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Im Wintersemester 1976 1977 kam es in Berlin anlasslich der Dienstsuspendierungen linker Professoren zu einem Streik der Studenten an der Freien Universitat FU der sogleich auf weitere Hochschulen und Fachhochschulen auf Institute des Zweiten Bildungsweges und schliesslich auch auf die Technische Universitat TU ubergriff Nach gleichzeitigen Warnstreiks schlossen sich in der Folge auch zahlreiche Universitaten und Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland dem aktiven Streik an Transparente an der Hochschule der Kunste HdK in BerlinIn dem auch Berufsverbotestreik Anm 1 genannten Ausstand konkretisierte sich neben dieser politisch motivierten Bezeichnung ein allgemeiner Unmut vor allem der neuen Studentenjahrgange nach den 68ern nicht nur uber eine staatliche Massnahme sondern auch uber das als Verschlechterung der Studienbedingungen empfundene neue Hochschulrahmengesetz HRG Zudem kam die Ablehnung der autoritaren Politik der miteinander verfeindeten Studentenorganisationen der maoistischen K Gruppen und der DDR orientierten Aktion von Demokraten und Sozialisten ADSen in Berlin sowie entsprechender Gruppen in Westdeutschland die bis dahin die Aktivitaten auf dem Campus und auch die Studentenvertretungen in den Gremien dominierten Diese bundesweite Streikbewegung die es nicht bei den ublichen politischen Protestaktionen beliess sondern sich durch eine Vielfalt auch praktischer Aktivitaten auszeichnete markiert das Ende der Dominanz der 68er Generation und den Ubergang zur alternativen Projektarbeit und den Neuen Sozialen Bewegungen der 1970 1980er Jahre Inhaltsverzeichnis 1 Kurzfassung 2 Auftakt des Streiks in Berlin 2 1 Die Umsetzung des Streikbeschlusses 3 Beteiligung am Streik und Resultate der Urabstimmungen 3 1 Universitaten und Fachhochschulen 3 2 Zweiter Bildungsweg 3 3 Erste Warnstreiks in der Bundesrepublik Deutschland 3 4 Schatzungen zum Umfang der Beteiligung am Streik 4 Die Organisationsformen des Streiks in Berlin 4 1 Kommunikations und Entscheidungsstrukturen 4 2 Arbeitsweisen und Aktivitaten 4 3 Offentlichkeitsarbeit 4 4 Die Forderungen der Studenten 5 Die Streiks in Westdeutschland 5 1 Reform Uni Bremen 5 2 Universitat Munster 5 3 Universitat Heidelberg 5 4 Universitat Gottingen 5 5 Universitat Tubingen 6 Neues Selbstverstandnis der Studenten 6 1 Abwendung von den herrschenden politischen Gruppen 6 2 Reaktion von Politik und Offentlichkeit 7 Neue Studentenbewegung 7 1 Neuorganisation der Studentenvertretung in Berlin der USTA 8 Chronik des Streiks in Berlin 1976 8 1 Demonstration gegen Berufsverbote und politische Disziplinierung am 1 Dezember 1976 8 2 Verhaftung von Christoph und Peter 8 3 Vollversammlung am 6 Dezember 1976 und Debatte mit FU Prasident Lammert 8 4 Winterpause und Regelungen zur Fortsetzung des Streiks 9 Wiederaufnahme des Streiks im Januar 1977 9 1 Auftaktveranstaltung im Audimax der Technischen Universitat TU 9 2 Vollversammlung an der Freien Universitat FU mit Teilnahme von Wissenschaftssenator Gerd Loffler 9 3 Erfolge der Streiks 9 4 1 frauen uni vv in berlin 9 5 Abflauen des Streiks Ende Januar 1977 10 Sommersemester 1977 und Streik Wintersemester 1977 78 10 1 Weitere Entwicklung Uberblick 10 2 Wiederaufnahme des Streiks im Wintersemester 1977 78 10 3 Vollversammlung im Audimax der Freien Universitat am 18 November 1977 10 4 Auflosung der Streikbewegung 10 5 Demonstration gegen das Hochschulrahmengesetz HRG am 10 Dezember 1977 10 6 Abschluss des Streiks 11 Wirkungsgeschichte 11 1 Rezeptionsgeschichte 12 Anmerkungen 13 EinzelnachweiseKurzfassung BearbeitenIn den bundesweiten Unistreiks 1976 77 formierte sich die Studentengeneration nach den 68 ern unabhangig von deren politischen und organisatorischen Vorgaben und auch den Wertvorstellungen ihrer Vorganger Zwar blieb der gesellschaftsverandernde Impuls aller Aktivitaten erhalten doch trat an die Stelle der Ideen eines revolutionaren Umsturzes oder dem Untergraben der bestehenden Ordnung mittels eines Marsches durch die Institutionen das Ziel einer Parallelgesellschaft kurzfristig auch Zwei Kulturen genannt durch das Schaffen von Alternativen in allen Bereichen Vorausgesetzt und in den Streiks erstmals im grossen Massstab erprobt wurde die Selbstorganisation in Gruppen und Kollektiven bei Gleichwertigkeit ihrer Mitglieder und deren Zusammenfassung in basisdemokratischen Strukturen Anlass und Selbstverstandnis Der Streik im Wintersemester 1976 77 war die erste grossere studentische Bewegung an der FU nach 1968 Die K Gruppen hatten die Szenerie langer dominiert als die antiautoritare Revolte gedauert hatte Sie waren am Ende setzten aber bezeichnenderweise durch Professoren den Anlass zum Streik indem zwei Germanistikprofessoren im Tagesspiegel zur Wahl der KPD aufriefen Zwei weitere Profs der FU riefen offentlich zur Wahl des Westberliner Ablegers der SED der Sozialistischen Einheitspartei Westberlin SEW auf Diesen vier sollte wie schon anderen zuvor stande pede der Beruf verboten werden Der Asta war schon seit dem Ausklingen der 68er Revolte verboten Studentische Fachbereichs Vollversammlungen denen mangels der rechtlichen Existenz von Organen der Studentenschaft von professoraler Seite der Einwand der Illegalitat entgegengehalten wurde beschlossen ab Mitte November 1976 den Streik Auf diesen Vollversammlungen und mit dem anschliessenden Streik konstituierte sich mit den Spontis Anm 2 der akademische Teil der Alternativbewegung in Abgrenzung zum technokratischen Protestantismus der selbsternannten proletarischen Avantgardeparteien Mit den Paradigmen der Selbstverwaltung und Selbstbestimmung der Reflexion der eigenen Bedurfnisse im Rahmen moglichst unvermittelter Kritik von Herrschaftsverhaltnissen erscheint die antiautoritare Revolte wieder an der Universitat In der letzten Novemberwoche streikten nicht nur alle Fachbereiche der FU sondern alle Berliner Universitaten 1 Folgen der Streiks Die Unistreiks waren von zahlreichen Grossveranstaltungen und Demonstrationen begleitet fuhrten auch zu universitar institutionellen Erfolgen und schufen andauernde Arbeits und Aktionszusammenhange Im Semester 1977 78 wurde die Beschrankung der Perspektiven allein im universitaren Zusammenhang erkannt und das Gros der Aktivitaten ausserhalb der Unis fortgesetzt zusammen mit dem Treffen in Tunix im Januar 1978 das auch die Jugendbewegung ausserhalb der Universitaten reprasentierte und versammelte entwickelten bzw verstarkten sich aus diesen Vorgangen die Umweltbewegung Anti Atomkraft Bewegung die Stadtteil Aktivitaten die Friedensbewegung und die Frauenbewegung So war ein besonderes Merkmal der Zeit dass die in der 68er Bewegung noch wenig aktiven Frauen ab Mitte der 70er Jahre ebenfalls aus der Selbstorganisation heraus und den Auseinandersetzungen mit den Mannern rasch zunehmenden Einfluss nahmen Ohne den Verdienst der 68er im Schlagen von Breschen in die sich in der Nachkriegszeit in den 60er Jahren wieder zunehmend verfestigende konservative Gesellschaftsstruktur zu schmalern blieb es doch der Alternativbewegung vorbehalten unter dem Schirm der in der Sozialliberalen Koalition organisierten Krafte den Weg in die heutige liberalisierte offene Gesellschaft zu bahnen Auftakt des Streiks in Berlin Bearbeiten nbsp Vollversammlung im Audimax der FU am 24 November 1976Nachdem die Studenten des Fachbereichs Germanistik der FU schon einige Wochen gegen die Suspendierung ihres Professors Gerhard Bauer und des Assistenzprofessors Friedrich Rothe aufgrund eines Wahlaufrufes fur die maoistische KPD ergebnislos gestreikt hatten organisierten sie am 24 November 1976 eine studentische Vollversammlung VV im Auditorium maximum Audimax der Freien Universitat Die Veranstaltung war mit 4 000 Besuchern so uberfullt dass nahegelegene grosse Horsale per Lautsprecher angeschlossen wurden Nach kurzen Berichten aus dem Fachbereich Germanistik beschloss die Versammlung einhellig den Ubergang zu einem aktiven Streik an der gesamten Universitat diskutierte einige Verfahrensweisen und loste sich auf damit die Teilnehmer zu ihren Instituten fahren konnten um dort umgehend den Streik vorzubereiten Im Mittelpunkt stand jeweils die Organisation von Urabstimmungen um den Grad an Unterstutzung festzustellen und eine erste Bildung von Arbeitsgruppen Dieser Streikbeschluss besass im politisch juristischen Gefuge der Universitat keine Rechtskraft doch war er die Basis der sich nun bildenden Substrukturen Die Umsetzung des Streikbeschlusses Bearbeiten In den Fachbereichen und Instituten wurden Vollversammlungen einberufen die zunachst mit einfacher Mehrheit abstimmten ob Urabstimmungen durchgefuhrt werden sollten und auf welche Weise Es wurde nicht die Zahl der eingeschriebenen Studenten zugrunde gelegt da es in dieser Zeit viele nur formal Angemeldete gab sondern die der Seminarteilnehmer Die Ergebnisse wurden im uniweiten Streikkurier veroffentlicht der im Institut fur Publizistik IfP der FU redaktionell betreut und auch hergestellt wurde Die Nullnummer die am 1 Dezember 1976 erschien versuchte vor allem die Kommunikation unter den bereits streikenden Hochschulen und deren Fachbereichen zu erfassen und zu koordinieren nbsp Im Buro des StreikkuriersDurch den rasch um sich greifenden Streik waren auch die Politik die Universitatsverwaltung und die Offentlichkeit uberrascht worden Eberhard Lammert Prasident der Freien Universitat FU Berlin erklarte Der Aufstand einer neuen Studentengeneration in der ganzen Bundesrepublik und in Berlin kommt nicht unerwartet Er kommt nur fruher als erwartet 2 Die Presse Berichterstattung der ersten Tage wurde im Streikkurier kommentiert Fast die gesamte Berliner Tagespresse zeichnet sich durch ungenugende Darstellung von Ausmass und Grunden des Streiks aus Initiatoren und Trager des Streiks so wird unterstellt seien K Gruppen Dass inzwischen zehntausende von Studenten im ganzen Bundesgebiet den Streik mittragen wird verschwiegen Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den von studentischer Seite angeprangerten Missstanden findet nicht statt 3 Die Uberraschung druckte sich auch darin aus dass die Institute anfangs faktisch den Streikenden uberlassen worden waren Erst am 29 November hatten die Verantwortlichen Flagge gezeigt Wissenschaftssenator Loffler hat zusammen mit dem neuen FU Prasident Lammert Anm 3 und FU Vizeprasident Professor Jackel die vom Boykott der Lehrveranstaltungen vor allem betroffene Rostlaube der FU besucht und erklart dass die FU nicht dem Streikrat gehore und damit kein rechtsfreier Raum sei 4 Bis dahin waren schon Abstimmungen auch ausserhalb der Freien Universitat entschieden Von uber 3 000 TFH Studenten Technische Fachhochschule Berlin hatten sich 2096 an der schriftlichen Abstimmung beteiligt von denen 1876 fur einen einwochigen Streik votiert hatten An der Fachhochschule fur Wirtschaft beteiligten sich an einer schriftlichen Abstimmung von 1295 Studenten 865 von denen 836 fur einen einwochigen Streik stimmten An der Padagogischen Hochschule PH in Lankwitz beschloss gestern 26 November 1976 eine studentische Versammlung mit 776 Stimmen bei 75 Gegenstimmen und 44 Enthaltungen bis zum Mittwoch in einen Proteststreik gegen Berufsverbote zu treten 5 Beteiligung am Streik und Resultate der Urabstimmungen Bearbeiten Anm 4 Universitaten und Fachhochschulen Bearbeiten Laut Streikkurier Nr 0 vom 1 Dez 1976 S 4 5 gibt es folgende Aktivitaten Freie