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Der Spatromische Kammhelm engl ridge helmet wurde moglicherweise aus einem ursprunglich sassanidischen Helmtypus der Spatantike entwickelt Dieser ausschliesslich aussereuropaische Einfluss wurde jedoch in der Vergangenheit bereits in Zweifel gezogen 1 Auch eine Inspiration aus dem Balkan ware demnach moglich Thrakische und thrako getische Traditionen haben ahnliche Helme hervorgebracht 2 Spatromischer KammhelmAngabenWaffenart SchutzwaffeBezeichnungen KammhelmVerwendung HelmEinsatzzeit Ende 3 bis 5 Jh n Chr Westrom Ursprungsregion Urheber Romisches Reich WaffenschmiedeVerbreitung Romisches ReichListen zum ThemaSpatromischer Soldat mit Kammhelm Hobbyrekonstruktion Verwandte Formen die sich aus den romischen Kammhelmen entwickelten sind die skandinavischen Vendelhelme die noch bis ins Fruhmittelalter auf den Britischen Inseln und in Skandinavien verbreitet waren Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Galerie 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenGeschichte BearbeitenRomische Kammhelme erscheinen erstmals auf den Munzen Konstantins des Grossen wurden aber bereits wohl gegen Ende des 3 Jahrhunderts vom romischen Militar verwendet und gehorten im westromischen Machtbereich bis zu dessen Ende neben den Spangenhelmen und der Feldmutze Pilleus Pannonicus zur militarischen Grundausstattung Eine Sonderform stellt der Segmenthelm persischen Ursprungs aus Dura Europos dar der in der Bauart zwar romischen Kammhelmen sehr ahnlich ist aber von diesen vor allem durch seine hoch gewolbte Form deutlich abweicht Der Helm wurde 1932 1933 im Zuge einer franzosisch amerikanischen Grabungskampagne in einem von Mineuren angelegten Tunnel unter einem Turm der Stadtbefestigung gefunden Neben Skeletten romischer Soldaten fanden sich auch die Uberreste eines sassanidischen Kriegers dem dieser Helm offensichtlich gehorte Da der Tunnel im Zuge der Belagerung unter dem persischen Herrscher Schapur I 240 42 270 gegraben wurde lasst sich der 4 15 kg 3 schwere Helm in die Zeit um 250 n Chr datieren Wann genau die Einfuhrung der Kammhelme in das romische Heereswesen geschah kann bisher nicht ermittelt werden doch liegt es nahe die Einfuhrung des neuen Helmtyps mit der im 3 Jahrhundert n Chr erfolgten Heeresreform wahrend der Regierungszeit des Kaisers Diokletians 284 305 in Einklang zu bringen Zu diesem Themenkomplex hat der britische Archaologe Simon James in umfassender Form veroffentlicht 4 Der Kammhelm brach mit einer seit vielen Jahrhunderten vorherrschenden Tradition des romischen Heereswesens die sich aus griechisch italisch keltischen Vorbildern speiste Wurde die Helmkalotte bisher aus einem Stuck Metall getrieben entstand der neue Kopfschutz aus zwei oder mehreren Segmenten die zusammengenietet wurden 5 Ein langs des Scheitels verlaufender Kamm der einen nach oben hin abgerundeten niedrigen oder hohen Kamm 6 aufwies gab dem Helm seinen modernen Namen Zu diesem Modell gehort ausserdem ein am unteren Helmrand angebrachter umlaufender Stirnreif Mit Ausnahme ganz fruher Ausfuhrungen wurden auch die veranderten Wangenklappen nun nicht mehr mit Scharnieren an der Kalotte befestigt Diese Verbindung erzielten die Hersteller jetzt mithilfe des Helmfutters und Nahten Auch der verkurzte Nackenschutz war nicht mehr starr mit der Kalotte verbunden sondern als eigenstandiges bewegliches Metallstuck durch Riemen am eigentlichen Helm befestigt Ein deutliches Merkmal dieses Helms war zudem der Nasenschutz der nun erstmals seit rund 700 Jahren im romischen Militarwesen wieder in Erscheinung trat Neben dem Kammhelm kam als weitere Bauart zur selben Zeit der Spangenhelm auf 5 Die neue Helmform war gegenuber den alteren vom romischen Militar genutzten Modellen ein massiver Abstieg was den Anspruch an die Konstruktion betraf Das bedeutete jedoch nicht dass in der Regel minderwertiges Material eingesetzt wurde Wie James nahelegt hatte die vereinfachte Herstellungstechnik okonomische und betriebliche Ursachen die in der verheerenden