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Sophia Agnes von Langenberg 1597 oder 1598 30 Januar 1627 in Lechenich war eine Nonne Klarissin im Kloster St Klara in Koln und wurde als Hexe hingerichtet Sophias Weg von einer als lebende Heilige Verehrten zu einer als Hexe zum Tode Verurteilten erlangte uberregionale Aufmerksamkeit Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Eintritt ins Kloster 1 2 Aufzeichnungen des Franziskanerpaters 1 3 Massnahmen des papstlichen Nuntius 1 4 Untersuchungen und Zustandigkeiten 1 5 Inhaftierung 1 6 Verhore Folter und Bezichtigungen 1 7 Verurteilung Hinrichtung und Bestattungsort 1 7 1 Vermerke 2 Historische Bedeutung 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEintritt ins Kloster Bearbeiten nbsp Kloster und Kirche Sankt Clara Koln Mercatorplan 1571Sophia war eine Tochter des Nikolaus von Langenberg aus Wipperfurth und der Gertrud Degener 1 Im Jahre 1614 trat sie in das Kloster St Klara in Koln ein 2 1615 mit etwa 17 Jahren legte sie ihre Profess ab 3 In den ersten Jahren als Klarissin fuhrte sie ein asketisches Leben nach den Idealen der Franziskaner wozu die besondere Verehrung der Eucharistie die kontemplative Betrachtung des Leidens Christi und der Wunsch mit Christus zu leiden gehorten 3 Sophia stand in Koln im Ruf einer lebenden Heiligen deren furbittendes Gebet andere Menschen zu heilen vermochte Dieser Ruf den Sophia von Langenberg in Koln besass wurde von ihrem Beichtvater einem Franziskanerpater verbreitet Er verfasste eine Biografie in der er die Heiligkeit Sophias zu begrunden versuchte 4 Aufzeichnungen des Franziskanerpaters Bearbeiten Wahrend ihrer langen schweren Krankheit in den Jahren 1621 22 die sie an die Schwelle des Todes fuhrte hatte sie nach ihren eigenen Aussagen eine Reihe von Visionen In einem von ihrem Beichtvater ab August 1621 bis April 1622 gefuhrten Tagebuch wurden Sophias Visionen als Jenseitsreisen dargestellt auf denen sie von Christus ihre Berufung erhalten hatte in ihr irdisches Leben zuruckzukehren und geduldig zu leiden nicht so sehr fur ihre Sunden als fur die Sunden der Welt und fur die christliche Kirche Er werde dann ihre Bitten fur das Heil ihrer Nachsten erhoren 3 Der sie betreuende Pater und Vertraute berichtete auch uber Sophias Schilderungen dass sie erfolgreiche Abwehr gegen die Versuchungen des Teufels der ja Heilige in der Nachfolge Christi ausgesetzt waren geleistet habe 5 In diesen Aufzeichnungen wurden Klagen der Sophia wiedergegeben die sich mit dem ihrer Ansicht nach betrubten Stand der Christenheit befassten den sie auf das Versagen der Kirchenoberen und auch auf die gemessen am geistigen Armutsgebot des Ordensgrunders zu hohe Bildung fuhrender Franziskaner zuruckfuhrte Sie prophezeite den Menschen den Zorn Gottes sollten sie nicht die geforderte radikale Umkehr vollziehen 6 Ihr Ruf als lebende Heilige wurde noch gefestigt nachdem im Februar 1622 eine Nonne der St Vinzenz Klause auf Sophias Furbitte von einem schmerzhaften Beinleiden plotzlich genesen war 7 Massnahmen des papstlichen Nuntius Bearbeiten Erste Zweifel an ihrer Heiligkeit ausserte der papstliche Nuntius Pietro Francesco Montoro in Koln Er konfiszierte die von ihrem Beichtvater verfasste Biografie sowie die Tagebuchaufzeichnungen desselben Verfassers uber das Leben Sophias und sandte sie nach Rom 3 8 Als im April 1622 am Ostersonntag ein Kruzifix in Sophias Zelle plotzlich zu bluten begann sahen die Franziskaner dies als Mirakel an 9 Der papstliche Nuntius Pietro Francesco Montoro in Koln untersagte den Franziskanern eine offentliche Bekanntmachung der Erscheinung Der von ihm ernannten Untersuchungskommission blieben Zweifel an der Echtheit des Wunders Grund zur Annahme einer moglichen teuflischen Tauschung gaben Sophias bekannt gewordenen damonischen Versuchungen und ihre Herkunft Ihr Vater war der Berater eines protestantischen Fursten ihrer Mutter wurde eine Verwicklung in Zauberei nachgesagt Nach der Untersuchung wurde das konfiszierte Kruzifix auf Anordnung des Nuntius aus dem