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Die Strasse der Toleranz in Hannover 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 bezeichnete ein Ensemble von Sakralbauten verschiedener Glaubensgemeinschaften das sich zwischen 1870 und 1938 sichtbar wie an einer Kette aufgereiht quer durch die Calenberger Neustadt zog die katholische St Clemens Kirche die judische Neue Synagoge 11 die evangelisch lutherische Neustadter Hof und Stadtkirche St Johannis sowie die evangelisch reformierte Kirche 11 Sie gilt als Beispiel fur friedliches Zusammenleben der Glaubensgemeinschaften und Burger seit 1827 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kirchen und Mahnmal Synagoge 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Ursprung der Strasse der Toleranz weist in die Reformationszeit zuruck 1588 legte ein Religionsedikt fest dass innerhalb der Mauern Hannovers nur Lutheraner leben durften 12 Katholiken Juden und offenbar auch evangelische Taufer und Reformierte zogen in die damals selbstandige Neustadt vor Hannover Mit herzoglicher Unterstutzung konnten sie Gotteshauser errichten 1670 wurde die evangelisch lutherische Neustadter Hof und Stadtkirche St Johannis 1705 die Reformierte Kirche und 1718 die katholische St Clemenskirche fertiggestellt 12 Die Juden hatten bereits Ende des 16 Jahrhunderts ein Gebetshaus in der Neustadt das jedoch 1593 auf Veranlassung des Herzogs Heinrich Julius destruiert und abgeschafft worden war Sie selber waren aus der Neustadt vertrieben ihr Besitz war vom Herzog der Kirche gnadiglich zugeeignet worden 13 1608 durften sie zuruckkehren und stellten 1609 ihre neue Synagoge fertig 14 Doch Kirchenfuhrer des Calenberger Landes emporten sich weil die Juden in der Neustadt erneut einen Tempel errichtet hatten Der Ronnenberger evangelische Superintendent Wichmann Schulrabe zu dessen lutherischem Sprengel die Neustadt vor Hannover gehorte protestierte im Februar 1613 schriftlich beim Konsistorium in Wolfenbuttel 13 Dabei berief er sich auf den Kirchenvater Ambrosius der sich im Jahre 388 gegen Kaiser Theodosius I durchsetzte und verhinderte dass dieser einen Bischof bestrafte der die Menge zum Niederbrennen einer Synagoge aufgehetzt hatte 15 Noch im selben Jahr 1613 liess der Grossvogt zu Calenberg auf furstlichen Befehl hin auch dieses zweite judische Gotteshaus in der Calenberger Neustadt niederreissen 14 Langere Zeit hindurch hatten die Juden keinen Ort in welchem sie gemeinsam Gottesdienst halten 14 konnten Erst im Jahre 1688 durften sie im Hause ihres damaligen Vorstehers Levin Goldschmidt eine kleine Synagoge 14 einrichten bis 1703 der Hof und Kammeragent Leffmann Behrens eine neue Synagoge errichten durfte und zwar an der Stelle an der die 1613 beseitigte Synagoge gestanden hatte namlich abseits der drei christlichen Kirchen und auf einem abgeschiedenen fur die Offentlichkeit nicht einsehbaren Platz in einer Seitenstrasse zwischen der Neustadter Kirche und der St Clemenskirche 14 Als die Synagoge nach 120 Jahren baufallig wurde und abgerissen werden musste durften die Juden erneut an derselben Stelle einen klassizistischen Ziegelbau errichten der 1827 eingeweiht und spater Alte Synagoge genannt wurde 16 In den folgenden Jahren wurde die Synagoge fur die wachsende Judenschaft Hannovers zu klein Auf der Grundlage der staatlichen Gesetzgebung der Religionsfreiheit und der rechtlichen Gleichbehandlung konnte sie 1870 eine Neue Synagoge einweihen und zwar in gleichberechtigter Grosse und Nachbarschaft zu den drei christlichen Kirchen 17 Das vierteilige Ensemble das nun entstanden war galt Ende des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts