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Die Synagoge Saarbrucken ist das judische Gotteshaus der Synagogengemeinde Saar in Saarbrucken Das 1951 fertiggestellte Gebaude steht unter Denkmalschutz 1 Hauptfassade der Synagoge zur Lortzingstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Errichtung der ersten Synagoge 1 1 1 Architektur der ersten Synagoge 1 1 2 Zerstorung der ersten Synagoge 1 2 Entstehung der neuen Synagoge 2 Architektur der neuen Synagoge 2 1 Ausseres 2 2 Inneres 3 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErrichtung der ersten Synagoge Bearbeiten nbsp Saarbrucken St Johann Aufriss der Seitenfassade der Synagoge in St Johann a d Saar 1888 Bauverwaltungsarchiv der Landeshauptstadt Saarbrucken nbsp Saarbrucken St Johann Langsschnitt der Synagoge in St Johann a d Saar 1888 Bauverwaltungsarchiv der Landeshauptstadt Saarbrucken nbsp Saarbrucken St Johann Lageplan der alten Synagoge 1888 Bauverwaltungsarchiv der Landeshauptstadt SaarbruckenWahrend der 50 Jahre vor der sogenannten Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 hatte sich die Synagogengemeinde in St Johann und Saarbrucken aus bescheidenen Anfangen zu einer Institution entwickelt der mit uber 2000 Mitgliedern am Ende der 1920er Jahre mehr als die Halfte aller saarlandischen Juden angehorten Ausserliches Zeichen der errungenen Position stellte die in den Jahren 1888 1890 nach den Planen des Saarbrucker Architekten Friedrich Mertz im maurischen Stil erbaute Synagoge der Saarbrucker Juden an der Ecke Futterstrasse 25 Kaiserstrasse in St Johann dar 2 Architektur der ersten Synagoge Bearbeiten Die architektonische Gestaltung des St Johanner Sakralgebaudes stand dabei ganz in der Tradition orientalisierender Synagogenbauten wie etwa der 1866 eingeweihten Neuen Synagoge in der Berliner Oranienstrasse der Architekten Eduard Knoblauch und Friedrich August Stuler Der maurische Stil kam beim historistischen Synagogenbau in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts vermehrt zur Anwendung Der Architekt und Semper Schuler Otto Simonson begrundete diese Stilwahl folgendermassen 3 4 Der maurische Stil erscheint mir als der charakteristischste Das Judentum hangt mit unerschutterlicher Pietat an seiner Geschichte seine Gesetze Sitten und Gebrauche die Organisation des Cultus kurz sein ganzes Wesen lebt in den Reminiscenzen an das Mutterland den Orient Ihnen muss der Architekt Rechnung tragen will er dem Gebaude einen typischen Stempel aufdrucken und es bleibt ihm Freiheit genug wenn er nur geschickt aus den Blumen des Orients sich das Rechte herauszuwahlen versteht Architekt Friedrich Mertz reichte die Entwurfsplane fur den Synagogenneubau in Saarbrucken St Johann am 26 Januar 1888 zur Genehmigung ein Im Jahr 1889 fand die feierliche Grundsteinlegung auf dem Grundstuck Futterstrasse 25 Ecke Kaiserstrasse 12 statt Am 22 Dezember 1890 konnte die Einweihung der Synagoge begangen werden Der Architekt Friedrich Mertz war in Zusammenarbeit mit dem Architekten Heinrich Guth fur Entwurf und auch die Ausfuhrung der Synagoge verantwortlich Die Zimmerarbeiten besorgte die Firma P Petsch aus Saarbrucken die Dachdeckerarbeiten ubernahm die Firma Ludwig Guth Die Glasmalereien der Fenster stellte die Firma E Wagner her die Dekorationsmalerei schuf Julius Nieseh Die Errichtung der Synagoge war Bestandteil der grunderzeitlichen