Universitat FU FB 13 Historiker Aktiver Streik seit Mo 29 11 mit 2000 Studenten Psychologisches Institut Von 1020 Studenten 768 fur und 9 gegen Streik Anglisten 212 pro und 61 KontrastimmenFachbereichsrat einstimmig fur Streikunterstutzung John F Kennedy Institut JFK 112 von 139 Hauptfachstudenten ja 12 dagegen Urabstimmungen laufen Bibliothekare Theaterwissenschaftler Physiker Amerikanisten Geographen Biologen Als bereits im Streik befindlich werden vom Streikkuriergemeldet FU Germanisten Ethnologen Soziologen Religionswissenschaftler Wirtschaftswissenschaften Wiso Islamwissenschaftler Publizisten Politikwissenschaftler OSI Lateinamerika Institut Ostasiatisches Seminar Osteuropa Institut Erziehungswissenschaften Technische Universitat TU Landschaftsplaner Gewerbelehrer Stadt und Regionalplaner Streikaktionen und Urabstimmungen gab es an Berliner Fachhochschulen Fachhochschule fur Sozialarbeit und Sozialpadagogik Evang Fachhochschule Padagogische Hochschule Technische Fachhochschule Staatliche Fachhochschule PostfachschuleAm 2 Dezember meldet der Streikkurier Nr 1 vom vor allem den Streikbeschluss der Mediziner mit 800 gegen 200 Stimmen Die Juristen stimmen noch ab ebenfalls Altertums und Musikwissenschaften Mathematiker und Geographen beschliessen auf ihren Versammlungen eine Urabstimmung Das Lateinamerika Institut beschloss mit 137 16 Stimmen eine Woche Streik Die Padagogische Hochschule PH hat einen dreitagigen Solidaritatsstreik mit der FU beschlossen Danach findet eine weitere Vollversammlung statt Der Streikkurier Nr 3 vom 6 Dezember 1976 meldet Die Vollversammlung der PH verlangert den Streik bis zum 9 Dezember Die Urabstimmung bei den Human Medizinern der FU lauft bis 6 Dezember Streikkurier Nr 4 vom 7 Dezember S 4 Bei den Veterinarmedizinern FU verfehlt die Abstimmung das gesetzte Quorum von 300 Zustimmungen knapp Eine Aufstellung listete aktuell nun die streikenden Institute auf FB s 1 2 3 Mediziner 9 Jura FB 11 Philosophen Publizisten ev Theologen Religionswissenschaftler Psychologen Soziologen Theaterwissenschaftler Ethnologen Ostasiatisches Seminar FB 12 Handelslehrer Erziehungswissenschaftler Historiker FB 14 Geographen FB 15 OSI FB 16 Germanisten FB 17 Anglisten Romanisten FB 20 Physiker FB 21 Chemiker FB22 Pharmazeuten FB 23 Biologen ZI 1 Osteuropainstitut ZI 2 Rosenberg ehem Kennedyinst ZI 3 Lateinamerikainst Evang Fachhochschule Padagogische Fachhochschule Fachhochschule fur Wirtschaft Technische Fachhochschule Staatliche Fachhochschule Fachhochschule fur Sozialarbeit u Sozialpadagogik TU FB Planer FB Bildungs u Gesellschaftswissenschaften Die entscheidende Frage ob sich die grosste der Berliner Universitaten die Technische Universitat TU in ihrer Gesamtheit dem Streik anschliesst beantwortete der Streikkurier Nr 5 vom 8 Dezember 1976 S 1 nbsp Streikkurier mit Meldung uber die VV an der TU Als fast letztes Glied in der Kette der berliner Hoch und Fachhochschulen wurde auf der VV vom Di d 7 12 mit uberwaltigender Mehrheit der 2500 Studenten eine Empfehlung an die FB ausgesprochen den Kampf gegen die reaktionare Hochschulpolitik des Senats und des Bundes aufzunehmen Danach fanden an der TU die Urabstimmungen statt als Zwischenergebnis meldet der Tagesspiegel v 10 12 dass sich nach Mitteilung der TU Pressestelle in Abstimmungen Studenten von sechs Fachbereichen fur einen Unterrichtsboykott ausgesprochen haben TU FB Gesellschafts und Planungswissenschaften FB Bauplanung und fertigung sowie Landschaftsbau TSP 10 12 Am 16 Dezember 1976 meldet der Tagesspiegel TU Prasident Wittkowsky hat zu dem Boykott der Lehrveranstaltungen aus Protest gegen Berufsverbote und verschlechterte Studienbedingungen der jetzt auf 15 Fachbereiche der TU ubergegriffen hat erklart er unterstutze die wesentlichen Forderungen der Studenten und halte die studentischen Protestmassnahmen fur zulassig An der Hochschule der Kunste HdK streikte ab dem 6 Dezember der FB 6 Kunsterziehung 6 Die Studenten der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin dffb beschliessen einen Solidaritatsstreik mit den Universitatsstudenten Zweiter Bildungsweg Bearbeiten Die Studierenden des zweiten Bildungsweges ZBW beschlossen auf ihrer Vollversammlung am 2 12 Urabstimmungen uber einen Streik an den einzelnen Schulen durchzufuhren Dieser Empfehlung folgten die Volkshochschulen VHS Schoneberg und Charlottenburg das Berlin Kolleg die Schule fur Erwachsenenbildung Berlin SFE und spater auch die Peter A Silbermann Schule und traten in den Streik Die Streikenden treffen sich zu den ublichen Unterrichtsterminen in verschiedenen AGs und diskutieren uber Themen wie PLO Kernkraftwerke Offentlichkeitsarbeit politische Disziplinierung und nicht zuletzt Berufsverbote Wichtiger Streikinhalt ist ebenfalls die Oberstufenreform Schulverfassungsgesetz und die speziellen Schwierigkeiten der Lernsituation der Erwachsenen im ZBW Streikkurier Nr 6 9 Dezember 1976 S 2 nbsp Rangelei vor dem Gebaude des SchulsenatorsAuch hier geriet die Verwaltung infolge der uberraschend grossen Teilnahme unter Druck Schulsenator Rasch hat jetzt die Studierenden aufgefordert unverzuglich wieder am Unterricht teilzunehmen die sich dem Boykott der Lehrveranstaltungen an Hoch und Fachschulen gegen Berufsverbote und verschlechterte Lernbedingungen angeschlossen haben Die Fortsetzung des Boykotts zwinge ihn die Anerkennung des laufenden Semesters zu uberprufen erklarte der Schulsenator 7 Erste Warnstreiks in der Bundesrepublik Deutschland Bearbeiten Der bundesweite Warnstreik Ende November 1976 der Studenten an den Fachhochschulen hatte dazu gefuhrt dass in der uberwiegenden Mehrheit der Hochschulen in der Bundesrepublik der Lehrbetrieb lahmgelegt war Nach Angaben des Verbandes Deutscher Studentenschaften VDS beteiligten sich von den rund 100 Studentenvertretungen an Fachhochschulen etwa 95 aktiv an den Protestaktionen gegen die Bestimmung im Hochschulrahmengesetz nach denen Fachhochschulstudenten kunftig das Uberwechseln auf Universitaten einschneidend beschrankt wird 8 Schatzungen zum Umfang der Beteiligung am Streik Bearbeiten Wahrend von verschiedenen politischen Organisationen die Beteiligung am Streik mit der Anzahl der eingeschriebenen Studenten gleichgesetzt wurde zeigten die Initiativen der Unorganisierten Basisgruppen in verschiedenen Veroffentlichungen ein deutliches Interesse an der Feststellung der Zahl der tatsachlich aktiv gewordenen Studenten Am kleinen Institut fur Publizistik der FU IfP wurden die kontinuierlich Beteiligten auf etwa 120 Personen geschatzt an den Institutsversammlungen nahmen bis zu 200 Studenten teil 9 Insgesamt wurde fur Berlin die Zahl von 40 000 aktiv streikenden Studenten angenommen Dies korrelierte mit einer Zahl von 22 000 Demonstrationsteilnehmern am 13 Dezember 1976 Der VDS Verband der Vereinigten Deutschen Studentenschaften der rund 800 000 Studenten vertrat ging davon aus dass an den ca 100 mit Streikaktionen befassten Universitaten und Fachhochschulen in Westdeutschland 450 000 Studenten betroffen waren Die Organisationsformen des Streiks in Berlin BearbeitenKommunikations und Entscheidungsstrukturen Bearbeiten nbsp Vom Regionalen Streikrat ausgestellte AufnahmeerlaubnisDie auf der Vollversammlung am 24 November 1976 bereits vorgeschlagene Koordinations und Entscheidungsstruktur wurde im Allgemeinen uberall ausgefuhrt Arbeitsgruppen und die neu und selbstorganisierten Seminare entsandten je nach Grosse ein bis zwei Vertreter in die Institutsrate diese entsprechend wieder Vertreter in die Fachbereichsrate Hier wurden dann Vertreter in den zentralen Streikrat der jeweiligen Universitat gewahlt Aus allen beteiligten Hoch und Fachhochschulen wurde in Berlin ein regionaler Streikrat gebildet Diese Ratestruktur sollte nicht vorwiegend Instanzen fur Entscheidungen ausbilden sondern vor allem Kommunikation Informationsaustausch und die Koordination von Aktivitaten bewerkstelligen Sie hatte Antrage aus der Studentenschaft zu vereinheitlichen bzw Resultate und Vorschlage wieder nach unten zu tragen Anm 5 Arbeitsweisen und Aktivitaten Bearbeiten Grundsatzlich wurden die bestehenden Seminare nicht fortgefuhrt dies sollte auch dann gelten wenn diese wie bei den Geisteswissenschaften oft fortschrittliche Themen und oder auch Dozenten hatten Damit sollte verhindert werden dass die Fortschrittlichen ihre Scheine machen konnen und die die dummerweise an nicht fortschrittlichen Instituten eingeschrieben sind dazu auch noch benachteiligt werden 10 Neue Seminare sollten zu den Streikthemen gebildet werden oder zu Fragen die der universitare Betrieb nicht stellt Die Arbeitsgruppen und Seminare veroffentlichten ihre Ergebnisse in Veranstaltungen oder auch an Stellwanden nbsp Streikcafe im Institut fur Publizistik FU Praktische Arbeitsgruppen wurden zahlreich gebildet vor allem dort wo Geratschaft auf ihren Einsatz wartete Neben der Produktion des Streikkurieres und seiner Logistik befassten sich Gruppen mit der Erstellung von Materialien fur die Offentlichkeitsarbeit bei den Publizisten entstand eine Super 8 Film Gruppe die vor allem Streikaktivitaten dokumentierte wahrend die Videogruppen aktuelles Geschehen aufnahmen und weiter verbreiteten Es gab Fotogruppen und eine Tonbandgruppe Musiker und Theatergruppen daneben bildeten sich Gruppen die fur Versorgung zustandig waren Cafes wurden eingerichtet Telefonzentralen fast rund um die Uhr besetzt Offentlichkeitsarbeit Bearbeiten Am 7 Dezember hatte sich mittlerweile der Regionale Streikrat aller Hochschulen in Berlin gebildet der Informationen und Diskussionen nun rasch vereinheitlichen konnte Die zunehmende Vernetzung zeigte nun auch der Terminkalender des Streikkuriers 11 nbsp Stellwand fur Strasseneinsatze in BerlinOffentlichkeitsarbeit besass einen hohen Stellenwert da sich durch die Kritik am schlagwortartigen Agitprop der politischen Organisationen und theoretisch untermauert durch das Werk von Oskar Negt und Alexander Kluge Offentlichkeit und Erfahrung mit dem an den Universitaten vielfach gearbeitet wurde bei den Unorganisierten eine hohe Aufmerksamkeit fur die Vermittlung ihrer Anliegen herausgebildet hatte Es wurde versucht intern und extern Gegenoffentlichkeit zu entwickeln Zwar standen die Grossdemonstrationen immer im Mittelpunkt der Aktivitaten doch wurden in der Stadt Infostande eingerichtet an den oft Theater und Musikgruppen prasent waren Die AV Medien befanden sich noch eher im Hintergrund Videos aktueller Vorgange wurden vorrangig an den Instituten gezeigt und der Super 8 Film der keine Chronologie sondern die Streikformen thematisierte tourte im folgenden Sommersemester durch die Fachbereiche Im November und Dezember 1977 waren in Berlin bereits sieben angemeldete Zentrale Info Stande etabliert an denen sich Gruppen und Einzelkampfer Material fur eigene dezentrale Aktionen abholen konnen 12 Die Forderungen der Studenten Bearbeiten In Berlin und der Bundesrepublik Deutschland gegen Berufsverbote und politische Disziplinierung gegen eine Verscharfung der Studienbedingungen durch das HRG gegen die Einfuhrung einer Regelstudienzeit z B von 8 Semestern inkl der Prufungszeiten keine Kriminalisierung des Streiks an den Hochschulen Rucknahme aller Verfahren nach dem Ordnungsrecht fur angemessene Erhohung der BAfoG Betrage nbsp Professor Gerhard Bauer bei seiner Rede an der TU am 10 Januar 1977An der Freien Universitat stand von Anbeginn die Forderung nach der Wiedereinstellung der Dozenten