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Die Trachodon Mumie ist eine naturlich entstandene Mumie eines Dinosauriers Sie wurde 1908 in Wyoming USA entdeckt und wird der Dinosaurier Art Edmontosaurus annectens ursprunglich Trachodon annectens zugeschrieben einem Vertreter der Hadrosauridae Entenschnabelsaurier Die Trachodon Mumie ist das erste von selten gefundenen Dinosaurier Fossilien das umfangreiche den Korper umhullende Hautabdrucke zeigt was zur Bezeichnung Dinosaurier Mumie fuhrte 1 Die ungewohnlich gute Erhaltung dieses detailreichen Fossils hat die wissenschaftlichen Vorstellungen zur Biologie der Hadrosauriden massgeblich gepragt Zwischen den Fingern der Mumie vorgefundene Hautabdrucke wurden als Schwimmhaute interpretiert was als entscheidendes Argument fur eine aquatische Lebensweise der Hadrosauriden herangezogen wurde Heute gilt diese Theorie als widerlegt Die Trachodon Mumie Abbildung aus der Beschreibung aus dem Jahr 1912Die Mumie wurde von der Sternberg Familie Charles H Sternberg und Sohne entdeckt und geborgen die fur ihre zahlreichen Funde insbesondere von Dinosaurier Fossilien beruhmt ist Heute ist die Mumie im American Museum of Natural History AMNH in New York ausgestellt die Exemplarnummer lautet AMNH 5060 2 1910 entdeckte die Sternberg Familie eine zweite Edmontosaurus Mumie im selben Fundgebiet die sie an das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main Senckenberg Mumie verkaufte wo sie noch heute ausgestellt ist 1 Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Bedeutung und systematische Einordnung 3 Beschreibung und Interpretationen 3 1 Haut 3 2 Hautkamm 3 3 Hand 3 4 Verknocherte Sehnen und Mageninhalt 3 5 Farbmuster 4 Taphonomie 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntdeckung Bearbeiten nbsp Badlands der Lance Formation entlang des Cow Creek nbsp Die Trachodon Mumie in der Ausstellung im American Museum of Natural History 2008 Die Trachodon Mumie wurde 1908 von Charles Hazelius Sternberg und seinen drei Sohnen George Charles und Levi entdeckt und geborgen Sternberg war ein unabhangiger Fossilienjager der seine Funde verschiedenen Museen in Nordamerika und Europa zum Verkauf anbot Seine Sohne arbeiteten anfangs als Assistenten ihres Vaters stiegen spater jedoch selbst zu anerkannten Palaontologen auf 3 1908 wollte Sternberg in ein neues Arbeitsgebiet vorstossen das Lance Creek Gebiet im ostlichen Wyoming Vorab bemuhte er sich Abnehmer fur zu erwartende Fossilfunde zu finden und schrieb an das British Museum of Natural History er wisse wo sich in Wyoming ein Fossil des gehornten Dinosauriers Triceratops finden liesse Das Museum willigte ein es wurde gute Fossilfunde aufkaufen sollten welche gemacht werden 4 Die Sternberg Expedition brach zu Beginn des Fruhjahrs von ihrem Familiensitz in Kansas auf 4 das Lance Creek Gebiet erreichte sie im Juli 5 Geplant war die Erkundung eines etwa 1000 Quadratmeilen 2590 km grossen unbewohnten Gebiets nordlich des North Platte River und sudlich des Cheyenne River in Converse County heute Niobrara County 4 5 Die hier vorherrschenden Badlands schliessen Gesteine der spaten Oberkreide Maastrichtium auf die heute als Lance Formation bekannt sind Das Gebiet wurde zuvor bereits intensiv von palaontologischen Expeditionen erkundet 4 vor dem Start seiner Suche erfuhr Sternberg dass das American Museum of Natural History bereits