Stadterweiterung von Saarbrucken St Johann entlang der Kaiserstrasse deren Gelande erst in den 1890er Jahren stadtebaulich erschlossen wurde Die zweigeschossige Synagoge entstand als zentralisierender Kuppelbau auf einem kreuzformigen Grundriss 23 30 m Lange und 15 70 m Breite mit einer Langsachsenorientierung entlang der Kaiserstrasse Die Eingangsfront mit der Hauptfassade und den beiden leicht zurucktretenden polygonalen Treppenaufgangen befand sich in der Futterstrasse Der verklinkerte Eckbau in byzantinisch maurischen Formen war durch horizontale Farbschichtung von hellockerfarbenen Wandstreifen und schmaleren roten Ziegelbandern geschmuckt Als beruhmtes Vorbild fur die Zentralbaugestaltung der St Johanner Synagoge und die besondere Farbausfuhrung der Fassade kann die in den Jahren 1874 1882 fur die judische Gemeinde in Florenz von den Architekten Mariano Falcini Vincente Micheli und Marco Treves entworfene Grosse Synagoge von Florenz herangezogen werden Die Fenster der Querschiffarme der St Johanner Synagoge gestaltete Architekt Mertz in maurischen Hufeisenbogenform die im Mittelrisalit in beiden Geschossen als Drillingsfenster zusammengefasst wurden Die Brustungsplatten unter den Hufeisenbogenfenstern wurden aus hellem Sandstein gearbeitet Zentrales Architekturelement der Hauptfassade war ein saulengetragenes Adikulaportal Daruber offnete sich eine flache Nische mit einem grossen Radfenster Die Kreuzarme und die Risalitgiebel wurden durch ein kraftiges Konsolfries unter dem profilierten Traufgesims zusammengefasst Die Ecken der Querarme waren durch polygonale fialartige Aufsatze in der Dachregion betont Der Giebel der Hauptfassade wurde von den steinernen Gesetzestafeln des Dekalogs uberragt Zentrum des Bauwerks war eine quadratischen Vierung die von vier gusseisernen Saulen getragen wurde Der durchfensterte oktogonale Tambour ruhte auf Trompen die in maurischer Art wiederum in viele kleine Hufeisenbogennischen unterteilt waren Daruber erhob sich die holzerne Kuppelkonstruktion deren Spitze mit bekronendem Davidstern eine Hohe von 31 m erreichte Die vier Kreuzarme waren tonnengewolbt Der nordliche Kreuzarm diente als Eingang den man uber eine von schmiedeeisernen Gittern gesaumte Freitreppe betrat Von dort gelangte man ebenerdig in den Hauptraum der Synagoge mit Platzen fur 166 Manner Seitlich gelegene Turen fuhrten zu den Treppenaufgangen der Frauen bzw Sangeremporen in den westlichen und ostlichen Kreuzarmen die insgesamt 114 Menschen fassten Die Querschifffenster wurden von Rundbogen uberfangen An der Sudseite befand sich in einer Art Flachchor die uber seitliche Treppen erreichbare Sandsteinnische mit dem reich verzierten Toraschrein der von einem Hufeisenbogen gerahmt wurde Der Chorraum selbst schloss in Anlehnung an den Vierungsaufbau mit einer halben Flachkuppel auf tambourartigem Unterbau auf Trompen Die Wande des Synagogeninnenraumes waren mit farbiger Dekormalerei des spaten Historismus gefasst Die Fenster wiesen ebenfalls eine bunte Verglasung auf Im Jahr 1905 wurde eine Nottreppe als Aussenanlage nach Planen der Architekten Heinecker und Witzesker Saarbrucken St Johann angebaut Das Sakralgebaude wurde im Jahr 1916 einer Gebauderenovierung unterzogen 5 Zerstorung der ersten Synagoge Bearbeiten Die gewalttatigen Ereignisse der sogenannten Reichskristallnacht in Saarbrucken waren hauptsachlich