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Die Sundischen Wiesen oder auch die Sundische Wiese bilden den ostlichen Teil der Halbinsel Zingst im Landkreis Vorpommern Rugen Der Name bezeichnet die Stralsundischen Wiesen nach der Stadt Stralsund dem ehemaligen Besitzer der Flachen Naturbelassene Landschaft auf den Sundischen WiesenDie Sundischen Wiesen kurz hinter der Hohen DuneUbersichtskarte der Sundischen Wiesen Foto von 2010 Sundische Wiese Gewerbegebiet um 1835 Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 2 1 Besiedlung 2 2 Militarische Nutzung von 1937 bis 1945 2 3 Zivile Nutzung nach 1945 2 4 Militarische Nutzung von 1956 bis 1991 2 5 Von 1991 bis heute 3 Flora und Fauna 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeografie BearbeitenDie Sundischen Wiesen liegen zwischen dem Osterwald im Westen Pramort an der ostlichen Spitze der Ostsee im Norden und der Grabow im Suden Sie haben eine Ost West Ausdehnung von etwa acht Kilometern und eine Nord Sud Ausdehnung von etwa einem Kilometer Die Sundischen Wiesen zeichnen sich nordlich der Fahrstrasse nach Pramort durch karge sandige Boden aus Diese Flache wurde fruher militarisch genutzt und wird seit der Auflosung des Militarstandortes auf Zingst renaturiert sodass sich eine Heidelandschaft bilden konnte Teilweise wird das Areal nun in eine Sumpflandschaft umgewandelt Die sudlich der Fahrstrasse liegenden Feuchtwiesen wurden entwassert und werden als Weiden landwirtschaftlich genutzt Geschichte BearbeitenBesiedlung Bearbeiten Die Sundischen Wiesen wurden erstmals als Besitz der Hansestadt Stralsund im Jahre 1290 erwahnt Einige Quellen besagen dass das Kloster Hiddensee die Wiesen der Stadt geschenkt hatte Um die Mitte des 17 Jahrhunderts hatten sich die ersten Familien hier angesiedelt Es entstanden die Siedlungen Pramort und Bey den Hausern Die Siedlung Pramort entstand im aussersten Osten der damaligen Insel wahrend Bey den Hausern beim heutigen Schloss Sundwiesen zu finden war Durch die kargen Boden konnte das Gebiet landwirtschaftlich kaum genutzt werden die Bewirtschafter wechselten in kurzen Abstanden Den Schwedischen Besitz der Halbinsel bis 1815 zeigen die Matrikelkarten sie charakterisieren das Gebiet als starres Gras und Rohricht und morastige Weiden voll von Wasserlochern Im 19 Jahrhundert wird eine Kalkbrennerei des Besitzer C Kaecker um 1866 mit einer grossen Anzahl von Schuppen erwahnt Im Bereich des Wiesenhofes beschaftigte sie die 159 Inselbewohner 1 Ein Ziegler aus Colpin Friedrich Schmidt wohnte 1909 noch vor Ort Die Messtischblatter des 20 Jahrhunderts zeigen die Kalkbrennerei nicht mehr Ebenfalls zum Ende des Jahrhunderts kam die militarische Nutzung des Gebietes die fast hundert Jahre dauern sollte Die Abgeschiedenheit und die Dunen als Kugelfang eigneten sich gut fur die Zweckbestimmung Im Jahr 1895 fanden hier erstmals Schiessubungen des preussischen Militars statt Ein noch nie erlebtes Schauspiel entwickelte sich in den letzten Tagen der vergangenen Woche auf unserem stillen Eilande Es wurden die diesjahrigen Schiessubungen des Infanterie Regimentes Nr 42 Prinz Moritz von Anhalt Dessau Stralsund abgehalten es steht abzuwarten dass sich gleiche Ubungen in den nachsten Jahren hier wiederholen werden Barther Wochenblatt 12 Juli 18951902 kaufte der Baron von Klot Trautvetter die Sundischen Wiesen der Stadt Stralsund fur 310 000 Mark ab um dort ein Jagdhaus zu errichten Ein Chronist berichtet dass der Baron nach einem schweren Sturm in der Neujahrsnacht 1903 04 sein Haus fluchtartig verliess Er verkaufte seinen Besitz gewinnbringend fur 1 100 000 Mark an den preussischen Grafen von Eulenburg der darauf spekulierte von einer Fahrverbindung durch einen Inseldurchstich nahe der Straminke profitieren zu konnen Nebenher erhohte er den Pachtzins fur das karge Land so dass 16 Bauern ihre nun unrentablen Hofe aufgeben mussten Als sich das Fahrprojekt zerschlug musste von Eulenburg nach dem Ersten Weltkrieg das Land an den Berliner Zeitungsverleger Rudolf Mosse verkaufen Dieser plante auf den Wiesen Nesselpflanzen fur die Papierproduktion anzubauen bedachte allerdings nicht dass die Fasernessel auf sandigen Boden