwall Seite 119 a b c Menzel Furstenwall Seite 23 Menzel Furstenwall Seite 25 52 123821 11 636009 Koordinaten 52 7 25 8 N 11 38 9 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Turm hinter der Ausfahrt der Mollenvogtei amp oldid 232211000