als Sinnbild der religiosen Toleranz und gegenseitigen Akzeptanz eines gehobenen Burgertums das sich weitgehend okonomisch sozial und politisch einig wusste Das Nebeneinander der Hauser der verschiedenen Glaubensgemeinschaften wurde jedoch nicht dauerhaft und auch nicht in allen Bevolkerungskreisen als Ausdruck religioser Koexistenz nachvollzogen In der Reichspogromnacht 1938 wurde die Neue Synagoge von den Nationalsozialisten zerstort Kirchen und Mahnmal Synagoge BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg wurden die drei christlichen Gotteshauser die Opfer der Luftangriffe auf Hannover geworden waren 11 wieder aufgebaut Auf dem uberbauten Grundstuck der Neuen Synagoge wurde 1958 eine Gedenktafel angebracht 1978 wurde auf einem zur Roten Reihe gelegenen Eckstuck des ehemaligen Synagogenplatzes ein kleines 1993 erweitertes Mahnmal Synagoge errichtet 18 Dort halten die Stadt Hannover und die Region Hannover jahrlich am 9 November ein Gedenken zur Erinnerung an die Reichspogromnacht Die christlichen Gemeinden pflegen auf ihrer Strasse der Toleranz die sie auch als Kirchenmeile bezeichnen enge okumenische Zusammenarbeit im Sinne innerchristlicher Toleranz 7 19 Im Allgemeinen wird die Strasse der Toleranz heute auch als ein Symbol des Versuches und ein Symbol des Scheiterns gemeinschaftlichen Zusammenlebens insbesondere in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts angesehen 11 Siehe auch BearbeitenGeschichte der Juden in HannoverLiteratur BearbeitenAnnette von Boetticher Die Calenberger Neustadt in Hannover und ihre Kirchen in der Strasse der Toleranz in Kirchenpadagogik Zeitschrift des Bundesverbandes Kirchenpadagogik e V Ausgabe 1 2002 S 26 27 5 auch als PDF Dokument Peter Hertel Die Juden von Ronnenberg Teil 1 1700 1933 Hrsg Stadt Ronnenberg Schriften zur Stadtentwicklung Bd 4 Ronnenberg 2012 Peter Hertel und Christiane Buddenberg Hertel Kirche und Synagoge in Die Juden von Ronnenberg Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit Hrsg Region Hannover Mahn und Gedenkstatte Ahlem Hannover 2016 ISBN 978 3 7752 4903 4 S 22 24 Klaus Mlynek und Waldemar R Rohrbein Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Verlagsgesellschaft Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 M eir Wiener Liepmann Cohen und seine Sohne Kammeragenten zu Hannover in Monatsschrift fur Geschichte und Wissenschaft des Judenthums Hrsg Oberrabbiner Z acharias Frankel Jahrgang 13 Heft 5 Breslau 1864 S 161 184 Allgemein Hans Werner Dannowski Waldemar R Rohrbein Geschichten um Hannovers Kirchen Studien Bilder Dokumente Hannover Lutherhaus Verlag 1983 ISBN 3 87502 145 2 Inhaltsverzeichnis 11 Weblinks BearbeitenRote Reihe Strasse der Toleranz Artikel auf der Seite der Evangelisch lutherischen Landeskirche Hannovers o V Eine Strasse der Toleranz Artikel auf der Seite der Zeitschrift KirchenZeitung vom 3 Mai 2017Einzelnachweise Bearbeiten Andor Izsak Ingrid Spieckermann Feuerriss durch die Welt 70 Jahre nach dem Synagogenbrand Synagogale Gesange von Israel Alter Kantor an der zerstorten Synagoge Hannovers Programmheft zur Veranstaltung Herbsttage der Judischen Musik 2008 Gedenken und Zuversicht auf der Seite der Hochschule fur Musik Theater und Medien Hannover Hannover HMTMH 2008 S 8 Herbsttage EZJM pdf als PDF Dokument Christopher Gorlich Reise Know How CityTrip Hannover 2 Auflage Bielefeld Reise Know How Verlag Peter Rump 2017 ISBN 978 3 8317 4866 2 S 14 54 57 60 Vorschau uber Google Bucher a b Klaus Mlynek Calenberger Neustadt in Klaus Mlynek und Waldemar R Rohrbein Stadtlexikon Hannover Schlutersche Verlagsgesellschaft Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 