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Der Sozialistische Bund SB ging 1962 aus der Sozialistische Forderergesellschaft der Freunde Forderer und ehemaligen Mitglieder des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes e V SFG hervor und bestand bis 1969 Er beanspruchte Sammelbewegung der Neuen Linken in der Bundesrepublik Deutschland zu sein obwohl seine Mitglieder einen traditionellen an der SPD orientierten Linkssozialismus vertraten Die Sozialistische Forderergesellschaft war 1961 zur Unterstutzung des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes SDS in den Auseinandersetzungen mit der SPD gegrundet worden Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Sozialistische Forderergesellschaft 3 Sozialistischer Bund 4 Ruckblickende Bewertung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIn den 1950er Jahren war auch unter dem Einfluss alterer Linkssozialisten wie Wolfgang Abendroth Fritz Lamm Leo Kofler und Ossip K Flechtheim ein linker Flugel des SDS entstanden 1 Der beteiligte sich ab 1958 an der Kampagne Kampf dem Atomtod gegen die damals von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Verteidigungsminister Franz Josef Strauss angestrebte Aufrustung der Bundeswehr mit Atomwaffen Diese Kampagne wurde massgeblich von der SPD unterstutzt doch wahrend der Vorbereitung zum Studentenkongress gegen Atomrustung kam es 1959 zu ersten Konflikten des SDS mit der Mutterpartei Wahrend der Veranstaltung eskalierte die Auseinandersetzung Vor dem Hintergrund der Berlin Krise hatte die studentische Veranstaltung eine hohe symbolische Bedeutung Die vom Kongress mit grosser Mehrheit verabschiedete Resolution zu Wiedervereinigung hatte nach Auffassung des anwesenden Parteivertreters Helmut Schmidt eindeutig kommunistische Zuge die Resolution enthielt den Begriff interimistische Konfoderation 2 Der SPD Parteivorstand verurteilte die Resolution scharf und forderte den SDS Bundesvorstand zur Distanzierung auf In den folgenden Monaten gab es im Studentenverband heftige Auseinandersetzungen um die Resolution Eine Mittelgruppe um Wolfgang Hindrichs Michael Mauke Klaus Meschkat Monika Mitscherlich spater Seifert und Jurgen Seifert wandte sich mit Unterstutzung von Abendroth Lamm und Peter von Oertzen gegen die nach ihrer Auffassung uberzogene Kritik des SPD Vorstandes Der parteinahe rechte Flugel des SDS spaltete sich ab und grundete den Sozialdemokratischen Hochschulbund SHB der von der SPD unterstutzt wurde Die SPD Zusammenarbeit mit dem SDS wurde eingefroren es gab keine finanziellen Zuwendungen mehr Daraufhin versuchte der SDS die Vorwurfe des Parteivorstandes zu entkraften und beschloss 1960 den Ausschluss der konkret Mitarbeiter um Ulrike Meinhof 2 um so den Verdacht ostlicher Infiltration zu zerstreuen Auch die Mitarbeit bei der Vereinigung unabhangiger Sozialisten und der Deutschen Friedens Union untersagte der SDS seinen Mitgliedern was zu zahlreichen weiteren Ausschlussen fuhrte Doch es gelang dem SDS nicht das Vertrauen der SPD wiederzugewinnen Jurgen Seifert seit Herbst 1958 Mitglied im funfkopfigen SDS Bundesvorstand berichtet dass unter dem Einfluss von Oertzens bereits beschlossen war den SDS aufzulosen um die SPD Mitgliedschaft zu behalten Doch von Herbert Wehner Helmut Schmidt und anderen wie der letzte Dreck behandelt verhielten wir uns existentialistisch 2 Der SDS wurde nicht aufgelost Sozialistische Forderergesellschaft BearbeitenDie Ausgrenzung des SDS erzeugte Widerstand bei linken Sozialdemokraten und der Partei nahestehenden Intellektuellen Von einem Frankfurter Kreis ausgehend konstituierte sich im Mai 1961 das Vorbereitungskomitee zur Grundung einer Forderergemeinschaft fur den Sozialistischen Deutschen Studentenbund und ging mit einem Aufruf an die Offentlichkeit Darin wurde um Spenden fur den SDS gebeten der nach ruckwirkender Sperre von Mitteln aus dem Bundesjugendplan in finanzielle Schwierigkeiten geraten war Weiter hiess es im Aufruf man werde sich ansonsten in die Auseinandersetzungen zwischen SPD und SDS nicht einmischen Unterzeichner des Aufrufs waren neben anderen Wolfgang