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Die evangelische Pfarrkirche St Michael ist eine ursprunglich gotische barockisierte Staffelhalle in Weiden in der Oberpfalz Sie gehort zur Kirchengemeinde St Michael Weiden im Dekanat Weiden der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern Sie wurde nach mehrfachem Konfessionswechsel bis 1899 als Simultankirche genutzt und ist als Wirkungsstatte Max Regers bekannt St Michael vom Oberen Markt ausInnenansichtAltar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Ausseres 2 2 Inneres 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Kirche wurde 1341 erstmals erwahnt als Konig Johann von Bohmen das Besetzungsrecht fur die Kirche dem Kloster Waldsassen ubertrug Im Jahr 2005 durchgefuhrte Grabungen ergaben dass der Grundungsbau vermutlich im 12 13 Jahrhundert entstanden ist eine Saalkirche wurde um 1300 neu erbaut Im Jahr 1396 wurde die Kirche durch Brand zerstort Im Jahr 1415 erfolgte der Neubau des Chores mit Flankenturmen deren nordlicher nie fertiggestellt wurde Nach erneuter Zerstorung 1421 wurde beim Wiederaufbau in den Jahren 1448 bis 1460 das Langhaus als Staffelhalle erbaut was aus einer uberarbeiteten Inschrift aus dem Jahr 1448 hervorgeht Im Jahr 1469 wurde die Kirche geweiht eine selbstandige Pfarrei hatte sie seit 1481 Der erste evangelische Pfarrer ist 1535 nachgewiesen Laut einer Bauinschrift hinter der Orgel wurde die Kirche nach weiteren Branden in den Jahren 1536 und 1540 instand gesetzt und 1564 zum Grossteil neu eingewolbt Im Jahr 1576 folgte die Erneuerung des Turmes Im Marz 1759 sturzte der Turm ein wobei die sudliche Chormauer und die ostlichen Gewolbejoche beschadigt wurden Der Wiederaufbau wurde 1763 durch den Baumeister Georg Dobmayer aus Kaltenbrunn beendet Im Jahr 1627 wurde die Kirche bei der Rekatholisierung von den Jesuiten ubernommen und von 1633 bis 1899 simultan von beiden Konfessionen genutzt Davon zeugen noch geringe bauliche Spuren Rechts und links des Altars ist ein Drehmechanismus integriert Bei evangelischen Gottesdiensten blieben die Turchen geschlossen bei katholischen wurden sie geoffnet und in die entstandenen Nischen katholische Heiligenfiguren gestellt Wahrend des Simultaneums hatte die Kirche der Paritat wegen zwei Mesner zwei Pfarrer zwei Uhrenaufzieher und zwei Turmer samt je zwei Gesellen zum Glockenlauten Die Besetzung wechselte alle 14 Tage so dass beide Konfessionen gleiche Rechte an der Kirche hatten 1 Eine umfangreiche Renovierung erfolgte in den Jahren 1899 bis 1907 eine Restaurierung 1976 bis 1979 eine weitere Sanierung im Jahr 2005 Max Reger wirkte in den Jahren 1883 bis 1889 als Organist an dieser Kirche Architektur BearbeitenAusseres Bearbeiten Die dreischiffige Staffelhalle endet in einem einschiffigen Chor mit Funfachtelschluss der geringfugig breiter als das Mittelschiff ist Im sudlichen Chorwinkel steht ein hoher Turm mit eingezogener Zwiebelhaube und Laterne Das Bauwerk zeigt eine reiche spatbarocke Gliederung mit einer Galerie uber dem obersten bis 1914 vom Turmer bewohnten Geschoss die von Erhard Christian Haberl geschaffen wurde Der gegenuberliegende Turmstumpf wurde vermutlich im 16 Jahrhundert nach Osten hin durch die Sakristei erweitert Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde ein halbrunder Treppenturm angebaut Der Chor wird aussen durch gestufte Strebepfeiler und ein Kaffgesims gegliedert Die kraftigen