seit Jahren erfolglos in diesem Gebiet arbeitete 5 Die ersten Wochen der Suche blieben erfolglos 5 Sternberg schrieb Day after day hoping against hope we struggled bravely on Every night the boys gave answer to my anxious inquiry What have you found Nothing deutsch Tag um Tag hoffend gegen alle Hoffnung muhten wir uns eifrig weiter ab Jeden Abend gaben die Jungen Antwort auf meine bange Erkundigung Was habt ihr gefunden Nichts 5 Ende August stiess Sternberg schliesslich auf ein aus dem Gestein herauswitterndes Horn die anschliessende Grabung brachte einen 198 Zentimeter langen Triceratops Schadel zu Tage 5 6 Kurz darauf entdeckte der alteste Sohn George aus dem Gestein herauswitternde Knochen als er zusammen mit dem jungsten Sohn Levi noch unerkundetes Gebiet ablief Levi fand weitere Knochen in der unmittelbaren Nahe die offenbar zum selben Skelett gehorten Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Gruppe bis auf 65 Meilen 105 km von ihrem Basislager entfernt und die Nahrungsvorrate wurden knapp Sternberg wies George und Levi an vorsichtig den Sandstein oberhalb des Skeletts abzutragen und brach mit Charles nach Lusk auf um neue Vorrate einzukaufen und den Schadel an das British Museum zu verschicken Am dritten Tag nach der Abreise des Vaters hatten George und Levi bereits erkannt dass sie ein auf dem Rucken liegendes offenbar vollstandiges Exemplar vor sich hatten Als George ein grosses Stuck Sandstein aus der Brustregion des Skeletts entnahm entdeckte er zu seiner Uberraschung einen perfekt erhaltenen Hautabdruck 1930 schrieb George Imagine the feeling that crept over me when I realized that here for the first time a skeleton of a dinosaur had been discovered wrapped in its skin That was a sleepless night for me deutsch Stellen Sie sich das Gefuhl vor das mich uberfiel als ich erkannte dass hier zum ersten Mal ein Dinosaurierskelett mitsamt seiner Haut entdeckt wurde Das war eine schlaflose Nacht fur mich 3 Als Sternberg schliesslich am funften Tag zuruckkehrte waren George und Levi die Nahrungsmittel ausgegangen die letzten beiden Tage mussten sie von ungesalzenen Kartoffeln leben Nichtsdestotrotz hatten sie den aufliegenden Sandstein vollstandig entfernt die Grabung mass einen Umfang von 3 6 Meter Breite 4 5 Meter Lange und 3 Meter Tiefe 4 5 Als Henry Fairfield Osborn Leiter des American Museum of Natural History von dem Fund erfuhr schickte er unmittelbar einen Mitarbeiter nach Wyoming um das Fossil fur das Museum zu erwerben Osborn wusste uber die Vereinbarung zwischen Sternberg und dem British Museum appellierte jedoch an Sternbergs Patriotismus und versprach eine dauerhafte Ausstellung des Fossils 4 Schliesslich kaufte das Museum die Mumie fur 2 000 Dollar 2 Im American Museum wurde die Freilegung der Hautabdrucke von dem Praparator Otto Falkenbach abgeschlossen 7 anschliessend wurde das Fossil von Osborn und Barnum Brown wissenschaftlich bearbeitet und schliesslich im Museum ausgestellt In der Ausstellung wird das von einer glasernen Schutzhulle umfasste Exemplar in seiner ursprunglichen Fundlage gezeigt auf die Rekonstruktion fehlender Teile wurde verzichtet 2 4 Bedeutung und systematische Einordnung Bearbeiten nbsp Die Trachodon Mumie in Seitenansicht nbsp Hautabdrucke der Trachodon Mumie Die rechte Abbildung entspricht dem mit A die linke den mit B markierten schraffierten Bereich in der unten abgebildeten