Gerhard Bauer und Friedrich Rothe am FB 6 Germanistik an deren Entlassung sich der Streik entzundete auf jedem Flugblatt Ahnliche Falle an anderen Hochschulen Fachbereichen oder auch an Schulen des zweiten Bildungsweges kamen hinzu Zentral war auch die Forderung nach der Freilassung der am 2 Dezember 1976 verhafteten Studenten Christoph Dreher und Peter Wietheger und nach der Einstellung der juristischen Verfahren Vor der Winterpause wurde die Einstellung aller im Rahmen des Streiks eroffneten Disziplinar und Strafverfahren als Kriterium fur Einstellung oder Wiederaufnahme des Streiks im Januar 1977 verlangt Mit diesem Einlenken seitens des Berliner Senats war nicht zu rechnen und so stellten sich alle Beteiligten auf die Fortfuhrung der Streiks nach den Weihnachtsferien ein Die Streiks in Westdeutschland Bearbeiten Reform Uni Bremen Bearbeiten An der Universitat Bremen war Mitte der 70er Jahre im Zuge der Verabschiedung des Bremischen Hochschulgesetzes BHG Konkretion des HRG fur das Land Bremen der Sonderstatus des Bremer Modell liquidiert worden der dieses sich immerhin noch positiv als das aktuell realisierbare Optimum aus der Hochschullandschaft der BRD hatte herausheben lassen Praxisbezug Projektstudium Abschaffung des Vorlesungsbetriebes Drittelparitat etc In Bremen fand Anfang Dezember der bundesweite AStA Warnstreik gegen das HRG statt mit dem Ziel uber Offentlichkeit Einfluss auf den Wissenschaftssenator und den Bremer Senat zu nehmen Der Senat verabschiedete das BHG zum vorgesehenen Termin Daraufhin wurde von unorganisierten Studenten das MZH Mehrzweckhochhaus der Universitat fur einen Tag besetzt Um zu zeigen dass es Studenten gibt die bereit sind Widerstand zu leisten Flugblatt der Besetzer vom 6 Dezember 1976 Entsprechend dieser politischen Zielsetzung haben die MZH Besetzer sich in studiengangs spezifische Basisgruppen aufgeteilt die unter dem Etikett Selbstorganisation ihre hochschulpolitische Strategie formulierten Aus dieser Diskussion entstand eine feste Gruppe von 28 Studenten die fur den Studentenrat der Universitat kandidierte Mit ihrem Erfolg 27 6 der vor allem auf Kosten des KBWs ging von 30 6 auf 12 2 weniger auf Kosten der den AStA tragenden Gruppen KSB SHB und Jusos von 66 auf 52 9 hat die WUT Liste die Verschiebung der politischen Krafteverhaltnisse an der Bremer Uni dokumentiert 13 Universitat Munster Bearbeiten Die den AStA der Universitat Munster stellenden Gruppen Juso MSB SHB LHV planten eine landesweite Demonstration zum 19 Januar 1977 Der Streikaufruf fand eine vollkommen unerwartete Resonanz auf der gut besuchten VV beschlossen fast alle nicht einen zweitagigen Warnstreik sondern einen zweitagigen Streik uber dessen Fortfuhrung eine neue VV beschliessen sollte Als Auftakt wurde am ersten Tag das Schloss Univerwaltung besetzt und als Streikzentrale eingerichtet Hier griff man sofort auf die Erfahrungen anderer Unis zuruck Es wurden Streikrate und Arbeitsgruppen organisiert Vorlesungen und Veranstaltungen gesprengt was an verschiedenen Fachbereichen Jura WiWi Medizin zu Konflikten fuhrte Am Abend des ersten Streiktages wurde bereits eine nachste VV durchgefuhrt mit einer kabarettistischen Wahlveranstaltung und mit Streikraten aus Hamburg Berlin Bochum und Gottingen Am zweiten Streiktag konzentrierten sich die Aktionen auf die Fachbereiche danach hatte man eigentlich ein Versanden erwartet Jedoch mit einem Paukenschlag beginnt die neue Woche 77 Kommilitonen hatten sich im Auftrag der Uni VV ins Schloss begeben um den Rektor dort zur drohenden Amtsenthebung der beiden Fachschaften Romanistik und Chemie und zu Strafanzeigen gegen Geschichtler zu befragen Der Rektor entzog sich der Befragung und danach war das Schloss von einem Polizeiaufgebot umstellt die Studenten mussten das Gebaude einzeln verlassen und wurden erkennungsdienstlich behandelt Dadurch erlitt der Streik einen grossen Aufschwung Am Tag darauf folgte eine spontane Demo fur die 77 mit ihnen an der Spitze 2500 Teilnehmer Drei Tage spater wurde eine weitere Demonstration mit uber 4000 Studenten durchgefuhrt Anschliessend feierten wir trotz Polizeiaufgebot eine Fete im Schloss bis spat in die Nacht nach Schluss der Fete um 3 15 wurde das Schloss ordnungsgemass verschlossen nachdem das Gebaude gereinigt worden war Am nachsten Morgen tauchte ein Flugblatt des Rektors in einer Auflage von mindestens 4000 Exemplaren auf in dem die Demonstraten der Verwustung des Rektorats beschuldigt wurden Es gibt zahlreiche Zeugen dafur dass zu diesem Zeitpunkt alles in Ordnung war und keine Turen beschadigt wurden 14 Universitat Heidelberg Bearbeiten Als Folge der Studentenbewegung und der Reformeuphorie wurde 1969 der liberale SPD Theologe R Rendtorff zum Rektor Der konservative Bund Freiheit der Wissenschaft BuFW konnte im SS 72 Rendtorffs Rucktritt erzwingen In der ersten Halfte der 1970er Jahre herrschte eine restaurative Politik die erst im Sommer 1975 infolge der Roter Punkt Aktion Proteste gegen die Fahrpreiserhohungen zu neuen studentischen Aktivitaten fuhrte eine Linke Liste un und ehemalig organisierter Studenten zusammen mit Basisgruppen gewann 25 der Stimmen und Sitze im Studentenparlament Dieser Anteil steigerte sich im Dezember 1976 auf 30 dazu kam noch eine Unabhangige Liste mit 10 Einen Ruckschlag bedeutete die Auflosung des selbstverwalteten Studentenwohnheims Collegium Academicum An der Universitat Heidelberg kam es in der Folge zu keiner Streikbewegung doch zu massiven Konflikten um das Studentenwohnheim das besetzt und im Marz 1978 gewaltsam geraumt wurde 15 Universitat Gottingen Bearbeiten Januar 1977 Wahlen zum Studentenrat Studentenparlament der Universitat Gottingen Eindeutige Sieger sind die Sozialistische Bundnisliste 34 5 Prozent und die Bewegung Undogmatischer Fruhling 14 3 Prozent die sich beide zum ersten Mal zur Wahl gestellt hatten und nun voraussichtlich den neuen Allgemeinen Studentenausschuss AStA bilden werden Der Ring Christlich Demokratischer Studenten RCDS und der Sozialliberale Hochschulbund erreichen 36 8 Prozent 16 Universitat Tubingen BearbeitenAn der Universitat Tubingen gab es eine Vorgeschichte Der Ersatzgeldboykott konnte mit einem Teilerfolg beendet werden und fand seinen Abschluss am 28 10 mit einer landesweiten Demonstration mit 12 bis 15 000 Teilnehmern Vom 11 bis 22 11 urabstimmten wir fur den Streik gegen die Wiedereinfuhrung von Studiengebuhren und die zunehmende politische Unterdruckung Zum erstenmal seit 1973 damals ging es gegen die LHG Novellierung wurde das quorum erreicht Von uber 6400 Abstimmenden bei 18 600 Studenten sprachen sich uber 4200 fur einen Warnstreik in der Zeit vom 25 11 bis 1 12 aus Der Warnstreik selber war nur ein halber Erfolg Der lange Marsch Bericht aus Tubingen April 1977 An verschiedenen Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften Juristen Theologen kam es zu harteren Konfrontationen und es zeigte sich dass es nicht gelungen war die Basis an der Uni im Kampf gegen die zunehmende Formierung im Ausbildungsbereich zu verbreitern Die vorgesehene Wiederaufnahme des Streiks im Januar blieb aus der an dessen Stelle getretene Vorlesungsboykott vom 27 1 bis zum 4 2 1977 fand kaum Beachtung Obwohl in diesem Semester eigentlich viel gelaufen sei so der Bericht gelang es nicht sich dem freundlichen Werben um partnerschaftliches Verhalten durch die Uni Leitung zu entziehen und die Kampfbereitschaft liess zusehends nach Vielleicht lag es daran dass wir seit Beginn des Ruckmeldeboykotts im Juni 1976 in einer fast ununterbrochenen Mobilisierung standen Die Notwendigkeit von mehr kontinuierlicher Basisarbeit und die Aufarbeitung der Erfahrungen stunde nun im Vordergrund Der Bericht schliesst mit der Erwartung eines aktiven Sommersemesters da hier die Anpassung des LHG ans HRG anstehe und zudem Die Uni Tubingen wird 1977 500 Jahre alt 17 Frankfurter Fachhochschule fur Sozialarbeit FHS 7 Dezember 1976 Nach dem Ende des MSB SHB Warnstreik wurde beschlossen den Streik aktiv fortzufuhren Gelingt bis 14 12 obwohl auch die politischen Gruppen dagegen waren HID6 18 FHS Giessen Friedberg 4 Januar 1977 VV 1100 Studenten Weitere Aussetzung des Streiks kein Abbruch da die Forderungen noch nicht erfullt seien HID6 Universitat Frankfurt Main 5 Januar 1977 FFM Studentenparlament wehrt sich gegen Auflosungsversuch des Sponti AStA angeordnete Neuwahlen HID6 Universitat Trier 8 Februar 1977 Abschluss eines zweitagigen Warnstreiks mit der bislang grossten Demonstration in der Bischofsstadt HD12 19 Albert Ludwigs Universitat Freiburg STUPA Wahlen in Freiburg Februar 1977 Sponti Gruppe Faust mit sofort 4 Sitzen Linke von 7 auf 5 GEW OTV von 9 auf 7 RCDS und Liberale bleiben bei 14 HD12 Frankfurt 9 Februar Frauen VV an der Universitat HD12 keine Vollstandigkeit Neues Selbstverstandnis der Studenten BearbeitenAbwendung von den herrschenden politischen Gruppen Bearbeiten Die K Gruppen wie auch die DDR nahen Organisationen die sich analog dem damaligen weltpolitischen Dualismus zwischen China und der Sowjetunion gegenseitig als Hauptfeinde bekampften dominierten in der ersten Halfte der 1970er Jahre trotz der relativ geringen Zahl ihrer Mitglieder nicht nur das Geschehen in Universitaten sondern auch in Betrieben und in der Strassen Offentlichkeit der Stadte Zu drastischen Szenen die den Unmut der zumeist jungeren unorganisierten Studenten uber das Verhalten der kommunistischen Gruppen aller Richtungen und ihrer Kader zeigten kam es im Laufe der Vollversammlung zur Grundung des USTAs Als die besonders militante KHG Kommunistische Hochschulgruppe des Kommunistischen Bund Westdeutschland KBW zweimal das Mikrophon okkupierte obwohl die Versammlung eine andere Reihenfolge der Rednerliste beschlossen hatte bzw die Redezeit des KHG Sprechers abgelaufen war drangten unorganisierte Studenten die KHG Gruppe vom Mikrophon Es kam zu einer Schlagerei Sprechchore wie KHG in die Spree und Stalinisten raus wurden laut Uwe Schlicht Der Tagesspiegel 14 Dezember 1976 Im weiteren Verlauf des Streiks verloren vor allem die maoistischen Organisationen ihren Einfluss da sie in den Raten aufgrund des geringen Zuspruchs kaum mehr prasent waren Vertreter sich moderater gebender Gruppen wie die an der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins SEW orientierten ADSen Aktion von Demokraten und Sozialisten oder die trotzkistische GIM Gruppe internationaler Marxisten wurden akzeptiert so lange sie nicht versuchten eine Mehrheit zu dominieren Am 7 Dezember veranstaltete der Presseauschuss des Zentralen Streikrates eine Pressekonferenz zu der u a Vertreter von SFB RIAS Rundfunk im amerikanischen Sektor der Morgenpost und der dpa Deutsche Presse Agentur erschienen waren In dieser Pressekonferenz des Zentralen Streikrates so Der Tagesspiegel vom 8 Dezember 1976 der sich aus gewahlten Vertretern von Fachbereichen und Instituten zusammensetzt wurde deutlich dass dieser Rat zu drei Vierteln aus unorganisierten Studenten besteht Reaktion von Politik und Offentlichkeit BearbeitenDie Verkennung der tatsachlichen Situation der Wechsel in der politischen Aktivitat hielt anfangs in der Politik des Senats von Berlin weiter an In einem Interview erklarte Wissenschaftssenator Gerd Loffler Diejenigen die jetzt Anfuhrer der militanten Aktion sind die sogenannten Roten Garden die Marxisten Leninisten und die KPD werden erkennen mussen dass der Rechtsstaat sich nicht erpressen lasst SFB Berliner Stimme vom 4 