www.wikidata.de-de.nina.az
Die evangelische Stadtkirche St Martin ist eine nach Zerstorung 1631 wiederaufgebaute spatgotische Saalkirche in Schlieben im Landkreis Elbe Elster in Brandenburg Sie gehort zur Kirchengemeinde Schlieben im Kirchenkreis Bad Liebenwerda der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland St Martin Schlieben Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Architektur 1 1 Lage 1 2 Bauwerk 2 Ausstattung 2 1 Hauptstucke 2 2 Grabsteine und Epitaphien 2 3 Weitere Ausstattung 3 Orgel 4 Wurdigung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte und Architektur Bearbeiten nbsp Nordseite mit Gefallenendenkmal nbsp Westportal mit LutherstandbildLage Bearbeiten Die Kirche mit hohem weithin sichtbarem Turm steht frei auf dem Markt Der umgebende Kirchhof wurde um 1860 aufgelassen auf der West und Nordseite entlang des Verlaufs der einstigen Einfriedungsmauer wurden Linden gepflanzt Der Weg zur Kirche ist mit Sandsteinplatten gepflastert vor dem Portal ist kreisformiges Mosaikpflaster aufgebracht An der Nordwestseite dem Schnittpunkt von Markt und Ernst Legal Platz steht das am 24 August 1902 eingeweihte ehemalige Bismarckdenkmal Der grosse auf einem Feldsteinsockel aufgesetzte Findling trug das Bildnismedaillon Bismarcks das 1956 durch eine gusseiserne Plakette ersetzt wurde die der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedenkt An der Nordwand der Kirche im ersten Wandkompartiment von Westen befindet sich eine verwitterte Grabplatte mit zwei ovalen Inschriftenschilden am Chor ein Grabstein mit Inschriftenschild und kronehaltenden Putten aus dem 18 Jahrhundert sowie der Rundsockel eines klassizistischen Grabsteins Bauwerk Bearbeiten Die einschiffige vierjochige Backsteinkirche mit Funfachtelschluss am Chor und regelmassigem Laufer Binder Mauerverband stammt im Kern aus der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts Der Standort des seit dem 13 Jahrhundert urkundlich belegten Vorgangerbaus ist nicht bekannt Das Bauwerk wurde 1631 bis auf die Aussenmauern und das Chorgewolbe zerstort ein Wiederaufbau erfolgte mit Holzbalkendecke unter Verwendung von Steinen des abgebrannten Schliebener Schlosses und wurde 1672 mit der Eindeckung abgeschlossen Durch drei Kaffgesimse gegliederte Strebepfeiler gliedern das Langhaus und den Chor Sie unterteilen den Bau in funf Wandfelder an den Seiten und funf am Chorhaupt Eine umlaufende die Strebepfeiler verkropfende Rollschicht auf der Hohe des unteren Abschlusses der Sohlbanke ein flaches Kaffgesims zur Sockelzone sowie ein karniesformiges Traufgesims gliedern das Bauwerk Ein hoher Sockelbereich ist mit flachbogigen Zwillingsfenstern des 18 Jahrhunderts mit Sandsteinmittelsaule versehen Daruber sind spitzbogige zweibahnige Fenster mit schrager Laibung aus der Mitte des 19 Jahrhunderts angeordnet Die Chorfenster sind einbahnig Der Kirchturm sturzte durch Blitzschlag am 1 September 1856 ein im Jahr 1857 erfolgte eine Sanierung des beschadigten Bauwerks Die aufwendigen Entwurfe des Geheimen Baurats Ritter aus Merseburg wurden zugunsten einer Planung des Liebenwerdaer Bauinspektors Meyer abgelehnt Nach dessen Entwurfen wurden 1862 im Suden und Norden Eingangsvorbauten angefugt Im selben Jahr wurden auch der neugotische