Umrisszeichnung der Mumie Der wissenschaftliche Wert der Mumie liegt in dem ungewohnlich guten Erhaltungsgrad dem Zusammenhang der Knochen in ihrem ursprunglichen anatomischen Verbund sowie in den umfangreichen Hautresten Osborn schrieb 1911 This truly wonderful specimen therefore nearly doubles our previous insight into the habits and life of a very remarkable group of reptiles deutsch Dieses wirklich wundervolle Exemplar gewahrt uns nahezu eine Verdopplung unserer bisherigen Einblicke in die Lebensgewohnheiten einer sehr bemerkenswerten Reptiliengruppe 8 Da Hautabdrucke von Hadrosauriden zuvor lediglich von wenigen Fragmenten bekannt waren wurde die von Hautabdrucken eingehullte Trachodon Mumie zu einer palaontologischen Sensation 3 Osborn schrieb jedoch 1912 dass das beruhmte Typusexemplar von Trachodon mirabilis AMNH 5730 das 1884 von Jacob Wortman gefunden wurde ursprunglich ebenfalls von einer Hulle aus Hautabdrucken umgeben war Diese Abdrucke wurden jedoch bei der Bergung des Skeletts grosstenteils zerstort weshalb nurmehr drei Fragmente aus der Schwanzregion vorliegen Wie Osborn weiter anmerkte ist es sehr schwierig bei einer Ausgrabung die sehr dunne Schicht aus Hautabdrucken zu entdecken so seien in den vorangegangenen Jahren moglicherweise viele Funde fossiler Haut verloren gegangen weil sie weder erwartet noch erkannt worden waren 7 Die Trachodon Mumie wird den Hadrosauridae Entenschnabeldinosauriern zugeordnet einer Gruppe innerhalb der Ornithischia Vogelbeckensaurier Barnum Brown identifizierte die Mumie anfangs als Trachodon annectens Der Gattung Trachodon wurden zu dieser Zeit nahezu samtliche bekannten Hadrosauriden Funde zugeordnet 9 Ab 1942 wurde die Mumie unter der neuen Art Anatosaurus copei gefuhrt 10 welche 1990 in eine eigenstandige Gattung Anatotitan ausgelagert wurde 11 Heute wird Anatotitan copei von einem Grossteil der Forscher als identisch mit Edmontosaurus annectens angesehen 12 Den Hadrosauridae werden ein Grossteil aller bekannten Dinosaurier Hautabdrucke zugeschrieben im Maastrichtium Nordamerikas werden Hadrosauriden Fossilien 31 Mal haufiger mit Hautabdrucken vorgefunden als Fossilien anderer Gruppen 13 Die Grunde fur diese Verteilung sind unklar Auf die Gattung Edmontosaurus entfallen 25 aller bekannten Hautabdrucke von Hadrosauriden 13 Beschreibung und Interpretationen Bearbeiten nbsp Umrisszeichnung der Mumie Ventralansicht Die Mumie ist zu einem Grossteil erhalten und die Knochen befinden sich noch in ihrem ursprunglichen anatomischen Verbund Es fehlen die Hinterfusse der hintere Abschnitt des Beckens sowie der Schwanz diese Teile sind durch Erosion verloren gegangen noch bevor das Fossil entdeckt wurde Fossilien werden wahrend der Fossilisierung sehr haufig flachgedruckt die Trachodon Mumie ist jedoch dreidimensional erhalten 14 Das Exemplar liegt auf dem Rucken Kopf und Hals sind nach unten und zur rechten Seite des Korpers gedreht Die Knie sind hochgezogen wahrend die Vorderbeine ausgestreckt nach oben zeigen Der Brustkorb ist offen 7 Fast zwei Drittel der gesamten Hautflache liegen als teilweise exzellent erhaltene Abdrucke vor 7 was Osborn zu der Bezeichnung Dinosaurier Mumie verleitete 8 Die Hautabdrucke sind eng an die Knochen gepresst und zwischen den Knochen in den Korper hineingezogen Vermutlich war bei seiner Entdeckung das gesamte Skelett von Hautabdrucken umgeben die jedoch bei