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Die Studiengesellschaft fur Elektrische Schnellbahnen St E S wurde am 10 Oktober 1899 in Berlin mit dem Ziel gegrundet die Anlage von Schnellbahnen mit elektrischem Betrieb in Deutschland vorzubereiten Nach vier Jahren gelang es im Oktober 1903 kurz nacheinander zwei Drehstrom Schnellbahnwagen der Studiengesellschaft Geschwindigkeiten von mehr als 200 km h zu erreichen Am 28 Oktober 1903 wurde mit 210 2 km h ein Weltrekord fur Landfahrzeuge aufgestellt Bezogen auf Schienenfahrzeuge konnte diese Geschwindigkeit erst 1931 vom propellergetriebenen Schienenzeppelin und erst 1954 von der franzosischen Elektrolokomotive CC 7121 ubertroffen werden Bahnhof Marienfelde der Militareisenbahn 2020Bahnhof Zossen der Militareisenbahn 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Gesellschafter und Unternehmensziele 2 Teststrecke und Wagenschuppen 3 Fahrleitung und Einspeisungsleitung 4 Fahrzeuge 5 Versuchsfahrten mit Geschwindigkeitsrekord 6 Ende der Gesellschaft 7 Verbleib der Versuchsfahrzeuge 8 Denkmaler und Erinnerungen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGesellschafter und Unternehmensziele Bearbeiten nbsp Logo der Gesellschaft auf einem Versuchsfahrzeug nbsp Die erste Siemens Drehstromlok fur die kurze Versuchsstrecke in Lichterfelde 1900Gesellschafter waren die fuhrenden Elektrokonzerne Allgemeine Elektricitats Gesellschaft und Siemens amp Halske die Banken Delbruck Leo amp Co Deutsche Bank Nationalbank fur Deutschland und Jacob S H Stern sowie die Maschinenbauunternehmen von August Borsig Philipp Holzmann amp Co Friedrich Krupp und Van der Zypen amp Charlier Die Deutsche Bank fuhrte das Konsortium mit zwanzig Prozent Anteil an es folgten AEG Krupp und Siemens mit jeweils rund dreizehn Prozent Das Unternehmen wurde als Gesellschaft mit beschrankter Haftung mit einem Kapital von zunachst 750 000 Mark gegrundet 1 Geschaftsfuhrer wurde Regierungsbaumeister a D Paul Denninghoff der gemeinsam mit dem Geheimen Baurat Moritz Lochner auch die Versuchsfahrten leitete 2 Aufsichtsratsvorsitzender wurde der Prasident des Reichseisenbahnamtes Friedrich Schulz Stellvertreter Georg von Siemens Direktor der Deutschen Bank 3 4 Unternehmensziel war nicht die Gewinnerzielung sondern die Erforschung der Grundlagen des elektrischen Schnellverkehrs Um 1900 fuhren bereits in vielen Stadten mit Gleichstrom betriebene Strassenbahnen Es fehlten aber Erfahrungen uber die Eignung von Wechselstrom oder gar Drehstrom fur den schnellen Eisenbahnverkehr uber langere Strecken Die Versuche sollten auch klaren ob eine Oberleitung fur die Stromzufuhrung auch bei hoher Geschwindigkeit geeignet sei anstelle einer Stromschiene wie sie bei den ersten elektrischen Bahnen oft verwendet wurde Siemens hatte bereits 1899 die 1 8 km lange Drehstrom Versuchsstrecke Gross Lichterfelde Zehlendorf mit einer dreipoligen Fahrleitung eingerichtet und bei Versuchsfahrten mit langsamen Fahrzeugen erste Erfahrungen sammeln konnen Teststrecke und Wagenschuppen Bearbeiten nbsp Dreipolige Drehstrom Fahrleitung verstarkter Oberbau mit 41 kg m Fahrschienen Leitschienen und Basaltschotter bei km 10 5 im Hintergrund links die Malzerei Lichtenrade 1903Fur die geplanten Testfahrten wurde ein 23 km langes geradliniges Teilstuck der Militar Eisenbahn Marienfelde Zossen Juterbog zwischen Marienfelde km 7 5 und Zossen km 30 5 ausgesucht Nach der Genehmigung durch den preussischen Kriegsminister von Gossler wurde die Strecke 1901 durch das Eisenbahnregiment hergerichtet Die Militarbahnstrecke war ursprunglich nur fur 80 km h zugelassen Der Gleisoberbau musste deshalb vor Beginn der Versuchsfahrten uberarbeitet werden Dazu wurde ein Teil der aus den Anfangsjahren stammenden 6 6 m und 9 m langen alten Schienen durch neue