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Die Synode von Whitby von 664 war eine Kirchenversammlung im angelsachsischen Northumbria die bestehende Differenzen in der auf der britischen Insel praktizierten kirchlichen Tradition zwischen romischem und iroschottischem Ritus ausraumen sollte Die Synode von Whitby die in der Whitby Abbey stattfand war fur die Angelsachsen ein wichtiger Schritt weg von der iroschottischen und hin zur romischen Kirchenordnung Vordergrundig ging es um liturgische und rituelle Fragen wie die Form der Tonsur und das Datum des Osterfestes Dahinter verbarg sich jedoch der Streit um unterschiedliche Vorstellungen von Kirche Dem Chronisten Beda Venerabilis zufolge wurden die strittigen Glaubensfragen offenbar als existentiell begriffen 1 Neben Bedas Kirchengeschichte dient vor allem die Vita Sancti Wilfrithi des AEddi Stephanus als Quelle fur den Verlauf der Synode Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Entscheidungen der Synode 3 Auswirkungen 4 Belletristik 5 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenDie iroschottische Kirche die sich in Irland durch die Mission des Heiligen Patrick und in den romano britischen Reichen der britischen Insel Cornwall Wales Schottland entwickelt hatte war nie vom romischen Reich tangiert und erlebte auch die Wirren der Volkerwanderung nicht Sie war somit im Fruhmittelalter ein wichtiger Faktor in der Uberlieferung des christlichen Wissens da die Bucher der Antike in den keltischen Klostern unbeschadet uberlebten und durch eine hochstehende Buchkultur weitergefuhrt wurden Die iroschottische Kirche blieb wahrend dieser Zeit eigenstandig und machte wie die Ostkirche viele Veranderungen der von Rom gepragten Westkirche nicht mit Zu dieser Zeit war die iroschottische Mission sehr erfolgreich sowohl auf den Inseln als auch auf dem Festland Entsprechend wurden auch die iroschottischen Vorstellungen von Kirche durch die Missionare verbreitet In Irland gab es keine Diozesen wie in den zuvor zum romischen Reich gehorenden Gebieten Vielmehr gab es Kirchensprengel der Kloster und der Abt stand dem Bischof vor also umgekehrt als in der romischen Kirche Ausserdem galt das Recht der brithem Richter und nicht romisches Recht Des Weiteren war das Wandermonchtum weit verbreitet und die Verpflichtung zum Zolibat wurde mehrheitlich abgelehnt so dass in den Klostern nicht selten conhospitae Monche und Nonnen leben zusammen praktiziert wurden Die Angelsachsen die das Gebiet des spateren England eroberten waren zunachst Heiden Die Christianisierung der Angelsachsen erfolgte aus zwei Richtungen ab 597 begann der von Papst Gregor dem Grossen gesandte Augustinus von Canterbury von Kent aus im Suden und Osten Englands mit dem Aufbau eines Kirchensystems mit dem katholischen Ritus fur die dortigen angelsachsischen Konigreiche die im Verlauf des 7 Jahrhunderts nach und nach bekehrt werden konnten Etwa zur gleichen Zeit gelangen vom Kloster Iona aus den Iro Schotten die dem iroschottischen Ritus folgten bedeutende Missionserfolge im Norden Englands Grundung von Kloster Lindisfarne um 635 die bis hinunter nach Mercia reichten Auf dem Festland folgte in diesem Jahrhundert in der Folge der Mission Columbans eine iroschottische Klostergrundungswelle von rund 300 Klostern In Northumbria dem machtigsten Reich der Heptarchie trafen die beiden Traditionen aufeinander Stand Konig Oswald der 625 den ersten Bischof von York einsetzte noch der katholischen Lehre nahe setzte sich nach ihm die iro schottische Kirche durch Unter Oswiu drang dann wieder die katholische Liturgie vor Die strittigen Fragen konnten in der Praxis zu nicht geringen Problemen fuhren So berichtet Beda Venerabilis dass innerhalb des northumbrischen Konigshauses Konig und Konigin an verschiedenen Tagen Ostern feierten Um diese Differenzen zu klaren berief Konig Oswiu fur September 664 in Whitby eine Synode ein Entscheidungen der Synode BearbeitenKonig Oswiu sei danach ebenso wie die Bischofe Chad von York und Colman von Lindisfarne ein Vertreter der Iro Schotten gewesen die romisch katholische Position vertraten dagegen Oswius Sohn Ealhfrith Wilfrid und Bischof Agilbert Die Iro Schotten beriefen sich auf den heiligen Johannes und die Autoritat des Heiligen Columba wahrend Wilfrid fur die Romisch katholischen auf den heiligen Petrus und das Konzil von Nicaa verwies Es heisst der Disput sei dadurch entschieden worden dass Konig Oswiu erklart hatte er wage es nicht sich langer gegen Sankt Peter zu stellen Bei diesem Streit wurden wichtige politische Interessen vertreten Konig Oswiu sicherte sich mit dieser Synodalentscheidung frankische Unterstutzung Er wollte mit Hilfe romisch geschulter Kleriker wie Wilfrith und vor allem des Erzbischofs Theodor von Canterbury seine Macht ausbauen Auswirkungen BearbeitenDamit war Northumbria fur den katholischen Ritus gesichert wer danach dort noch Anhanger der Iro Schotten war zog sich nach Schottland zuruck Der iroschottische Konvent des Klosters Lindisfarne verliess nach der Synode von Whitby das Kloster 2 Zwar erfolgte der Ubergang der noch iroschottisch verbleibenden Landeskirchen erst nach und nach doch war die Entwicklung durch die Festlegung Northumbrias unumkehrbar geworden Auf dem Festland wurden die entsprechenden Fragen bezuglich der beiden Riten insbesondere die Monchsordnung betreffend auf dem Konzil von Autun debattiert und ebenfalls zugunsten Roms entschieden In Autun wurde dabei erstmals die Regula Benedicti verpflichtend vorgeschrieben und damit versucht der weit verbreiteten iroschottischen Regel Columbans entgegenzuwirken 3 Zusammenfassend ist festzuhalten dass mit diesem Synodenausgang die Bindung Englands hin zum Festland und zur romischen Kirche gestarkt wurde Damit war aber auch ein erster Schritt getan die Eigenstandigkeit und Verbreitung der iroschottischen Liturgie und Kirchenordnung zu schwachen Endpunkt dieses Prozesses war erst einige Jahrhunderte spater die Synode von Cashel 1172 mit der die Eigenstandigkeit der iroschottischen Kirche unterging Belletristik BearbeitenDer Krimi Absolution By Murder von 1994 deutsch Nur der Tod bringt Vergebung des Autors Peter Tremayne behandelt die Synode von Whitby Einzelnachweise Bearbeiten Arnold Angenendt Das Fruhmittelalter Die abendlandische Christenheit von 400 bis 900 Stuttgart 2001 S 226f Jennifer Wenner Die fruhchristliche Mission auf den britischen Inseln und ihr Einfluss auf den Kontinent In Erbe und Auftrag Jg 94 2018 S 248 259 hier S 256 Nicole Zeddies Haresiegesetzgebung in der Spatantike und im fruhen Mittelalter In Christoph Auffarth Religioser Pluralismus im Mittelalter Berlin 2007 S 70 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synode von Whitby amp oldid 234644586