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Der Starre Rotator ist ein ideales Modell der Mechanik welches zur Beschreibung von rotierenden Korpern genutzt wird Bei diesem Modell drehen sich zwei oder mehrere Massenpunkte eines Korpers in einem jeweils festen Abstand um eine Haupttragheitsachse Zur Beschreibung im dreidimensionalen Raum werden ublicherweise drei unterschiedliche Haupttragheitsachsen mit den Tragheitsmomenten I a displaystyle I a I b displaystyle I b I c displaystyle I c definiert welche als Konvention ublicherweise in der hier genannten Reihenfolge zunehmen Inhaltsverzeichnis 1 Linearer starrer Rotator 1 1 Klassische Berechnung der Energie 1 2 Quantenmechanische Berechnung der Energie 1 2 1 Andere Darstellungen 2 Spharischer Rotator 2 1 Zentrifugaldehnung 3 Symmetrischer Rotator 4 Asymmetrischer Rotator 5 Auswahlregeln 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLinearer starrer Rotator Bearbeiten nbsp Ein allgemeiner diatomarer Starrer RotatorBeim linearen Starren Rotator besteht der Korper aus zwei oder mehreren linear angeordneten Massepunkten die einen jeweils festen Abstand zum Massenschwerpunkt haben Die Rotationsachse verlauft durch den Massenschwerpunkt Beispiele fur derartig aufgebaute Molekule sind das Wasserstoffmolekul oder Kohlenstoffdioxid Das Tragheitsmoment I displaystyle I nbsp fur diese Rotation berechnet sich klassisch nach der Gleichung I i m i r i 2 displaystyle I sum i m i r i 2 nbsp wobei oftmals anstatt der Summe der Massenpunkte m i displaystyle m i nbsp mit den jeweiligen Abstanden r i displaystyle r i nbsp zur Drehachse die reduzierte Masse m displaystyle mu nbsp mit dem Abstand r displaystyle r nbsp der beiden Massen genutzt wird I m r 2 displaystyle I mu r 2 nbsp Eine Besonderheit beim linearen Starren Rotator ist dass das Tragheitsmoment der Haupttragheitsachse I a displaystyle I a nbsp null betragt Hieraus folgt dass dieser Rotator mit den zwei identischen Tragheitsmomenten I b I c displaystyle I b I c nbsp beschrieben werden kann Klassische Berechnung der Energie Bearbeiten Bei einer klassischen Betrachtung des Starren Rotators entspricht die Gesamtenergie der Rotationsenergie des Systems Diese hangt mit der Winkelgeschwindigkeit w i displaystyle omega i nbsp um die Haupttragheitsachse des Tragheitsmoments I i displaystyle I i nbsp nach E i 1 2 I i w i 2 displaystyle E sum i frac 1 2 I i omega i 2 nbsp zusammen Quantenmechanische Berechnung der Energie Bearbeiten In der Quantenmechanik wird der Starre Rotator durch eine Wellenfunktion beschrieben Die dazugehorigen Eigenfunktionen ps n displaystyle psi mathrm n nbsp und Energieeigenwerte E n displaystyle E mathrm n nbsp ergeben sich durch die Losung der stationaren Schrodingergleichung H ps n E n ps n 0 displaystyle hat H psi mathrm n E mathrm n psi mathrm n 0 nbsp Da das Teilchen keinem elektrischen Potential ausgesetzt ist und nur kinetische Energie besitzt lautet der Hamilton Operator unter Benutzung des Laplaceoperators D displaystyle Delta nbsp H ℏ 2 2 m D displaystyle hat H frac hbar 2 2 cdot mu Delta nbsp In Kugelkoordinaten ausgedruckt ist der Laplaceoperator D r 2 r r 2 r 1 r 2 sin 8 8 sin 8 8 1 r 2 sin 2 8 2 ϕ 2 displaystyle Delta frac partial r 2 partial r left r 2 frac partial partial r right frac 1 r 2 sin theta cdot frac partial partial theta left sin theta cdot frac partial partial theta right frac 1 r 2 sin 2 theta cdot frac partial 2 partial phi 2 nbsp Durch die Definition des Problems dass die Massepunkte einen starren Abstand voneinander haben ist r displaystyle r nbsp keine Variable der Wellenfunktion sondern ein durch die Problemstellung festgelegter unveranderlicher Parameter Der Beitrag des ersten Summands des Laplaceoperators ist daher immer 0 und der Operator kann vereinfacht geschrieben werden als D 1 r 2 1 sin 8 8 sin 8 8 