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Die Kirche St Johannis im Kruckower Ortsteil Kartlow ist die alteste der funf Kirchen und Kapellen in der Kirchgemeinde Kartlow Volschow Zusammen mit dem Pfarrhaus dem ehemaligen Kusterhaus und zwei Stallgebauden bildet sie ein Ensemble historischer Bauten Sie tragt das Patrozinium von Johannes dem Taufer St Johannis Kartlow 2020 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 2 1 Kirche 2 2 Innenausstattung 2 3 Turm 3 Zugehorige Einrichtungen 3 1 Friedhof 3 2 Pfarrhaus 3 3 Kusterhaus 3 4 Wirtschaftsgebaude 4 Zustand und Nutzung der Kirche 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Kirche um 1852Am 18 Juni 1249 weihte Bischof Wilhelm von Cammin die Kartlower Kirche auf den Namen St Johannes Baptist Gleichzeitig wurden der Johanniskirche die Dorfer Vanselow Plotz Volschow Jagetzow Schmarsow und Kruckow eingepfarrt 1 Bis 1264 hatte Herzog Wartislaw III von Pommern Demmin das Patronat Nach seinem Tode wurde es am 10 September 1264 durch seinen Nachfolger Barnim I von Pommern Stettin an das Kloster Verchen ubergeben 2 1265 bestatigte Barnim I erneut das Patronatsrecht des Klosters 3 Der erste namentlich bekannte Pfarrer war Ulrich 1296 1298 der vorher Propst in Verchen war Fur die Zeit bis zur Reformation sind noch die Namen von funf weiteren uberliefert Nach der Sakularisation des Klosters ubte der Hauptmann des Amtes Verchen das Patronat aus Um 1615 ging das Patronat an die in Kartlow ansassigen Herren von Heyden uber Nach dem Dreissigjahrigen Krieg musste die Kirche renoviert und neu eingedeckt werden Der Pfarrer Nikolaus Brunnemann 1644 1671 beklagte im Kirchenrechnungsbuch so ist das Kirchenregiment auch sehr in Trummer gegangen dahero die mobilien an silberwerck leinwandt bucher und ander Kirchenschmuck gentzlich wegkgekommen die schuldeners auch mehrenteils hinweg gestorben 4 In die Karte der Schwedischen Landesaufnahme von 1698 5 wurde auch die Kirche eingezeichnet Ausserdem wurden das Pfarrgehoft mit dem Pfarrhaus und vier Wirtschaftsgebauden sowie die aus zwei Gebauden bestehende Kusterei registriert In diesem Jahr trat der Pfarrer Kaspar Bunsow in Kartlow seine Stelle an Er war der Pfarrer mit der langsten Amtszeit 1698 1753 verlor 1734 sein gesamtes Vermogen als das Pfarrhaus vollstandig abbrannte konnte noch mit 80 Jahren die Filialdorfer Plotz und Kruckow zu Fuss besuchen und starb 85 jahrig Wahrend der franzosischen Besatzungszeit 1806 1813 wurde die Kirche von den Franzosen als Magazin genutzt Uber diese Zeit existieren Aufzeichnungen 6 des damaligen Pfarrers Friedrich Wilhelm Regen 1802 1849 Nach dem Sieg uber Napoleons Truppen in der Volkerschlacht bei Leipzig pflanzte er zum Gedenken eine Eiche vor das Pfarrhaus die dort noch heute als Naturdenkmal steht Der Grabstein von Pfarrer Regen befindet sich heute in der Kirche an der Seite des Chores Der Pfarrer Carl Theodor Schmidt 1850 1886 hinterliess eine handschriftliche Chronik Kartlows 7 und mehrere Zeichnungen und Lageplane von Kartlow und den zur Kirchgemeinde gehorenden Dorfern 8 Zwischen 1860 und 1870 erfolgten im Auftrag des Gutsherren Woldemar von Heyden Aus und Umbauten Mit dem Bau des Turmes und der Giebel des Langhauses erhielt die Kirche ihre heutige Gestalt nbsp Giebel des FeldsteinchoresGebaude BearbeitenKirche Bearbeiten Abweichend von der vorherrschenden zentralen Lage der Dorfkirchen befindet sich die Kartlower Kirche in einer Insellage am sudlichen Dorfrand Vermutungen dass es vor dem Dreissigjahrigen Krieg sudlich und nordlich der Kirche weitere Dorfteile gegeben haben konnte konnten wegen des Fehlens von Gebaude und Fundamentresten nicht bestatigt werden 9 Stattdessen wurde wahrscheinlich die Kirche bis zur