Schienen 33 4 kg m preuss Form 6 ersetzt Im Bereich Mahlow und Zossen wurden 9 m lange Schienen eingebaut im Mittelabschnitt der Teststrecke kamen die langeren 12 m Schienen zum Einsatz Zusatzlich wurden die alten Stahlschwellen gegen neue langere Holzschwellen ausgetauscht Auf den Bahnhofen Mahlow und Rangsdorf wurden je zwei neue Federherzstucke in die Weichen eingebaut um die Stationen mit hoheren Geschwindigkeiten durchfahren zu konnen 5 Am sudlichen Ende des Militarbahnhofes Marienfelde wurde auf angepachtetem Land ein zweigleisiger holzerner Wagenschuppen zum Unterstellen der Schnellbahnwagen errichtet und direkt an das Streckengleis der Militarbahn in Richtung Zossen angeschlossen 6 Der Bauantrag fur den Schuppen wurde im Mai 1901 gestellt 7 Er hatte eine Lange von 38 m und eine Breite von 15 m 8 Die Nutzlange der beiden mit der Drehstrom Fahrleitung versehenen Gleise vor dem Schuppen betrug rund 50 m 9 Im September 1901 erfolgten die ersten Schleppfahrten der neuen Schnellbahnwagen mit vorgespannten Dampflokomotiven Die Abnahme der elektrischen Anlage fand am 14 Oktober 1901 statt 10 Die Versuchsfahrten zwischen September und November 1901 bei denen Geschwindigkeiten bis 160 km h erreicht wurden zeigten die Notwendigkeit den Oberbau noch weiter zu verstarken um hohere Geschwindigkeiten sicher erreichen zu konnen Im Sommer 1903 bauten Soldaten des Eisenbahnregimentes die Versuchsstrecke innerhalb von rund 15 Wochen erneut in den nachtlichen Betriebspausen um dies entsprach einer Umbauleistung von rund 250 m pro Nacht Das neue Oberbaumaterial wurde vom preussischen Minister der offentlichen Arbeiten von Budde gemass einem Vertrag vom April 1903 zunachst leihweise zur Verfugung gestellt Die bisherige Kies Sand Bettung wurde durch 20 000 m Basaltschlag Schotter aus dem Steinbruch Sproitz Niederschlesien ersetzt Auf der vollen Lange von 23 km wurden nun schwerere 12 m Fahrschienen 41 38 kg m preuss Form 8 eingebaut Sie wurden auf 34 800 neuen Holzschwellen mit eisernen Hakenplatten montiert Auf eine Schienenlange von 12 m wurden 18 Schwellen verteilt mittlerer Schwellenabstand 0 66 m Pierson hob hervor dass die Versuchsstrecke Marienfelde Zossen den bestgepflegten Oberbau der Welt besass 11 Im Abschnitt zwischen km 10 5 und km 27 5 kamen zusatzlich Leitschienen hinzu die im Ernstfall die Schnellbahnwagen fuhren sollten aber letztendlich nicht benotigt wurden 12 Karl Ernst Maedel zitiert in seiner Erzahlung Marksteine uber die Drehstrom Versuchsfahrten und die Oberbauerneuerung von 1903 einen Oberingenieur Horn mit den Worten dass nach diesen Massnahmen die Gangruhe der Fahrzeuge ganz ausserordentlich gewonnen habe und dass selbst bei grosster Geschwindigkeit der Wasserspiegel eines Glases das am Fensterbrett aufgestellt war sich kaum bewegte 13 Fahrleitung und Einspeisungsleitung Bearbeiten nbsp Einspeisepunkt der Drehstrom fahrleitung sudlich des Militarbahnhofs Marienfelde am Bahnubergang Buckower Chaussee 1903Die elektrische Fahrleitung wurde von Siemens gebaut und verlief statt mittig uber dem Gleis seitlich versetzt mit 1 45 Meter Abstand zur Gleismitte Die drei Fahrleitungsdrahte waren ubereinander in Hohen von 5 50 6 50 und 7 50 Meter uber der Schienenoberkante angeordnet Fur die Fahrleitungen wurde Kupferdraht mit einem Querschnitt von je 100 mm verwendet Der Abstand der holzernen Oberleitungsmasten betrug 35 m Die Fahrleitung war in Abschnitte von je 1000 m aufgeteilt diese Lange ergab sich aus den damaligen Fertigungs und Abspannmoglichkeiten Zunachst verloren die Stromabnehmer an den Ubergangen konstruktionsbedingt kurzzeitig den Kontakt Spater wurden die Ubergangsstellen so umgestaltet dass ein standiger Kontakt der Stromabnehmer zur Fahrleitung erreicht wurde 14 15 Die Stromversorgung erfolgte vom