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Das Tetrodotoxin von altgriechisch tetra tetra vier und altgriechisch ὀdoys odous deutsch Zahn Vierzahner kurz TTX ist ein Nervengift bei dem es sich um ein zwitterionisches Alkaloid aus der Imidazolin und Pyrimidingruppe mit Guanidin Teilstruktur handelt 1964 wurde die Struktur des Tetrodotoxins von Robert B Woodward aufgeklart 3 In Aceton ist es gut in Wasser schlecht loslich 4 9 Anhydro TTX ist eine molekular geringfugig abweichende Variante dieses Giftes StrukturformelAllgemeinesName TetrodotoxinAndere Namen Octahydro 12 hydroxymethyl 2 imino 5 9 7 10a dimethano 10aH 1 3 dioxo cino 6 5 d pyrimidin 4 7 10 11 12 pentol fur das nichtionische Tautomer Summenformel C11H17N3O8Kurzbeschreibung farb und geruchloser Feststoff 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 4368 28 9EG Nummer 224 458 8ECHA InfoCard 100 022 236PubChem 20382ChemSpider 21248349DrugBank DB05232Wikidata Q379842EigenschaftenMolare Masse 319 27 g mol 1Aggregatzustand fest 1 Loslichkeit schwer in Wasser 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 2 GefahrH und P Satze H 300 310 330 319P 280 330 302 352 310 304 340 2 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Gifttrager 2 Bildung 3 Wirkung 4 Nutzung 5 Beispiele filmischer Erwahnung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGifttrager BearbeitenTTX und Anhydro TTX kommen bei einigen meist marinen Gifttieren vor Kugelfische Igelfische und andere Familien der Tetraodontiformes Westamerikanische Wassermolche Stummelfussfrosche einige Krebse Schnecken Seesterne und Blaugeringelte Kraken Hapalochlaena sind Trager dieses Gifts 4 Zu den bekannten Landtieren in denen TTX nachgewiesen werden konnte gehoren die Plattwurmarten Bipalium adventitium und Bipalium kewense 5 Tetrodotoxin konnte erstmals 1950 aus Ovarien von Kugelfischen isoliert werden nachdem die Isolierungsversuche bereits 1909 begonnen hatten Bildung BearbeitenAufgrund der enormen Vielfalt von Tieren welche TTX enthalten wird angenommen dass sie es nicht selbst bilden sondern es aus ihrer Umwelt sequestrieren Es wurden Stamme aus mehreren Gattungen mariner Bakterien identifiziert die TTX oder Anhydro TTX produzieren und somit als Quellen dienen konnten 6 Listonella pelagia veraltet Vibrio pelagius Familie Vibrionaceae mit Biovar II Shewanella algae Schreibvariante Shewanella alga Familie Shewanellacea mit Stamm OK 1 Pseudoalteromonas tetraodonis veraltet Alteromonas tetraodonis Familie Pseudoalteromonadaceae mit Stamm GFC weitere zwei nicht naher klassifizierte Stamme der Familie Vibrionaceae OK 2 und GFB Diese wurden z B an Rotalgen der Gattung Jania Typusart Jania rubens Familie Corallinaceae gefunden 6 7 Angehorige der Vibrionaceae stehen aber seither im Fokus der Untersuchungen 8 nachdem weitere Angehorige von Vibrio als Quellen von TTX wahrscheinlich gemacht werden konnten So wurden Vibrio fischeri nun Aliivibrio fischeri bei der Olivgrunen Steinkrabbe Atergatis floridus und Vibrio alginolyticus aus dem Magen des Kugelfisches Takifugu vermicularis isoliert 9 Daher wird vermutet dass TTX nicht von den Tieren produziert wird sondern dass sie es durch Aufnahme von Vibrio Bakterien oder durch eine Symbiose mit ihnen erhalten 8 Die Biosynthese des Tetrodotoxins ist nicht vollstandig geklart Einer japanischen Arbeitsgruppe der Universitat Nagoya um Tohru