Strebepfeiler am Langhaus wurden wahrscheinlich erst nach dem Turmeinsturz im 18 Jahrhundert angebaut sie sind mit flankierenden Dreiecksvorlagen des moglicherweise 16 Jahrhunderts die auf den Sohlbanken ruhen kombiniert Drei Portale mit Korbbogen in Sandsteinrahmungen erschliessen das Bauwerk Uber dem westlichen Portal sind die Jahreszahlen 1448 und 1762 zu finden In der sudlichen Chorschrage ist eine Olbergkapelle mit Schnitzfiguren des 18 Jahrhunderts eingebaut die 1979 renoviert wurde An der Chornordseite ist ein Sandsteinrelief mit einer Olbergszene aus der Zeit nach 1450 angebracht mit einem Branddatum von 1545 Die heutige Turmhohe besteht aus 40 m Mauerwerk und 17 75 m Holzaufbau Insgesamt ist er 57 75 m hoch Die Aussenmasse des Turms betragen 7 6 m 7 6 m Inneres Bearbeiten Das Innere ist durch die hohen leicht angespitzten Rundpfeilerarkaden gepragt welche die Schiffe voneinander trennen Das Gewolbe unter der Empore ist noch im ursprunglichen Zustand erhalten es zeigt im Mittelschiff ein Sterngewolbe mit ausgekehlten Rippen im sudlichen Seitenschiff ein Netzgewolbe und auf der gegenuberliegenden Seite ein Gewolbe mit dunnen spater aufgesetzten Rippenstaben Um 1415 durfte das Kreuzrippengewolbe mit Rosettenschlussstein im Turmstumpf entstanden sein Das Mittelschiff wird von einem Kreuzgratgewolbe uber segmentbogenformigen Wandvorlagen mit Gebalkstucken abgeschlossen der ebenso hohe Chor mit einer Stichkappentonne uber einer Pilastergliederung In den Seitenschiffen sind langsrechteckige Bohmische Kappen auf Wandpfeilern eingezogen die uber Scheidbogen miteinander verbunden sind Die ausgewogene spatbarocke Stuckierung ist mit kleinteiligen Rahmenmotiven dem spatgotischen Raum angepasst Ausstattung BearbeitenDer Hochaltar wurde 1791 vereinfacht nach einem Entwurf von Friedrich Wagner durch Leonhard Bacher ausgefuhrt die beide aus Amberg stammen Er besteht aus einem hohen Aufbau mit Saulen Volutenpilastern und Rocailledekor Das von dem Sulzbacher Portratmaler Johann Christoph Karl geschaffene Altarblatt zeigt Christi Geburt Links und rechts davon stehen uberlebensgrosse Figuren der Apostel Petrus und Paulus Die Kanzel ist ein Werk von Michael Kemnath und Joseph Anders beide aus Weiden die Fassung fuhrte Vitus Fuchs aus Tirschenreuth aus Auf dem Schalldeckel ist der heilige Michael dargestellt auf der Ruckwand ist ein in einer Kartusche gerahmtes Gemalde mit der Predigt des Johannes angebracht Mehrere Stuhlwangen mit Quastendekor stammen aus dem zweiten Drittel des 18 Jahrhunderts und wurden von dem Weidener Schreiner Michael Meiler geschaffen Einige Fragmente eines Hochgrabs fur Anna Maria 1620 und Aemilie 1618 Herzoginnen von Liegnitz und Schwagerinnen des Pfalzgrafen Friedrich sind erhalten Sie bestehen aus der Grabplatte an der sudlichen Chorwand mit den knienden Furstinnen zwischen Teilstucken eines Kruzifixus und Inschrifttafeln und einer weiteren Platte zwischen acht Wappentafeln an der Wand des sudlichen Seitenschiffs Weitere Grabsteine im Langhaus stammen uberwiegend aus dem 17 Jahrhundert An der Nordwand des Chores befindet sich ein Rotmarmorepitaph fur den Stadtrichter Michael Ermweig 1594 und seine beiden Gemahlinnen an der Sudwand ist ein Epitaph aus Quarz fur die beiden 1632 verstorbenen Kinder des Ratsherrn Philipp Silberschmidt angebracht nbsp Kanzel nbsp Blick nach Westen nbsp Olbergkapelle nbsp Lichthauschen Ein Relikt des mittelalterlichen