der Herausarbeitung des Fossils aus dem Gestein teilweise zerstort wurden 7 Die Hautabdrucke finden sich an den Vorderbeinen Hals und Kehle der Brustregion sowie an der rechten Seite des Rumpfs 7 Sternberg wies ausserdem auf die Erhaltung von Muskelabdrucken hin 6 Carpenter 2007 gab an dass moglicherweise auch Abdrucke von inneren Organen vorhanden sind um diese Moglichkeit zu uberprufen seien aber detaillierte Computertomographie und Rontgenanalysen notig 14 Haut Bearbeiten nbsp Zeichnung eines Ausschnitts der Haut in der BauchregionDie Haut erscheint im Verhaltnis zur Korpergrosse sehr dunn und filigran Wie fur Dinosaurier typisch besteht die Beschuppung aus sich nicht uberlappenden Schuppen Tuberkeln Die Grundflache wird von rundlichen Grundtuberkeln mit einem Durchmesser von 1 bis 3 Millimetern gebildet die von inselartigen Anhaufungen Clustern grosserer meist weniger als funf Millimeter grosser polygonaler Pflastertuberkel unterbrochen werden Die Cluster konnen aus 20 bis zu mehreren Hundert Pflastertuberkeln bestehen Sie werden durch intermediare Tuberkel gesaumt die in Grosse und Form zwischen Grundtuberkel und Pflastertuberkel vermitteln Im Brust und Bauchbereich sind die Cluster klein oval geformt und in unregelmassigen Langsreihen angeordnet An den Seiten werden sie grosser 5 bis 10 Zentimeter ihre Form ist unregelmassiger Die grossten Cluster finden sich oberhalb des Beckens und messen 50 Zentimeter im Durchmesser vermutlich waren ahnlich grosse Cluster auf dem gesamten Rucken vorhanden 7 Muskeln und Gelenke waren generell mit kleineren Tuberkeln besetzt um eine grossere Flexibilitat zu gewahrleisten grossere Tuberkel finden sich in den Partien die eng an die Knochen gepresst sind 1 7 Die grossten erhaltenen Schuppen finden sich auf der Aussenseite der Arme diese polygonalen Tuberkel erreichen einen Durchmesser von einem Zentimeter Die Innenseite der Arme war dagegen vollstandig von kleinen Tuberkeln bedeckt Der Oberschenkel zeigt ebenfalls relativ kleine Tuberkel auf der Innenseite von der Aussenseite sind keine Abdrucke uberliefert 7 Hautabdrucke vom Schadel finden sich lediglich innerhalb des grossen die Nasenoffnungen beherbergenden Schadelfensters Hier ist die Haut glatt und in Falten geworfen Tuberkel fehlen ganzlich Eine Vertiefung der Haut im vorderen Abschnitt des Schadelfensters konnte die Position der fleischigen Nasenoffnungen markieren 10 Hautkamm Bearbeiten nbsp Die Trachodon Mumie wird der Art Edmontosaurus annectens Bild zugeschrieben Die kunstlerische Lebendrekonstruktion zeigt den in Lappen segmentierten Hautkamm Oberhalb der Halswirbelsaule ist ein 25 Zentimeter langer und 7 bis 8 Zentimeter tiefer Hautabdruck erhalten Osborn interpretierte diesen Bereich als Teil eines ornamentalen Hautkamms der sich entlang der Mittellinie von Hals und Rucken erstreckte Oberhalb der Wirbelgelenke sei der Kamm in Falten geschlagen um die Beweglichkeit des Halses zu gewahrleisten was den Kamm wie eine Krause erscheinen liesse Zwischen den gefalteten Bereichen des Kamms findet sich jeweils ein grosser ovaler Cluster aus Pflastertuberkeln Osborn bemerkte dass der obere Rand des Kamms bei der Bergung der Mumie zerstort worden ist weshalb sich die Hohe des Kamms nicht mehr feststellen lasst Vermutlich sei der Kamm nach oben durch mindestens eine weitere Reihe von Clustern erweitert gewesen Stephen Czerkas 1997 