Fukuyama gelang eine Totalsynthese der Verbindung ausgehend von 1 4 Benzochinon uber 31 Synthesestufen 10 11 Wirkung BearbeitenTetrodotoxin blockiert spannungsaktivierte Natriumkanale die auch in Neuronen vorkommen Dabei ist zu unterscheiden zwischen den TTX sensitiven Nav 1 1 Nav 1 7 mit Ausnahme Nav 1 5 und TTX resistenten Nav 1 5 Nav 1 8 Nav 1 9 Natriumkanalen 12 Durch eine Blockade der Kanale konnen keine Aktionspotentiale mehr ausgelost werden wodurch die Nerven und Muskelerregung behindert oder unterbunden wird Die Folge sind motorische und sensible Ausfalle Tetrodotoxin zahlt zu den starksten Nicht Protein Giften und wird hinsichtlich seiner Toxizitat nur von wenigen anderen Giften wie beispielsweise Maitotoxin ubertroffen Die todliche Dosis von Tetrodotoxin betragt etwa 10 Mikrogramm pro Kilogramm Korpergewicht Die Symptome der Vergiftung nach einer Aufnahme des Giftes etwa beim Verzehr von Haut Leber oder Eierstocken des Fugu beginnen innerhalb einer recht kurzen Zeit von etwa 45 Minuten Der Patient zeigt diverse Lahmungserscheinungen darunter die Lahmung der Skelettmuskulatur und somit auch der Atemmuskulatur zudem fallen Koordinations und Wahrnehmungsprobleme auf Eine Beatmung und die orale Gabe medizinischer Kohle kann helfen Wenn der Patient die ersten 24 Stunden nach Aufnahme des Giftes uberlebt ist die Prognose sehr gut Beispiel Bei Konsum der letalen Dosis von 0 5 bis 1 Milligramm auf oralem Wege tritt die todliche Wirkung erst nach einem gewissen Zeitraum ein so dass eine Rettung der Opfer meist noch moglich ist Wird das Gift jedoch intravenos injiziert so wird infolge schneller Ausbreitung das gesamte Nervensystem lahmgelegt und der Betroffene erliegt nach kurzer Zeit einer Atemlahmung Eine Tetrodotoxin Vergiftung durch orale Aufnahme kann in vier Schweregrade unterteilt werden die anhand der Symptomatik unterschieden werden 13 14 Grad 1 Gefuhlsstorungen im Mund und Rachenbereich eventuell Verdauungsbeschwerden Grad 2 ausgedehnte Parasthesien und Taubheitsgefuhle beginnende Lahmungserscheinungen Koordinationsstorungen Grad 3 ausgedehnte schlaffe Lahmungen mit Ateminsuffizienz Aphonie autonome Ausfallerscheinungen Hypotonie Mydriasis Grad 4 schwere Ateminsuffizienz Kreislaufversagen Bewusstseinsstorungen BradyarrhythmienNutzung BearbeitenDa Tetrodotoxin in sehr geringen Mengen eine schmerzlindernde Wirkung zeigt wird es auch fur den Einsatz bei Krebstherapien in Betracht gezogen 15 Zudem ist es das Gegengift zum alkaloiden Toxin Batrachotoxin der Pfeilgiftfrosche In der biologischen und neurologischen Forschung wird TTX verwendet um experimentell selektiv Natriumkanale zu blockieren Beispiele filmischer Erwahnung BearbeitenGesetz der Rache Die Schlange im Regenbogen Das A Team 2010 MacGyver Staffel 7 Folge 6 Columbo Mord a la Carte Ghost in the Shell 2017 Alex Cross Kleo Staffel 1 Folge 3 und 8 Bones Staffel 4 Folge 22 Hawaii Five 0 Staffel 8 Folge 23 Literatur BearbeitenKyosuke Tsuda Tetrodotoxin Giftstoff der Bowlfische In Naturwissenschaften 1966 53 7 S 171 176 Gerhard G Habermehl Hans Chr Krebs Gifttiere und ihre Waffen In Naturwissenschaften 1986 73 2 S 459 470 D F Hwang O Arakawa u a Tetrodotoxin producing bacteria from the blue ringed octopus Octopus maculosus In Marine Biology 1989 100 39 S 327 332 D F Hwang K P Tai u a Tetrodotoxin and derivatives in several species of the gastropod