Dezember 1976 Auch in Bezug auf die Universitatsfuhrung wurden noch die bekannten Gegensatze proklamiert Am 8 Dezember fand im Schoneberger Abgeordnetenhaus eine Fragestunde zum Thema Streik statt in der Senator Heinrich Lummer CDU erklarte FU Prasident Lammert sei von Kommunisten gewahlt und fuhle sich seinen Wahlern verpflichtet Deshalb konne er nicht hart durchgreifen Ein Vertreter der SPD konstatierte soziale Probleme im Hochschulbereich stellte aber grundsatzlich fest dass es ein Fehler der Politiker sei diese Fragestunde anzusetzen und somit dem Streik offentliche Bedeutung zuzumessen Der FDP Vertreter stellte sich hinter Lammert 20 Allmahlich wurde die Veranderung jedoch auch in der Offentlichkeit den Medien und der Politik erkannt zwar schien diese Differenzierung den Boulevardblattern die lange noch kommunistische Drahtzieher im Hintergrund vermuteten zu kompliziert doch die Leserschaft liberaler Zeitungen wie Der Tagesspiegel Der Abend und letztlich auch der Berliner Morgenpost erwarteten qualifiziertere Analysen Hatte der Tagesspiegel schon bald erkannt dass die in fruheren Diskussionen dominierenden kommunistischen Gruppen nicht mehr den Ton angeben so machte auch schon bald das Wort von der Neuen Studentenbewegung allgemein die Runde Auch in universitaren Wahlen in Berlin wie auch in anderen Stadten werden die Veranderungen deutlich Bei den alle zwei Jahren stattfindenden Fachbereichswahlen an der Technischen Universitat ist es zu einem ausgesprochenen Linksruck gekommen Wahrend die Gruppen der Mitte bzw der rechten Mitte wie die Liberalen unabhangigen Studenten LUST und der RCDS Ring Christlich Demokratischer Studenten teilweise erhebliche Stimmenverluste zu verzeichnen hatten hatten vor allem die Jungsozialisten Jusos und die linken Initiativen der unorganisierten Studenten eine grosse Zahl von Sitzen gewinnen konnen Etwa zwei Drittel aller studentischen Fachbereichsmitglieder gehoren nach der Einschatzung des TU Prasidialamtes der Linken an Der Tagesspiegel 15 Dezember 1976 Hier wie fast uberall verlieren die K Gruppen ihre Sitze Neue Studentenbewegung Bearbeiten nbsp Studenten im Audimax der Technischen UniversitatUber die Ursachen der Unruhe und den Antrieb der plotzlich aktiv gewordenen schweigenden Mehrheit der Studenten die noch nicht als Teil einer neuen Jugendgeneration erkannt worden war versuchten sich Medien Politik und Universitatsfuhrung schliesslich Klarheit zu verschaffen Dustere Zukunftsperspektive Existenzangst jedoch auch die moralische Entrustung uber die Form der Uberprufung zur Verfassungstreue macht Uwe Schlicht im Tagesspiegel als Motive aus doch vollig neue Gesichter bei offentlichen Reden Nervositat spontaner Aufbruch von Versammlungen gegen jede Planung von Veranstaltungsleitern das alles zeugt von der Breite dieser Bewegung und der Schwierigkeit von kommunistischen Gruppen die Unruhe in ihrem Sinne auszunutzen Versaumen die Politiker die Chance den suchenden Studenten Antworten zu geben und bleiben sie den Hochschulen wie in den sechziger Jahren fern dann werden sie diese Studentengeneration erneut verlieren 21 Auch der sozialistischen Linken erscheint es als hatten wir es mit einer neuen Studentenbewegung zu tun und als spiele sich im Zusammenhang damit vor unseren Augen der Konstitutionsprozess einer neuen sozialistischen Opposition an den Hochschulen ab 22 nbsp Polizeibeamte und Streikposten an der FU Am 16 Dezember verweist Otto Jorg Weis in der Frankfurter Rundschau mit Blick auf Berlin ebenfalls auf sozialen und burokratischen Druck auf die Emporung uber politische Uberprufungsmassnahmen die aktuell weniger die Studenten selbst sondern ihre Dozenten betreffen auf das Unkonventionelle der Streikorganisation und auch auf die Gesprachsbereitschaft der Streikenden Dem wurde begegnet mit Uberlegungen wie der Festnahme aller Streikrate durch die Polizei die Auslagerung der meisten Lehrveranstaltungen in polizeilich gesicherte Schulgebaude dem Hochschulprasidenten das Hausrecht zu nehmen und dieses zwecks besserer polizeilicher Operationsmoglichkeiten an den Wissenschaftssenator zu ubertragen Der Autor zitiert zum Schluss den Prasidenten Lammert Ich bin mir sicher dass es zu fortgesetzten Unruhen kommt wenn es bei unverbindlichen Floskeln oder bei der Diskussion von Ordnungsmassnahmen bleibt 23 Abgesehen von materiellen Noten und sozialen Problemen wird erst nach und nach erkannt dass die neuen Studenten nicht nur unter den vermeintlichen und tatsachlichen Bedrangnissen leiden ein tiefes Gefuhl der Ohnmacht Isolierung Verunsicherung und Angst verstarken die lahmende Passivitat 24 sondern aus ihrer Sozialisation ein anderes Lebensgefuhl und unbefangenere Verhaltensweisen einbringen und dass es ihnen nicht mehr nur um politische Agitation und die Forderung nach gesellschaftlicher Veranderung geht sondern dass sie auch bereit sind andere Lebens und Arbeitsformen zu erproben und zu praktizieren nbsp Songgruppe wahrend der Veranstaltung an der TU am 10 Januar 1977 Ein deutliches Zeichen dieser neuen Einstellung waren nicht nur die Theater und Musikgruppen die Feten und Kulturveranstaltungen Es ist auch ein deutliches Bekenntnis mit und durch die gesellschaftliche Veranderung sich selbst zu verandern 25 Einen grossen Anteil daran hatten die im Vergleich zu fruheren Zeiten zunehmend aktiv gewordenen Frauen die sich auf allen Ebenen einzubringen begannen und auch eigene Gruppen zu ihrer besonderen Situation bildeten und Ende Januar 1977 eine eigene Vollversammlung durchfuhrten Neuorganisation der Studentenvertretung in Berlin der USTA Bearbeiten Schon bald nachdem sich die unerwartet grosse Beteiligung im Streik abzuzeichnen begann und die Ablehnung der bestehenden politischen Gruppen unubersehbar wurde stellte sich wieder die Frage nach einer allgemeinen Studentenvertretung anstelle des 1969 in Berlin abgeschafften AStAs Infolge der Begeisterung fur basisdemokratische Vorstellungen die in der Streikorganisation praktisch geworden waren wollte man versuchen dieses egalitare Prinzip auch in einer langlebigen Organisationsform festzuschreiben Nachdem schon seit langerer Zeit in kleinen Zirkeln das Vorhaben diskutiert worden war einen Unabhangigen Studentenausschuss USTA zu grunden hatte sich nun eine Situation entwickelt die eine Umsetzung dieses Plans moglich erscheinen liess Nachdem ein erster Versuch der Grundung auf der Vollversammlung an der FU am 6 Dezember 1976 infolge eines Umzugs der Versammlung vor das Prasidialamt verschoben werden musste siehe Chronik des Streiks fand die Grundung eine Woche spater am 13 Dezember 1976 wiederum im Audimax statt Das beschloss eine Versammlung von rund 2300 Teilnehmern Der USTA soll auf Basisgruppen in der Fachbereichsebene aufbauen jedes Institut bzw jeder Fachbereich wahlt zwei Delegierte in einen sogenannten USTA Rat der wiederum einen Ausschuss bildet dem die einzelnen USTA Referate angehoren Eine Vollversammlung der gesamten Universitat soll das hochste beschlussfassende Organ fur den USTA werden Langfristig will sich der USTA fur den Aufbau eines allgemeinen Studentenausschusses mit politischem Mandat und Satzungs und Finanzhoheit einsetzen 26 Festgestellt wird in dem Artikel auch dass der USTA als vorrangige Vertretung der Unorganisierten unter den linken Gruppen nicht unumstritten ist Dass Ordinarien und politische Vertreter auf die Illegalitat eines solchen Vorhaben hinwiesen wurde zur Kenntnis genommen beeinflusste jedoch das Vorgehen nicht Chronik des Streiks in Berlin 1976 BearbeitenAnfang November 1976 Am FB Germanistik der FU wurde die drohende Suspendierung von Professor Bauer und Assistenzprofessor Rothe bekannt 10 November In einer Urabstimmung entschieden sich von 3300 eingeschriebenen Germanistik Studenten 1255 fur Streik 80 dagegen 17 November Die Vollversammlung der Germanisten beschloss mit 700 Teilnehmern die Weiterfuhrung des Streiks und die Einberufung einer Vollversammlung der Studenten der Freien Universitat 24 November Uni Vollversammlung der Studentenschaft der Freien Universitat FU beschloss den allgemeinen Streik Im Anschluss ging die VV uber in eine Solidaritatsveranstaltung fur den aus der DDR ausgeburgerten Liedermacher Wolf Biermann Die Teilnehmerzahl wuchs auf 5 000 an 25 November bis etwa 6 Dezember Versammlungen und Urabstimmungen in den Instituten der Freien Universitat 29 November Montag Allgemeiner Beginn der Streikaktivitaten weitere Hochschulen schlossen sich an Demonstration gegen Berufsverbote und politische Disziplinierung am 1 Dezember 1976 Bearbeiten nbsp Die Demonstration am 1 Dezember 1976Der vom Zentralen Streikrat der FU der bis dahin die Aufgabe eines Regionalen Streikrates RSR wahrgenommen hatte organisierte Umzug wuchs zu einer der grossten Demonstrationen seit der 68er Bewegung an mit uberraschend hoher Beteiligung von Schulern und Jugendlichen Nach einer Angabe des Tagesspiegels waren 16 000 Personen beteiligt 21 die Veranstalter sprachen von 22 000 Teilnehmern Ohne Zwischenfalle verlief eine Demonstration in der Berliner City mit der nach Polizeiangaben zirka 15 000 Studenten und vorwiegend Jugendliche gegen den Abbau demokratischer und sozialer Rechte und gegen Berufsverbote demonstrierten 27 2 Dezember Nach dem Beschluss am Vortag zum Vorlesungsboykott an den drei humanmedizinischen Fachbereichen der FU kommt es zu einem vom Prasidialamt angeforderten Polizeieinsatz vor dem Anatomischen Institut um Horwilligen den Zugang zu verschaffen 27 Verhaftung von Christoph und Peter Bearbeiten nbsp Die besetzte St Johannes Kirche in Berlin MoabitAm Donnerstag den 2 Dezember kam es am U Bahnhof Thielplatz zur Festnahme zweier Studenten der FU anlasslich einer Rangelei mit Flugblatt Verteilern der C A R P einer Organisation der sogenannten Moon Sekte Anm 6 Nach ihren Aussagen und der Mitteilung ihres Anwaltes Hans Christian Strobele gegenuber der Tonbandgruppe der IfP Studenten wurden beide von Polizisten in Zivil uberwaltigt Die Studenten wurden wegen Verdachts des Landfriedensbruchs der Korperverletzung der Gefangenenbefreiung und des Widerstandes 7 gegen Vollstreckungsbeamte angeklagt und zwei bzw drei Wochen in Untersuchungshaft gehalten Der Vorfall war von zahlreichen Kommilitonen beobachtet worden und seine Konsequenzen losten unter den Studenten eine Welle der Emporung aus Schon am Nachmittag fand eine Solidaritatsveranstaltung statt und 400 Leute demonstrierten vor dem Ort des Haftprufungstermines Am Abend kamen ca 1000 zu einer Veranstaltung in der TU Am Freitag den 3 Dezember versammelten sich 700 Unterstutzer vor der U Haftanstalt in Moabit 28 nbsp Transparent des Solidaritatskomitees Nach einem Prufungstermin am 15 Dezember der die Fortdauer der Haft angeordnet hatte besetzten Studenten am 16 Dezember die Johanniskirche Berlin in Moabit und erreichten damit deutschlandweite Aufmerksamkeit fur den Vorgang 29 Zur Haftprufung hatte sich bereits der in Tubingen lebende Philosoph Professor Ernst Bloch geaussert der erklarte Die beiden Studenten wurden trotz des Nachweises eines festen Wohnsitzes und der Immatrikulation an der FU in Haft gehalten wahrend Mitglieder einer rechten Wehrsportgruppe Anm 7 die dort eine Schlagerei mit Studenten an der Universitat mit mehreren Verletzten verursacht hatten innerhalb weniger Stunden aus der Untersuchungshaft entlassen worden seien Der Tagesspiegel 15 Dezember 1976 Peter Wietheger kam wenig spater frei Christoph Dreher erst am 23 