das Werk der ortlichen SS Einheiten der Standarte 85 Der Befehl zu gewaltsamen Ubergriffen auf die judische Gemeinde kam recht kurzfristig am Abend des 9 November 1938 Die von ihren Fuhrern fur die Durchfuhrung der Aktion ausgewahlten Manner mussten Zivilkleidung anlegen und wurden anschliessend in vier Trupps eingeteilt Einer davon war fur den Einsatz an der Synagoge in St Johann bestimmt die ubrigen drei Trupps sollten Jagd auf judische Einwohner machen Diese wurden anschliessend aus den Betten gerissen misshandelt und mit dem Tode bedroht Ihre Wohnungseinrichtungen wurden verwustet Etwa 130 150 judische Manner wurden teilweise in leichter Bekleidung teilweise in ihrer Schlafbekleidung durch die nachtliche Innenstadt getrieben unterwegs angespuckt beschimpft und mit Wasser des stadtischen Sprengwagens nassgespritzt In einer symbolischen Aktion wurden die Manner aufgefordert an der damaligen Baustelle der neoklassizistischen Eisenbahndirektion beim Saarbrucker Hauptbahnhof ihr eigenes Grab zu schaufeln Vom Schlossplatz aus wo sich die Saarbrucker Gestapo Behorde befand ging der Zug schliesslich zum Gefangnis auf der Lerchesflur Dort wurden den Mannern am Folgetag mit Farbe Hakenkreuze ins Gesicht geschmiert und man druckte ihnen den Siegelstempel der judischen Kultusgemeinde Saarbrucken ins Gesicht Die meisten Manner der judischen Gemeinde wurden daraufhin fur mehrere Wochen in das Konzentrationslager in Dachau verbracht In der Nacht der antijudischen Ubergriffe drang auch eine Gruppe von ca 30 SS Leuten in die Synagoge ein verwustete die Innenausstattung zerriss die Gebetbucher und entweihte die Kultgegenstande Die gefangenen judischen Manner wurden auf ihrem demutigenden Zug durch Saarbrucken auch an der Synagoge vorbeigefuhrt Dort zwang man sie gestikulierend zu tanzen wie zum Gebet niederzuknien und hebraische Lieder zu singen Anschliessend wurde das Sakralgebaude in Brand gesteckt Die herbeigerufene Feuerwehr schutzte nur die von den Flammen bedrohten Nachbarhauser und liess zu dass die Synagoge niederbrannte 6 7 Die Saarbrucker Zeitung kommentierte die Brandstiftung der Synagoge folgendermassen am 11 November 1938 8 Ein Judenbengel setzte durch seine feige Mordtat an dem deutschen Gesandtschaftsrat vom Rath die ganze deutsche Oeffentlichkeit in siedentheisse Erregung und diese Hitze schien sich gestern morgen auf die Synagoge in der Kaiserstrasse ubertragen zu haben Jedenfalls schlugen gestern gegen 8 Uhr in der Fruhe die Flammen aus dem Zwiebelturm der samt dem darunter befindlichen Gebaude noch nie in unser Stadtbild hineingepasst hatte Bald hatte sich eine grosse Menschenmenge in der Kaiser und Futterstrasse angesammelt die mit grosster Spannung den weiteren Verlauf der Dinge verfolgte Keiner konnte die Genugtuung verbergen daruber dass nun das Haus in dem sich noch immer die Judenclique ungestort hatte zusammenfinden konnen verschwand War es nicht wie ein Symbol als der Judenstern der auf der hochsten Spitze immer noch kuhn in den deutschen Himmel gestarrt hatte auf einmal brennend durch das knisternde und funkenspruhende Gebalk in die Tiefe sturzte Knistert es nicht genau so im Gebalk des internationalen Judentums dessen Stern auch im Versinken ist wenn man es auch mancherorts nicht wahr haben will Die Menge in den Strassen wich und wankte nicht Man wollte es erleben wie die Kuppel zusammenbrach man