argumentierte dass der Kamm beim lebenden Tier nicht gefaltet gewesen sei die Faltung sei eine Folge der Mumifikation und durch vertrocknete Nackenbander hervorgerufen worden 15 Ein 1984 von John Horner beschriebenes Edmontosaurus Fossil zeigt dass der obere Rand des Hautkamms zumindest im Schwanzbereich in regelmassigen rechteckigen Lappen segmentiert war 16 Hand Bearbeiten nbsp Zeichnung der Unterseite der rechten Hand Zu sehen sind die von der Hauthulle umschlossenen Mittelhandknochen und Finger Die Trachodon Mumie ermoglichte die erste akkurate Rekonstruktion des Handskeletts eines Hadrosauriden Barnum Brown 1912 zeigte dass die Handwurzel nicht aus zwei vollstandigen Reihen verknocherter Handwurzelknochen bestand wie Othniel Charles Marsh in seiner verbreiteten Rekonstruktion von 1892 angenommen hatte sondern dass lediglich zwei verknocherte Handwurzelknochen vorhanden waren Diese Elemente liegen in der Mumie direkt ubereinander und oberhalb des dritten Mittelhandknochens Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die ursprungliche Lebendposition da die Knochen in beiden Handen in derselben Position erhalten sind 17 18 Weiter wies Brown darauf hin dass der erste Finger fehlte und die Finger 2 3 4 und 5 aus je drei Fingergliedern bestanden Marsh hatte den ersten Finger als reduziertes Element mit nur zwei Fingergliedern rekonstruiert der funfte Finger war in seiner Rekonstruktion nicht vorhanden 18 Die Finger der Trachodon Mumie sind durch eine Hulle aus Hautabdrucken teilweise miteinander verbunden Osborn argumentierte 1912 dass es sich bei dieser Hauthulle um Schwimmhaute gehandelt und die Vordergliedmasse als Paddel fungiert habe was ein deutlicher Hinweis auf eine aquatische Lebensweise von Trachodon und vermutlich anderer Vertreter der Trachodontidae Hadrosauridae sei Die Schwimmhaute hatten nicht nur die Finger miteinander verbunden sondern sich bis funf Zentimeter uber die Fingerspitzen hinaus erstreckt Beachtenswert seien ausserdem das Fehlen deutlich ausgepragter Hufe und grosser fleischiger Fusspolster an den Vordergliedmassen Merkmale wie sie bei einem primar landlebenden Tier zu erwarten seien 7 Mit der Senckenberg Mumie wurde 1910 ein weiteres Trachodon Exemplar mit schwimmhautartigen Strukturen entdeckt Wahrend die Hypothese einer aquatischen Lebensweise zuvor als umstritten und spekulativ galt etablierte sie sich mit der Entdeckung dieser beiden Mumien zur unbestrittenen Lehrmeinung 19 20 21 Charles H Sternberg schrieb 1917 I was reluctently giving up Marsh s and Cope s ideas they believed these dinosaurs lived on land feeding off the tender foliage of trees Entirely different views are held now These the duck bills lived in the water instead on land and consequently they had thin skin and strong paddles or rather webbed feet deutsch Ich hatte Marshs und Copes Ideen nur widerwillig aufgegeben sie haben geglaubt dass diese Dinosaurier auf dem Land lebten und sich von dem weichen Laub von Baumen ernahrt haben Heute werden komplett andere Meinungen vertreten Die Entenschnabeldinosaurier lebten im Wasser anstatt auf dem Land und hatten konsequenterweise dunne Haut und starke Paddel oder vielmehr mit Schwimmhauten versehene Fusse 22 Erst 1964 meldete John H Ostrom Zweifel an Dieser Forscher konnte zeigen dass sich Hadrosauriden nicht wie zuvor angenommen von weichen Wasserpflanzen ernahrten sondern dass ihr