www.wikidata.de-de.nina.az
Mappa ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Fur das japanische Aufnahmestudio siehe MAPPA Ein Torawimpel ist ein Stoffband das um eine Torarolle gewickelt wird Er ist auch unter dem hebraischen Namen Mappa bekannt was einfach Tuch bedeutet Die Grundbedeutung von Wimpel ist Tuch Schleier Binde vgl mittelhochdeutsch verwimpfen niederdeutsch wimpeln verhullen Sie blieb im Jiddischen erhalten ווימפל ווימפעל wahrend im Neuhochdeutschen eine Bedeutungsentwicklung zu kleine Fahne erfolgte 1 Gelegentlich wird ein Torawimpel als Beschneidungs Tora Band bezeichnet da es auch Torabander gibt die bei einem anderen Anlass gestiftet wurden Torawimpel vielleicht aus Basel 1899 Jewish Museum New York Inhaltsverzeichnis 1 Funktion 2 Geschichte 2 1 Lengnauer Mappot 2 2 Judisches Museum Prag 2 3 Stadtisches Museum Gottingen 2 4 Musee alsacien de Strasbourg 3 Weitere Verwendung 4 Symbolik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksFunktion BearbeitenUm eine zusammengerollte Torarolle zu fixieren dient heute ein elastisches Textilband mit Klettverschluss Torawimpel erfullten diese Funktion in der fruhen Neuzeit sie wurden viele Male um die Buchrolle geschlungen und dann festgesteckt da man am Schabbat keinen festen Knoten binden darf Fur dieses Problem gibt es unterschiedliche Losungen zum Beispiel wurde eine Schleife teilweise als erlaubt angesehen manche Torawimpel enden daher in Schleifenbandern 2 Torawimpel konnen 2 50 m aber auch bis zu 4 m lange Stoffstreifen sein 3 Die Breite variiert zwischen 12 und 20 cm Geschichte BearbeitenBereits in fruhromischer Zeit war es ublich Torarollen zu ihrem Schutz in Tucher einzuschlagen Man nimmt an dass einige Schriftrollen vom Toten Meer in Leintucher gehullt und so in Krugen deponiert wurden Der Brauch der Torawimpel geht ins 16 Jahrhundert zuruck und breitete sich in Deutschland und angrenzenden Regionen Schweiz Elsass Danemark Bohmen und Mahren aus In den genannten Regionen des aschkenasischen Judentums wurde das Tora Verschlussband aus einem rechteckigen oder quadratischen Tuch hergestellt mit dem der Saugling bei seiner Beschneidung bedeckt wurde Nach der Zeremonie wurde das Tuch gereinigt und in Streifen geschnitten die aneinandergenaht den Torawimpel ergaben Die Tradition wird auf den Rabbi Jakob ben Moses haLevi Molin zuruckgefuhrt Er verwendete als Pate bei einer Beschneidung das Wickelband einer Torarolle als Beschneidungswindel da sich die Eltern aus Armut keine Windel leisten konnten Nach der Reinigung des Tuches wurde es wieder als Mappa benutzt 4 Die altesten erhaltenen Torawimpel wurden mit Stickerei verziert Wichtigstes Dekorationsmotiv ist die hebraische Schrift der eingestickte Satz folgt diesem Schema Name Vatersname Geburtstag nach dem hebraischen Kalender und ein Segenswunsch der bei der Beschneidungszeremonie gesprochen wird Gott lasse den Jungen heranwachsen zur Tora zur Chuppa Hochzeit Familiengrundung und zu guten Werken Tora Chuppa und Tierkreiszeichen wurden meist im Bild dargestellt Um 1800 begannen bemalte Torawimpel die bestickten abzulosen dabei wurden auch Schablonen verwendet Manchmal finden sich bildliche Darstellungen eines Brautpaars oder einer Hochzeitsgesellschaft Relativ ungeschickte Verteilung der Buchstaben auf dem zur Verfugung stehenden Raum und andere Indizien deuten darauf hin dass viele Torawimpel von Familienmitgliedern gestickt bzw gemalt wurden 5 In den 1920er Jahren wurde der Brauch der Torawimpel weitgehend aufgegeben und geriet auch infolge des Holocaust in Vergessenheit Versuche die Tradition neu zu beleben hatten keinen grosseren Erfolg 6 Sowohl in Israel als auch in den Vereinigten Staaten werden heute Torawimpel fur Madchen und Jungen entworfen die auch neue Schmuckmotive aufnehmen 7 Lengnauer Mappot Bearbeiten Eine der umfangreichsten Sammlungen von Torawimpeln die Lengnauer Mappot wurden in den 