Reformation als Wallfahrtsort genutzt wofur den Pilgern eine ausreichende Flache zur Verfugung gestellt werden sollte Gleichzeitig wurden am Johannistag und nach dem Dreissigjahrigen Krieg nur noch am Michaelistag in Kartlow Markte 10 abgehalten Der alteste Teil der Kirche ist der Feldsteinchor mit annahernd quadratischem Grundriss Im Inneren ist er von einem achteckigen Sterngewolbe mit Birnstabrippen aus dem 15 Jahrhundert uberspannt Das wohl aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts stammende Langhaus des Kirchenschiffs ist in Backstein ausgefuhrt Die fur eine Dorfkirche ungewohnlichen Masse des Langhauses 17 5 Meter lang und 14 5 Meter tief 11 sind ein wichtiges Indiz fur die Nutzung als Wallfahrtskirche Der Eingang befindet sich in der Mitte der Nordseite des Langhauses ein fruhgotisches Portal an der Sudseite ist vermauert Innenausstattung Bearbeiten Bei der in den 1860er Jahren erfolgten Restaurierung erhielt die Kirche neben den Treppengiebeln eine neugotische Holzausstattung einschliesslich der flachen Kassettendecke Im holzernen Altaraufsatz befindet sich als Altargemalde eine Darstellung des betenden Christus im Garten Gethsemane vom Stettiner Maler Ludwig Most 1807 1883 Das Taufbecken eine sogenannte Cuppa aus schwedischem Kalkstein aus der Mitte des 13 Jahrhunderts mit barock erneuertem Fuss ist der einzige erhaltene Bestandteil des Inventars aus der Zeit vor dem Dreissigjahrigen Krieg In der Notlage der damaligen Nachkriegszeit verpfandete die Kirchgemeinde den Taufstein fur 30 Gulden an die Anklamer Apotheke und loste ihn spater fur die gleiche Summe wieder ein 12 Turm Bearbeiten Bis 1796 befand sich nordostlich der Kirche ein separater Glockenturm Campanile Dann wurde dieser abgebaut und die Kirche bekam einen Dachreiter Der Kirchturm mit rechteckigem Grundriss und achteckigem schiefergedecktem Spitzhelm wurde 1869 1870 gemeinsam mit dem westlichen Giebel neu erbaut und der Dachreiter wieder entfernt Vom Kirchturm ins Langhaus gibt es keine direkte Verbindung Daher ist auch die Empore fur die von Barnim Gruneberg 1870 erbaute Orgel nur uber den Turm zuganglich Aus dem Jahr 1869 stammt die Glocke die von der Stettiner Firma Voss gegossen wurde Eine 1613 gestiftete Glocke und eine weitere gingen in den Weltkriegen verloren Zugehorige Einrichtungen BearbeitenFriedhof Bearbeiten Der Kirchhof erhielt im 19 Jahrhundert an der Nordseite eine Mauer aus rotem Backstein mit rautenartigen Durchbruchen auf Feldsteinsockeln Die beiden schmiedeeisernen Tore tragen die Initialen vHC fur die Kirchherren von Heyden Cartlow Ostlich vom Friedhof steht eine Friedhofskapelle aus Backstein An der Stelle des fruheren separaten Glockenturms befindet sich das Erbbegrabnis der Familie von Heyden Cartlow Pfarrhaus Bearbeiten Das alte Pfarrhaus ein Fachwerkhaus wurde 1846 abgetragen und im Ortsteil Unnode wieder aufgebaut Das heutige Pfarrhaus wurde 1844 45 23 Fuss vom alten Hause nach Norden als Backsteinbau mit Kruppelwalmdach errichtet 13 Kusterhaus Bearbeiten Das ehemalige Kusterhaus aus dem Jahre 1844 ist wie das Pfarrhaus ein Backsteinbau mit Kruppelwalmdach aber von geringerer Grosse Der Bau wurde durch den Herrn von Sobeck auf Kruckow mit 1000 Talern finanziert 14 Bis 1976 befand sich im sudlichen Teil des Erdgeschosses die Kartlower Schule 15 Spater wurde der ehemalige Schulraum von der Kirchgemeinde Kartlow Volschow bis Mitte der 2010er Jahre als Gemeinderaum genutzt Das Gebaude befindet sich seit den 1990er Jahren in Privatbesitz Wirtschaftsgebaude Bearbeiten Von den fruher hier vorhandenen Wirtschaftsgebauden ist noch das Stallgebaude des Kusters erhalten Der Stall des Pfarrers die Pfarrscheune ein Bienenhaus sowie ein Backofen existieren nicht mehr