Naticidae In Toxicon 1991 29 8 S 1019 1024 Weblinks BearbeitenBernhard Peter TetrodotoxinEinzelnachweise Bearbeiten a b c Datenblatt Tetrodotoxin PDF bei Carl Roth abgerufen am 27 Januar 2019 a b Eintrag zu Tetrodotoxin in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 20 Januar 2022 JavaScript erforderlich R B Woodward J Zanos Gougoutas The Structure of Tetrodotoxin In Journal of the American Chemical Society 86 1964 S 5030 doi 10 1021 ja01076a076 Becky L Williams Charles T Hanifin Edmund D Brodie Jr Roy L Caldwell Ontogeny of tetrodotoxin levels in blue ringed octopuses Maternal investment and apparent independent production in offspring of Hapalochlaena lunulata In Journal of Chemical Ecology Band 37 Nr 1 2011 S 10 17 doi 10 1007 s10886 010 9901 4 Amber N Stokes et al Confirmation and Distribution of Tetrodotoxin for the First Time in Terrestrial Invertebrates Two Terrestrial Flatworm Species Bipalium adventitium and Bipalium kewense PLoS ONE 9 6 e100718 2014 doi 10 1371 journal pone 0100718 a b Usio Simidu Kumiko Kita Tsukamoto Takeshi Yasumoto Mari Yotsu Taxonomy of Four Marine Bacterial Strains That Produce Tetrodotoxin In International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology Band 40 Nr 4 1 Oktober 1990 doi org 10 1099 00207713 40 4 331 PMID 2275851 englisch Takeshi Yasumoto Daisuke Yasumura Mari Yotsu Tooru Michishita Amane Endo Yuichi Kotaki Bacterial production of tetrodotoxin and anhydrotetrodotoxin In Agricultural and Biological Chemistry Band 50 Nr 3 1986 S 793 795 doi 10 1080 00021369 1986 10867470 englisch a b Usio Simidu Tamao Noguchi Deng Fwu Hwang Yasuo Shida Kanehisa Hashimoto Marine bacteria which produce tetrodotoxin In Applied and Environmental Microbiology Band 53 Nr 7 Juli 1987 S 1714 1715 doi 10 1128 aem 53 7 1714 1715 1987 PMID 3310884 PMC 203940 freier Volltext ResearchGate englisch Tamao Noguchi Deng Fwu Hwang Osamu Arakawa Haruo Sugita Yoshisaki Deguchi Yasuo Shida Kanehisa Hashimoto amp 200B Vibrio alginolyticus a tetrodotoxin producing bacterium in the intestines of the fishFugu vermicularis vermicularis In Marine Biology Band 94 Nr 4 Dezember 1987 S 625 630 doi 10 1007 BF00431409 englisch Tomoaki Maehara Keisuke Motoyama Tatsuya Toma Satoshi Yokoshima Tohru Fukuyama Total Synthesis of Tetrodotoxin and 11 norTTX 6 R ol in Angew Chem 129 2017 1571 1574 doi 10 1002 ange 201611574 Keigo Murakami Tatsuya Toma Tohru Fukuyama Satoshi Yokoshima Total Synthesis of Tetrodotoxin in Angew Chem 132 2020 6312 6316 doi 10 1002 ange 201916611 Natriumkanale spektrum de abgerufen am 6 Juli 2018 Vaishali Bane Mary Lehane Madhurima Dikshit Alan O Riordan Ambrose Furey Tetrodotoxin Chemistry Toxicity Source Distribution and Detection In Toxins 6 2014 S 693 doi 10 3390 toxins6020693 Jorge Lago Laura Rodriguez Lucia Blanco Juan Vieites Ana Cabado Tetrodotoxin an Extremely Potent Marine Neurotoxin Distribution Toxicity Origin and Therapeutical Uses In Marine Drugs 13 2015 S 6384 doi 10 3390 md13106384 N A Hagen P du Souich u a Tetrodotoxin for moderate to severe cancer pain a randomized double blind parallel design multicenter study In Journal of pain and symptom management Band 35 Nummer 4 April 2008 S 420 429 doi 10 1016 j jpainsymman 2007 05 011 PMID 18243639 Normdaten Sachbegriff GND 4257959 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tetrodotoxin amp oldid 238487923