1960er Jahren im Surbtal im Schweizer Kanton Aargau gefunden Die 218 Wickelbander die auf der Frauenempore der Synagoge in Lengnau lagerten erstrecken sich uber drei Jahrhunderte Das alteste stammt aus dem Jahr 1655 1967 wurden die Wimpel durch Florence Guggenheim Grunberg untersucht Sie sind heute Teil der Sammlung des Judischen Museums der Schweiz 8 Judisches Museum Prag Bearbeiten Die Torabander Sammlung des Judischen Museums Prag umfasst rund 1500 Exemplare die alteste Mappa stammt aus dem Jahr 1668 Darstellungen von Menschen sind eine seltene Ausnahme die nur 18 Torawimpel dieser Sammlung aufweisen 9 Stadtisches Museum Gottingen Bearbeiten Die Torawimpel Sammlung des Stadtischen Museums Gottingen umfasst 28 Exemplare aus Sudniedersachsen vom spaten 17 bis fruhen 19 Jahrhundert ein Grossteil stammt aus dem Ort Adelebsen Das alteste Exemplar ist auf das Jahr 1690 datiert und wurde im Dorf Geismar nahe Gottingen verwendet 10 Eine Besonderheit der Gottinger Sammlung ist dass fast alle in den Inschriften genannten Personen durch Abgleich mit Grabinschriften und weiteren Dokumenten judischer Gemeinden der Region identifiziert werden konnten Musee alsacien de Strasbourg Bearbeiten Die judische Abteilung dieses Museums besitzt mehr als 500 Torawimpeln franzosisch Mappot aus dem Elsass Der alteste ist von 1614 und stammt aus Dambach la Ville 11 Weitere Verwendung BearbeitenAls einem der altesten Toraschmuckstucke waren der Mappa mehrere Verwendungszwecke zugedacht Das Band wurde vom Kindsvater in der Synagoge ubergeben wenn der Junge im Alter zwischen einem und drei Jahren zum ersten Mal die Synagoge besucht Die Ubergabe der Mappa steht fur das Sich einbinden in die Gemeinde und das Sich binden an die Tora Diese Aktion der Wimpel Ubergabe durch Vater und Sohn nannte man die Mappe zur Schule tragen 12 Die Mappa wird spater bei Zeremonien weiterer Feste im Leben des jungen Juden eine Rolle spielen So ist die Tora seiner Bar Mizwa mit dem Wimpel umhullt und bei seiner Hochzeit wird der Wimpel benotigt indem er die Tora in der am Sabbat vor der Hochzeit vorgelesen wird umwickelt oder die Chuppa den Hochzeitsbaldachin schmuckt Im Schrank einer Synagogengemeinde kamen im Lauf der Zeit Hunderte von Torawimpeln zusammen Diese Sammlung hatte eine gewisse praktische Bedeutung als eine Art Geburtsregister der Jungen Da Torawimpel mit der heiligen Tora in direkte Beruhrung kamen durften sie nicht einfach weggeworfen werden sondern wurden in der Genisa der betreffenden Gemeinde niedergelegt Symbolik BearbeitenChuppah und Tora Rolle nbsp Die Vorstellung als Ehepaar eine judische Familie zu grunden und religiose Traditionen weiterzugeben ist ein idealisierter Wunsch fur die Zukunft des Jungen der meist durch gestickt oder gemalte Bilder von Chuppas und Torarollen dargestellt wird Dieser Wunsch wird weiterhin anhand eines traditionellen Segenspruchs in hebraischer Buchstaben auf dem Wimpel festgehalten 13 Krone nbsp Die Krone steht fur die Krone der Tora Sie wird auf viele Ritualobjekten dargestellt und betont den Autoritatsanspruch der Tora Auf Wimpeln ist sie oft direkt uber der Torarolle abgebildet wie hier zu sehen ist Die Krone kann sich je nach Zeit Ort und dem monarchischen Systemen entsprechend unterscheiden 14 Lowen nbsp Die Darstellung von Lowen auf Wimpeln hangt wahrscheinlich mit einer bekannten Sentenz aus dem Mischna Traktat Pirkei Avot V 20 zusammen Sei stark wie ein Leopard leicht wie ein Adler schnell wie ein Hirsch und tapfer wie ein Lowe zu tun den Willen deines Vaters im Himmel 15 Ein Lowe kann auch den Namen des Besitzers des Wimpels symbolisieren Low Ariel Schon fruh wurden Lowen mit den Stammen Israel Juda und Dan in Verbindung gebracht 16 Hirsch und Skorpione Tiere und Sternzeichen nbsp Auf Wimpeln bezeichnet das Tierkreiszeichen das Sternbild unter dem das Kind geboren wurde Andere Tiere konnten auf dem bereits erwahnten