Dezember gegen eine Kaution von 10 000 DM 30 Am 8 Marz 1977 wurde P Wietheger wegen Notigung Widerstand gegen die Staatsgewalt und Korperverletzung zu 800 DM und C Dreher wegen Widerstand und versuchter Gefangenenbefreiung zu 600 DM Strafe verurteilt Das Solidaritatskomitee war der Auffassung dass die Anklage in der Hauptversammlung zusammengebrochen ist der Aufwand aber seine Wirkung nicht verfehlte Trotzdem das Urteil ware mit grosser Wahrscheinlichkeit scharfer gewesen hatte es nicht die umfassende Solidaritat gegeben Der Sinn dieser Sache war so die Wertung die unmittelbare Einschuchterung und Kriminalisierung der streikenden Studenten 31 4 Dezember Polizeieinsatz am FB Humanmedizin der FU 6 Dezember Aufruf des Prasidenten der Freien Universitat FU Eberhard Lammert an alle Studierenden den Streik selbst umgehend zu beenden Vollversammlung am 6 Dezember 1976 und Debatte mit FU Prasident Lammert Bearbeiten nbsp Die Polizeieinheit vor dem Gebaude der Physiologie FU wird umringt Die nach Angaben des Streikkuriers Nr 3 vom 7 Dezember 1976 von 4 000 Teilnehmern frequentierte Versammlung die als Tagesordnungspunkte neben dem Streik noch die Grundung des USTAs aufwies kam uber ihr Anfangsstadium nicht hinaus Als die Versammlungsleitung bekannt gibt dass soeben ein Polizeikommando wehrlose Medizinstudenten vom Eingang der unweit entfernten Physiologie weggeprugelt habe wird die Versammlung unterbrochen und die Mehrzahl der Teilnehmer zieht zu dem Institut und kreist die Beamten ein die angesichts der Ubermacht ihren Abzug aushandeln Auf einen Vorschlag hin ziehen die Studenten weiter zum ebenfalls in der Nahe gelegenen Prasidialamt um den dort zutreffend vermuteten FU Prasidenten Lammert zu einer Stellungnahme aufzufordern Da der Prasident nicht reagierte und Polizeieinheiten die umliegenden Strassenkreuzungen besetzten drang eine Gruppe in das Gebaude ein wahrend der Einsatz begann Es kam zu einem umfangreichen Schlagstockeinsatz doch gelang es den Studenten in ihren Reihen eine Panik zu vermeiden Wahrend die 2000 bis 3000 Studenten wieder zu ihrem Versammlungsort dem Audimax zuruckkehrten sagte Prasident Lammert sein Erscheinen auf der Veranstaltung zu Es kam dort zu einer hektischen zwischen Konfrontation und Verstandigungsbereitschaft wechselnden Diskussion Wahrend in der Gewaltfrage beide Seiten unversohnlich blieben zwischendurch wurde mit positivem Resultat daruber abgestimmt ob Lammert weiterreden solle sagte der FU Prasident zu sich gegen die Kriminalisierung studentischer Aktivitaten einzusetzen Auszuge der Debatte sind dokumentiert im Streikkurier Nr 4 vom 7 Dezember 1976 S 3 und im Originalton aufgenommen von der Tonbandgruppe in der Dokumentation der Streikfilmgruppe am Institut fur Publizistik der FU nbsp Polizeiprasenz an einem Institut Nachdem der Prasident die Veranstaltung wieder verlassen hatte verabschiedete die Versammlung eine Resolution Die Studenten verurteilen dass der Prasident seit 2 Wochen Polizei an der FU einsetzt und einen brutalen Einsatz vor dem Prasidialamt durchfuhren liess Die Studenten lassen sich nicht in radikale Fuhrer und dumme Masse spalten Die Aktion ist ein Resultat der von uns einheitlich gefuhrten Streikbewegung Wir identifizieren uns mit ihr aus diesem Grund und analysieren sie von dort her Wir unterstutzen die Aktion insgesamt ohne sie in Einzelteile aufzulosen Streikkurier Nr 6 S 7 Die ursprunglich beabsichtigte Grundung des Unabhangigen Studenten Ausschusses USTA war bei dieser Veranstaltung nicht mehr moglich 13 Dezember Vollversammlung im Audimax der Freien Universitat FU mit Grundung des Unabhangigen Studentenausschusses USTA 14 Dezember Vollversammlung im Audimax der Technischen Universitat TU mit Beschluss zur Aussetzung des Streiks und Empfehlung einer Wiederaufnahme bei mangelnder Erfullung der Forderungen Winterpause und Regelungen zur Fortsetzung des Streiks BearbeitenDem Problem Weihnachtsferien begegnete die VV an der FU am 7 Dezember 1976 mit der Empfehlung einer Aussetzung des Streiks vom 13 Dezember 1976 bis zum 13 Januar 1977 Eine Versammlung an der Padagogischen Hochschule PH entschied sich am 9 Dezember mit 845 gegen 225 Stimmen fur eine Aussetzung des Boykotts der Lehrveranstaltungen verbunden mit Forderungen nach einer Rucknahme aller Disziplinaruntersuchungen und det Entlassung aus politischen Grunden Nach dem Beschluss der Vollversammlung an der PH soll der Boykott wieder aufgenommen werden wenn die Forderungen bis zum Januar nicht erfullt sind Der Tagesspiegel 10 Dezember 1976 nbsp Das Kabarett Die 3 Tornados mit einer Satire uber die studentischen Streikferien Eine FU Vollversammlung am 13 Dezember 1976 bestatigte diese Regelung Entscheidend in dieser Angelegenheit war nun die Vollversammlung der Technischen Universitat TU auf der am 14 Dezember von bis zu 2 000 Studenten beschlossen wurde wie an der FU und PH die Aussetzung des Streiks mit einer Forderung an den Senat nach Rucknahme aller politischen Disziplinarverfahren zu verbinden und bei Nichtannahme im Januar uber einen weiteren Unterrichtsboykott zu beschliessen 32 Damit stand im Sinne der Streikenden die Streikfront Man konnte in Ruhe in die Weihnachtsferien fahren und auf den ab dem 10 Januar 1977 angesetzten neuen Versammlungen die Reaktion der Gegenseite bilanzieren und uber eine Fortsetzung des Streiks beraten Wiederaufnahme des Streiks im Januar 1977 BearbeitenIm Vorfeld des Semesterbeginnes horte der Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses von Berlin Hochschulvertreter d h die Prasidenten und Rektoren der Fachhochschulen und die Prasidenten der Freien Universitat und der Technischen Universitat sowie deren Fachbereichsvorsitzenden an Einigkeit herrschte uber eine Verschlechterung der sozialen und materiellen Lebens und Arbeitsbedingungen sowie der Zukunftsperspektiven fur Studenten und auch der wissenschaftlichen Mitarbeiter die so den Streikenden auch kaum Widerstand im vom Staat geforderten Sinne entgegensetzten der mit seiner wachsenden Einflussnahme zudem die Probleme eher verstarke Lammert Vor dem Wissenschaftsausschuss erklarte Wissenschaftssenator Loffler das Ultimatum der sogenannten Streikrate sei nicht erfullbar 33 Punktlich zu Semesterbeginn erschien eine grosse Zahl von Studenten in ihren Lehranstalten und nahmen die Streikaktivitaten wieder auf Wahrend die Studenten auch selbstkritisch die Wirksamkeit ihrer Aktivitaten diskutierten 34 befasste sich der Prasident der Freien Universitat auch vor dem Akademischen Senat der FU mit den Ursachen der studentischen Protestaktionen Die bisherigen Bildungspolitik habe zu einer rapiden Ausweitung des Hochschulbereichs gefuhrt der Finanzspielraum sei jedoch nicht in ausreichendem Masse gewachsen Die einseitige Betonung der Lehre fuhre zu prekaren Lagen und zur Vernachlassigung der Forschung Die Studenten seien nicht ausreichend materiell abgesichert Die Praxis der Uberprufung der politischen Treue habe zur Folge dass verstandliches politisches Engagement wahrend des Studiums zu schweren Nachteilen bei der Berufswahl fuhren kann Der Staat lege seine Kompetenzen in zunehmendem Masse extensiv aus was die Rechtsaufsicht in eine Fachaufsicht uberfuhre Der Akademische Senat nahm die Erklarung zur Kenntnis die Landeskonferenz der Rektoren und Prasidenten der Berliner Hochschulen schloss sich ihr am 6 Januar 1977 im Grundsatz an 35 Wahrend viele Fachbereiche und Institute ihre Versammlungen planmassig am Montag den 10 Januar 1977 abgehalten hatten und den Empfehlungen der Zentralen Streikrate von FU und TU auf Wiederaufnahme der Streikaktivitaten bereits intern folgten 36 gab Wissenschaftssenator Loffler am selben Tag eine Pressekonferenz in der er einen Massnahmenkatalog vorstellte der insbesondere die Auslagerung vieler Seminare in Schulen vorsah sowie polizeilich geschutzte Einlasskontrollen Auf studentische Forderungen wie die Einstellung aller Ordnungsverfahren solle nicht eingegangen werden da dies einer Kapitulation des Rechtsstaates gleichkame 37 Auftaktveranstaltung im Audimax der Technischen Universitat TU Bearbeiten nbsp Das Podium im Audimax der Technischen Universitat TU Am Dienstag dem 11 Januar 1977 fand im Audimax der TU eine Grossveranstaltung mit 3500 Besuchern statt die keine praktischen Streikfragen sondern die allgemeine Lage der Studenten in der Gesellschaft thematisierte Anm 8 Hauptredner waren Gerhard Bauer dessen Wiedereinstellung in den Universitatsdienst Teil der Streikforderungen war und Rechtsanwalt Hans Christian Strobele Wahrend Professor Bauer seinen Fall als Teil einer Entwicklung zur politischen Unterdruckung in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlins betrachtete die auf dem Weg zur Angleichung an die Zustande in der DDR sei erorterten anschliessend zwei Redner kontrar die Moglichkeiten mittels des Grundgesetzes die Berufsverbote zu bekampfen nbsp Rechtsanwalt Strobele auf der Versammlung Rechtsanwalt Strobele sprach uber politische Massregelungen im Bereich der Justiz und ging auf die Berufsperspektive von Juristen ein Christoph Dreher einer der beiden Anfang Dezember verhafteten Studenten beschrieb sein Verfahren begrusste die Weiterfuhrung des Streiks und bedankte sich fur die umfangreiche Solidaritat Nach der Pause folgten Redebeitrage zu verschiedenen universitaren Themen Der Veranstaltung wurde ein positiver Mobilisierungseffekt zugesprochen 38 Am 12 Januar 1977 erschien der Streikkurier Nr 9 mit der erstmals bekannt gegebenen Auflage von 5 000 Exemplaren Da die Einsicht in die Bedeutung einer besseren Information der Bevolkerung uber die eigenen Grunde und Motiv in der Studentenschaft gewachsen war wurde die Einrichtung einer zentralen Offentlichkeits AG bekannt gegeben 39 Vollversammlung an der Freien Universitat FU mit Teilnahme von Wissenschaftssenator Gerd Loffler BearbeitenAm 12 Januar 1977 fand die Vollversammlung der FU mit 3 000 Teilnehmern im Audimax statt Die Teilnehmer stimmten fast geschlossen der Empfehlung an Fachbereiche und Institute zur sofortigen Wiederaufnahme des Streiks zu Zur Uberraschung der Versammelten kam Wissenschaftssenator Loffler in das uberfullte Auditorium um durch seine Gegenwart wie auch schon durch seine Briefaktionen deutlich zu machen dass er bereit zur Diskussion uber die Probleme der Studenten ist Der Streikrat rief ausdrucklich dazu auf den Senator ausreden zu lassen und ihn nicht anzufassen oder zu bewerfen Zum Fall Professor Bauers erklarte er dass ein unabhangiges Gericht uber die Konsequenzen entscheiden solle Zum Fall des Assistenzprofessors Rothe erklarte Loffler er werde sich an die in Kurze ergehende Entscheidung des Arbeitsgerichtes uber die Frage einer Dienstverlangerung oder Entlassung halten Der Tagesspiegel 13 Januar 1977 Zur Frage einer Festnahme von Streikraten betonte er dass nur im Falle des Aufrufes zu gewaltsamen Aktionen diese sich vor Gerichten rechtfertigen sollten Der Tagesspiegel schliesst den Bericht mit der Bemerkung dass der Senator unbehelligt das Auditorium verlassen konnte Da durch diesen Besuch wiederum wie im Falle des Zuges zum Prasidialamt und der folgenden Diskussion mit FU Prasident Lammert die Versammlung ihre Tagesordnung nicht abarbeiten konnte wurde eine weitere Vollversammlung zum 14 Januar 1977 einberufen Auf dieser Versammlung mit ca 1 000 Teilnehmern wurden Berichte aus Fachbereichen und Instituten eingebracht juristische Massnahmen wie der angedrohte BAfoG Entzug fur