wollte dabei sein wenn dieses aussere Zeichen fremden Volkstums und fremder Geisteshaltung aus dem deutschen Stadtbild getilgt wurde Dass man wahrenddessen in dem neben der Synagoge gelegenen Judenhaus eine Durchsuchung vornahm und allerhand mehr oder weniger wertvolles Material hervorschaffte diente zur allgemeinen Belustigung und wurde gebuhrend bejubelt So ist auch bei uns das alte Sprichwort wahr geworden Wer Wind saet wird Sturm ernten Entstehung der neuen Synagoge Bearbeiten Nachdem das judische Sakralgebaude den nationalsozialistischen Brandzerstorungen im Jahr 1938 zum Opfer gefallen und 1939 abgerissen worden war gab es Bestrebungen der saarlandischen Landesregierung unter Ministerprasident Johannes Hoffmann und der franzosischen Besatzungsmacht unter dem judischstammigen Bevollmachtigten der franzosischen Regierung Gilbert Grandval der am 2 Juni 1946 durch 40 uberlebende Juden im Saarbrucker Rathausfestsaal neu gegrundeten Synagogengemeinde Saar eine neue Synagoge zur Verfugung zu stellen 9 Versammlungen und Gottesdienste wurden im stark kriegszerstorten Saarbrucken in der unmittelbaren Nachkriegszeit an Werktagen in einem Raum im Landesmuseum heute Stadtgalerie und an Feiertagen im Roten Saal des Johannishofes in der Mainzer Strasse abgehalten Im August 1947 legte der Saarbrucker Architekt Heinrich Sievers 1903 1969 einen ersten Entwurf fur den Neubau einer Synagoge vor Dieser Entwurf fand die Zustimmung der judischen Gemeinde der saarlandischen Landesregierung und der franzosischen Besatzungsmacht wurde aber vom stadtischen Gutachterausschuss fur Neubauten zunachst abgelehnt Erst nach umfassenden Korrekturen am Entwurf konnten im September 1948 die Bauarbeiten beginnen In den Jahren 1948 bis 1951 entstand so nach Planen von Heinrich Sievers am Beethovenplatz in der Lortzingstrasse eine neue Synagoge mit 248 Platzen Am 14 Januar 1951 fand die feierliche Einweihung des Saarbrucker Sakralbaues im Beisein von Gilbert Grandval statt Die Saarbrucker Synagoge ist damit die fruheste Nachkriegssynagoge auf dem Gebiet des heutigen Deutschland 10 11 Architektur der neuen Synagoge BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp Synagoge Saarbrucken Rundfenster mit Davidstern an der Fassade mit hebraischer Portalinschrift aus Ps 113 2 EU Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit 12 Die Synagoge passt sich in die sudwestliche Platzwand des Beethovenplatzes ein und verwendet den vorhandenen Fluchtlinienversprung der Nachbargebaude zur Fassadekomposition Der eigentliche Synagogenraum zeigt sich als kraftiger blockartiger Baukorper von etwa 10 m Hohe und 30 m Lange Er folgt der vorderen Fluchtlinie und tritt bezogen auf das linke Nachbargebaude etwa 4 50 m vor dessen Bauflucht Die daruberliegenden beiden Geschosse die das Gemeindezentrum und Wohnungen aufnehmen liegen dagegen in der hinteren Bauflucht und treten wie ein hohes Staffelgeschoss zuruck Der in die Tiefe gestaffelte Block besteht in erster Linie aus einem Flachdachbau an der Frontseite Neben sieben Bezug zur heiligsten Zahl des Judentums hohen schmalen Buntglasfenstern wird die ansonsten unauffallige Front von einem Rundfenster uber dem gerahmten Portal beherrscht Die in hebraischen Lettern eingemeisselte Portalinschrift י ה י ש ם י הו ה מ ב ר ך מ ע ת ה ו ע ד ע ול ם stammt aus dem 113 Psalm und lautet ins Deutsche