Kraftwerk Oberspree in Oberschoneweide das 1897 als erstes Drehstromkraftwerk Deutschlands in Betrieb genommen wurde Die 12 5 km lange Versorgungsleitung wurde von der AEG vom Kraftwerk uber Johannisthal und Buckow nach Marienfelde errichtet Dabei kamen sowohl Freileitungen mit einem Querschnitt von 4 70 mm als auch Erdkabel mit einem Querschnitt von 4 50 mm insbesondere im Bereich Schoneweide zum Einsatz 16 17 18 Die aus Rundholz erstellten Freileitungsmasten besassen eine Hohe von rund 8 00 m der Abstand der vier Isolatoren betrug im Mittel 45 cm 19 Der Einspeisepunkt befand sich bei km 8 5 am Bahnubergang Buckower Chaussee sudlich vom Militarbahnhof Marienfelde Zunachst wurden die Gleise hier mit einem Erdkabel gekreuzt Fur die Versuchsfahrten im Jahr 1903 wurde das Erdkabel gegen eine Freileitung getauscht und zusatzliche Uberspannungssicherungen eingebaut 20 Fahrzeuge Bearbeiten nbsp AEG Schnellbahnwagen beim Dauerbelastungstest auf dem Rollenprufstand linke Bildhalfte 1901Der Kolner Waggonbauer Van der Zypen amp Charlier baute den mechanischen Teil der Wagen die Elektrounternehmen lieferten jeweils die elektrische Ausrustung der beiden sechsachsigen Schnellbahnwagen wie die Versuchsfahrzeuge damals bezeichnet wurden Vorgaben waren dass eine Achslast von 16 t nicht uberschritten werden durfte und dass in den Fahrzeugen etwa funfzig Personen Platz finden sollten Die Wagenkasten unterschieden sich geringfugig Der AEG Wagen wies eine Lange von 21 00 m und eine Breite von 2 80 m auf der Siemens Wagen war mit 22 00 m Lange und 2 88 m Breite etwas grosser Bei den dreiachsigen Drehgestellen mit einem Achsstand von zunachst 3 80 m waren jeweils die ausseren Achsen angetrieben der Durchmesser der Rader betrug 1 25 m 21 Fur den AEG Schnellbahnwagen war der Fabrikdirektor Oskar Lasche verantwortlich Die jeweils drei Stromabnehmer an den Fahrzeugenden waren einzeln hintereinander an Auslegern angeordnet 22 Der angelieferte Wagen wurde im AEG Werk Brunnenstrasse elektrisch ausgerustet Vor den eigentlichen Versuchsfahrten auf freier Strecke wurde der Wagen 1901 auf einem Rollenprufstand untersucht um das Verhalten der Achslager der Motoren und weiterer Bauteile im Dauerbetrieb zu beobachten 23 nbsp Siemens Schnellbahnwagen am Gleisdreieck wahrend der Montage der elektrischen Ausrustung 1901Der Siemens Schnellbahnwagen wurde unter der Verantwortung von Walter Reichel entwickelt Er besass an beiden Wagenenden einen Mast mit je drei Stromabnehmern Aussen waren Widerstandssegmente aus dem Werkstoff Kruppin angebracht der einen besonders hohen elektrischen Widerstand aufweist 24 Der Wagen wurde im Jahr 1901 zum Berliner Hochbahn Gleisdreieck das damals noch im Bau war angeliefert Dort gab es einen provisorischen Holzschuppen unmittelbar westlich des Hochbahnviadukts in dem die elektrische Ausrustung eingebaut werden konnte Durch das in unmittelbarer Nahe befindliche Siemens Hochbahnkraftwerk waren hier erste Tests der elektrischen Ausrustung moglich Bei den beiden Schnellbahnwagen von AEG und von Siemens wurde der von der Fahrleitung zugeleitete Drehstrom mit einer Spannung von bis zu 14 kV zunachst uber schwere Transformatoren auf eine niedrigere Spannung fur die Fahrmotoren umgewandelt Beim AEG Wagen wogen die beiden Transformatoren zusammen 6 5 t beim Siemens Wagen sogar 12 0 t Die Fahrmotoren waren fur eine Dauerleistung von je 250 PS ausgelegt und arbeiteten mit Spannungen zwischen 435 und 1150 V Das Gesamtgewicht der beiden Schnellbahnwagen lag jeweils bei etwas uber 90 t 25 Als drittes Versuchsfahrzeug baute Van der Zypen amp Charlier 1902 eine leichtere vierachsige Elektrolokomotive die ebenfalls von Siemens ausgerustet wurde Bei dieser Lokomotive konnten die Fahrmotoren direkt mit der hohen Fahrleitungs Spannung gespeist werden