Aktivisten besprochen es gibt hochstrichterliche Entscheidungen nach denen das BAfoG ohne weiteres nicht entzogen werden konne und diskutiert auf welche Forderungen der Streik zugespitzt werden solle 40 Es streikten an der FU aufgrund der Beschlusse von Vollversammlungen Psychologisches Institut OSI Theaterwissenschaftler Ethnologen Religionswissenschaftler Politologen Publizisten WISO LAI OAS und Erziehungswissenschaften nach Urabstimmungen die Germanisten Juristen Theaterwissenschaftler 383 76 Stimmen Sportler 60 von 340 das Rosenberg Institut und die Wirtschaftswissenschaftler 922 548 Stimmen an der TU der FB 2 IBG die PH VV entschied sich mit 868 gegen 173 Stimmen fur die Fortsetzung des Streiks ebenfalls die VHS Schoneberg und die FHSS An der EFHSS Evangelische Fachhochschule fur Sozialarbeit und Sozialpadagogik kommt es zu einem Hungerstreik von 56 Studenten gegen die verscharften Repressionen denen die Studenten schon seit Jahren speziell aber seit dem Streik vor Weihnachten ausgesetzt sind Bemerkenswert war dass die Studenten der Hochschule der Kunste HdK die im Dezember noch weitgehend passiv waren nun mit ihren Fachbereichen 1 4 6 7 Instrumentalisten Dirigenten Komponisten Tonmeister und Kirchenmusiker 8 Musikerzieher und 9 Schauspieler Oper Buhne und Kostumbild in den Streik gingen Abgelehnt wurde der Streik von den Medizinern mit 934 fur und 1059 dagegen bei Anglisten Romanisten und Historikern 41 Die Angaben insbesondere fur die TU sind unvollstandig Erfolge der Streiks Bearbeiten Die Auslagerung von Lehrveranstaltungen an Schulen bringt nur wenige Horwillige zum Besuch zudem solidarisieren sich Schuler mit den Streikenden und Streikposten Der CDU Fraktionsvorsitzende Lummer warf darauf hin dem Wissenschaftssenator Loffler unverantwortliche Fahrlassigkeit und Entscheidungsschwache vor Der Senator habe durch die Auslagerung des Studienbetriebes in Schulen einen weiteren Freiraum fur Extremisten geschaffen und trage die Verantwortung dafur dass Minderjahrige jetzt in Gewaltanwendung einbezogen und straffallig wurden 42 Am 21 Januar kann der Streikkurier Nr 11 titeln Bauer und Rothe bleiben drin nbsp Bekanntgabe der guten Nachricht Der auf Anordnung Senator Lofflers entlassene Assistenzprofessor Dr Rothe muss nach einer Entscheidung des Berliner Arbeitsgerichts bis zum 30 Juni 1978 als Wissenschaftlicher Angestellter von der Freien Universitat weiterbeschaftigt werden Mit der Entscheidung des Arbeitsgerichtes als auch mit der am Vortag getroffenen Entscheidung der Personalkommission der FU kein formliches Disziplinarverfahren gegen Professor Bauer einzuleiten sind zwei Hauptanlasse fur die Wiederaufnahme des Boykotts entfallen Der Tagesspiegel 21 Januar 1977 Eine Anhebung des BAfoG Satzes um durchschnittlich 100 DM wurde vom Bundeskabinett am 1 Februar 1977 mit Wirkung zum 1 April 1977 beschlossen 16 1 frauen uni vv in berlin Bearbeiten Am 25 Januar 1977 fand im Audimax der FU die erste Uni Frauen Vollversammlung statt Warum eine autonome Organisierung von Frauen an der Universitat notwendig sei begrundeten mehrere Rednerinnen in einem gemeinsamen Beitrag Zunachst heisst Autonomie Ausschluss von Mannern um sich als Frauen gemeinsam zu erfahren und Gedanken zur eigenen Situation und zur Veranderung dieser Situation aussern zu konnen ohne sofort Sanktionen unterworfen zu sein Selbstbestimmung zu wollen heisst aber auch sich bewusst zu machen wodurch sie bisher verhindert wurde Dabei ist unbestritten dass auch Manner in dieser Gesellschaft sich nicht voll verwirklichen konnen Dennoch lasst sich feststellen dass Manner auf Grund ihrer gesellschaftlichen Stellung ganz andere Voraussetzungen haben sich ihrer Situation bewusst zu werden als es Frauen bisher haben Als breite Bewegung werden Frauen nur dann erwahnt wenn sie entweder gemeinsam mit Mannern oder mindestens im Sinne von Mannern sich verhalten haben Frauen sollen weiterhin einzig auf den privaten Bereich festgelegt sein und sie sollen unfahig gemacht werden weder im privaten noch im offentlichen Bereich sich im eigenen Interesse zu verhalten Es soll verhindert werden dass Frauen die mannlichen Normen die diese Gesellschaft stutzen in Frage stellen Frauen die sich mit der mannlichen Interpretation der Welt identifizieren sollen auch wir werden Unsere Identitat ist von mannlicher Anerkennung abhangig Nur kollektiv als Frauen konnen wir uns dieser Unterdruckung bewusst werden und gegen sie kampfen Autonome Organisation heisst deshalb vorrangig nicht gegen Manner sondern fur uns um bewusster unser Leben wahrzunehmen und verandern zu konnen Praktisch Aus den Frauenfachbereichsgruppen entstanden viele Studienkollektive die versuchen die Trennung zwischen wissenschaftlicher Arbeit und eigener Betroffenheit zu uberwinden Im Streikbericht Germanistinnen hiess es Wir haben auch keine Lust Frauenveranstaltungen zu Informationsveranstaltungen fur Manner umzufunktionieren oder in muhevoller Kleinarbeit auf individueller Ebene Manner auf den neusten Stand der Bewegung zu bringen 43 Abflauen des Streiks Ende Januar 1977 Bearbeiten In allen Universitatsbereichen deren Studiengang durch scheinpflichtige Veranstaltungen eng geregelt war beschlossen die Versammlungen nach den als Erfolg gewerteten Vertragsverlangerungen der beiden Dozenten Gerhard Bauer und Friedrich Rothe die Beendung des Streiks An den meisten der 20 Fachbereiche der Freien Universitat lauft wieder der Lehrbetrieb 44 In der Einschatzung der streikaktiven Studenten die auf der einen Seite die Wiederaufnahme des Studienbetriebes akzeptierten zum anderen die begonnenen Gruppenaktivitaten fortsetzten zeichnete sich bereits die Ablosung praktischer Tatigkeiten aus dem Uni Betrieb ab Es folgte zwar kein heisses Sommersemester 1977 wie es politische Gruppen voreilig verkundeten doch es kam zu einer Aufarbeitung der gemachten Erfahrungen u a durch Ausstellungen Filmvorfuhrungen und Theaterauftritte der Streikinitiativen in zahlreichen Veranstaltungen nbsp Die Demonstration gegen Berufsverbote 28 Januar 1977 5000 Demonstranten beteiligten sich an einem Aufzug zu dem der USTA aus Anlass des funfjahrigen Bestehens des Extremisten Beschlusses aufgerufen hatte 45 3 Februar 1977 Die Unorganisierten erringen bei den FU Konzilswahlen auf Anhieb 11 der 40 Studentenmandate 46 An der Freien Universitat Berlin FU ist der Anfang Januar auf einer Vollversammlung empfohlene Vorlesungsboykott weitgehend beendet worden Eine Vollversammlung mit nur 400 Teilnehmern hatte keinen Beschluss gefasst aber auch kein Interesse an einer Fortsetzung des Boykotts gezeigt 16 Sommersemester 1977 und Streik Wintersemester 1977 78 Bearbeiten nbsp Zwei der Drei Tornados im Einsatz Weitere Entwicklung Uberblick Bearbeiten Noch im Sommersemester 1977 beginnen die Fachbereichsinitiativen und Streikaktivisten Diskussionen mit dem Ziel der Grundung eines Unabhangigen Studenten Ausschusses Usta Im Januar 1978 schlagt mit dem Tunix Kongress die Geburtsstunde der Alternativbewegung Der Usta entsteht 1978 79 und wird bald von den sich nun Basisgruppen nennenden Fachbereichsinitiativen getragen Zur Eindammung und der Integration der sich an der Uni entfaltenden Alternativen etabliert der sozialdemokratische Wissenschaftssenator Glotz Anfang der 80er Jahre einen Asta Da haben die sich in den Basisgruppen selbst organisierten Usta Studis der ersten Stunde die zuvor noch die Uberfuhrung des Studentenwerks in die Hande der verfassten Studierendenschaft forderten schon uberwiegend in die Stadt begeben als Hausbesetzer 47 Sommersemester 1977 Im Sommersemester 1977 kam es zu keinen Streikaktivitaten neben dem normalen Studienbetrieb arbeiteten die im Streik gebildeten Seminare und Arbeitsgruppen weiter In welchem Umfang und in welcher Weise es dabei zu Kooperationen d h zu einer Vernetzung kam lasst sich derzeit nicht feststellen Es bildete sich ein reger Fest und Veranstaltungsbetrieb an den Instituten Ein Bericht liegt von der Streikfilm AG am Institut fur Publizistik der FU vor Nachdem der Film uber den Streik in Berlin im Marz 1977 geschnitten und vertont wurde war er vom 16 April bis zum 24 Juni im Einsatz Insgesamt zeigten wir ihn 24x auf VV s Feten und Diskussionsveranstaltungen zweimal in der BRD in Hannover und Saarbrucken und im Kino Der Film wurde von 1 700 bis 1 800 Leuten gesehen Gesammelt wurden dabei knapp uber 580 DM An den Zuschauer Reaktionen liess sich auch oft ablesen wie verschieden der Streik an den einzelnen Unis und Hochschulen gelaufen war Insgesamt hat sich das Vorhaben einen Film uber die Streikformen und die dabei gemachten Erfahrungen zu drehen als sehr sinnvoll erwiesen da die Aktivitaten doch qualitativ und in ihrer Breite neu waren Voraussichtlich werden wir keine weiteren Filme drehen sondern uns im Rahmen des alternativen Medienseminars auf andere Mediengruppen verteilen Aus der Streikfilm AG entstand 1978 die AGF Arbeitsgemeinschaft Film Berlin Wiederaufnahme des Streiks im Wintersemester 1977 78 Bearbeiten Die Frage die nun gestellt wurde war wie ein Neubeginn oder eine Wiederholung des Streiks aussehen werde und wie er verlaufen wurde Im Gegensatz zum Vorjahr wurde nun von der Politik den Verwaltungen der Universitaten und den Medien jede Aktivitat und Versammlung mit Argusaugen beobachtet und kommentiert Fast taglich erschienen in den Zeitungen Berichte uber die Vorgange an den Universitaten und Hochschulen Mittlerweile war der Deutsche Herbst verflossen Als die Studenten im November aus den Semesterferien in die Horsale zuruckkehrten waren sie gepragt von Ereignissen wie der Ermordung von Generalstaatsanwalt Buback der Entfuhrung Schleyers und seiner Ermordung der Kaperung der Lufthansa Maschine und der Geiselbefreiung dem Kontaktsperregesetz und der Grossfahndung Mit Wut reagierten viele auf die von konservativen Zeitungen und der CDU CSU inszenierten Suche nach sogenannten Sympathisanten und Verharmlosern des Terrorismus ob sie nun Willy Brandt heissen Boll Grass oder Professor Gollwitzer Den Sympathisantensumpf des Terrorismus an den Hochschulen wollte die CDU austrocknen die Voraussetzungen fur ein Semester des Aufruhrs schienen gegeben zu sein Dennoch wurde es ein Semester der fairsten Diskussionen seit Jahren Uwe Schlicht in Der Tagesspiegel 23 Dezember 1977 Die Idee die Kontinuitat der im vorigen Wintersemester begonnenen Aktivitaten zu erhalten wie sie insbesondere von den USTA Gruppen vertreten wurde fuhrte zwar wiederum zu Vollversammlungen Urabstimmungen und zu neuen Streikplanungen doch hielten sie sich im begrenzten Rahmen Anm 9 Am 29 November konnte Der Tagesspiegel mit Ruhiger Beginn des Streiks titeln und an vielen Orten normaler Lehrbetrieb bilanzieren auch in Westdeutschland Wichtige Fachbereiche wie Medizin an der FU oder die meisten Fachbereiche der TU fehlten Die Uberzeugung selbst der Aktivisten in der Wiederholung viel bewirken zu konnen nahm ab Uni Verwaltung Politik und Polizei waren vorbereitet so schrieb der neue Berliner Wissenschaftssenator Peter Glotz der auch angab dass er im Lauf der letzten Wochen etwa zwanzigmal Diskussionen mit studentischen Versammlungen gefuhrt habe 48 einen Brief an die Medizinstudenten Auch politische Gruppen wie die Jusos oder die SEW nahen Aktionsgemeinschaften pladierten fur eine Beendung Eine Verlangerung wurde keine neue Qualitat bringen Es sei unsinnig und illusionar auf einen Konfrontationskurs mit Polizei und Senat zu gehen 49 Es drohte eine Situation