Reichskrise des 3 Jahrhunderts begrundet lagen Die Herstellung von Ausrustungsgegenstanden die bis dahin weitgehend von privaten Produzenten erledigt wurde kam demnach unter anderem durch die dauerhafte Inflation zum Erliegen Anhaltende Kriege und Burgerkriege in denen die Heeresverbande verschlissen wurden verlangten jedoch grosse Mengen an schnell verfugbaren Waffen Als Folge dieser chaotischen Zustande ging die Rustungsindustrie in der zweiten Halfte des 3 Jahrhunderts in staatliche Hande uber Der grosse Bedarf an militarischen Gutern und okonomische Grunde fuhrte zu einer starken Rationalisierung der Herstellungsmethoden Es war der notwendigen Massenproduktion geschuldet dass nun auf anspruchsvolle Herstellungsverfahren verzichtet wurde Bei den Kammhelmen entfiel das aufwendige Treiben homogener Kalotten und nach kurzer Zeit verzichteten die Betriebe auch auf die Herstellung von Scharnieren 7 Auf der Suche nach einer kostengunstigen aber wirkungsvollen Helmform griffen die verantwortlichen Militars moglicherweise auf altere ostliche Typen zuruck Wie das bereits erwahnte Exemplar aus Dura Europos bezeugt wurden im persischen Raum schon vor den Romern Helme in ahnlicher Ausfuhrung produziert Der den romischen Bedurfnissen und Forderungen angepasste Helm unterscheidet sich jedoch deutlich von den orientalischen Typen so dass beim romischen Kammhelm durchaus von einer eigenstandigen Entwicklung ausgegangen werden kann Seine Vorbilder mogen dennoch im Osten liegen 8 Beschreibung BearbeitenDie Kalotte des romischen Kammhelms besteht aus zwei Teilen die in der Helmmitte durch einen vom Hinterkopf zur Stirn verlaufenden Metallbugel bzw Kamm zusammengehalten werden Er ist in der Regel aus Eisen gefertigt und hat oftmals ein Nasal Nasenschutz Die Wangenklappen und der Nackenschutz sind im Gegensatz zu den Helmen der fruheren Kaiserzeit nicht mit Scharnieren befestigt sondern mit dem Helmfutter oder durch Schnure mit der Kalotte verbunden Etliche Kammhelme weisen einen niedrigen Kamm auf doch wurden auch solche mit einem hoheren und hohem Metallkamm gefunden Die hohe Variante ahmt in stilisierter Form hochstwahrscheinlich die ursprunglich aus Pferdehaaren bestehenden Helmkamme der fruhen und mittleren Kaiserzeit nach Diese Metallkamme sind durch Fundstucken sowie spatantike Wandmalereien Schnitzwerke und Steindenkmaler dokumentiert An der Vorderseite der Kamme aus spaterer Produktion konnte sich als Stirnplakette ein runder Beschlag befinden der das Christusmonogramm zeigte In der Vergangenheit wurde bei einigen heute museal ausgestellten Stucken moglicherweise nicht erkannt dass sie eine hohere Kammscheibe besessen haben konnten 9 Mit Ausnahme eines Fundes der aus dem hunnischen Grab von Concești in Rumanien Kreis Botoșani stammt wurden alle spatantiken Kammhelme auf ehemaligem romischen Reichsgebiet gefunden Der Helm von Concești ist gleichsam einer der jungsten Vertreter und stammt aus der Zeit um 400 Nach dem ausseren Erscheinungsbild unterscheidet man drei Typen die nach bekannten Fundorten benannt sind Typ Dunapentele Intercisa Typ Berkasovo Deurne siehe Helm von Deurne Die spatromische Armee brachte den Kammhelm mit nach Germanien und Britannien wovon zahlreiche manchmal mit Gravuren oder gar Edelsteinen meistens aber Glasimitationen verzierte Fundstucke zeugen Galerie Bearbeiten nbsp Kammhelm aus Augsburg Pfersee Typ Deurne Berkasovo Augsburg nbsp Kammhelm aus der Nahe von Berkasovo Serbien Typ Deurne Berkasovo Berkasovo I nbsp Kammhelm aus der Nahe von Berkasovo Serbien Typ Deurne Berkasovo Berkasovo II nbsp Kammhelm aus der Nahe von Jarak Sremska Mitrovica Serbien Typ Deurne Berkasovo nbsp Kammhelm aus Deurne Niederlande Typ Deurne Berkasovo Deurne nbsp Kammhelm aus Dunaujvaros Ungarn Typ Dunapentele Intercisa Intercisa 2 nbsp Stark rekonstruierter Kammhelm mit hoher Kammscheibe und Christusmonogramm aus Kessel Limburg Niederlande Typ Dunapentele IntercisaLiteratur BearbeitenSimon James Dura Europos and the Introduction of the Mongolian Release In M