volkstumlichen Spruch aus der Mischna Pirkei Avot zuruckgefuhrt werden Ein abgebildeter Hirsch kann auch ein Hinweis auf den Namen des Kindes sein Zvi hebraisch Hirsch deutsch Herschl jiddisch 17 Baum Pflanzen Blumen nbsp Die Tora wird oft mit dem Baum des Lebens gleichgesetzt Darstellungen von Pflanzen Baumen oder Blumenvasen wie hier zu sehen stellen bildlich die Verbindung zwischen dem Leben des Kindes und der Tora dar 18 Literatur BearbeitenNaomi Lubrich Hrsg Wimpel Zeremonialobjekte Geburtsurkunden und textile Kunstwerke In Geburtskultur Judische Zeugnisse aus der landlichen Schweiz und Umgebung Basel 2022 ISBN 978 3 7965 4607 5 Gerhard Renda Torawimpel Zeugnisse judischer Volkskunst In MonatsAnzeiger Germanisches Nationalmuseum Nurnberg 82 1988 S 655f Linda Wiesner Von Manteln Beuteln und Stickereien Textilfunde in Genisot In Rebekka Denz Gabi Rudolf Hrsg Genisa Blatter II Universitatsverlag Potsdam Potsdam 2017 S 51 66 ISBN 978 3 86956 393 0 Andrea Rechenberg Hrsg Gestickte Pracht Gemalte Welt Die Sammlung Tora Wimpel im Stadtischen Museum Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2021 ISBN 978 3 525 55795 2 Einzelnachweise Bearbeiten Deutsches Worterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm Lfg 2 1916 Bd XIV II 1960 Sp 225 Michal Friedlander Moses und die Hirschjagd Uber die Tora Wimpel in der Sammlung des Stadtischen Museums Gottingen In Andrea Rechenberg Hrsg Gestickte Pracht Gemalte Welt Die Sammlung Tora Wimpel im Stadtischen Museum Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2021 S 13 Gerhard Renda Torawimpel Zeugnisse judischer Volkskunst In MonatsAnzeiger Germanisches Nationalmuseum Nurnberg 82 1988 S 655f Feuchtwanger Sarig Naomi Torah Binders from Denmark In Mirjam Gelfer Jorgensen Hrsg Danish Jewish Art Jews in Danish Art Kopenhagen 1999 S 382 435 Linda Wiesner Von Manteln Beuteln und Stickereien Textilfunde in Genisot Potsdam 2017 S 62 Michal Friedlander Moses und die Hirschjagd Uber die Tora Wimpel in der Sammlung des Stadtischen Museums Gottingen In Andrea Rechenberg Hrsg Gestickte Pracht Gemalte Welt Die Sammlung Tora Wimpel im Stadtischen Museum Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2021 S 14 Linda Wiesner Von Manteln Beuteln und Stickereien Textilfunde in Genisot Potsdam 2017 S 65 Guggenheim Grunberg Florence Die Torawickelbander von Lengnau Zeugnisse judischer Volkskunst Beitrage zur Geschichte und Volkskunde der Juden in der Schweiz Heft 9 Zurich 1967 S 3 Edna Brocke Michael Zimmermann Das Judische Museum in Prag Von schonen Gegenstanden und ihren Besitzern Dietz Bonn 1991 S 181 Michal Friedlander Moses und die Hirschjagd Uber die Tora Wimpel in der Sammlung des Stadtischen Museums Gottingen In Andrea Rechenberg Hrsg Gestickte Pracht Gemalte Welt Die Sammlung Tora Wimpel im Stadtischen Museum Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2021 S 23 Sylvie Bodin Des musees et des collections inestimables In Les saisons d Alsace Nr 66 DNA Strasbourg 2015 S 51 Linda Wiesner Von Manteln Beuteln und Stickereien Textilfunde in Genisot Potsdam 2017 S 63 Ehrenfreund Michler Dinah Wickelgeschichten Die Lengnauer Tora Wimpel In Angela Bhend Jacques Picard Hrsg Judischer Kulturraum Aargau 2020 S 212 214 Judaica Handbook PDF Abgerufen am 18 Januar 2021 Mischna Abot V 20 Ubersetzung Dietrich Correns Marix Wiesbaden 2005 S 598 Judaica Handbook PDF Abgerufen am 18 Januar 2021 Judaica Handbook PDF Abgerufen am 18 Januar 2021 Ehrenfreund Michler Dinah Wickelgeschichten Die Lengnauer Tora Wimpel In Angela Bhend Jacques Picard Hrsg Judischer Kulturraum Aargau 2020 S 212 214 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mappa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mitteilungen der Freunde der Bayerischen Vor und Fruhgeschichte Nr 83 Mai 1997 Normdaten Sachbegriff GND 4457982 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Torawimpel amp oldid 230557620