elaborierter Kauapparat zur Zerkleinerung widerstandsfahigen Pflanzenmaterials wie Koniferen ausgelegt war Die Skelettanatomie wurde auf eine hochgradig spezialisierte zweibeinige Fortbewegung an Land hindeuten Ostrom bemerkte dass Hadrosauriden keine Hautknochenplatten oder ahnliche Strukturen zur Verteidigung gegen Rauber zeigten wie sie bei vielen anderen pflanzenfressenden Dinosauriern zu finden sind Somit dienten die Schwimmhaute moglicherweise dazu bei Gefahr eine Flucht ins Wasser zu ermoglichen 21 Robert Bakker 1986 argumentierte schliesslich dass das Tier keine Schwimmhaute besessen habe und die zwischen den Fingern gespannten Hautreste die Uberbleibsel eines fleischigen Handpolsters darstellen das im Zuge der Mumifikation ausgetrocknet und abgeflacht wurde Ganz ahnliche von Fusspolstern herruhrende Hautstrukturen fanden sich an heutigen mumifizierten Kamelkadavern Ausserdem seien die Finger kurz und konnten kaum voneinander abgespreizt werden was sie fundamental von den langen abgespreizten Zehen heutiger paddelnder Tiere wie beispielsweise Enten unterscheide Bakker resumiert Far from being the best the duckbills must have been the clumsiest and slowest swimmers in all the Dinosauria deutsch Die Entenschnabeldinosaurier waren keinesfalls die besten sondern die schwerfalligsten und langsamsten Schwimmer innerhalb der gesamten Dinosauria 20 Heute gilt die Schwimmhaut Hypothese als widerlegt 19 20 Verknocherte Sehnen und Mageninhalt Bearbeiten nbsp Die Senckenberg Mumie Senckenberg Naturmuseum Frankfurt am Main Charles H Sternberg stellte 1909 fest dass entlang der Ruckenwirbelsaule hunderte bleistiftdicker verknocherter Sehnen erhalten geblieben sind Sternberg spekulierte dass diese Sehnen der Verteidigung dienten und von den Krallen rauberischer Dinosaurier wie dem zeitgenossischen Tyrannosaurus nicht durchdrungen werden konnten 5 Heute ist bekannt dass diese Sehnen die Wirbelsaule versteiften wahrscheinlich um beim Gehen auftretenden Biegekraften auf die Wirbelsaule entgegenzuwirken und dass auch ein Grossteil des in der Trachodon Mumie nicht erhaltenen Schwanzes durch derartige Sehnen versteift war 1 Sternberg berichtete ausserdem von verkohlten Nahrungsresten die in der Magenregion der Trachodon Mumie entdeckt wurden 6 23 Eine Analyse dieser Reste wurde bis heute nicht durchgefuhrt 24 Krausel 1922 untersuchte eine Konkretion von braunem Pflanzenmaterial in der Senckenberg Mumie die vor allem aus Nadeln und Asten von Koniferen bestand Bei beiden Mumien kann allerdings nicht ausgeschlossen werden dass das Pflanzenmaterial erst nach dem Tod des Tieres in die Bauchhohle eingewaschen worden ist 24 Farbmuster Bearbeiten Osborn beobachtete 1912 dass die Pflastertuberkel Cluster auf der Oberseite des Rumpfes und der Gliedmassen deutlich zahlreicher waren als auf der Unterseite Folglich wurden sie in den Bereichen dominieren die der Sonne ausgesetzt waren bei vielen heute lebenden Reptilien seien diese sonnenexponierten Bereiche mit den meisten Pigmenten besetzt Aus diesen Beobachtungen hypothetisierte Osborn einen Zusammenhang zwischen Pigmentierung und Beschuppung So konnten die Pflastertuberkel Cluster dunkler gefarbte Bereiche auf einer hellen Grundflache reprasentiert haben Die unregelmassige Verteilung der Cluster wurde auf ein unregelmassiges Farbmuster weisen Das elaborierteste Farbmuster sei auf dem Hautkamm des Halses