Abendroth Heinz Brakemeier 3 Heinrich Duker Helga Einsele Ossip K Flechtheim Fritz Lamm und Heinz Maus 4 Am 8 Oktober 1961 wurde dann die SFG gegrundet 260 Forderer hatten sich im Anschluss an einen Delegiertenkonferenz des SDS in Frankfurt zur Grundungsversammlung zusammengetan Wenige Tage davor hatte der SPD Parteivorstand in einem Rundschreiben alle Parteimitglieder vor einer Beteiligung an der SFG gewarnt Am 11 November 1961 folgte dann der Beschluss nach dem die Mitgliedschaft im SDS oder der SFG unvereinbar mit der in der SPD sei In einem Brief an den SPD Vorsitzenden Erich Ollenhauer warf Abendroth daraufhin der SPD vor Parteiloyalitat nach dem Vorbild des demokratischen Zentralismus einzufordern 4 Wegen des drohenden Parteiausschlusses zogen sich Willy Boepple Erich Gerlach Heinz Langerhans Peter von Oertzen und andere aus der SFG zuruck Abendroth Lamm Georg Jungclas sowie die Mehrheit der Mitglieder der SFG sahen fur weitere taktische Kompromisse mit der SPD keinen Spielraum mehr und traten aus der SPD aus oder liessen sich aus ihr ausschliessen Die durch Ruckzuge freigewordenen Platze im geschaftsfuhrenden Vorstand und im Kuratorium der SFG wurden mit Adolf Brock Wolfgang Hindrichs und Johannes Agnoli besetzt Die SFG folgte anfangs ganz der Linie Abendroths nach der Gewerkschaften und SPD die wichtigsten Krafte im Ringen um eine demokratische und freiheitlich sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft seien Die Arbeit von SDS und SFG habe sich auf die Erarbeitung geistigen Rustzeugs fur die Gesamtbewegung zu beschranken Dieses Selbstverstandnis entsprach aber nicht dem der gesamten SFG Deren Sekretar Heinz Brakemeier und Heinz Joachim Heydorn bemuhten sich die SFG zu einer sozialistischen Organisation mit weitergehenden Zielen auszubauen Sie beantragten zur zweiten Hauptversammlung der SFG diese in Sozialistischer Bund Neue Linke umzubenennen In ihrem Antrag hiess es der Sozialistischer Bund Neue Linke solle theoretisch und praktisch die Voraussetzungen fur die Entstehung einer neuen sozialistischen Kraft in der Bundesrepublik zu schaffen Zu diesen Plane gab es schon vor der Hauptversammlung Widerspruch Teile von SFG und SDS an erster Stelle Fritz Lamm furchteten die Neugrundung einer sozialistischen Partei was bei nur 320 SFG Mitgliedern zum Scheitern verurteilt sei Sozialistischer Bund BearbeitenAuf seiner zweiten Hauptversammlung am 5 und 6 Oktober 1962 beschloss die SFG dann eine Satzungsanderung und damit die Umbenennung in Sozialistischer Bund 5 Die Satzungsanderung wurde zwar mit grosser Mehrheit angenommen fuhrte aber trotzdem zu einer erneuten Abspaltung Hindrichs Jurgen und Monika Seifert Thomas von der Vring und Brock zogen sich aus der Arbeit des SB zuruck und unterstutzen den SDS direkt Lamm blieb zwar noch regional in Stuttgart fur den SB tatig beteiligte sich aber nur noch sporadisch an dessen bundesweiten Initiativen SB Vorsitzender wurde Abendroth Brakemeier blieb geschaftsfuhrender Sekretar 1963 wurde er von Osspi K Flechtheim in einem Brief ermahnt man solle nicht versuchen Aktionen und Massenveranstaltungen im alten Stil zu organisieren Auch Abendroth intervenierte gegen Parteigrundungsinitiativen des Geschaftsfuhrers und stellte fest dass fur die Entwicklung des SB nur geringer Spielraum vorhanden sei Von einigen SDS Mitgliedern wurde befurchtet dass sich die ehemalige Forderergesellschaft zu einer Partei entwickeln werde die uber den Status einer Politsekte nie hinauskomme An Protestaktionen wie etwa zur Spiegel Affare 1962 beteiligte sich der SB wurde aber als eigenstandige Organisation nicht wahrgenommen Mit dem SDS gab es scharfe Konflikte um die Verwendung des Begriffs Neue Linke Thomas von der Vring warf dem SB Etikettenschwindel vor weil seine Mitglieder an den tradierten sozialdemokratischen Ideologien und Riten festhielten Das Bekenntnis des SB zur Neuen Linken sei ein rhetorischer Trick eine Revision von Theorie und Praxis fehle Daraufhin wurde im SB 1963 das Selbstverstandnis der Organisation diskutiert Abendroth riet erneut dazu selbststandiges Auftreten des SB auf solche