Entgegen der ursprunglichen Planung wurde nur eine Achse pro Drehgestell angetrieben Das Gewicht dieser Lokomotive wird mit 40 t angegeben 26 Der Treibraddurchmesser betrug 1 25 m der Achsstand der Drehgestelle 3 25 m Der Antrieb erfolgte uber ein Zahnradgetriebe auf die Treibachsen 27 nbsp Siemens Drehstrom Schnellbahnwagen erreichte 206 km h nbsp AEG Drehstrom Schnellbahnwagen erreichte 210 km h nbsp Vierachsige Siemens Drehstrom Lokomotive von 1902Versuchsfahrten mit Geschwindigkeitsrekord Bearbeiten nbsp Versuchsfahrt des Siemens Schnell bahnwagen von Zossen nach Marienfelde nbsp Drehgestell des Siemens Schnellbahnwagen mit dem auf 5 00 m verlangerten Achsstand 1903Fur die Versuchsfahrten wurde ein detailliertes Programm mit den geplanten Fahrten und den zu untersuchenden Parametern aufgestellt Zusatzlich wurden umfangreiche Sicherheitsauflagen der Aufsichtsbehorde festgelegt In regelmassigen Abstanden wurde der Zustand der Strecke und der Fahrzeuge kontrolliert und die Beseitigung von Mangeln veranlasst 28 Zwischen dem 8 Oktober und dem 30 November 1901 fanden die Versuchsfahrten und Revisionsfahrten an 29 Tagen statt 29 Die Versuchsfahrten im Jahr 1901 hatten gezeigt dass die angestrebte Geschwindigkeit von 200 km h mit den Drehstrom Schnellbahnwagen grundsatzlich erreichbar sein sollte wenn eine Reihe von Massnahmen umgesetzt werden wurde Bei der Versuchsstrecke war die weitere Verstarkung des Oberbaus unerlasslich Bei den Schnellbahnwagen war der Achsstand der Drehgestelle von 3 80 m auf 5 00 m zu vergrossern um die Laufruhe zu verbessern Da der Luftwiderstand bei den hohen Geschwindigkeiten eine wesentliche Grossenordnung erreicht wurden abnehmbare gewolbte oder keilformige Frontverkleidungen angefertigt Auch die Stromabnehmer waren zu uberarbeiten Schliesslich mussten auch die Bremsen verstarkt werden um die langen Bremswege zu verkurzen 30 Im Herbst 1902 fanden weitere Versuchsfahrten statt bei denen vor allem umfangreiche Messungen durchgefuhrt wurden Dabei kam zwischen dem 17 und 26 Juni 1902 auch die vierachsige Siemens Lokomotive zum Einsatz bei der der Drehstrom mit 10 kV ohne Transformatoren in die Fahrmotoren eingespeist werden konnte Diese Lok erreichte eine Geschwindigkeit von 120 km h 31 32 Zwischen Mitte September und Ende November 1903 fand nach der Uberarbeitung der Strecke und der beiden Schnellbahnwagen eine erneute Serie von Schnellfahrversuchen statt bei denen beide Schnellbahnwagen Tempo 200 ubertrafen Erstmalig wurde die 200 km h Schwelle am 6 Oktober 1903 vom Siemens Schnellbahnwagen uberschritten 33 Am 23 Oktober erzielte der Schnellbahnwagen von Siemens auf der vierten Fahrt des Tages von Zossen nach Marienfelde eine Geschwindigkeit von 206 7 km h 34 Nur wenige Tage spater am 28 Oktober 1903 erreichte der AEG Schnellbahnwagen auf der ersten Fahrt des Tages von Marienfelde nach Zossen kurz vor dem Bahnhof Rangsdorf die Rekordgeschwindigkeit von 210 2 km h 35 36 37 38 nbsp Die preussischen Minister von Budde und von Einem besichtigen den verstarkten Oberbau und eine kleine Ausstellung am Bahnhof DahlewitzUber die Versuchsfahrten wurde regelmassig in der Tagespresse berichtet Viele Schaulustige fuhren zu den Bahnhofen Dahlewitz in der Presse als Dahlwitz bezeichnet und Rangsdorf weil dort die jeweilige Hochstgeschwindigkeit erreicht wurde In Dahlewitz war auch eine kleine Ausstellung mit Schaustucken von Fahrleitung und Stromabnehmer sowie einem Radsatz mit Fahrmotor aufgebaut Am Bahnhof Rangsdorf der Militarbahn wurden wahrend der Versuchsfahrten in den beiden Weichen die Herzstucke durch durchgehende Schienen ersetzt Weitere Versuchsfahrten fanden mit dem angehangten sechsachsigen Schlafwagen 78 der preussischen Staatsbahn statt mussten aber bei einer Geschwindigkeit von 180 km h aufgrund