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Theodulf Mertel auch T h eodolfo Mertel 9 Februar 1806 in Allumiere Italien 11 Juli 1899 ebenda war von 1858 bis zu seinem Tod Kardinal der romisch katholischen Kirche Der Sohn eines bayerischen Einwanderers fungierte wahrend seiner Tatigkeit fur den Heiligen Stuhl als Jurist Justiz und Innenminister sowie Ministerprasident des Kirchenstaates und kronte Papst Leo XIII Er war der bisher letzte Kardinal der Kirchengeschichte der als Laie zum Kardinal erhoben wurde Theodulf Mertel als Kardinal ca 1890 Mertels KardinalswappenTheodulf Mertel zeitgenossisches Gemalde um 1860 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Werdegang 1 2 Mitarbeiter der romischen Kurie 1 2 1 Dienst unter Gregor XVI 1 2 2 Dienst unter Pius IX 1 2 3 Dienst unter Leo XIII 1 3 Ruhestand private Interessen und Tod 2 Erinnerung 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenHerkunft und Werdegang Bearbeiten Die Eltern Theodulf Mertels Isidor Mortl bzw Mertel Backer aus dem bayerischen Eglfing und Maria Franziska geb Lunadei aus Vorarlberg waren nach Italien emigriert und lebten seit 1803 in Allumiere einer papstlichen Bergwerkssiedlung im nordlichen Latium 70 km nordwestlich von Rom wo Alaunstein abgebaut wurde Hier arbeitete der Vater als Staatsangestellter zur Versorgung der Minenarbeiter in seinem Backerberuf Theodulf wurde dort 1806 als erstes Kind seiner Eltern geboren Er besuchte die Schule der Kapuziner in Tolfa danach das Seminar von Montefiascone Schliesslich studierte er Jura an der Sapienza Universitat in Rom graduierte 1828 und erwarb den Doktortitel des kirchlichen und zivilen Rechts Danach war er in seinem Heimatort Allumiere als Advokat tatig Mitarbeiter der romischen Kurie Bearbeiten Dienst unter Gregor XVI Bearbeiten Papst Gregor XVI berief ihn 1831 in den Dienst der romischen Kurie wo er verschiedene juristische Amter bekleidete So stand Mertel unter anderem einer kirchlichen Kongregation vor die sich um die rechtlichen Angelegenheiten Bedurftiger kummerte und diese notigenfalls kostenlos verteidigte 1843 avancierte er zum Prasidenten des papstlichen Zivilgerichtshofes und erhielt den Titel eines Pralaten obwohl er nicht zum Klerus gehorte Dienst unter Pius IX Bearbeiten 1847 ernannte ihn Papst Pius IX zum Auditor des Gerichtshofes der Sacra Rota Die Revolutionszeit von 1848 brachte grosse politische und staatsrechtliche Umwalzungen fur Kirche und Papst Pius IX lernte den fahigen Juristen Mertel hierbei schnell schatzen Er wurde als Sekretar der eingesetzten Kardinalskommission mit der Ausarbeitung der neuen Statuten Grundgesetz fur den Kirchenstaat beauftragt und fertigte uber Nacht einen 69 Artikel umfassenden Entwurf Der Papst akzeptierte seinen Text ohne jede Anderung Mertel galt nun als juristische Autoritat im Vatikan Pius IX berief ihn 1853 in die engste Leitung des Kirchenstaats Er wurde als Nachfolger von Domenico Savelli 1 zum Innenminister ernannt wobei dieses Ressort mit dem des Justizministers vereinigt wurde 2 Im Konsistorium vom 15 Marz 1858 3 erhielt Theodulf Mertel gegen seinen ausdrucklichen Willen von Pius IX den Kardinalshut und kurz darauf die Ernennung zum Kardinaldiakon der Titeldiakonie Sant Eustachio Nach der Erhebung lehnte er die Priesterweihe aufgrund seiner Bescheidenheit ab bat aber um die Weihe zum Subdiakon um