zu finden Allerdings raumte Osborn ein dass bei heutigen Echsen die Verteilung der Pigmente vollstandig unabhangig von der Art der Beschuppung ist 7 Heutige Forscher stellten fest dass Aussagen uber das Farbmuster nicht moglich sind 19 Taphonomie BearbeitenVerschiedene Autoren beschaftigten sich mit der Frage wie das Tier zu Tode gekommen ist und welche Umstande zu der aussergewohnlich guten Erhaltung gefuhrt haben Charles H Sternberg 1909 5 6 und Charles M Sternberg 1970 25 gingen von einem Tod im Wasser aus Die sich nach dem Tod in der Bauchregion sammelnden Gase hatten den Kadaver aufschwimmen lassen wobei der Bauch nach oben zeigte und der Kopf unter der Schulter zu liegen kam Am Einbettungsort angelangt sei der Kadaver auf dem Rucken liegend von Sedimenten zugeschuttet worden Die Haut sei durch die Auflast der Sedimente 25 oder durch das Entweichen der Gase 5 in die Korperhohle hineingezogen Osborn schlug 1911 ein anderes Szenario vor So sei das Tier einen naturlichen Tod gestorben und der Kadaver hatte fur lange Zeit der Sonne ausgesetzt in einem trockengefallenen Flussbett gelegen unbeeintrachtigt von Aasfressern Muskeln und Eingeweide seien vollstandig ausgetrocknet und damit geschrumpft wodurch die hart und ledrig gewordene Haut einsank und schliesslich eng an den Knochen haftete Die so entstandene naturliche Mumie sei am Ende der Trockenzeit von einer plotzlichen Flut erfasst eine Strecke transportiert und am Einbettungsort sehr schnell von Sedimenten eingedeckt worden Die feine Korngrosse des Sediments feiner Flusssand mit ausreichendem Tonanteil hatte zu dem perfekten Abdruck der filigranen Hautstrukturen gefuhrt noch bevor die gehartete Haut aufweichen konnte 8 Heute gilt Osborns Hypothese als die wahrscheinlichste 1 14 nbsp Luftbild eines maandrierenden Flusses Zu sehen sind die Gleithange sand point bar auf der Innenseite und die Prallhange cutbank auf der Aussenseite der Flussschlaufen Uber die Todesursache des Tieres lasst sich lediglich spekulieren Kenneth Carpenter 2007 hielt Verhungern wahrend einer Durre fur die wahrscheinlichste Todesursache So gleiche die Mumie mit ihrer um die Knochen versunkenen Haut Kadavern heutiger Tiere wie sie wahrend Durren gefunden werden Ausserdem sei der Kadaver nicht von Aasfressern beeintrachtigt worden Ein solcher Umstand sei wahrend heutiger Durren zu beobachten wenn Trockenheit Aasfresser aus dem betroffenen Gebiet fernhalt oder eine derart grosse Anzahl von Kadavern anfallt dass sie von den vorhandenen Aasfressern nicht mehr bewaltigt werden kann Schliesslich bemerkt Carpenter dass heutige grosse Paarhufer wahrend Durren eng an Wasser gebunden sind um Uberhitzung zu vermeiden Die wichtigste Todesursache dieser Tiere wahrend Durren sei Verhungern nicht Verdursten Die Trachodon Mumie sei in Flusssedimenten entdeckt worden das Tier musse folglich in der Nahe eines Flusses oder zumindest eines ausgetrockneten Flussbetts gestorben sein 14 Die Sedimente des Fundorts wurden durch einen maandrierenden Fluss abgelagert Ein solcher Fluss andert bestandig seinen Lauf indem er das Ufer an der Aussenseite der Flussschlaufen Prallhang abtragt und Sediment auf der Innenseite Gleithang ablagert Der Gleithang bildet eine charakteristische Sedimentabfolge aus die Gleithangsequenz Carpenter folgert anhand eines wahrend der Grabung gemachten Fotos dass das Fossil innerhalb einer Gleithangsequenz