starker Schlingerbewegungen des Wagens abgebrochen werden 39 Bei diesem Wagen handelte es sich um den ersten sechsachsigen preussischen Schlafwagen aus dem Baujahr 1900 mit einem Gewicht von 44 3 t einer Lange uber Puffer von 19 74 m und einem Achsstand im Drehgestell von 3 65 m Diesem Baumusterwagen folgten ab 1904 weitere 237 sechsachsige Schlafwagen 40 Ausserdem wurde untersucht wie sich die erreichbare Hochstgeschwindigkeit verringert nachdem die gewolbten Frontpartien von den Schnellbahnwagen entfernt wurden Am 25 November 1903 kurz vor Abschluss der Versuchsfahrten konnten beide Schnellbahnwagen erneut sehr hohe Geschwindigkeiten wiederholen An diesem Tag erreichte auf der zweiten Fahrt von Zossen nach Marienfelde der AEG Schnellbahnwagen eine Hochstgeschwindigkeit von 205 km h auf der dritten Fahrt von Marienfelde nach Zossen kam der Siemens Schnellbahnwagen mit 209 km h fast an die Rekordgeschwindigkeit des AEG Wagens vom 28 Oktober heran 41 Der Wert von 210 2 km h hatte 28 Jahre lang Bestand und konnte erst 1931 vom Schienenzeppelin ubertroffen werden Die Versuche zeigten dass mit Eisenbahnfahrzeugen weit hohere Geschwindigkeiten zu erreichen waren als sie die damalige Betriebsordnung fur Hauptbahnen vorsah So erfolgreich die Versuche aus technischer Sicht waren liess sich wirtschaftlich aus ihnen erst auf lange Sicht Gewinn ziehen Insbesondere die beiden Elektro Unternehmen wollten jedoch rasch die Fruchte der Arbeit ernten und legten Anfang 1904 eine Denkschrift fur eine Schnellbahn zwischen Berlin und Hamburg vor Vom 19 Januar bis zum 19 April 1904 folgten auf der Militarbahnstrecke Versuchsfahrten mit ausgewahlten Dampflokomotiven Hauptartikel Schnellfahrversuche mit Dampflokomotiven zwischen Marienfelde und Zossen Auf der Louisiana Purchase Exposition der Weltausstellung in St Louis im selben Jahr wurden grosse Fotografien der Wagen gezeigt und die Versuchsfahrten eingehend beschrieben Die erhofften Auftrage blieben jedoch aus 42 Hauptartikel Geschwindigkeitsweltrekorde fur SchienenfahrzeugeEnde der Gesellschaft BearbeitenNachdem die Studiengesellschaft ihren Zweck erfullt hatte wurde im Dezember 1905 der Beschluss zur Liquidation gefasst Das Streckengleis der Militarbahn wurde nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Berlin und Zossen stillgelegt und Mitte der 1920er Jahre abgebaut Verbleib der Versuchsfahrzeuge Bearbeiten nbsp Die Lok 3 der Siemens Guterbahn entstand aus der vierachsigen Drehstrom Lokomotive 1988 nbsp Die Lok E 69 04 mit symmetrischen Aufbau in Murnau 1967Die vierachsige Siemens Lokomotive wurde nach den Drehstromversuchsfahrten fur Versuche mit Einphasenwechselstrom umgebaut und ab 1906 auf dem im Entstehen befindlichen neuen Siemens Werksgelande in Berlin an der Nonnendammallee spater als Berlin Siemensstadt bezeichnet erprobt Mit der Lokomotive wurde der Einphasenwechselstrom Versuchsbetrieb Seebach Wettingen in der Schweiz vorbereitet sie wurde sogar zu Probefahrten auf diese Strecke uberfuhrt 43 44 Die vierachsige Lokomotive wurde erst gegen Ende des Ersten Weltkriegs zerlegt aus ihren Teilen wurden zwei Zweiachser Lokomotiven mit Gleichstrom bzw Einphasenwechselstrom Motoren gebaut Aus der einen Halfte entstand eine Lok der Siemens Guterbahn in Berlin Siemensstadt Die eigenartige Bauform lasst erahnen dass die Lok eine besondere Geschichte hatte Sie befindet sich im Bestand des Deutschen Technikmuseums in Berlin und ist im ersten Ringlokschuppen ausgestellt Die zweite Lok ist relativ bekannt aus ihr wurde nach weiteren Umbauten die E 69 04 die viele Jahre auf der Bahnstrecke Murnau Oberammergau fuhr Ursprunglich sah sie aus wie die Lok der Siemens Guterbahn sie erhielt in den 1930er Jahren einen symmetrischen Aufbau mit Mittelfuhrerstand Diese Lok befindet sich als