Kloster entfernt 10 In der Folge beanstandete der Nuntius in seinen Berichten an die Kurie in Rom die liberale Handhabung der klosterlichen Klausur 3 11 Im Fall der Sophia sah er die Problematik ihrer damonischen Versuchungen in Zusammenhang mit den ungehinderten Besuchen des sehr jungen Beichtvaters und unterband 1622 diesen Kontakt 12 Untersuchungen und Zustandigkeiten Bearbeiten Wie an vielen Orten gab es in dieser Zeit auch in dem Kolner Franziskanerinnenkloster St Klara mehrere Falle angeblicher Besessenheit Bei dem von den Franziskanern ausgeubten Exorzismus bezichtigten die besessenen Nonnen Sophia sie verhext zu haben 13 So eskalierte der zum Fall Sophia von Langenberg gewordene Streit zu einem Machtkampf zwischen dem papstlichen Nuntius und dem Kurfursten und Erzbischof von Koln um die Oberaufsicht in den Franziskanerkonventen Nach papstlichen Privilegien unterstanden die Franziskaner nicht der erzbischoflichen Jurisdiktion Generalvikar Johannes Gelenius der 1626 im Auftrag des Kurfursten Ferdinand eine erneute Untersuchung des vier Jahre zuruckliegenden Mirakels forderte berief sich gegenuber dem neu ernannten Nuntius Pier Luigi Carafa darauf dass nach kirchlichem Recht Wunder vom Bischof auf Echtheit zu uberprufen seien Der Nuntius gestattete das Mirakel des blutenden Kreuzes zu untersuchen ohne zu ahnen dass damit eine Welle von Hexenprozessen ausgelost werden wurde 14 Inhaftierung Bearbeiten nbsp Lechenich 1646 nach Matthaus MerianAm 28 Mai 1626 wurde Sophia Agnes von Langenberg im Auftrag des Kurfursten vom Generalvikar personlich ins kurfurstliche Schloss nach Lechenich gebracht und dort inhaftiert Der Kellner erhielt Anweisung fur eine gute Unterkunft und Verpflegung Sorge zu tragen 15 Acht Monate verbrachte Sophia in einem beheizbaren Raum als Putzkammer bezeichnet des Schlosses dessen Teilbereich als Geistliches Haus bezeichnet wurde Vom 24 Oktober 1626 bis zum 10 Januar 1627 einen Tag nach der Inhaftierung Katharina Henots durch den Kolner Stadtrat mussten auf Befehl des Kurfursten ein Priester und sein Gehilfe Tag und Nacht durchgehend in ihrer Nahe sein was enorme Kosten verursachte 16 Kurfurst Ferdinand hatte die Anweisung gegeben mittels Tortur zu ermitteln Er wollte jedoch nicht ohne Einverstandnis des Heiligen Offiziums handeln Als er im November 1626 das Schreiben erhielt das ihn autorisierte die Folter anzuwenden begannen die Verhore 3 Verhore Folter und Bezichtigungen Bearbeiten nbsp Peinliches VerhorDie mit der Untersuchung des Falles beauftragten Schoffen des kurfurstlichen Hohen Weltlichen Gerichtes in Koln Dr Blankenberg und Dr Romeswinkel fuhrten im direkten Auftrag des Kurfursten mehrere Verhore durch zu denen die beiden Kommissare anreisten 17 Unter der Folter bezichtigte Sophia die Kolner Postmeisterin Katharina Henot der Hexerei im Kloster St Klara Die Mitteilung des Kurfursten Ferdinand an den Hofrat die in Lechenich inhaftierte Langenbergerin habe Katharina Henot bezichtigt mit ihr im Kloster St Klara in Koln Maleficia und Zauberwerk verubt zu haben 18 war fur den kurfurstlichen Hofrat Anlass am 11 Dezember 1626 die Anklage gegen Katharina Henot dem Offizial zu ubergeben 19 Die Anklage fuhrte in Koln am 9 Januar 1627 zur Verhaftung Katharina Henots die am 19 Mai 1627 in Koln Melaten hingerichtet wurde Katharinas Tochter Anna Maria Maints Ordensname Franziska Konventualin des Klosters St Klara in Koln und Magd wurde auf Befehl des Kurfursten zur Gegenuberstellung vom 22 Januar 1627 bis Ende des Monats ebenfalls in Lechenich inhaftiert Verurteilung Hinrichtung und Bestattungsort Bearbeiten nbsp Heddinghoven Flurkarte um 1752Sophia von Langenberg wurde wegen Hexerei und anderer Exzesse zum Tode verurteilt Verschiedenen einflussreichen Furbittern gelang es nicht ihre Verurteilung und Hinrichtung zu verhindern Sie erreichten jedoch dass die Klarissin nach der Hinrichtung nicht verbrannt sondern beerdigt wurde Sophia von Langenberg wurde am 30 Januar 1627 im Zwengell des Schlosses stranguliert und anschliessend zu Hettikoven beerdigt 