Turm erbaut und das aussere Mauerwerk saniert Der Kirchturm ist uber rechteckigem Grundriss in drei Geschosse und vier uber dem dritten Turmgeschoss in Sandsteinfialen auslaufende Strebepfeiler gegliedert Die Turmgeschosse sind durch den Wechsel spitzbogig geschlossener Zwillingsfenster und einfacher Fenster akzentuiert Ein schlanker achteckiger Turmaufsatz der an den Seiten in Dreiecksgiebeln endet und ein spitzer Turmhelm schliessen den Turm ab Das Lutherstandbild uber dem Eingang wurde 1934 von dem Bildhauer Paul Juckoff geschaffen Das Innere wird vom Gegensatz zwischen dem Kirchenschiff mit flacher Holzdecke und doppelter Hufeisenempore sowie dem durch ein spatgotisches Sterngewolbe gedeckten Chor gepragt Eine Doppelempore wurde 1858 bis 1861 anstelle einer barocken Vorgangerin eingebaut Der Einbau der Balkendecke die Verkurzung der Emporen und ihre ruckwartige Verkleidung erfolgten bei der Sanierung in den Jahren 1934 bis 1936 Ausstattung BearbeitenHauptstucke Bearbeiten Der holzerne Kanzelaltar wurde im Jahr 1699 von Georg Friedrich Schramm aus Breslau gefertigt und 1862 durch A Nitzsche restauriert Auf der Vorderseite des saulenflankierten Kanzelkorbs befindet sich die Darstellung des Abendmahls auf dem Abschlussgebalk sind zwei palmzweighaltende Putten uber den Saulen angeordnet In den mit reichem Rankenwerk versehenen Wangen sind Wappenmedaillons zu sehen der abschliessende Aufsatz ist mit einer Auferstehungsszene versehen daruber befindet sich eine Engelsskulptur mit Palmzweig Der von einem knienden Engel getragene Taufstein aus Sandstein stammt aus dem Jahr 1765 Er ist an der achtseitigen Kuppa mit Inschriftenkartuschen versehen Auf dem Holzdeckel ist das kreuztragende Christuskind dargestellt Grabsteine und Epitaphien Bearbeiten Zehn Grabsteine und Epitaphien stehen an den Chorwanden und zeichnen sich durch ihre bildhauerische Qualitat aus Reliefiertes Epitaph mit Messingplatte fur den 1675 verstorbenen Propst C D Bucher auf volutengeschmucktem Sockel Epitaph der 1725 verstorbenen Ch L v Berger mit Buste und zwei trauernde Putten mit Wappenschilden und Vitentafel unter wappendekoriertem Baldachin Propst J G Meissner 1733 auf sarkophagahnlichem Unterbau stehende Inschriftenplatte aus Messing und die Allegorien Glaube und Hoffnung Propst Camenz 1744 Inschriftenstein mit Tuchgehangen und Engelskopfen Wandepitaph fur den Schliebener Amtmann Frans 1744 vor gemalter Draperie Vitentafel haltende Putten am Sockel daruber Inschriftenstein mit figurlichem und ornamentalem Dekor im geschwungenen Abschlussgebalk eine Reliefdarstellung des mit dem Engel ringenden Jakob zu beiden Seiten die Freifiguren von Justitia und Sapientia das Epitaph des 1759 verstorbenen J W Meissner mit geschwungenem Aufbau aus Rocaille und Muschelwerk zwei Wappen uber Inschriftenfeld Putto und Totenschadel Grabstein der Familie Wendler erste Halfte des 18 Jahrhunderts segmentbogenformige Verdachung vier Putten und Inschriftentafel Epitaph der Familie Kretzschmar zweite Halfte des 18 Jahrhunderts Inschriftenstein mit giebelartigem Abschluss aus Engelskopfen Doppelgrabstein einer unbekannten Familie 1763 mit dem Relief zweier Sarge und mit Vitentafeln 1780 gefertigter Grabstein mit geschweiftem Sockel und Oberbau von einem