Zustand und Nutzung der Kirche BearbeitenTurm und Westgiebel wiesen Schaden durch Verwitterung auf Stand in den 2010er Jahren Im Ostgiebel des Chores wurden Risse und aufsteigende Feuchtigkeit festgestellt Neben teilweise bereits erfolgten Trockenlegungen der Fundamente war auch eine Neueindeckung des Daches erforderlich die Mitte der 2010er Jahre durchgefuhrt wurde Zur Aufbringung der dafur notwendigen finanziellen Mittel wurde 1998 ein Verein zur Erhaltung der St Johannis Kirche Kartlow gegrundet Nach fast auf den Tag genau 150 Jahren seit Bestehen des Turmes konnte zum Johannisfest 2020 die abgeschlossene Restauration des Kirchturms gefeiert werden Diese wurde durch die Forderung der Dr Wolfgang Neubert Stiftung anhand von Mitteln aus dem Strategiefond des Landes Mecklenburg Vorpommern sowie durch zahlreiche private Spenden ermoglicht Der Turm mit seinen vier rekonstruierten neuen Eckturmchen ist als Landmarke weithin sichtbar Die Kartlower Kirche wird neben Gottesdiensten auch fur weitere kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen mit Werken von Kunstlern aus der Region genutzt Literatur BearbeitenEberhard Rodenberg Horst Dassow Cartlow Kartlow 1245 1995 Chronik einer vorpommerschen Gemeinde Eigenverlag Eberhard Rodenberg Kartlow 1999 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johannis Kartlow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber St Johannis Kirche in der Landesbibliographie MV Kirche St Johannis Kartlow bei Kirchen in Mecklenburg Vorpommern Kartlow bei Orte in MVEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Conrad Bearb Pommersches Urkundenbuch Band 1 2 Auflage Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Pommern Reihe 2 Bd 1 Bohlau Verlag Koln Wien 1970 Nr 519a Barnim I bestatigte am 10 September 1255 dem Kloster Verchen die Schenkung mehrerer Dorfer durch Wartislaw III und fugte das Patronat uber die Kartlower Kirche hinzu Pommersches Urkundenbuch II 759 Barnim I bestatigte das Patronatsrecht am 18 April 1265 bei einem Aufenthalt in Kummerow und verfugte das die Einkunfte der Kirche nach Abzug des Unterhalts fur den Pfarrer zum Bau der Gebaude und Wirtschaftsraume des Klosters verwendet werden sollten Pommersches Urkundenbuch II 774 Rodenberg Dassow Cartlow Kartlow S 68ff Die Autoren ubernahmen das Zitat aus L F Barthold Urkundliche Geschichte nebst Urkunden der Edlen Herren von Heyden in Westfalen und Pommern bis in die neueste Zeit Greifswald 1857 Petra Gersonde Schloss und Park Kartlow Nach der Vorlage der schwedischen Matrikelkarte von 1698 gezeichnet durch J Lund entwarf der Kartlower Pastor Carl Theodor Schmidt Amtszeit 1850 1886 in seiner Bilderchronik eine Karte Kartlows Friedrich Wilhelm Regen Brief an den Superintendenten Turow in Demmin In Jarmer Zeitung Nr 51 1938 Carl Theodor Schmidt Chronik von Cartlow Im Besitz der Kirchgemeinde Kartlow Carl Theodor Schmidt Bilderchronik von Cartlow Im Besitz der Kirchgemeinde Kartlow Rodenberg Dassow S 80 nach L F Barthold Urkundliche Geschichte nebst Urkunden der Edlen Herren von Heyden in Westfalen und Pommern bis auf die neueste Zeit Greifswald 1857 Rodenberg Dassow Cartlow Kartlow S 78 Die Autoren nutzten eine Ubersetzung der Beschreibung des Ortes Kartlow aus der schwedischen Landesaufnahme von 1698 aus dem Altschwedischen von Dr Eginhard Wegner vom Geographischen Institut Greifswald Rodenberg Dassow Cartlow Kartlow S 47 Rodenberg Dassow Cartlow Kartlow S 48 Bildunterschriften zu den Zeichnungen der Pfarrhauser Rodenberg Dassow Cartlow Kartlow S 146 Rodenberg Dassow Cartlow Kartlow S 16053 888871616667 13 263239263889 Koordinaten 53 53 19 9 N 13 15 47 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Johannis Kirche Kartlow amp oldid 231374377