1 sin 2 8 2 ϕ 2 1 r 2 D 8 ϕ displaystyle Delta frac 1 r 2 left frac 1 sin theta cdot frac partial partial theta left sin theta cdot frac partial partial theta right frac 1 sin 2 theta cdot frac partial 2 partial phi 2 right frac 1 r 2 Delta theta phi nbsp Dabei steht D 8 ϕ displaystyle Delta theta phi nbsp fur den Winkelanteil des Laplaceoperators Die Schrodingergleichung ist damit ℏ 2 2 m r 2 D 8 ϕ ps n E n ps n 0 displaystyle frac hbar 2 2 cdot mu r 2 Delta theta phi psi mathrm n E mathrm n psi mathrm n 0 nbsp Sie wird durch die Kugelflachenfunktionen ps Y l m 8 ϕ displaystyle psi Y l m theta phi nbsp mit den zugehorigen Eigenwerten l l 1 displaystyle l l 1 nbsp gelost so dass gilt ℏ 2 2 m r 2 l l 1 Y l m 8 ϕ E l m Y l m 8 ϕ 0 displaystyle frac hbar 2 2 cdot mu r 2 l l 1 Y l m theta phi E l m Y l m theta phi 0 nbsp bzw umgestellt E l m ℏ 2 2 m r 2 l l 1 displaystyle E l m frac hbar 2 2 cdot mu r 2 l l 1 nbsp Die E l m displaystyle E l m nbsp sind damit die quantenmechanischen Energieniveaus der Eigenfunktionen des starren Rotators Das Energieniveau hangt nur von der Hauptrotationsquantenzahl l displaystyle l nbsp ab sofern mehrere Nebentrotationsquantenzahlen n displaystyle n nbsp existieren sind die zugehorigen Zustande entartet Andere Darstellungen Bearbeiten Durch Einfuhren der Rotationskonstante B h 8 p 2 c 0 m r 2 displaystyle tilde B frac h 8 pi 2 c 0 mu r 2 nbsp und mit der Notation J displaystyle J nbsp fur die Hauptrotationsquantenzahl l displaystyle l nbsp ergibt sich die oft gebrauchliche Form E h c 0 B J J 1 displaystyle E hc 0 tilde B J J 1 nbsp Damit konnen die in der Spektroskopie ublichen Rotationsterme nach F J E h c 0 displaystyle F J frac E hc 0 nbsp berechnet werden Spharischer Rotator Bearbeiten nbsp Methan ist ein Beispiel fur einen spharischen RotatorEin spharischer Rotator liegt vor wenn die Tragheitsmomente der Haupttragheitsachsen identisch sind und somit I a I b I c displaystyle I a I b I c nbsp Hieraus kann geschlussfolgert werden dass die Rotationsenergieniveaus analog zum linearen Rotator berechnet werden konnen Ein Beispiel fur einen solchen Rotator ist das Methanmolekul Da bei diesem Rotator kein permanentes Dipolmoment vorliegt treten Ubergange in den Rotationsniveaus erst aufgrund von Zentrifugaldehnung des Molekuls auf da hierdurch ein permanentes Dipolmoment induziert wird vgl Abschnitt Auswahlregeln Zentrifugaldehnung Bearbeiten Eine ubliche Anpassung des Modells des Starren Rotators zum Beschreiben realer Systeme ist das Zulassen einer Dehnung der Abstande r displaystyle r nbsp durch die bei einer Rotation auftretende Zentrifugalkraft Die Korrektur erfolgt ublicherweise indem eine von J displaystyle J nbsp abhangige Dehnungskonstante D J displaystyle tilde D J nbsp eingefuhrt wird Dadurch erhalt man die erlaubten Rotationsenergieniveaus fortan durch die Gleichung E h c 0 B J J 1 D J J 2 J 1 2 displaystyle E hc 0 tilde B J J 1 tilde D J J 2 J 1 2 nbsp Die Dehnungskonstante kann fur zweiatomige Molekule aus der Rotationskonstante und der Wellenzahl der Grundschwingung n 0 displaystyle tilde nu 0 nbsp nach der Gleichung D J 4 B 3 n 0 2 displaystyle tilde D J frac 4 tilde B 3 tilde nu 0 2 nbsp bestimmt werden Symmetrischer Rotator Bearbeiten nbsp Fluormethan ist aufgrund des Fluoratoms ein spitzer symmetrischer Rotator nbsp Benzol ist ein flacher symmetrischer RotatorSymmetrische Rotatoren zeichnen sich dadurch aus dass die Tragheitsmomente von je zwei Haupttragheitsachsen identisch sind Im Fall von I a I b lt I c displaystyle I a I b lt I c nbsp spricht man von einem flachen und bei I a lt I b I c displaystyle I a lt I b I c nbsp von einem spitzen symmetrischen Rotator Da nur noch zwei Haupttragheitsmomente identisch sind wird fur die Rotationsterme eine weitere Rotationsquantenzahl K displaystyle K nbsp analog zu m displaystyle