Gelegenheiten zu beschranken bei denen die Organisation die Zustimmung und Beteiligung grosserer Gruppen zu erwarten sein Er sah die primare Aufgabe des Bundes weiterhin darin ein Intellektuellen Netzwerk zur Unterstutzung des SDS zu sein Danach trat der SB kaum noch in Erscheinung abgesehen von zwei grosseren Kongressen die gemeinsam mit dem SDS veranstaltet wurden Der heutige Kapitalismus die Rustungswirtschaft die westeuropaische Arbeiterbewegung 1963 und Formierte Gesellschaft oder Wirtschaftsdemokratie 1966 Doch obwohl es einen standigen Austausch mit dem SDS Bundesvorstand gab wuchs die Distanz zum starker antiautoritar gepragten Studentenverband Der SB beteiligte sich noch an den Bemuhungen fur ein linkes Wahlbundnis unter Einbeziehung von Kommunisten zur Bundestagswahl 1969 Sozialistisches Zentrum die aber nach der Parteinahme der Kommunisten fur die Niederschlagung des Prager Fruhlings und der uberraschenden Grundung der DKP aufgegeben wurden In Konkurrenz zu den Bemuhungen fur ein Sozialistisches Zentrum entstand 1968 die Aktion Demokratischer Fortschritt ADF fur die sich Abendroth offentlich positionierte um Kontakte zu Kommunisten nicht abreissen zu lassen Damit aber war jegliche Bundnismoglichkeit mit dem sozialdemokratischen Lager gefahrdet Der SB war dadurch und noch starker durch die rasante Entwicklung der 68er Bewegung der Neuen Linken von der Dynamik der Ereignisse uberrollt worden und loste sich 1969 auf Ruckblickende Bewertung BearbeitenLaut Philipp Kufferath konnte sich der Sozialistische Bund weder als intellektueller Theoriezirkel noch als aktivistische Organisation nachhaltig etablieren Trotzdem leistete der SB wichtige Hilfestellungen fur den SDS 6 Gregor Kritidis befindet dass der SB weder politische Impulse als Organisation geben konnte noch einen Beitrag zur theoretischen Neuorientierung Dennoch habe er eine wichtige Funktion erfullt Als Sammelbecken der alteren Generation von Sozialisten habe er wichtige Orientierung gegeben auf die sich jungere Sozialisten wenn auch teilweise polemisch ablehnend beziehen konnten um ihre eigenen Positionen scharfen zu konnen 7 Literatur BearbeitenGregor Kritidis Linkssozialistische Opposition in der Ara Adenauer Ein Beitrag zur Fruhgeschichte der Bundesrepublik Deutschland Offizin Verlag Hannover 2008 ISBN 978 3 930345 61 8 S 504 515 Philipp Kufferath Der Sozialistische Bund und die linkssozialistischen Ursprunge der Neuen Linken in den 1960er Jahren In Christoph Junke Linkssozialismus in Deutschland Jenseits von Sozialdemokratie und Kommunismus VSA Verlag Hamburg 2010 ISBN 978 3 89965 413 4 S 186 205 Einzelnachweise Bearbeiten Angaben dieses Artikels beruhen wenn nicht anders belegt auf Philipp Kufferath Der Sozialistische Bund und die linkssozialistischen Ursprunge der Neuen Linken in den 1960er Jahren In Christoph Junke Linkssozialismus in Deutschland Jenseits von Sozialdemokratie und Kommunismus Hamburg 2010 S 186 205 a b c Jurgen Seifert Vom 58er zum 68er Ein biographischer Ruckblick In Vorgange Nr 124 Heft 4 1993 S 1 6 Online Der Frankfurter Hochschuldozent Heinz Brakemeier 1925 2010 war in der Geschichte von SFG und SB als Organisator massgeblich Zur Person ein Nachruf der Reaktion der Zeitschrift Sozialismus a b Gregor Kritidis Linkssozialistische Opposition in der Ara Adenauer Ein Beitrag zur Fruhgeschichte der Bundesrepublik Deutschland Hannover 2008 S 505 Der Zusatz Neue Linke wurde nur im Satzungsanderungsantrag genannt in der Literatur ist danach ubereinstimmend nur noch von Sozialistischer Bund die Rede Philipp Kufferath Der Sozialistische Bund und die linkssozialistischen Ursprunge der Neuen Linken in den 1960er Jahren In Christoph Junke Linkssozialismus in Deutschland Jenseits von Sozialdemokratie und Kommunismus Hamburg 2010 S 186 205 hier S 205 Gregor Kritidis Linkssozialistische Opposition in der Ara Adenauer Ein Beitrag zur Fruhgeschichte der Bundesrepublik Deutschland Hannover 2008 S 515 Normdaten Korperschaft GND 2022094 7 lobid OGND AKS VIAF 234387603 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozialistischer Bund 1962 amp oldid 239120058