der Ratlosigkeit auf Seiten der Neuen Studentenbewegung Dennoch kam es zu zahlreichen Aktionen zumeist in den vom VDS ab dem 28 November 1977 angesetzten bundesweiten Streik Eine Reihe von Hochschulen in Westdeutschland an denen es im Vorjahr relativ ruhig geblieben war traten nun in Aktion so an der Universitat Hamburg an der sich von den nicht beurlaubten Studenten 52 5 beteiligten und sich 14 190 fur einen Streik und 5 215 dagegen entschieden 50 In Berlin waren die Studenten der Padagogischen Hochschule und der Technischen Fachhochschule TFH auffallend aktiv an letzterer gab es eine Beteiligung von 54 an der Urabstimmung mit 1207 gegen 449 Stimmen fur einen unbefristeten Streik 51 nbsp Der Streikkurier blieb zentrales Kommunikationsmittel der Studentenschaft Der erste Streikkurier des zweiten Jahrganges meldet am 30 November 1977 aus 12 von 24 Fachbereichen der FU und aus 8 Fachbereichen der TU einen unbefristeten Streik sowie aus 7 von insgesamt 21 Fachbereichen der TU einen befristeten Streik In vorsichtiger Einschatzung der Dynamik wird jedoch bereit auf eine Demonstration am 10 Dezember 1977 orientiert nach der der Streik ausgesetzt oder vorlaufig beendet wird In dieser Ausgabe des Streikkuriers wird auch der erste Teil der Rede eines Germanistik Studenten auf der Vollversammlung der FU vom 18 November abgedruckt die damit allgemein bekannt wird Vollversammlung im Audimax der Freien Universitat am 18 November 1977 Bearbeiten Nach verschiedenen Beitragen die dem Auditorium bekannte Positionen vortrugen erschien ein Redner der Unorganisierten ein Germanistik Student auf dem Podium und ihm gelang es die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhorer zu gewinnen Er stellte jedoch sofort klar Ich rede nicht fur die Germanisten sondern fur mich Ich fange mal an mit einem Brecht Zitat Deutet nicht alles darauf hin dass es Nacht wird und nichts dass eine neue Zeit beginnt Soll man also nicht eine Haltung einnehmen die sich fur Leute schickt die der Nacht entgegen gehen wenn wir von Streik reden denken wir schon an die Fluchtmoglichkeiten danach und hoffen wahrend des Streiks dass es uns mit den Ordnungsverfahren nicht erwischt Ich weiss nicht ob ihr das schon miterlebt habt wie oft hier von Auswandern gesprochen wird Viele von uns kennen die Stadt vor allem als Dahlem und einen Wust von linken Kneipen und Wohngemeinschaften Diese Stadt wie die Uni gehoren nicht uns noch nicht einmal zu uns ich will nicht in ein paar Buchern zuhause sein auch wenn ich gern lese Ich will nicht mehr die zehntausend Betonklotze zwischen Dahlem und Kreuzberg ubersehen Ich will wissen wo und wie und fur wen und mit wem ich das anwenden kann was ich lerne Ich will mit diesen Menschen zu tun haben Wir haben uns an der Uni uber die Linie gestritten haben noch was gemacht aber geandert haben wir nichts mehr Links sein heisst fur uns in die Uni fahren So sehen wir auch kaum noch Erfolge Wir werden erfolglos streiken ein wenig diskutieren aber im grossen und ganzen nicht weiterkommen Wir mussen unseren Lebenszusammenhang nicht mehr in Dahlem sondern in Berlin sehen Wenn uns nicht mehr nur das HRG beschaftigt sondern auch die Frage nach unserer Miete und der unserer Nachbarn und damit auch die Frage fur wen wir ausgebildet werden sollen Dann konnen wir verandern 52 Auflosung der Streikbewegung BearbeitenDas Bild in der Offentlichkeit wird durch viel Lob und Anerkennung der sozialdemokratischen und liberalen Fuhrungspersonlichkeiten dem neuen Wissenschaftssenator Peter Glotz SPD dem FDP Bundestagsabgeordneten Professor Dittberner den Universitatsprasidenten Eberhard Lammert FU und dem neuen TU Prasidenten Rolf Berger auch dem Bundesminister fur Bildung und Wissenschaft Helmut Rohde SPD gepragt die den Studenten selbst auf Grossveranstaltungen Diskussionsbereitschaft einen wirklichen Dialog Ernsthaftigkeit und Sachkunde bescheinigen und hervorheben dass der Vorlesungsboykott gewaltloser und kontrollierter als vor einem Jahr verlaufe Storaktionen werden einigen Profilneurotikern der kommunistischen Gruppen die zur Zeit als Wanderprediger zwischen FU PH und TU herumziehen zugeschrieben 53 Doch hatte auch der Germanistikstudent in seiner Rede Kritik an Hochschule und Gesellschaft ausgefuhrt Glotz Einbindung der Hochschule in die Gesellschaft meint ja nicht dass diese Gesamtsituation sich bessern soll Wir sollen bloss noch besser in ihr eingefangen werden Wir sollen weniger Hofnarren sondern nur noch Narren sein Nicht in einer Gesellschaft die uns Moglichkeiten bietet uns in der Arbeit und im Zusammenhang mit anderen Menschen weiter zu entwickeln sollen wir starker eingebunden sein sondern in einer Gesellschaft die uns noch weniger Zusammenhang und noch mehr Fremde bietet Streikkurier Nr 2 2 Dezember 1977 Der Streikkurier Nr 3 77 der auch das Info 5 des Regionalen Streikrates beinhaltet und 24 Seiten umfasste beschaftigte sich mit der Frage wie die Offentlichkeitsarbeit verbessert werden kann und die Demonstration am 10 Dezember so vorbereitet wird dass der Bevolkerung vermittelt wird um was es bei der Demo wirklich geht S 4 Demonstration gegen das Hochschulrahmengesetz HRG am 10 Dezember 1977 Bearbeiten nbsp Die Abschlussdemonstration der Berliner Streikphase 1967 1977 Die Veranstaltung des Regionalen Streikrates und der Schulen des Zweiten Bildungsweges fand eine breite Unterstutzung Die GEW Berlin und weitere gewerkschaftliche Organisationen unterzeichneten den Aufruf Der Zug fuhrte vom Fehrbelliner Platz zum Wittenbergplatz Die Veranstalter schatzten die Teilnahme auf 15 000 Personen Die Demonstration geriet zur Abschlussveranstaltung der Streikphase denn bereits am 9 Dezember 1977 hatte die zentrale Vollversammlung an der FU beschlossen den Streik ab 14 Dezember auszusetzen ein Beschluss dem sich zahlreiche Fachbereiche anschlossen Gleichzeitig beendete die PH den Streik an der TU verlief der Lehrbetrieb wieder regular ebenfalls an der TFH an anderen Fachhochschulen sollte er bis spatestens 17 Dezember beendet werden 54 Abschluss des Streiks Bearbeiten Schon am 10 Dezember 1977 hatte Der Tagesspiegel mit Blick auf Westdeutschland gemeldet Der zweiwochige Boykott des Studienbetriebs an zahlreichen deutschen Hochschulen ist gestern in den meisten Universitatsstadten zu Ende gegangen Von studentischer Seite war zwar beabsichtigt im Januar 1978 auf Versammlungen uber die Wiederaufnahme des Streiks zu beschliessen doch sprachen sich diese Versammlungen entweder dagegen aus oder sie waren so schwach besucht dass die Teilnehmer keine Entschlusse fassten TU Prasident Berger meinte dazu dass im vergangenen Jahr das Potential an den Universitaten zur Meinungsbildung ausgeschopft sei und durch einen neuen Boykott nicht erweitert werden konne Konsequenzen seien dass die Universitatsangehorigen fur eine Starkung der Selbstverwaltung gegenuber dem Staat eintraten und auch der DGB wunsche sich starker an den Hochschulen zu engagieren um zu einer starkeren Arbeitnehmerorientierung des Studiums bei zu tragen Der Prasident gab auch bekannt dass bisher keine Ordnungs oder Strafverfahren von der TU im Zusammenhang mit dem Boykott im vergangenen Jahr beantragt worden seien 55 Am 24 Januar berichtet der Tagesspiegel dass Gerichte zahlreiche universitare Ordnungsbescheide aufgehoben hatten und titelt im konkreten Fall Gericht rugt Verfahrensmangel und zweifelt an der Verhaltnismassigkeit Wirkungsgeschichte BearbeitenUnmittelbare Folgen des Streiks waren verschiedene Massnahmen die sich studentischen Forderungen anpassten etwa die Erhohung des BAfoG Satzes um 100 DM und die Abschwachung rigider Regelungen des neuen HRGs sowie das Aussetzen von Sanktionen Kurios erschien schliesslich dass die Wissenschaftsminister und senatoren der SPD und FDP feststellten dass eine Anderung des Hochschulrahmengesetzes zur Zeit im Bundesrat an der Mehrheit der CDU CSU regierten Lander scheitern werde 56 Es ist nicht zu ermitteln ob in staatlichen und universitaren Hierarchien erkannt wurde dass die aufbegehrenden Studenten nicht beruhigt wurden so stellte das Institut der Deutschen Wirtschaft im Januar 1978 fest dass eine Neuauflage der Studentenbewegung der Jahre 1967 68 unwahrscheinlich sei 56 sondern dass der die Streikbewegung tragende Teil der Generation nach der 68er Bewegung sich vom Engagement an den Universitaten zuruckzog um sich im Umweltschutz der Energiepolitik Anti Atomkraft Bewegung in Deutschland oder in sozialen Projekten zu engagieren oder das Konzept einer neuen Lebens und Arbeitsweise in eigenen Laden Werkstatten und Firmen umsetzte oder Produktionsgruppen auf dem Lande grundete nbsp Deckblatt des Programmheftes von TunixDie Wirkungsgeschichte kann vorerst nur eine Geschichte von Beobachtungen sein So ist zu beobachten dass ab 1978 zahlreiche Projekte in den Berliner Stadtteilen gegrundet wurden vor allem in Kreuzberg Ende Januar 1978 fand in Foyer und Audimax der Technischen Universitat TU der Tunix Kongress statt der in erster Linie von universitaren Initiativen organisiert und im Nachhinein auch schon als Geburtsstunde der Alternativbewegung bezeichnet wurde 57 Die dort vertretenen Ideen und der Unistreik standen nicht nur in einem raumlichen Zusammenhang Alternativen schaffen hiess damals sich nicht mehr auf die gesellschaftlichen vor allem staatlichen Einrichtungen zu stutzen oder sie individuell zu unterwandern wie es die 68er Bewegung propagiert hatte sondern auf allen Ebenen einen Gegenentwurf aufzubauen Diese Strategie galt im Gegensatz zu den Kommandos der RAF oder den lautstarken K Gruppen als sanft und damit auch unauffallig Dies hatte zur Folge dass sie in der grossen Offentlichkeit als auch in der Historie kaum beachtet wurde Zudem kam es schon zwei Jahre spater 1979 1980 zu den ersten Instandbesetzungen und der Hausbesetzer Bewegung die alle Aufmerksamkeit auf sich zog Diese konnte sich wieder in Berlin Kreuzberg auf eine entwickelte Infrastruktur und vielerlei Medien der Alternativen stutzen Die Neue Studentenbewegung hatte sich nicht an den Universitaten konstituiert sondern war in die Stadtteile umgezogen Rezeptionsgeschichte Bearbeiten nbsp Darstellung der Jahreszahlen von Studentenstreiks in Berlin in der AStA Zeitschrift 2009Die Streiks an den Universitaten 1976 1977 bis 1978 sind trotz ihres Umfangs und der hohen Beteiligung sowie ihrer Bedeutung fur die Geschichte der Neuen Sozialen Bewegungen weder in der Publizistik noch in der Fachliteratur in Kompendien oder auf den Webseiten von Universitaten erwahnt Auch in AStA Publikationen sind sie bis auf aktuelle Spuren nicht in Erinnerung Meist wird in der Chronologie von Aktivitaten der Studenten nahtlos von 1968 zu 1988 ubergegangen 58 Die einzige noch zeitgenossische umfassende Betrachtung erschien im April 1977 in Der lange Marsch Zeitung fur eine neue Linke Nr 26 Sondernummer zur neuen Studentenbewegung West Berlin April 1977 Uber 30 Jahre spater 2008 erschien anlasslich des Jahrestages 60 Jahre Freie Universitat Berlin in der Asta Zeitung zwei Tage vor Redaktionsschluss ein knapper Beitrag unter fu60 Gegendarstellungen mit dem Titel Der vergessene grosse Aufbruch 59 Und erst als es anlasslich der Festlichkeiten zu 200 Jahre Berliner Universitaten zu intensiveren Nachforschungen kam entdeckte eine studentische Vorbereitungsgruppe 60 einen Film uber den Streik 1976 77 61 Der Streik fand daraufhin auch Eingang in den von den Studenten verantworteten Teil der Ausstellung 