m nbsp in der Kugelflachenfunktion benotigt F J K B J J 1 X Y K 2 displaystyle F J K tilde B J J 1 X Y K 2 nbsp Bei einem spitzen symmetrischen Rotator entspricht X displaystyle X nbsp der Rotationskonstante A displaystyle tilde A nbsp und Y displaystyle Y nbsp B displaystyle tilde B nbsp wahrend bei einem flachen symmetrischen Rotator X displaystyle X nbsp der Rotationskonstante C displaystyle tilde C nbsp entspricht Die Energieniveaus eines symmetrischen Rotators konnen aus den Rotationstermen beziehungsweise analog zum linearen Rotator durch Anwenden des Hamiltonoperators auf die Schrodingergleichung gewonnen werden Dies fuhrt fur K 0 displaystyle K neq 0 nbsp zu der Losung E J 2 2 I b J a 2 1 2 I a 1 2 I b displaystyle E frac J 2 2 cdot I b J a 2 left frac 1 2 cdot I a frac 1 2 cdot I b right nbsp fur den spitzen beziehungsweise E J 2 2 I b J c 2 1 2 I c 1 2 I b displaystyle E frac J 2 2 cdot I b J c 2 left frac 1 2 cdot I c frac 1 2 cdot I b right nbsp fur den flachen symmetrischen Rotator Asymmetrischer Rotator Bearbeiten nbsp Wasser ist ein Beispiel fur einen asymmetrischen RotatorBeim asymmetrischen Rotator unterscheiden sich die Tragheitsmomente aller Haupttragheitsachsen voneinander Dies fuhrt dazu dass es keine allgemein gultigen Formeln zur Berechnung der Energieniveaus bei quantenmechanischer Betrachtung gibt fur bestimmte Rotationquantenzahlen existieren jedoch exakte Formeln 1 Klassisch kann die Energie weiterhin uber die Haupttragheitsmomente und den Winkelgeschwindigkeiten berechnet werden Auswahlregeln Bearbeiten Hauptartikel Auswahlregeln Die Ubergange der Energieniveaus eines Starren Rotators folgen bestimmten Regeln den sogenannten Auswahlregeln Die Anderung der Rotationsenergieniveaus durch Emission oder Absorption von elektromagnetischer Strahlung ist immer dann erlaubt wenn das Ubergangsdipolmoment m displaystyle mu nbsp des Ubergang ps a ps b displaystyle psi a rightarrow psi b nbsp nach der Gleichung m a b ps b m ps a displaystyle mu a rightarrow b langle psi b hat mu psi a rangle nbsp nicht verschwindet Die Gleichung kann fur reine Rotationsubergange wie sie im Starren Rotator als einzige moglich sind nach Integration uber die vibronischen Funktionsanteilen vereinfacht werden zu m a b const Y l m b m Y l m a displaystyle mu a rightarrow b text const cdot langle Y l m b hat mu Y l m a rangle nbsp Hieraus folgt dass Rotationsubergange durch elektromagnetische Strahlung nur bei Molekulen mit einem permanenten Dipolmoment erlaubt sind also Molekulen bei denen das Integral Y l m b m Y l m a displaystyle langle Y l m b hat mu Y l m a rangle nbsp nicht verschwindet Die hiernach erlaubten Ubergange treten fur Funktionen mit Y l m b displaystyle Y l m b nbsp mit gegenuber Y l m a displaystyle Y l m a nbsp um D m 0 D l 1 displaystyle Delta m 0 Delta l pm 1 nbsp geanderten Quantenzahlen auf was den Anderungen der Rotationsquantenzahlen D K 0 D J 1 displaystyle Delta K 0 Delta J pm 1 nbsp entspricht Diese Regeln werden als Auswahlregeln bezeichnet Literatur BearbeitenGerd Wedler Hans Joachim Freud Lehrbuch der Physikalischen Chemie 6 Auflage Wiley VCH Weinheim 2013 ISBN 978 3 527 32909 0 S 532 540 Peter Atkins Julio de Paula Physical Chemistry 10 Auflage Oxford University Press 2014 ISBN 978 1 4292 9019 7 12B 12C S 488 498 Kurt W Kolasinski Physical chemistry 1 Auflage Wiley New York 2017 ISBN 978 1 118 75112 1 25 2 S 604 608 Reiner Salzer Steffen Thiele Lydia Suemmchen Rotationsschwingungsspektren In chemgapedia de Wiley VCH abgerufen am 13 Juli 2018 Einzelnachweise Bearbeiten P D Jarvis L A Yates The molecular asymmetric rigid rotor Hamiltonian as an exactly solvable model In Molecular Physics Band 106 Nr 7 2008 doi 10 1080 00268970802050394 arxiv 0803 2562 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Starrer Rotator amp oldid 237516361