wenigstens formell dem Klerikerstand anzugehoren Am 16 Mai 1858 spendete ihm schliesslich der Papst selbst die Diakonenweihe 1863 ernannte ihn der Papst zum Prasidenten des obersten Rates des Kirchenstaates Ministerprasident In der Funktion eines papstlichen Senators partizipierte der Kardinal Mertel am Ersten Vatikanischen Konzil Er riet in den Debatten um das Unfehlbarkeitsdogma zur juristisch ausserst prazisen Formulierung des Kasus und fuhrte dazu aus Es geht nicht an dass alles was Papste getan und gesagt haben als Dogma gilt Die Unfehlbarkeitsentscheidung bejahte er mahnte jedoch zur Besonnenheit Man muss aufpassen dass nicht Eiferer ohne Unterscheidungen und Verfechter exzessiver Auffassungen grossere Probleme bereiten als die Gegner Durch die politischen Ereignisse und die Besetzung des Kirchenstaates endete das Konzil am 20 Oktober 1870 vorzeitig Auch nun griff man wieder auf Mertel zuruck Er formulierte das Schreiben mit dem der Papst gegen die volkerrechtswidrige Auflosung des Kirchenstaats protestierte Mertel wird ausserdem zugeschrieben dass er zusammen mit Gleichgesinnten den schwankenden Papst Pius IX uberzeugte er durfe Rom nicht verlassen Der Pontifex habe ihn spater als besten Mann des 19 Jahrhunderts bezeichnet und setzte ihn zu seinem Testamentsvollstrecker ein In dieser Eigenschaft leitete Mertel auch am 13 Juli 1881 die nachtliche Uberfuhrung des Leichnams Pius IX vom Vatikan in die Basilika San Lorenzo fuori le mura Hierbei kam es zu Tumulten und eine aufgebrachte Menge versuchte den Sarg in den Tiber zu sturzen Pius IX setzte am 30 August 1877 Theodulf Mertel zusammen mit Raffaele Monaco La Valletta und Giovanni Simeoni zu Erben seines gesamten Vermogens ein falls seine ursprungliche Verfugung aus irgendeinem Grunde oder Titel keine Geltung haben sollte wonach die grossen Summen das Geld die Wertgegenstande die Forderungen usw ins Eigentum des Heiligen Stuhles und in die freie Verfugung des jeweiligen Papstes ubergehen sollten 4 Dienst unter Leo XIII Bearbeiten 1878 nahm Theodulf Mertel am Konklave teil das Giacinto Pecci als Leo XIII zum Papst wahlte Der Sohn eines bayerischen Backers kronte in Vertretung des erkrankten Kardinalprotodiakons Prospero Caterini schliesslich in der Sixtinischen Kapelle das neue Kirchenoberhaupt mit der Tiara Auch unter Leo XIII blieb Mertel der massgebliche Jurist an der Kurie betraut mit einer Vielzahl wissenschaftlicher und diplomatischer Aufgaben Mit Giovanni Battista de Rossi verband ihn das lebhafte Interesse fur die neuen Entdeckungen in den Katakomben und er war bis ins hohe Alter zusammen mit ihm in der Archaologischen Gesellschaft des Vatikans tatig 1881 wurde er Kardinaldiakon von Santa Maria in Via Lata 1884 erhielt er schliesslich die Titelkirche San Lorenzo in Damaso 1884 ernannte ihn der Pontifex zum Vizekanzler der heiligen romischen Kirche nachdem er zuvor das Amt des Sekretars der Breven versehen hatte 5 Ruhestand private Interessen und Tod Bearbeiten 1889 mit 83 Jahren zog sich Mertel allmahlich in den Ruhestand zuruck Mertel war als Kardinal sehr wohltatig und setzte sich fur die Errichtung von Taubstummen und Behindertenanstalten ein In seiner Geburtsstadt Allumiere wo er sich nun immer ofter aufhielt spendete er reichlich fur die Bedurftigen finanzierte das Studium fur arme Priesteramtskandidaten und holte eine