schlecht gedeiht Nachdem auch dieses Vorhaben gescheitert war erwarb der Huttenbaron Hugo Stinnes aus dem Ruhrgebiet das gesamte Gelande ostlich von Zingst um mit dem Abholzen samtlicher Waldflachen grosse Gewinne zu erzielen Erst mit der Enteignung des Gebietes 1923 zugunsten der Berliner Siedlergemeinschaft Neuland AG schien sich eine solide Nutzung durchzusetzen Im Rahmen eines staatlichen Siedlungsprogramms wurden die Wiesen entwassert und neue bis 1936 funfundzwanzig Bauernhofe errichtet nbsp Karte von 1893Liste der Hauser und Bauernhofe von 1923 bis 1937 West nach Ost einschl Pramort Waldesheim Anton Otkor Fahrhaus Adolf Othold Schloss Sundhof Fam Drewitz Waldhof Fam Keller Eichhof Fam Janssen Westhof Fam Tjardes Wiesenhof Fam Klemp Schmidt Kavelhof Fam Moller Sudhof Fam Volker Schule Fam Witzke Holzkoppelhof Fam Suhr Deichwohnhaus Fam Oldenburg Rehhof Fam Gerhard Dunenhof Fam Hauser Feldhof P Stark Muhlenhof Fam Dragert Mittelhof Fam Kock Lubkehof Fam Lau Osthof Fam Jeske Bauhof Fam Homeyer Ellerhof Fam Lubke Soothof von Luttickau 1922 Fam Brussow Dreschhof Fam Schutt Pramort Fam Jackel und A Schmidt Am 30 Juni 1937 wurden die Bewohner der obigen Liste mit einer Abfindung zwangsumgesiedelt Einige Bauern wurden nach Grabowhofe umgesiedelt Hier starben ihre Rinderherden die Brackwasser zu saufen gewohnt waren Es entstanden personlich Wertverluste die nicht ausgeglichen wurden Militarische Nutzung von 1937 bis 1945 Bearbeiten Ende der Zwanziger Jahre versuchte der Leiter des Darsser Forstamtes die Sundischen Wiesen in einen zu schaffenden Nationalpark Darss Zingst mit einzubeziehen Es gelang 1934 sogar den damaligen Reichsforst und Reichsjagermeister Hermann Goring von der Idee zu begeistern Doch der neu aufgebauten Luftwaffe fehlte ein Bombenabwurf und Schiessgelande Das ursprunglich vorgesehene Gebiet bei Parow und Hohendorf war erstklassiges Ackerland und so fiel die Wahl auf die Sundischen Wiesen In Zingst entstand ein Militarstandort und in den Wiesen ein Flakschiessstand ein Flugplatz und ein Bombenabwurfsgelande Die leeren Bauernhofe in den Sundischen Wiesen dienten als Abwurfziel Zivile Nutzung nach 1945 Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Sundischen Wiesen und auch der Pramort wiederbesiedelt Doch die landwirtschaftliche Nutzung war nun auch noch durch die militarischen Altlasten sehr schwierig Die ab 1945 zuruckkehrenden Bewohner fanden allein 14 000 Bombentrichter die durch Bombenabwurftests der Luftwaffe entstanden waren So wurde erneut uber die Bildung eines Nationalparkes nachgedacht Allerdings wurde zunachst der landwirtschaftlichen Nutzung Vorrang eingeraumt Bereits in den 1950er Jahren nutzte eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft den sudlichen Bereich der Sundischen Wiesen hauptsachlich fur die Tierzucht 1964 wurde die LPG in das Volkseigene Gut Zingst Darss mit Sitz in der Siedlung Muggenburg umgewandelt das sich auch mit der Nerzzucht beschaftigte Zur Nutzung des Graslandes fur Viehfutter entstand das grosste Grunfuttertrocknungswerk der DDR Auf den Grasflachen weideten bis zu 10 000 Jungrinder Es wurde intensiv gedungt Alle drei bis funf Jahre wurde das Land umgebrochen und neues Gras ausgesat Das ehemalige Jagd und Gutshaus wurde als Kinderferienlager genutzt Militarische Nutzung von 1956 bis 1991 Bearbeiten Nach 1945 unterhielt die Kasernierte Volkspolizei im Bereich der Hohen Dune bei Pramort einen Schiessplatz Nach Grundung der Nationalen Volksarmee NVA wurde das Gelande der nordlichen Sundischen Wiesen wieder als Flak Schiessplatz genutzt Auch der Sudteil wurde militarisches Sperrgebiet konnte aber weiter landwirtschaftlich genutzt werden Auf dem Ubungsplatz wurden zwischen 1970 und 1992 auch diverse Experimente mit Hohenforschungsraketen durchgefuhrt Im Gegensatz zur NS Zeit wurde eine Umsiedlung der Bewohner nicht durch Zwang bewerkstelligt sondern durch Einschrankung der Lebensbedingungen vorangetrieben Erst 1988 verliess die letzte Bewohnerin Pramort Der NVA Truppenstandort bestand bis zum 31 Dezember 1990 Am 1 Oktober 1990 wurde der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft gegrundet Die Sundischen Wiesen wurden Teil der