Dawson Hrsg Roman Military Equipment The Accoutrements of War British Archaeological Reports International Series 336 British Archaeological Reports 1987 Simon James The Fabriccae State Arms Factories of the Later Roman Empire In J C Coulston Hrsg Military Equipment and the Identity for Roman Soldiers British Archaeological Reports International Series 394 British Archaeological Reports 1988 Daniel Studer Fruhgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren sudosteuropaischen Raum ein Faktor bei der Entwicklung des spatromischen Kammhelms In Helvetia Archaeologica 21 1990 S 82 126 Simon MacDowall Late Roman Cavalryman 236 565 AD Weapons armour tactics Osprey Military Warrior Series 15 Colour Plates by Christa Hook Osprey London 1995 ISBN 1 85532 567 5 Peter Wilcox Rome s enemies Band 3 Parthians and sassanid Persians Osprey Military Men at arms Series 175 Reprinted edition Colour Plates Angus McBride Osprey London 1997 ISBN 0 85045 688 6 Hermann Born Reiterhelme aus Iatrus Krivina Bulgarien zur Technik spatromischer Eisenhelme mit vergoldeten Silber und Kupferblechuberzugen In Acta Praehistorica et Archaeologica 31 1999 S 217 238 Hermann Born Projektvorschlag zur technologischen Untersuchung spatromischer Kamm und fruhmittelalterlicher Spangenhelme In Acta Praehistorica et Archaeologica 35 2003 S 81 89 Laszlo Kocsis Helme vom Typ Intercisa in Pannonien In Von Augustus bis Attila Leben am ungarischen Donaulimes Ausstellungskatalog Schriften des Limesmuseums Aalen 53 Theiss Stuttgart 2000 ISBN 3 8062 1541 3 S 37 40 John Warry Warfare in the Classical World An Illustrated Encyclopedia of Weapons Warriors and Warfare in the Ancient Civilisations of Greece and Rome Repronted edition University of Oklahoma Press Norman OK 2004 ISBN 0 8061 2794 5 Mahand Vogt Spangenhelme Baldenheim und verwandte Typen Kataloge vor und fruhgeschichtlicher Altertumer Band 39 Verlag des Romisch Germanisches Zentralmuseum Mainz 2006 ISBN 3 88467 100 6 online Christian Miks Spatromische Kammhelme mit hoher Kammscheibe In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 55 2008 S 449 482 Christian Miks Vom Prunkstuck zum Altmetall Ein Depot spatromischer Helmteile aus Koblenz Begleitbuch zur Ausstellung im Romisch Germanischen Zentralmuseum 2008 Mosaiksteine 4 Mainz 2008 ISBN 3 88467 130 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spatromischer Kammhelm Album mit Bildern Videos und Audiodateien Informationen zu sassanidischen Kriegern englischsprachig Anmerkungen Bearbeiten Daniel Studer Fruhgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren sudosteuropaischen Raum ein Faktor bei der Entwicklung des spatromischen Kammhelms In Helvetia Archaeologica 21 1990 S 82 126 hier S 113 Daniel Studer Fruhgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren sudosteuropaischen Raum ein Faktor bei der Entwicklung des spatromischen Kammhelms In Helvetia Archaeologica 21 1990 S 82 126 hier S 112 Marcus Junkelmann Die Reiter Roms Teil III Zubehor Reitweise Bewaffnung von Zabern Mainz 1992 ISBN 3 8053 1288 1 S 201 Daniel Studer Fruhgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren sudosteuropaischen Raum ein Faktor bei der Entwicklung des spatromischen Kammhelms In Helvetia Archaeologica 21 1990 S 82 126 hier S 118 Simon James Dura Europos and the Introduction of the Mongolian Release In M Dawson Hrsg Roman Military Equipment The Accoutrements of War British Archaeological Reports International Series 336 British Archaeological Reports 1987 Derselbe The Fabriccae State Arms Factories of the Later Roman Empire In J C Coulston Hrsg Military Equipment and the Identity for Roman Soldiers British Archaeological Reports International Series 394 British Archaeological Reports 1988 a b Marcus Junkelmann Die Reiter Roms Teil III Zubehor Reitweise Bewaffnung von Zabern Mainz 1992 ISBN 3 8053 1288 1 S 199 200 Christian Miks Spatromische Kammhelme mit hoher Kammscheibe In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 55 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