Schwesternkongregation in den Ort Er war ein passionierter Lokalhistoriker und erforschte nachhaltig die Historie seiner Geburtsgegend Ebenso war er geologisch interessiert und besass eine reichhaltige Mineraliensammlung Daruber hinaus hielt er stets Kontakt mit der bayerischen Heimat seines Vaters Dem Ortspfarrer Sauter von Eglfing schrieb er lateinische Briefe und erkundigte sich auch nach seiner Verwandtschaft Laut Martin Eckart aus Huglfing der im Jahre 2000 eine Abhandlung uber den Kardinal Mertel verfasste habe der Pralat damals in der bayerischen Heimat unter anderem Nachkommen seiner Tante Margarethe unterstutzt und sei daruber verstimmt gewesen dass Pfarrer Sauter seine lateinischen Briefe auf Deutsch beantwortete Mertel war auch mit dem Augustinerabt Johann Gregor Mendel befreundet Fast gehunfahig und nahezu erblindet starb Theodulf Mertel am 11 Juli 1899 mit 93 Jahren altestes Mitglied des Kardinalskollegiums Sogar die New York Times berichtete in einem Nachruf uber den Tod des Kardinals der nie zum Priester geweiht wurde Seine letzte Ruhestatte fand er in einem fur ihn errichteten Grabmal neben der Wallfahrtskapelle Mutter der Gnaden in Allumiere Erinnerung BearbeitenDie Gemeinden Eglfing und Allumiere gingen wegen ihres gemeinsamen Kardinals Theodulf Mertel im Jahre 2000 eine Stadtepartnerschaft ein In Rom ist die Via Teodolfo Mertel und in Allumiere die Piazza Teodolfo Mertel nach dem deutschstammigen Pralaten benannt In Eglfing fuhrt der Kardinal Mertel Weg zur 2007 eingeweihten Partnerschaftskapelle Literatur BearbeitenPaul Maria Baumgarten Joseph Schlecht Die Katholische Kirche in unserer Zeit und ihre Diener in Wort und Bild Leo Gesellschaft Wien Allgemeine Verlagsgesellschaft Munchen 1899 Band 1 mit Photo Einzelnachweise Bearbeiten Italienische Staaten In Wiener Zeitung 5 Marz 1853 S 18 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung wrz Italien In Ost Deutsche Post 18 Marz 1853 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung ode Personalnachrichten In Illustrirte Zeitung 3 April 1858 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung izl Die Testamente Pius IX In Neues Wiener Journal 11 November 1908 S 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nwj Ausland In Neue Freie Presse 5 Marz 1884 S 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfpWeblinks BearbeitenMertel Teodolfo In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch abgerufen am 13 Dezember 2016 Eintrag zu Theodulf Mertel auf catholic hierarchy org abgerufen am 13 Dezember 2016 Nachruf aus der New York Times vom 23 Juli 1899 englisch Nicht mehr aufrufbar Gedenkseite der Gemeinde Eglfing zu Kardinal Mertel Bebilderte Seite des Geburtsortes Allumiere zu Kardinal Mertel englisch VorgangerAmtNachfolgerProspero Kardinal CateriniKardinalprotodiakon 1881 1884Domenico Kardinal ConsoliniFriedrich zu SchwarzenbergKardinalprotopriester 1885 1899Mieczyslaw Halka LedochowskiNormdaten Person GND 1111645469 lobid OGND AKS LCCN n2003075769 VIAF 73232427 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mertel TheodulfALTERNATIVNAMEN Mertel Teodolfo Mertel TheodolfoKURZBESCHREIBUNG Jurist papstlicher Minister KardinalGEBURTSDATUM 9 Februar 1806GEBURTSORT AllumiereSTERBEDATUM 11 Juli 1899STERBEORT Allumiere Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theodulf Mertel amp oldid 231207274