Schutzzone I Kernzone 2 Die Fahrstrasse zum Pramort wurde fur Kraftfahrzeuge gesperrt Die NVA baute eine Aussichtsplattform und wurde gezwungen sich an diverse Umweltvorgaben zu halten Nachdem das Flakausbildungszentrum der NVA aufgelost worden war entstand teilweise mit demselben Personal in Zingst eine Bundeswehrgarnison Auch uber eine Weiternutzung des Truppenubungsplatzes auf den Sundischen Wiesen wurde nachgedacht Von 1991 bis heute Bearbeiten Zum Ende des Jahres 1991 gab die Bundeswehr den Standort an den Sundischen Wiesen auf Am 31 Mai 1993 schloss auch die Kaserne in Zingst ihre Pforten Nach Schliessung des Standortes wurden alle militarischen und auch landwirtschaftlichen Gebaude bis auf das ehemalige Wachgebaude das jetzt als Informationseinrichtung des Nationalparkes dient zuruckgebaut Die Wiesen werden extensiv weiter als Weideland genutzt Die Rinder weiden hier von Mai bis November Dungung Mahd und Umbruch sind eingestellt Im Herbst wird der gesamte Bereich vom Nachmittag bis zum Morgen fur den allgemeinen Besucherverkehr gesperrt um eine Beunruhigung der hier rastenden Kraniche zu vermeiden Zwischen 15 und 19 Uhr wird eine begrenzte Anzahl Besucher mit Fuhrung durchgelassen Das ehemalige Gutshaus wurde von dem Kieler Unternehmer Hans Hermann Johnson erworben der es am 17 Juli 1994 als Hotel Schlosschen eroffnete Von 2009 wurde auf der Halbinsel ein neuer Seedeich gebaut Er entstand in der Mitte der Halbinsel nordlich der alten Strasse nach Pramort 3 Ab 2014 begann die Renaturierung der nordlich des Seedeichs gelegenen Gebiete der Halbinsel Der alte Deich wurde hierzu an mehreren Stellen aufgeschlitzt so dass Wasser in das Gebiet stromen konnte fruhere Schopfwerke wurden zuruckgebaut Hier soll ein von jeder Nutzung freigehaltenes Gebiet aus Strandseen Mooren Rohrichten und Mischwald entstehen 4 Die alte Strasse nach Pramort wurde aufgegeben Auf dem neuen Deich entstand ein Radweg und neben dem Deich ein Wirtschaftsweg Flora und Fauna BearbeitenDie Landschaft der Sundischen Wiesen lasst sich in drei Gebiete einteilen die Ostseekuste mit dem dahinter liegenden Dunenfeld die Renaturierungsflache jetzt Besenheide nordlich der Fahrstrasse und die Weidenflachen sudlich der Fahrstrasse mit der Boddenkuste Im Dunengebiet wachsen Pflanzen wie Strandhafer und Strandroggen mit ihren langen tiefgehenden Wurzeln in den feuchten Spulsaumgebieten Salzkraut und Salzmiere Im Gebiet nordlich der Fahrstrasse dominieren Zwergstraucher wie Krahenbeere und Heidekraut Vereinzelt gibt es Kiefernwaldchen In den sudlich liegenden Gebieten an der Boddenkuste wachsen die Bodden Binse Flutstraussgras Grasnelke Queller und die Salzmiere Im Bereich der Sundischen Wiesen und den umliegenden Uferbereichen rasten wahrend der Vogelflugzeit neun der vierzehn bekannten Gansearten und 35 verschiedene Kustenvogelarten Ganzjahrig heimisch ist hier die Lachmowe Auch der Rotmilan ist in den Sundischen Wiesen anzutreffen Von den hier durchziehenden Regenpfeifern durfte der Goldregenpfeifer der haufigste sein Auch Sabelschnabler Alpenstrandlaufer und Kampflaufer bevolkern die Wiesen Vom benachbarten Pramort ist auch der Kranichzug von Tausenden Vogeln zu beobachten nbsp Weidende Rinder in Extensivhaltung nbsp Wildganse rasten auf den Wiesen nbsp Blick auf die Hohe Dune nbsp Blick vom Pramort uber die Grabow nbsp Der Deich vor kurz vor Beginn des NationalparksWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Sundische Wiesen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nationalpark Vorpommersche BoddenlandschaftEinzelnachweise Bearbeiten Christoph Sandler Deutschlands Handel und Industrie Abteilung Konigreich Preussen Norddeutschland F Berggold Berlin 1866 S 327 Schutzzonen des Nationalparks Sturmflutschutz Renaturierung Ostzingst Eine Zwischenbilanz Staatliches Amt fur Umwelt und Natur Stralsund Hrsg Stralsund 2009 online pdf S 29 Sturmflutschutz Renaturierung Ostzingst Eine Zwischenbilanz Staatliches Amt fur Umwelt und Natur Stralsund Hrsg Stralsund 2009 online pdf S 29 54 428118075 12 855377197222 Koordinaten 54 25 41 2 N 12 51 19 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sundische Wiesen amp oldid 236564455