Friedhofs Orgel Bearbeiten nbsp OrgelprospektDie alteste nachweisbare Orgel war ein Werk aus dem Jahr 1480 von Hans Rebel aus Pirk Sie wurde in den Jahren 1564 1565 von Hermann Raphael Rodensteen durch ein neues Werk mit einem Prospekt von Erhard Ditzmann ersetzt der im 18 Jahrhundert uberarbeitet wurde und bis zum jungsten Neubau erhalten blieb Um 1866 verfugte die Orgel uber zwei Manuale Max Reger der nach seiner Lebens und Schaffenskrise 1898 nach Weiden zuruckgekehrt war fuhrte an der damaligen Orgel mehrere seiner bekannten Orgelwerke auf 2 Diese Orgel wurde 1902 1903 durch ein neues Werk von Johannes Strebel ersetzt das 24 Register auf zwei Manualen mit pneumatischen Kegelladen hatte Nach der Fertigstellung spielte Reger die offizielle Orgelprobe im Marz 1903 3 Ein weiterer Neubau der Orgel erfolgte im Jahr 1969 durch E F Walcker amp Cie mit 41 Registern auf drei Manualen und Pedal Diese Orgel wurde 2007 nach Semogo Italien umgesetzt und der Prospekt der Rodensteen Orgel eingelagert Der jungste Neubau von Weimbs Orgelbau mit 53 Registern auf drei Manualen und Pedal wurde am 4 Marz 2007 seiner Bestimmung ubergeben 4 Den Dekor am Prospekt der die moderne Orgel mit der barocken Ausstattung der Kirche harmonisch verbindet schuf der Weidener Kunstler Wolfgang Karl Heinz Neugebauer Die Disposition orientiert sich an den Orgeln auf denen Reger in seiner Fruhzeit spielte Sie lautet wie folgt 5 I Hauptwerk C c4Principal 16 Principal 0 8 Hohlflote 0 8 Harmonieflote 0 0 8 Gamba 0 8 Gemshorn 0 8 Octave 0 4 Rohrflote 0 4 Quinte 0 2 2 3 Superoctave 0 2 Terz 0 1 3 5 Mixtur V 0 2 Tuba 16 Trompete 0 8 II Positiv C c4Bordun 16 Principal 0 8 Gedackt 0 8 Doppelflote 0 8 Quintaton 0 8 Weidenpfeife 0 8 Octave 0 4 Querflote 0 4 Quintflote 0 2 2 3 Flote 0 2 Terzflote 0 1 3 5 Sifflote 0 1 Progressio III V 0 0 2 2 3 Mixtur IV 0 1 1 3 Klarinette 0 8 Tremulant III Schwellwerk C c4Quintaton 16 Geigenprincipal 0 8 Lieblich Gedackt 0 8 Traversflote 0 8 Aeoline 0 8 Vox Coelestis ab c 0 8 Dolkan 0 4 Vox Angelica 0 4 Fernflote 0 4 Flautino 0 2 Harmonia Aetherea III 0 0 2 2 3 Harmonietrompete 0 8 Oboe 0 8 Tremulant Pedal C g1Untersatz 32 Contrabass 16 Subbass 16 Harmonikabass 16 Lieblich Gedacktbass 0 16 Octavbass 0 8 Bassflote 0 8 Violoncello 0 8 Tenoroctave 0 4 Posaune 16 Trompete 0 8 Koppeln Normalkoppeln II I III I III II I P II P III P Superoktavkoppeln III I III II III III III PLiteratur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bayern V Regensburg und die Oberpfalz Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03118 0 S 852 854 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Michael Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde St Michael Weiden in der OberpfalzEinzelnachweise Bearbeiten Alexandra von Ascheraden Simultaneum in Weiden In Baublatt 21 Juli 2021 abgerufen am 2 Marz 2022 Informationen zur Max Reger Gedachtnisorgel Abgerufen am 10 April 2020 Eberhard Kraus Historische Orgeln in der Oberpfalz 131 Veroffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde Schnell amp Steiner Munchen 1990 ISBN 3 7954 0387 1 S 334 Informationen zur Orgel auf der Website der Gemeinde Disposition der Orgel auf der Website der ErbauerfirmaNormdaten Geografikum GND 4440457 8 lobid OGND AKS VIAF 248710395 49 6754 12 1622 Koordinaten 49 40 31 4 N 12 9 43 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Michael Weiden in der Oberpfalz amp oldid 223182167