20 In Heddinghoven lag damals um die Heddinghovener Kapelle der Begrabnisplatz fur die Verstorbenen der Lechenicher Vororte Konradsheim und Blessem Vermutlich ist Sophia an einem Platz ausserhalb der Umfriedung beerdigt worden Vermerke Bearbeiten Die von den Klarissen verursachten Kosten hatte das Kloster St Klara zu tragen Die Rechnung fur Sophia von Langenberg betrug insgesamt 1642 Gulden 20 fur Franziska Henot 1841 Gulden Die Rechnung fur die nach Lechenich abkommandierten Kommissare betrug 1247 Gulden 21 Historische Bedeutung BearbeitenSophia von Langenberg gehorte zu den Personen die zumindest vorubergehend zu Lebzeiten in ihrem Umfeld als Heilige verehrt wurden lebende Heilige Da sie diesen Ruf nicht uber ihren Tod hinaus erhalten konnte und die Kirche ihre Visionen nicht anerkannte zahlt sie zu den sogenannten falschen Heiligen Der Hexenprozess gegen Sophia Agnes von Langenberg gehorte neben dem Verfahren gegen Maria Renata Singer von Mossau zu den wenigen in denen eine Geistliche als Hexe offentlich angeklagt und auch hingerichtet wurde Regionalgeschichtlich begann mit ihr die Reihe der Hexenprozesse im kurkolnischen Amte Lechenich 22 denen ab 1627 zahlreiche Frauen und Manner zum Opfer fielen 23 Literatur BearbeitenAlbrecht Burkardt Sophia Agnes von Langenberg Fausse saint a Cologne 1621 1627 In Rives Nord Meditarraneennes 2e serie 3 1999 S 29 39 Online Ausgabe Albrecht Burkardt A false living saint in Cologne in the 1620s The case of Sophia Agnes von Langenberg In Illness and Healing Alternatives in Western Europe Hrsg M Gijswijt Hofstra H Marland H de Waardt London 1996 S 80 97 Albrecht Burkardt Die Visionen der Sophia Agnes von Langenberg In Confessional Sanctity Hrsg J Beyer A Burkardt F van Lieburg M Wingens Mainz 2003 S 271 290 Franz Josef Burghardt Die Langenberg aus Wipperfurth im 16 18 Jahrhundert In Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 101 2009 S 21 69 Siehe auch BearbeitenKatharina Henot Hartger Henot Christina PlumWeblinks BearbeitenSophia Agnes von Langenberg als falsche Heilige frz Thomas Becker Bonn Sophia Agnes von Langenberg im Prozess gegen Katharina HenotEinzelnachweise Bearbeiten Franz Josef Burghardt Die Langenbergs zu Wipperfurth im 16 bis 18 Jahrhundert S 21 69 Albrecht Burkardt A false living saint in Cologne in the 1620s S 88 a b c d e f Albrecht Burkardt Sophia Agnes von Langenberg fausse sainte a Cologne dans les annees 1620 Hier nach 1 Vatikanisches Apostolisches Archiv ASV Kolner Nuntiatur 83 zitiert nach Burkardt Visionen S 272 und Burkardt A false living saint S 82 85 Albrecht Burkardt A false living saint in Cologne in the 1620s S 85 Burkardt Visionen S 286 287 Albrecht Burkardt A false living saint S 80 82 Vatikanisches Apostolisches Archiv ASV Kolner Nuntiatur 83 zitiert nach Burkardt Visionen S 272 Albrecht Burkardt A false living saint S 86 Albrecht Burkardt A false living saint S 87 89 Albrecht Burkardt A false living saint S 88 Albrecht Burkardt A false living saint S 89 Burkardt Visionen S 289 Albrecht Burkardt A false living saint S 90 Albrecht Burkardt A false living saint S 91 92 LAV NRW R Kurkoln IV 3486 Bl 121 LAV NRW R Kurkoln IV 3486 Bl 127 LAV NRW R Kurkoln IV 3486 Bl 127 und Bl 129 F W Siebel Die Hexenverfolgung in Koln Bonn 1959 Seite 51 54 LAV NRW R Kurkoln III Bd 22 Bl 578b a b LAV NRW R Kurkoln IV 3486 Bl 129 130 LAV NRW R Kurkoln III Bd 23 Bl 247b Hanna Stommel Hexenverfolgung im ehemaligen kurkolnischen Amt Lechenich Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2002 Seite 24 46 Karl Stommel Hanna Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Bd IV Erftstadt 1996 Nr 2332 2363Normdaten Person GND 138014744 lobid OGND AKS VIAF 86168846 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Langenberg Sophia Agnes vonALTERNATIVNAMEN Langenberg SophiaKURZBESCHREIBUNG deutsche Klarisse und falsche Heilige GEBURTSDATUM 1597 oder 1598STERBEDATUM 30 Januar 1627STERBEORT Lechenich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sophia Agnes von Langenberg amp oldid 239413204