ubersetzt Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit Die Hauptfassade des Gotteshauses ist mit hellen quadratischen Kalksteinplatten verkleidet Die glatte Fassade wird durch drei schmale Bander aus Kunststein die sich in der Farbgebung nur leicht vom Kalkstein unterscheiden horizontal gegliedert Der Kunststein wird auch zur Akzentuierung des Haupteingangs des daruberliegenden Rundfenster mit dem farbig verglasten Davidstern sowie der sieben gleichartig ausgebildeten hochrechteckigen und ebenfalls farbig verglasten Fenster verwendet Die Fenstergruppe ist zusatzlich durch eine gemeinsame Sohlbank zusammengefasst Diese wird je Fenster von zwei Konsolen gestutzt Oberhalb der Fenstergruppe befindet sich ein weiteres zusammenfassendes einfaches Schmuckgesims An der schmalen durch den Rucksprung der Bauflucht entstandenen Fassade befindet sich uber einer Eingangstur ein hohes Fenster das ahnlich denen der Hauptfassade gestaltet ist Ein umlaufendes Gesims das zugleich als Brustung fur eine Dachterrasse dient schliesst den gesamten vorspringenden Bauteil ab Die daruberliegenden Stockwerke sind als schmucklose Lochfassaden ausgebildet die mit einer Konsolenreihe zur Traufe des Satteldaches abschliesst 13 Inneres Bearbeiten nbsp Synagoge Saarbrucken Thoraschrein mit Gesetzestafeln und Vorlesepult Bima flankiert von Menora Leuchtern daruber hangend das Ewige Licht Ner Tamid als Hinweis auf die Gegenwart Gottes nbsp Synagoge Saarbrucken Parochet besticktes rotes Schrein Parament mit auf den Tempelsaulen Jachin und Boas schreitenden Lowen Wappentier des Stammes Juda die die mit der Krone der Thora Keter Tora bekronten Dekalog Tafeln haltenIm hell gestalteten Inneren ist die Synagoge als dreischiffige Emporenhalle mit einem dominanten Mittelschiff mit Kassettendecke deren Querrippen besonders betonten sind strukturiert Die Seitenschiffe haben auf den Raumeindruck nur geringe Wirkung Die Besucher nehmen auf dunklen Holzkastenbanken Platz Das Gestuhl bietet Platz fur 248 Personen In der durch einige Stufen erhohten Ostwandnische aus grauem hochglanzpoliertem Marmor liegt der Toraschrein mit dem Vorlesepult der Bima Links und rechts davon springt eine marmorverkleidete Wand ein deren Offnungen die Orgelprospekte aufnehmen Die Ostung des Raumes in Richtung des nicht mehr bestehenden Jerusalemer Tempels wird durch die Verwendung dunkelgrauen Marmors der sich hinsichtlich des Materials und der Farbe deutlich von der Gestaltung der anderen Raumelemente abhebt hervorgehoben Die Gestaltung der marmorverkleideten Saarbrucker Synagogenostwand mit dem dekalogbekronten Toraschrein weist gewisse architektonische Parallelen zur Westwand des ebenfalls marmorverkleideten grossen Mosaiksaals der von Albert Speer errichteten ehemaligen Neuen Reichskanzlei in seinem Ubergang zum Runden Saal auf 14 Auch hier verengten dunkle Marmorpfeiler den langsgerichteten Raum und gaben den Blick frei zu einem profilgerahmten durch Treppen erhohten Portalaufbau der vom Reichsadler gekront wurde Die Seitenwande sind durch zwei ubereinanderliegende Pfeilerarkaden gegliedert Im Erdgeschoss trennen enggestellte Pfeiler die unbelichteten Seitenschiffe vom Mittelschiff Im Obergeschoss weisen die Pfeiler weite Offnungen auf die zur indirekten Belichtung der Synagoge dienen Auf den Pfeilern sind zeittypisch gestaltete Lampen mit Leuchtstoffrohren angebracht Die Wandflachen