2011 Anmerkungen Bearbeiten Die Berufsverbote von den meisten Publikationen in Anfuhrungszeichen gesetzt da es offiziell um eine Prufung der Verfassungstreue ging eine Prufung die alle ins Beamtenverhaltnis wechselnden Bewerber etwa in den Schuldienst oder in die staatlichen Verwaltungen aber auch Postboten und Lokomotivfuhrer betraf Massstab dieser Prufung war die freiwillige Verpflichtung auf das Grundgesetz die Freiheitlich demokratische Grundordnung Der Staat versuchte sich mit dem Radikalenerlass ein Instrument zu schaffen um Bewerber mit verfassungsfeindlicher Grundhaltung aus dem Beamtenstatus herauszuhalten Dies zielte vor allem auf Mitglieder entsprechend eingestufter Organisationen der kommunistischen oder maoistischen K Parteien und der DDR nahen DKP in Westberlin SEW Die Massnahmen wurden erweitert auf bereits im staatlichen Dienst befindliche Personen die einen Verdacht mangelnder Verfassungstreue auf sich zogen so wie die Dozenten Friedrich Rothe und Gerhard Bauer an der FU die sich fur eine Wahlbeteiligung der neuen KPD die sich als Fortsetzung der 1956 verbotenen Kommunistischen Partei Deutschlands verstand durch die Unterzeichnung eines in der Presse als Anzeige veroffentlichten Wahlaufrufs fur die Partei ausgesprochen hatten Die meisten Bewerber in den Beamtenstatus oder auch die im Dienst befindlichen Betroffenen zahlten schon der Altersstufe nach zu den 68ern oder einer noch alteren Generation die sich zum grossen Teil auch auf den proklamierten Marsch durch die Institutionen begeben hatten Die unorganisierten Studenten der Streiks 1976 77 1978 hingegen zahlten nicht zu den direkt Betroffenen sie solidarisierten sich aber trotz aller Meinungsunterschiede mit ihren Lehrern Dozenten und Professoren Beobachtet wurde eine Tendenz die Kriterien fur mangelnde Verfassungstreue immer weiter zu fassen so sollen auch als Verdachtsmomente zu wertende Situationen Parken in der Nahe eines bestimmten Veranstaltungsortes Besitz von Flugblattern usw registriert worden sein Da sich nicht nur in der oppositionellen Politik und unter der Jugend Widerstand zeigte sondern auch die liberale Offentlichkeit Gewerkschaften und Intellektuelle immer starker gegen diese Massnahmen aussprachen wurden gegen Ende der 1970er Jahre keine Verfahren mehr eroffnet Zudem losten sich die linksradikalen Parteien eher infolge ihrer zunehmenden Isolierung und Marginalisierung von selbst auf Die Gefahr die von diesen Massnahmen fur Staat und Gesellschaft selbst ausging kennzeichnete FU Prasident Eberhard Lammert als er vor dem Akademischen Senat der FU ausfuhrte dass verstandliches politisches Engagement wahrend des Studiums zu schweren Nachteilen bei der Berufswahl fuhren kann Der Tagesspiegel 7 Januar 1977 Es fuhlten sich nicht nur politisch oppositionell denkende Studenten bedroht sondern die diffuse Gefahrlichkeit dieser Methodik wurde der grossen Mehrheit bewusst Da die Kritik nicht nur von den Studenten ausging sondern auch in den Gewerkschaften wuchs da hier die Fuhrungsebenen ein Mittel hatten um unliebsame Kollegen auszuschliessen Gewerkschaftsausschlusse bekam die Bewegung gegen diese Massnahmen eine so hohe Dynamik dass die politischen Mehrheiten auf dieses Mittel verzichteten und keine Verfahren mehr eroffneten Der Radikalenerlass wurde jedoch nicht abgeschafft Als Flankenschutz gegen die Volksfrontangriffe der Rechten ist auch jener Radikalenerlass gedacht den Brandt spater als einen seiner kardinalen Fehler werten wird denn er kostet ihn Glaubwurdigkeit bei der jungen Generation Es ist schon fatal wenn gerade er der ja den grosseren nicht zu Gewalt bereiten Teil der rebellierenden Jugend in den demokratischen Prozess integrieren will seine Unterschrift unter jenen Erlass setzt der Andersdenkende mit beruflicher Repression bedroht Peter Merseburger Willy Brandt Deutsche Verlagsanstalt DVA Stuttgart Munchen 2002 S 634 ISBN 3 421 05328 6 Mit der Angabe der Konstituierung als oder durch Spontis wird ubergangen dass der Streik von Studierenden getragen wurde die sich eher als unorganisiert bezeichneten oder generell Kategorisierungen ablehnten es waren sehr viele fruhe Studenten und Erstsemester unter den Aktiven wahrend der Wikipedia Artikel Sponti ein Selbstverstandnis beschreibt das prinzipienhaft und zielgerichtet erscheint Als Spontis bezeichneten in Westberlin vorwiegend die K Gruppen ihre neuen Gegner die sie eigentlich zum Fussvolk ihrer Organisationen machen wollten Eberhard Lammert war erst am 18 November 1976 als FU Prasident anstelle des scheidenden Prasidenten Kreibich berufen worden Der Tagesspiegel 19 November 1976 Diese Auflistung verifiziert den Umfang des Streiks nach wenigen Tagen Auf eine weitere detaillierte Aufstellung fur Berlin wird im Folgenden verzichtet In welchem Umfang diese Struktur funktionsfahig war lasst sich kaum beurteilen da der Streik trotz seines enormen Umfanges noch nicht reflektiert wurde und selbst in der Geschichtsschreibung der betroffenen Institutionen kaum vorkommt In den Quellen ist mit einer Ausnahmen einer Okkupation der hochsten Organe durch den Kommunistischen Studentenverband KSV Anfang Januar 1977 keine gravierende Kritik an den Entscheidungsstrukturen bekannt Siehe Anmerkung 7 Die Vereinigungskirche oder auch Mun Sekte war eine von funf Jugendreligionen die in den 1970er Jahren in Deutschland Fuss fassten Sun Myung Moon so der Der Spiegel 33 1976 S 62 ff geniesst die volle Unterstutzung des Park Regimes in Sudkorea wo er mit Sektengeldern ein 30 Millionen Imperium Ginseng Tee Titanium Draht Handfeuerwaffen aufgebaut hat Der Wert seiner US Latifundien wird auf uber 30 Millionen Mark geschatzt Durch eine Vision habe er sich als Nachfolger des christlichen Messias erkannt Messias muss der Reichste sein so eine seiner Botschaften die verschiedene Unterorganisationen verbreiten auf Universitatsgelande wirbt die Hochschulvereinigung fur die Erforschung von Prinzipien C A R P Der Spiegel berichtet uber die Tatigkeit von Elterninitiativen um ihre Sohne und Tochter aus den Klauen des koreanischen Heilsbringers zu bringen S 64 Die Frankfurter Rundschau schreibt es einer Initiativgruppe zu dass sich die CSU eindeutig von der Mun Sekte und anderen Organisationen distanziert hat obwohl diese der Partei massive Wahlhilfe haben angedeihen lassen Frankfurter Rundschau Vor Seelenfangern wird gewarnt 18 Oktober 1976 Es handelte sich um die Wehrsportgruppe Hoffmann aus Bayern von der elf Mann vorubergehend festgenommen wurden Von den sieben zum Teil schwer verletzten Personen gehorten sechs zu einer Gruppe von Studenten in Tubingen die dort gegen eine Veranstaltung der rechtsgerichteten Tubinger Hochschulgruppe HTS demonstrierten Nach Frankfurter Rundschau 6 Dezember 1976 Im Vorfeld der Veranstaltung kam es zu einem Konflikt als die Studentenschaft entdeckte mitgeteilt in Flugblattern mehrerer Initiativen dass die K Gruppen plotzlich die Mehrheit im hochsten beschlussfassenden Organ dem Regionalen Streikrat RSR besassen und die geplante Grossveranstaltung an der Technischen Universitat fast komplett mit Rednern ihrer Seite und langen Redezeiten bestellten Nach heftiger Selbstkritik wegen eigener Unaufmerksamkeit entzogen die Basisgruppen dem RSR die Legitimitat und sorgten fur die Ausgewogenheit der Veranstaltung Die Vollversammlungen zum Streikauftakt an FU TU und Padagogischer Hochschule stimmten zwar mit Mehrheit fur den vom VDS empfohlenen 14 tagigen Streik doch waren sie nur halb so gut besucht wie im Vorjahr Tagesspiegel 19 November 1977 Einzelnachweise Bearbeiten Artur Kritzler Der vergessene grosse Aufbruch Streik an der FU 1976 77 in FU70 Gegendarstellungen Asta Magazin Herausgegeben vom Allgemeinen Studierendenausschuss der FU Berlin Oktober 2018 S 62 f Der Tagesspiegel Berlin 12 Dezember 1976 Streikkurier FU Berlin Nr 0 1 Dezember 1976 S 2 Der Tagesspiegel Berlin 30 November 1976 Der Tagesspiegel Berlin 27 November 1976 Streikkurier Nr 6 9 Dezember 1976 a b Tagesspiegel 16 Dezember 1976 Frankfurter Rundschau 3 Dezember 1976 Flugblatt des Streikrats am Institut fur Publizistik Anfang Januar 1977 Zitat aus Streikfilm der Publizisten uber die Streikformen Im Programm des Gegenlicht Super8 Filmverleihs Streikkurier Nr 7 10 Dezember 1976 Streikkurier Nr 2 2 Dezember 1977 S 11 Der lange Marsch Nr 26 Bericht Bremen April 1977 S 12 f Der lange Marsch Nr 26 Bericht Munster S 14 Der lange Marsch Nr 26 Bericht Heidelberg S 15 a b c Frankfurter Rundschau 3 Februar 1977 Der lange Marsch Bericht Tubingen April 1977 S 16 Hochschulinformationsdienst der Asten vom 6 Januar 1977 c o Frankfurter Informationsdienst HID Hochschuldienst 12 10 Februar 1977 c o Frankfurter Informationsdienst HID SFB Mittagsmagazin am 8 12 zitiert im Streikkurier Nr 6 vom 9 Dezember 1976 S 1f a b Tagesspiegel 10 Dezember 1976 Der lange Marsch Nr 26 editorial April 1977 S 2 Frankfurter Rundschau 16 Dezember 1976 Der lange Marsch Nr 26 1977 S 3 Mit dieser Einschatzung projizierten die Altlinken eher ihren eigenen Frust und ihre Situation auf die Neuen Der lange Marsch Nr 26 April 1977 S 7 Uwe Schlicht Tagesspiegel 14 Dezember 1976 a b Frankfurter Rundschau 3 Dezember 1976 Angaben zu den Veranstaltungen Streikkurier Nr 3 6 Dezember 1976 S 3 Sudkurier Konstanz Fotomeldung Demonstration in Gotteshaus 18 Dezember 1976 Streikkurier Nr 9 12 Januar 1977 Mitteilungsblatt des Komitee nach der Verurteilung S 2 Tagesspiegel 15 Dezember 1976 Tagesspiegels 7 Januar 1977 Streikinfo Nr 6 der Germanisten vom 5 Januar 1977 Tagesspiegel 7 Januar 1977 Streikkurier Nr 9 12 Januar 1977 Suddeutsche Zeitung 11 Januar 1977 Zusammenfassung nach Beitrag im Streikkurier Nr 10 18 Januar 1977 S 8 Streikkurier Nr 9 12 Januar 1977 S 7 u 8 Streikkurier Nr 10 18 Januar 1977 Streikkurier Nr 9 12 Januar 1977 Nr 10 18 Januar 1977 Nr 11 21 Januar 1977 und Tagesspiegel 13 Januar 1977 und 20 Januar 1977 Tagesspiegel 20 Januar 1977 Langer Marsch April 1977 S 9 f Tagesspiegel 26 Januar 1977 Tagesspiegel 29 Januar 1977 Tagesspiegel 4 Februar 1977 Artur Kritzler Der vergessene grosse Aufbruch Streik an der FU 1976 77 in FU70 Gegendarstellungen Asta Magazin Herausgegeben vom Allgemeinen Studierendenausschuss der FU Berlin Oktober 2018 S 64 Tagesspiegel 3 Dezember 1977 Tagesspiegel 9 Dezember 1977 Tagesspiegel 25 November 1977 Tagesspiegel 24 November 1977 Die Rede wurde in den Streikkurieren Nr 1 30 November 1977 Nr 2 1 Dezember 1977 und Nr 3 8 Dezember 1977 unter dem Titel Fuhrt ein Weg aus dem linken isolierten Uni Eck ungekurzt abgedruckt Originalaufnahme der Tonbandgruppe am IfP Institut fur Publizistik der FU Die Rede wurde in grossen Teilen ebenfalls abgedruckt in Der Tagesspiegel Uwe Schlicht Zuruck zur Diskussion 23 Dezember 1977 Tagesspiegel 7 Dezember 1977 Tagesspiegel 13 Dezember 1977 Tagesspiegel 11 Januar 1978 a b Tagesspiegel 24 Januar 1978 Arthur Kritzler in asta fu fu60 gegendarstellungen Der vergessene grosse Aufbruch Berlin 2008 1 Oktober 2008 Out Of Dahlem No 8 AStA FU Offentlichkeitsreferat Berlin Januar 2009 S 50 Arthur Kritzler Der vergessene grosse Aufbruch in astafu info Okt 2008 S 32 34 Historische Kommission des Studierendenparlaments der Humboldt Universitat zu Berlin HU Super8 Film Unistreik 1976 77 Streikfilmgruppe am IfP Institut fur Publizistik der FU 49 min In den 1980er Jahren im Programm des Gegenlicht Super8 Filmverleihs Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Studentenstreik 1976 77 amp oldid 228534313