Denkmal vor dem Bahnhof Murnau Zum Verbleib der beiden sechsachsigen Schnellbahnwagen von Siemens und von der AEG die beide Geschwindigkeiten von uber 200 km h erreichten und damit fur die damalige Zeit Meilensteine der technischen Entwicklung darstellten gibt es bislang nur wenige Hinweise So sollen sie dem Bau und Verkehrsmuseum Berlin geschenkt worden sein konnten dort aber aus Platzgrunden nicht ausgestellt werden An wechselnden Orten untergestellt fielen sie schliesslich im Zweiten Weltkrieg Bombenangriffen zum Opfer 45 Denkmaler und Erinnerungen Bearbeiten nbsp Denkmalsplakette am Bahnhof Berlin Marienfelde 2020Im Dezember 1985 liess das Bezirksamt Tempelhof am Bahnhof Marienfelde eine Plastik der Kunstler Irene Schultze Seehof und Maximilian Pfalzgraf aufstellen die an die Weltrekordfahrt vom 28 Oktober 1903 erinnert Das Denkmal besteht aus Aluminium und zeigt einen aufgeteilten preussischen Meilenstein mit zwei grossen runden Plaketten auf denen Einzelheiten zur Rekordfahrt dargestellt sind darunter die dreipolige Fahrleitung und der Streckenverlauf 46 47 nbsp Denkmalplatte am Bahnhof Zossen 2009Am ehemaligen Militarbahnhof in Zossen wurde durch den Forderverein Naturpark Baruther Urstromtal e V im Oktober 2004 ebenfalls eine bronzene Gedenktafel an den Geschwindigkeitsweltrekord vom 28 Oktober 1903 eingeweiht die allerdings den Siemens Schnellbahnwagen zeigt 48 Ein Modell des Siemens Schnellbahnwagens im Massstab 1 20 aus dem Jahr 1906 befand sich in der Sammlung des Verkehrs und Baumuseums Berlin und ging in den Bestand des Deutschen Technik Museums Berlin uber 49 Ein Fahrleitungstrager der Drehstromoberleitung war im Bau und Verkehrsmuseum ausgestellt und ist heute im Lokschuppen des Berliner Technikmuseums zu sehen Ein Stromabnehmerbugel und ein Teil des Mastes des Siemens Schnellbahnwagens befindet sich im Bestand des DB Museums und wurde im Sommer 2023 im Rahmen der Sonderausstellung Futurails in Nurnberg gezeigt 50 Literatur BearbeitenMoritz Lochner Die Versuchsfahrten der Studiengesellschaft fur elektrische Schnellbahnen auf der Militareisenbahn zwischen Marienfelde und Zossen in den Monaten September bis November 1901 Vortrag beim Verein fur Eisenbahnkunde zu Berlin am 8 April 1902 Sonderabdruck aus Glasers Annalen fur Gewerbe und Bauwesen Berlin 1902 Studiengesellschaft fur elektrische Schnellbahnen Bericht uber die Versuchsfahrten auf der Militar Eisenbahn in den Monaten September bis November 1901 Druck H S Hermann Berlin 1902 S 1 95 Studiengesellschaft fur elektrische Schnellbahnen Bericht uber die Versuchsfahrten auf der Militar Eisenbahn in den Monaten September bis November 1902 Druck H S Hermann Berlin 1903 S 1 122 abgerufen vom Web Archive am 14 Januar 2021 Studiengesellschaft fur elektrische Schnellbahnen Bericht uber die Versuchsfahrten auf der Militar Eisenbahn in den Monaten September bis November 1903 Druck H S Hermann Berlin 1904 S 1 71 Tafelteil fehlt Report of the Test runs made on the Berlin Zossen Railroad in the months of September to November 1903 Franz Welz Transl Louis Bell Introd Mc Graw Publishing Company New York 1905 Ubersetzung des deutschen Berichts von 1904 S 1 58 mit abweichender Seitenzahl mit Tafelteil S 59 100 abgerufen vom Web Archive am 14 Januar 2021 Reichel Walter Lasche Oskar und andere Autoren mehrere Aufsatze zu den elektrischen Schnellbahnversuchen zwischen Marienfelde und Zossen in Deutsche Bauzeitung Verlag Deutsche Bauzeitung Berlin Jahre 1899 bis 1904 Reichel Walter Lasche Oskar und andere Autoren mehrere Aufsatze zu den elektrischen Schnellbahnversuchen zwischen Marienfelde und Zossen in ETZ Elektrotechnische Zeitschrift Verbandsorgan des Elektrotechnischen Vereins Berlin Jahre 1901 bis 1904 Flister Karl Schnellbahnwagen der Studiengesellschaft fur elektrische