sind hell verputzt 15 Der Sakralbau basiert auf Architekturstromungen der Vorkriegszeit Der Innenraum der Synagoge weist in seiner massigen Gestaltung strukturelle Ahnlichkeiten mit monumentalen Staatsbauten und Reprasentationsraumen der NS Zeit auf Im Kontrast dazu stehen die um den Thoraschrein gruppierten Symbole des Judentums Dieser Kontrast zwischen Anklangen an die Architektur nationalsozialistischer Prachtbauten und der Funktion eines judischen Gotteshauses wird durch die Ausbildung des Toraschreins noch gesteigert Der gesamte Aufbau um die Heilige Lade scheint eingestellt und nicht direkt zum synagogalen Gemeinderaum zu gehoren Sowohl Aussenbau als auch Innenraumgestaltung greifen Formen der neoklassizistischen NS Architektur auf wie sie zum Beispiel am in den Jahren 1935 1936 von Architekt Ernst Sagebiel in Berlin errichteten Reichsluftfahrtministerium heute Bundesministerium der Finanzen Detlev Rohwedder Haus zur Anwendung kamen Die Saarbrucker Synagoge ist das einzige Beispiel einer deutlichen Verschrankung des judischen Sakralbaues mit formalen Elementen der Architektur des Nationalsozialismus Der Innenraum der Synagoge weist daruber hinaus Parallelen zu dem in den Jahren 1951 1953 von Rudolf Esterer beim Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstorten Munchner Residenz an der Stelle des Thronsaals Konig Ludwigs I neu errichteten Herkulessaal auf und ist somit ein sichtbares Zeichen fur die Kontinuitat architektonischer Formen der 1930er und fruhen 1940er Jahre in der Nachkriegszeit 16 Orgel BearbeitenDie Synagogenorgel wurde durch die Orgelbaufirma Edmond Alexandre Roethinger aus Schiltigheim im Jahr 1950 erbaut Sie verfugt uber 19 22 Register Spiel und Registertraktur sind elektropneumatisch 17 Die Disposition des Orgelwerkes ist wie folgt aufgebaut I Hauptwerk C g31 Quintaton 16 2 Prinzipal 8 3 Gemshorn 8 4 Oktave 4 5 Rohrflote 4 6 Doublette 2 7 Mixtur IV V8 Trompete 8 II Schwellwerk C g39 Gedacktflote 8 10 Salicional 8 11 Vox coelestis ab c0 8 12 Prinzipal 4 13 Nachthorn 4 14 Nasard 2 2 3 15 Doublette Ext Nr 12 2 16 Zimbel IV17 Krummhorn 8 Pedalwerk C f118 Subbass 16 19 Spillflote 8 20 Basse Ext Nr 18 8 21 Basse Ext Nr 18 4 22 Posaune 16 Koppeln II I I P II P Spielhilfen 2 freie Kombinationen Zungen Ab Mixturen Ab Tutti CrescendotrittLiteratur BearbeitenStefan Fischbach Ingrid Westerhoff und dies ist die Pforte des Himmels 1 Mos 28 17 Synagogen Rheinland Pfalz Saarland Schriftleitung Joachim Glatz und Meier Schwarz hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Rheinland Pfalz mit dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem Mainz 2005 Hans Walter Herrmann Saarbrucken unter der NS Herrschaft in Wittenbrock Rolf Hrsg Geschichte der Stadt Saarbrucken Bd 2 Saarbrucken 1999 S 243 339 hier S 288 293 Hans Walter Herrmann Das Schicksal der Juden im Saarland 1920 bis 1945 in Dokumentation zur Geschichte der judischen Bevolkerung in Rheinland Pfalz und im Saarland von 1800 bis 1945 hrsg von der Landesarchivverwaltung Rheinland Pfalz in Verbindung mit dem Landesarchiv Saarbrucken Band 6 Koblenz 1974 Fritz Jacoby Judische Familien in den Saarstadten in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts in Saarlandische Familienkunde Bd 5 1984 1987 S 229 240 Fritz Jacoby Zwei Stellungnahmen zur Judenemanzipation aus den Saarstadten Die Petition der Burger von Saarbrucken