106 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Joachim Wolschke Bulmahn Sabine Albersmeier Hrsg Herrenhausen Garten Geist und Kunst Sommerakademie Herrenhausen 2013 Herrenhauser Schriften Band 1 1 Auflage Munchen Akademische Verlagsgemeinschaft Munchen 2014 ISBN 978 3 96091 016 9 S 50 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Thomas Fuchs Bearb Annette von Boetticher Karin Hartbecke Mitarb Leibniz und seine Bucher Katalog Buchersammlungen der Leibnizzeit in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Schriften Band 2 Hameln Niemeyer 2006 ISBN 978 3 8271 8902 8 und ISBN 3 8271 8902 0 S 22 31 o V Propsteikirche Basilika St Clemens auf der Seite der gleichnamigen Gemeinde ohne Datum zuletzt abgerufen am 5 September 2019 a b Anneliese Beckmann Johannes Lim Erhard Delacor Die Calenberger Okumene auf der Seite der katholischen Pfarrgemeinde St Heinrich in Hannover ohne Datum zuletzt abgerufen am 5 September 2019 Annedore Beelte Altwig Ulrike Duffing et al fur Einheimische und Gaste Interreligiose Stadtfuhrung auf der Seite des Hauses der Religionen in Hannover in der Version vom 27 August 2018 Simon Benne Stadtspaziergang mit Journalist Bernward Kalbhenn auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 17 August 2017 zuletzt abgerufen am 5 September 2019 o V 12 Stadtspaziergang Die Strasse der Toleranz in der Calenberger Neustadt auf der Seite der Gemeinde der Gartenkirche o D a b c d e Christian Simon Der Weg zur Hauptstadt des Protestantismus in Katharina Schmidt Vogt Thomas Schwark Red Provinz Metropole Hannover 1900 bis 1999 Ausstellung und Begleitbuch Historisches Museum Hannover Schriften des Historischen Museums Hannover Heft 18 Hrsg Landeshauptstadt Hannover Der Oberburgermeister Historisches Museum Hannover Hannover HMH 2000 ISBN 978 3 910073 19 7 und ISBN 3 910073 19 0 S 79 90 hier v a S 80 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Klaus Mlynek Calenberger Neustadt in Klaus Mlynek und Waldemar R Rohrbein Stadtlexikon Hannover Schlutersche Verlagsgesellschaft Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 105 a b Peter Hertel und Christiane Buddenberg Hertel Kirche und Synagoge in Die Juden von Ronnenberg Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit Hrsg Region Hannover Mahn und Gedenkstatte Ahlem Hannover 2016 ISBN 978 3 7752 4903 4 S 22 a b c d e M eir Wiener Liepmann Cohen und seine Sohne Kammeragenten zu Hannover in Monatsschrift fur Geschichte und Wissenschaft des Judenthums Hrsg Oberrabbiner Z acharias Frankel Jahrgang 13 Heft 5 Breslau 1864 S 171 Peter Hertel Die Juden von Ronnenberg Teil 1 1700 1933 Hrsg Stadt Ronnenberg Schriften zur Stadtentwicklung Bd 4 Ronnenberg 2012 S 17 und 20 Peter Schulze Synagogen in Klaus Mlynek Calenberger Neustadt in Klaus Mlynek und Waldemar R Rohrbein Stadtlexikon Hannover Schlutersche Verlagsgesellschaft Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 614 vgl Peter Schulze Synagogen in Klaus Mlynek Calenberger Neustadt in Klaus Mlynek und Waldemar R Rohrbein Stadtlexikon Hannover Schlutersche Verlagsgesellschaft Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 614 vgl Peter Schulze Synagogen in Klaus Mlynek Calenberger Neustadt in Klaus Mlynek und Waldemar R Rohrbein Stadtlexikon Hannover Schlutersche Verlagsgesellschaft Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 614 f Rote Reihe Strasse der Toleranz Artikel auf der Seite der Evangelisch lutherischen Landeskirche Hannovers52 371961 9 728096 Koordinaten 52 22 19 1 N 9 43 41 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Strasse der Toleranz Hannover amp oldid 227555868