Schnellbahnen zum Siemens Schnellbahnwagen in Weltrundschau zu Reclams Universum 1903 S 673 Flister Karl Schnellbahnversuche der Studiengesellschaft fur elektrische Schnellbahnen zum AEG Schnellbahnwagen in Weltrundschau zu Reclams Universum 1903 S 706f Repetzki K R Hrsg mehrere Aufsatze zu den elektrischen Schnellbahnversuchen zwischen Marienfelde und Zossen in Elektrische Schienenfahrzeuge in Glasers Annalen 1879 1908 Steiger Verlag Solingen 1990 ISBN 978 3 344 00379 1 Meyer Kronthaler Jurgen Mit 1000 Rossen nach Zossen Geschwindigkeitsrekord vor hundert Jahren in Berliner Verkehrsblatter Nr 10 2003 S 189f Pierson Kurt Lokomotiven aus Berlin Motorbuch Verlag Stuttgart 1977 ISBN 3 87943 458 1 S 121 124 Pierson Kurt Die Konigl Preussische Militar Eisenbahn Motorbuch Verlag Stuttgart 1979 ISBN 3 87943 658 4 S 89 92 Tietze Christian Mit Drehstrom uber 210 km h Vor 80 Jahren elektrische Triebwagen fahren Geschwindigkeits Weltrekord In Eisenbahn Magazin Alba Publikation Dusseldorf 1983 Heft 11 S 50 53 und Ubersichtszeichnung AEG Schnellbahnwagen 1 45 Gottwaldt Alfred und Steinle Holger Verkehrs und Baumuseum Berlin Der Hamburger Bahnhof Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 1984 S 113 Bley Peter Koniglich Preussische Militareisenbahn 125 Jahre Berlin Zossen Juterbog Alba Publikation Dusseldorf 2000 ISBN 3 87094 361 0 S 62 67 Preuss Carsten Die Koniglich Preussische Militareisenbahn K M E als Versuchsstrecke Forderverein Naturpark Baruther Urstromtal e V Zossen 2004 Rampp Brian Fruhgeschichte elektrischer Bahnen in Preussen In Preussen Report Band 10 1997 ISBN 3 89610 005 X S 10 ff Vorschau als PDF 2 930 kB Peter Glanert Thomas Scherrans Thomas Borbe Wolfgang Dieter Richter Wechselstrom Zugbetrieb in Mitteldeutschland Verlagsgruppe Bahn GmbH Furstenfeldbruck und Klartext Verlag Essen 2019 ISBN 978 3 8375 2130 6 S 280 Bley Peter Koniglich Preussische Militar Eisenbahn Verlag Bernd Neddermeyer Berlin 2021 ISBN 978 3 941712 79 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Studiengesellschaft fur Elektrische Schnellbahnen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kategorie Datei Studiengesellschaft fur Elektrische Schnellbahnen Eilige Elektriker mit Tempo 210 auf preussischen Gleisen In Historische Gesellschaft der Deutschen Bank Hrsg Bank und Geschichte Historische Rundschau Nr 3 November 2003 S 5ff Memento vom 15 Juli 2014 auf WebCite Beschreibung der Militarbahnstrecke und der Schnellfahrversuche In zeit fuer berlin de abgerufen am 12 Januar 2021 Auf die Rekordstrecke In museum teltow flaeming de Museum des Teltow abgerufen am 8 Mai 2022 Weltrekord anno 1903 Schnelltriebwagen Zossen erreicht mehr als 200 Stundenkilometer In siemens com Abgerufen am 16 Januar 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Deutsche Bauzeitung Vermischtes 18 Oktober 1899 S 523 Paul Denninghoff In dmg bahn de DMG e V abgerufen am 22 Dezember 2022 Eine Studiengesellschaft fur elektrische Schnellbahnen In Sachsische Arbeiter Zeitung SLUB Dresden 13 Oktober 1899 S 11 abgerufen am 24 Dezember 2022 Auf die Rekordstrecke Die Menschen In museum teltow flaeming de Museum des Teltow 2020 abgerufen am 22 Dezember 2022 Bericht der Studiengesellschaft von 1902 S 1 3 Bericht der Studiengesellschaft von 1902 S 3 Schreiben der Baufirma Held und Franke an das Amt Mariendorf vom 1 Mai 1901 in der Sammlung des Arbeitskreises Historisches Marienfelde Akteneinsicht beim Bauarchiv Tempelhof Schoneberg von Berlin Lageplan des Militarbahnhofes von 1901 mit Nachtrag vom 31 Marz 1908 Landesarchiv Berlin A Rep 080 Nr 3069 Bley Koniglich Preussische Militareisenbahn 1999 S 62 Pierson Die Konigl Preussische Militar Eisenbahn 1979 S 92 Bericht der Studiengesellschaft von 1904 S 1 5 Karl Ernst Maedel Giganten des Schienenstrangs