St Johann und Umgebung von 1843 in Zeitschrift fur die Geschichte der Saargegend 33 1985 S 122 147 Walter Kasel Die judische Gemeinde in Saarbrucken 50 Jahre Grossstadt 1909 1959 Saarbrucken 1959 S 226 231 Cilli Kasper Holtkotte Juden im Aufbruch Zur Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar Mosel Raum um 1800 Hannover 1996 Landesarchivverwaltung Rheinland Pfalz und Landesarchiv Saarbrucken Hrsg Dokumentation zur Geschichte der judischen Bevolkerung in Rheinland Pfalz und im Saarland von 1800 bis 1945 9 Bde Koblenz 1972ff Landeshauptstadt Saarbrucken Dezernat fur Bildung Kultur und Wissenschaft und Institut fur aktuelle Kunst Hrsg Wettbewerbe Kunst im offentlichen Raum Saarland 7 Erinnerungsort Rabbiner Rulf Platz Saarbrucken mit der Skulpturengruppe Der unterbrochene Wald von Ariel Auslender Saarbrucken 2015 Albert Marx Die Geschichte der Juden an der Saar Vom Ancien Regime bis zum Zweiten Weltkrieg Saarbrucken 1992 Albert Marx Die judische Gemeinde Saarbrucken 1933 1945 in Stadtverband Saarbrucken Regionalhistorisches Museum Hrsg Zehn statt tausend Jahre Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar 1933 1945 Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrucker Schloss Saarbrucken 1988 S 201 217 Bastian Muller Architektur der Nachkriegszeit im Saarland Denkmalpflege im Saarland Band 4 Landesdenkmalamt Ministerium fur Umwelt Energie und Verkehr Saarbrucken 2011 Marion Muller Knoblauch und Gernot Tybl Der November Pogrom 1938 in Saarbrucken Saarbrucken 1988 Hans Peter Schwarz Hrsg Die Architektur der Synagoge Katalog zur Ausstellung vom 11 November 1988 12 Februar 1989 Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main Stuttgart 1988 Eva Tigmann Was geschah am 9 November 1938 Eine Dokumentation uber die Verbrechen an der judischen Bevolkerung im Saarland im November 1938 Saarbrucken 1998 S 74 83 Hans Georg Treib Jetz krien die Juden Schlah Die Reichskristallnacht 1938 in Klaus Michael Mallmann Gerhard Paul Ralph Schock Reinhard Klimmt Hrsg Richtig daheim waren wir nie Entdeckungsreisen ins Saarrevier 1815 1955 Bonn 1987 Rolf Wittenbrock Die drei Saarstadte in der Zeit des beschleunigten Stadtewachstums 1860 1908 in Ders Hrsg Geschichte der Stadt Saarbrucken Bd 2 Saarbrucken 1999 S 11 129 hier S 112f Dieter Wolfanger Das Schicksal der saarlandischen Juden unter der NS Herrschaft St Ingbert 1992 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Saarbrucken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Synagogengemeinde Saar Synagogengemeinde Saar bei alemannia judaica deEinzelnachweise Bearbeiten Denkmalliste des Saarlandes Teildenkmalliste Saarbrucken PDF 653 kB S 76 Albert Marx Die judische Gemeinde Saarbrucken 1933 1945 in Zehn statt tausend Jahre Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar 1935 1945 Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrucker Schloss Saarbrucken 1988 S 201 217 Otto Simonson Der neue Tempel in Leipzig Berlin 1858 S 3 Harold Hammer Schenk Die Architektur der Synagoge von 1780 1933 in Hans Peter Schwarz Hrsg Die Architektur der Synagoge Katalog zur Ausstellung vom 11 November 1988 12 Februar 1989 Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main Stuttgart 1988 S 157 285 hier S 203 Kristine Marschall Die alte Synagoge in Saarbrucken Futterstrasse 25 Ecke Kaiserstrasse in und dies ist die Pforte des Himmels 1 Mos 28 17 