Putto bekront Weitere Ausstattung Bearbeiten Eine Kirchentruhe aus der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts ist aus Holz mit Eisenbeschlagen gefertigt Eine holzerne Madonna mit Kind aus dem ersten Viertel des 15 Jahrhunderts stammt aus Oelsig Ein Brustbild aus dem Jahr 1740 stellt Propst E G Camenz dar Die Chorfenster wurden 1904 in der Glasmalereianstalt Ferdinand Muller aus Quedlinburg mit den Darstellungen von Moses mit den Gesetzestafeln und kreuztragendem Christus ausgefuhrt Im Chorscheitelfenster befindet sich eine Darstellung des Gottesauges im Dreifaltigkeitssymbol Zwei Eisenglocken wurden 1921 in der Kunst und Glockengiesserei Lauchhammer gegossen Orgel Bearbeiten nbsp Conrad Geissler Orgel von 1879 in Schlieben St MartinDie Orgel mit neugotischem Prospekt ursprunglich ein Werk von Nicolaus Schrickel aus dem Jahr 1863 musste schon 1879 durch Conrad Geissler durchgreifend umgebaut werden Von 2013 bis 2019 wurde sie durch die Werkstatte Mitteldeutscher Orgelbau A Voigt in sechs Bauabschnitten umfassend saniert 1 Bei mechanischer Spiel und Registertraktur verfugt sie uber 26 Register auf zwei Manualen und Pedal 2 in folgender Disposition 3 I Hauptwerk C f31 Bourdun 16 2 Principal 8 3 Hohlflote 8 4 Viola di Gamba0 8 5 Gedact 8 6 Principal 4 7 Hohlflote 4 8 Quinte 3 9 Octave 2 10 Cornett II IV11 Scharf IV II Oberwerk C f312 Lieblich Gedact 16 13 Geigen Principal0 8 14 Salicional 8 15 Flauto traverso 8 16 Lieblich Gedact 8 17 Amabile 4 18 Dolce 4 19 Mixtur III Pedal C d120 Principal Bass 16 21 Violon Bass 16 22 Sub Bass 16 23 Principal Bass 8 24 Gedact Bass 8 25 Octav Bass 4 26 Possaunen Bass0 16 Koppeln II I I P Spielhilfen Sperrventil Hauptwerk Sperrventil Oberwerk Sperrventil Pedal Absteller Pedal KlingelWurdigung BearbeitenDie Schliebener Kirche mit ihrem hohen Turm ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Ihr im 19 Jahrhundert erganzter Kirchturm fugt sich harmonisch an den mittelalterlichen Kirchenbau an Die Fulle der barocken Epitaphien des 18 Jahrhunderts im Chor der grosse und qualitatvolle Kanzelaltar und die ungewohnlich reich gestaltete Taufe verweisen auf die politische Bedeutung und die wirtschaftliche Blute der Amtsstadt im 18 Jahrhundert Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 S 968 969 Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Stadt Herzberg Elster und die Amter Falkenberg Uebigau Herzberg Schlieben und Schonwalde Band 7 1 1998 S 269ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche St Martini Schlieben Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09135223 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Website der KirchengemeindeEinzelnachweise Bearbeiten Wiedereinweihung der Schliebener Orgel und Orgelkonzert Memento vom 6 Dezember 2019 im Internet Archive Schlieben Deutschland Brandenburg Evangelische Stadtpfarrkirche Sankt Martin Abgerufen am 6 Januar 2020 Zweiteilige Vorstellung der Orgel auf YouTube Die Geissler Orgel in Schlieben Kirchen und Orgeln der Umgebung und Die Geissler Orgel in Schlieben Teil 2 Kirchen und Orgeln der Umgebung beide abgerufen am 26 Marz 2022 51 723845 13 383909 Koordinaten 51 43 25 8 N 13 23 2 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Schlieben amp oldid 236710270