Franck sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1962 S 30 32 Reichel Einzelheiten der Leitungsanlage in ETZ Oktober 1901 S 841 842 Bericht der Studiengesellschaft von 1902 S 46 Bericht der Studiengesellschaft von 1902 S 3 Pierson Die Konigl Preussische Militar Eisenbahn 1979 S 90 Reichel Einzelheiten der Leitungsanlage in ETZ Oktober 1901 S 842 Bericht der Studiengesellschaft von 1903 S 24 Abb 15 Bericht der Studiengesellschaft von 1904 S 7 8 Bericht der Studiengesellschaft von 1902 S 49 50 O Lasche Berlin Die Schnellbahnwagen der Allgemeinen Elektrizitats Gesellschaft in Berlin Seiten 626 627 In Polytechnisches Journal Verlag J G Cotta Stuttgart 1901 M Buhle Dresden und W Pfitzner Dresden Das Eisenbahn und Verkehrswesen auf der Weltausstellung in St Louis 1904 S 811f In Polytechnisches Journal Verlag J G Cotta Stuttgart 1905 M Buhle und W Pfitzner Dresden Die Schnellbahnwagen der Studiengesellschaft fur elektrische Schnellbahnen in Berlin Teil 1 Seiten 449 452 Teil 2 Seiten 481 484 In Polytechnisches Journal Verlag J G Cotta Stuttgart 1904 Bericht der Studiengesellschaft von 1902 S 54 55 Elektrische Schienenfahrzeuge in Glaser Annalen 1879 1908 S 201 Pierson Lokomotiven aus Berlin 1977 S 122 Bericht der Studiengesellschaft von 1902 S 5 13 Bericht der Studiengesellschaft von 1902 S 14 42 Bericht der Studiengesellschaft von 1902 S 93 95 Pierson Lokomotiven aus Berlin 1977 S 122 Pierson Die Konigl Preussische Militar Eisenbahn 1979 S 90 6 Oktober 1903 201 Kilometer in der Stunde In Vorwarts 1 Beilage Berliner Volksblatt Mittwoch 7 Oktober 1903 S 6 abgerufen am 16 Marz 2021 Dokumentation der Versuchsfahrt des Wagen S am 23 Oktober 1903 als Fahrtverlaufsdiagramm im Bericht der Studiengesellschaft Tafel 26 der deutschen Fassung von 1904 bzw Plate XXVI der englischen Fassung von 1905 Dokumentation der Rekordfahrt des Wagen A am 28 Oktober 1903 als Fahrtverlaufsdiagramm im Bericht der Studiengesellschaft Tafel 16 der deutschen Fassung von 1904 bzw Plate XVI der englischen Fassung von 1905 Meyer Kronthaler Jurgen Mit 1000 Rossen in BVB 10 2003 Seite 190 28 Oktober 1903 Der Schnellbahnwagen der Allgemeinen Elektrizitats Gesellschaft In Vossische Zeitung 28 Oktober 1903 Nr 506 Abendausgabe S 5 abgerufen am 17 Januar 2021 Haas Robert Oberingenieur der Allgemeinen Elektrizitatsgesellschaft Schnellfahrten In Berliner Tageblatt und Handelszeitung 7 Dezember 1903 Nr 620 Montagsausgabe S 10f abgerufen am 30 Oktober 2021 Bericht der Studiengesellschaft von 1904 S 42 Konrad Emil Die Reisezugwagen der deutschen Landerbahnen Band 1 Preussen Franksche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1982 ISBN 3 440 05042 4 S 46 48 Bericht der Studiengesellschaft von 1904 Tabelle auf S 36 37 Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e V Hrsg Historische Rundschau Nr 3 November 2003 S 5ff PDF 759 kB Richter u a Wechselstrom Zugbetrieb in Mitteldeutschland 2019 S 23 Ein bislang nicht veroffentlichtes Bild von 1911 zeigt die vierachsige Drehstromlok auf dem Werksgelande im Freien abgestellt Meyer Kronthaler Jurgen Mit 1000 Rossen in BVB 10 2003 Seite 190 Der Tagesspiegel 21 Dezember 1985 S 8 Als die Berliner Industrie im Rekordtempo forschte In Der Tagesspiegel 10 Mai 2003 abgerufen am 12 Dezember 2020 Abbildung der Tafel auf der ehemaligen Website von Zossen Memento vom 14 August 2007 im Internet Archive abgerufen am 27 Juni 2010 Modell des Siemens Schnellbahnwagen im Deutschen Technikmuseum Inventarnummer 1 1945 0052 0 abgerufen am 25 Dezember 2020 Sonderausstellung Futurails im DB Museum Nurnberg 2023 abgerufen am 15 Oktober 2023 Normdaten Korperschaft GND 5568958 9 lobid OGND AKS VIAF 138199421 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Studiengesellschaft fur Elektrische Schnellbahnen amp oldid 238578513