Synagogen Rheinland Pfalz Saarland Bearbeitet von Stefan Fischbach und Ingrid Westerhoff Schriftleitung Joachim Glatz und Meier Schwarz hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Rheinland Pfalz mit dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem Mainz 2005 S 451 454 Archiv Yad Vashem Jerusalem TR 10 361 Albert Marx Die judische Gemeinde Saarbrucken 1933 1945 In Zehn statt tausend Jahre Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar 1935 1945 Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtichen Museums im Saarbrucker Schloss Saarbrucken 1988 S 201 217 Die Saarbrucker Synagoge in Flammen Saarbrucker Zeitung 11 November 1938 Hans Peter Schwarz Hrsg Die Architektur der Synagoge Katalog zur Ausstellung vom 11 November 1988 12 Februar 1989 Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main Stuttgart 1988 S 340 Bastian Muller Architektur der Nachkriegszeit im Saarland Denkmalpflege im Saarland Band 4 Landesdenkmalamt Ministerium fur Umwelt Energie und Verkehr Saarbrucken 2011 S 150 Axel Bocker Die neue Synagoge und das Gemeindezentrum in Saarbrucken Lortzingstrasse 8 in und dies ist die Pforte des Himmels 1 Mos 28 17 Synagogen Rheinland Pfalz Saarland Bearbeitet von Stefan Fischbach und Ingrid Westerhoff Schriftleitung Joachim Glatz und Meier Schwarz hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Rheinland Pfalz mit dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem Mainz 2005 S 454 455 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 18 Mai 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www institut aktuelle kunst de abgerufen am 14 Mai 2015 Axel Bocker Die neue Synagoge und das Gemeindezentrum in Saarbrucken Lortzingstrasse 8 in und dies ist die Pforte des Himmels 1 Mos 28 17 Synagogen Rheinland Pfalz Saarland Bearbeitet von Stefan Fischbach und Ingrid Westerhoff Schriftleitung Joachim Glatz und Meier Schwarz hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Rheinland Pfalz mit dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem Mainz 2005 S 454 455 Dietmar Arnold Neue Reichskanzlei und Fuhrerbunker Legenden und Wirklichkeit unter Mitarbeit von Reiner Janick Augsburg 2009 S 93 94 Axel Bocker Die neue Synagoge und das Gemeindezentrum in Saarbrucken Lortzingstrasse 8 in und dies ist die Pforte des Himmels 1 Mos 28 17 Synagogen Rheinland Pfalz Saarland Bearbeitet von Stefan Fischbach und Ingrid Westerhoff Schriftleitung Joachim Glatz und Meier Schwarz hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Rheinland Pfalz mit dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem Mainz 2005 S 454 455 Salomon Korn Synagogenarchitektur in Deutschland nach 1945 In Hans Peter Schwarz Hrsg Die Architektur der Synagoge Katalog zur Ausstellung vom 11 November 1988 12 Februar 1989 Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main Stuttgart 1988 S 287 395 hier S 294 340 Saarbrucken Synagoge Auf Organindex de abgerufen am 5 September 2020 Synagogen im Saarland Beaumarais Blieskastel Bosen Brotdorf Dillingen Gersheim Hemmersdorf Hilbringen Homburg Huttersdorf Illingen Merzig Nalbach Neunkirchen Ottweiler Rehlingen Saarbrucken Saarlouis Saarwellingen Sotern Spiesen St Ingbert St Wendel Tholey Wallerfangen 49 2368827175 6 9962230325 Koordinaten 49 14 12 8 N 6 59 46 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Saarbrucken amp oldid 235805290