entdeckt wurde der Kadaver also auf einem Gleithang eingebettet wurde Carpenter vermutete dass der Kadaver wahrend Flutereignissen nach Ende einer Durre eingebettet wurde Ein bedeutender Faktor zur schnellen Einbettung liegt laut Carpenter darin begrundet dass der Kadaver als Hindernis in der Stromung auftritt Beim Umlaufen des Kadavers erhoht sich die Stromungsgeschwindigkeit des Wassers wodurch Sediment abgetragen wird Der Kadaver wurde in die so geschaffene Mulde sukzessive einsinken Das fur die weitere Einbettung notige Sediment sei flussaufwarts durch kollabierende Prallhange in den Fluss gelangt worauf der hohe Tongehalt der Sandsteine deuten wurde Die Sedimentfracht des Flusses hatte sich insbesondere bei ausklingender Flut abgelagert wenn die Stromungsgeschwindigkeit und damit das Transportvermogen des Flusses abnimmt Somit sei der Kadaver innerhalb von Stunden oder hochstens weniger Tage eingebettet worden 14 Was nach der Einbettung geschah ist nur schwer rekonstruierbar vor allem auch weil heute keine Proben des Sandsteins mehr existieren der die Mumie unmittelbar umgab Wahrscheinlich hat zunachst die langsame bakterielle Verwesung des nun wieder feuchten Kadavers eingesetzt Carpenter betont dass die exzellente Erhaltung des Fossils erst durch bakteriell gebildete Minerale moglich wurde Biomineralisation Diese Minerale hatten den die Mumie umgebenden tonreichen Sand verfestigt was die ungewohnliche dreidimensionale Erhaltung ermoglichte An der ursprunglichen Kontaktflache von Sand und Kadaver sei somit zugleich auch die Oberflachenstruktur der Haut als Abdruck erhalten worden Ausserdem habe die Mineralisierung die Knochen in ihrer anatomischen Lage verankert und damit verhindert dass sie bei fortschreitender Verwesung des Weichgewebes auseinanderfielen Wichtige seinerzeit gebildete Minerale seien das Kalziumkarbonat Kalzit sowie das Eisenkarbonat Siderit welches zu Limonit oxidiert fur die rostige Farbe der Mumie verantwortlich sei Nach der mehr oder weniger vollstandigen Zersetzung des Weichgewebes sei im zementierten Sediment ein Hohlraum zuruckgeblieben der nachfolgend mit Sand verfullt worden sei Dabei seien auch die Hautabdrucke an der Innenwand des Hohlraumes ausgefullt worden 14 Im Zuge der normalen Gesteinsbildung ist schliesslich auch dieser Sand zementiert worden Somit ist die Weichkorperuberlieferung der Trachodon Mumie zu einem gewissen Grad mit der Bildung von Steinkernen bei wirbellosen Meerestieren mit Aussenskelett vergleichbar Literatur BearbeitenKenneth Carpenter How to Make a Fossil Part 2 Dinosaur Mummies and Other Soft Tissue In The Journal of Paleontological Science 2007 S 5 14 Phillip Lars Manning Grave secrets of dinosaurs soft tissues and hard science National Geographic Washington D C 2008 Chapter four Dinosaur Mummies Henry Fairfield Osborn Integument of the iguanodont dinosaur Trachodon In Memoirs of the American Museum of Natural History Band 1 1912 S 30 54 Henry Fairfield Osborn A Dinosaur Mummy In The American Museum Journal Band 11 New York 1911 S 7 11 Katherine Rogers The Sternberg Fossil Hunters A Dinosaur Dynasty Mountain Press Publishing Company 1999 ISBN 0 87842 404 0 S 106 121 Charles H Sternberg The Life of a Fossil Hunter Henry Holt and Company New York 1909 S 270 277 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e 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