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Das Schwarze Kohlroschen Nigritella nigra Syn Gymnadenia nigra ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Kohlroschen Nigritella innerhalb der Familie der Orchideen Orchidaceae Die Art wird wie alle Vertreter der Gattung Nigritella von manchen Autoren zur Gattung Gymnadenia gerechnet Schwarzes KohlroschenSchwarzes Kohlroschen Nigritella nigra SystematikKlasse Bedecktsamer Magnoliopsida MonokotyledonenOrdnung Spargelartige Asparagales Familie Orchideen Orchidaceae Gattung Kohlroschen Nigritella Art Schwarzes KohlroschenWissenschaftlicher NameNigritella nigra L Rchb f Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Verbreitung 3 Okologie 4 Systematik 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Illustration aus Bilder ur Nordens FloraDa die Art von verschiedenen Botanikern unterschiedlich weit abgegrenzt und umschrieben wird hangt die Beschreibung vom taxonomischen Konzept des jeweiligen Autoren ab Die folgende Beschreibung bezieht sich zunachst auf die skandinavische Sippe Nigritella nigra subsp nigra im Sinne der Neubeschreibung durch Teppner und Klein 1990 1 Zur in den Alpen haufigsten Sippe die fruher Nigritella nigra genannt wurde vergleiche Gewohnliches Kohlroschen Zu einer weiteren alpinen Sippe oft als Unterart dieser Art gefuhrt vergleiche Osterreichisches Kohlroschen Vegetative Merkmale Bearbeiten Das Schwarze Kohlroschen ist eine ausdauernde krautige Pflanze mit Wuchshohen von 9 bis 22 Zentimetern Die Knolle ist wie bei allen Vertretern von Gymnadenia s l zweiteilig oder handformig in drei bis funf oft ziemlich kraftige zusammengedruckte Abschnitte gespalten Die Sprossachse ist aufrecht und durch die herablaufenden Rander und Nerven der Laubblatter etwas kantig Sie ist bis oben beblattert am Grunde mit hautigen spitzen Scheidenblattern Die Laubblatter sind ziemlich zahlreich und von linealischer fast grasartiger Form Sie sind verdickt rinnig nervig und kahl Der Blattrand ist fein gezahnelt Die Blattoberseite ist dunkelgrun die Blattunterseite heller Die obersten Blatter sind aufrecht sitzend fast tragblattartig Generative Merkmale Bearbeiten nbsp Schwarzes Kohlroschen Nigritella nigra BlutenstandDer Blutenstand ist sehr dicht und kugelig bis halbkugelig selten eiformig Die Bluten sind dunkel rotbraun bis braunrot Sie duften intensiv nach Vanille Die Tragblatter sind schmal lanzettlich zugespitzt mit zwei purpurroten Nerven Sie sind am Rand glatt die unteren konnen durch stiftformige Papillen randlich etwas gewellt sein Sie sind ebenso lang oder unwesentlich langer als die Bluten Die zwittrigen Bluten sind wie typisch fur Orchideen zygomorph und dreizahlig Die Perigonblatter sind getrennt spitz und aufgebluht trichterformig Sie sind absolut betrachtet nicht sehr gross innerhalb des Nigritella nigra Artaggregats aber grosser als bei den nahe verwandten Arten Von den ausseren Sepalen sind die beiden seitlichen 6 9 10 5 Millimeter lang und 1 4 2 2 mm breit und das mittlere 7 10 2 mm lang und 1 4 2 1 mm breit also etwa genauso breit wie die seitlichen Die inneren Petalen sind 6 4 9 5 mm lang und 1 2 1 7 mm breit also etwas schmaler selten genauso breit Die wie typisch fur Nigritella nach oben gerichtete Lippe ist ohne Sporn gemessen 7 5 12 mm lang im basalen Teil bauchig erweitert in der Mitte sattelformig und im Spitzenteil erweitert 2 7 4 9 mm breit gleichmassig aufwarts gebogen bis fast gerade vorgestreckt Ihre Rander sind im unteren Teil meist auswarts geschlagen und nach oben in eine Spitze verschmalert gelegentlich mit abgesetztem Spitzchen Ihr Sporn ist kurz etwa 0 8 1 1 mm lang kurz sackformig Das Saulchen misst 1 65 1 9 mm selten etwas daruber oder darunter Die Staubbeutel sind purpurrot Die Art ist von den verwandten Sippen des Nigritella nigra Artaggregats so unterscheidbar 2 Die Bluten sind immer dunkel braunrot fast schwarz wirkend und einfarbig Pflanzen mit helleren oder zweifarbigen Bluten gehoren zu anderen Kleinarten Vom Gewohnlichen Kohlroschen Nigritella rhellicani von dem auch heller bluhende Populationen oder Sippen bekannt sind unterscheidet der kugelformige Blutenstand bei N rhellicani immer langer als breit eiformig bis subzylindrisch und die deutlich grosseren Bluten mit kurzerem Sporn Vom Osterreichischen Kohlroschen Nigritella austriaca und von Nigritella iberica die von vielen Autoren nicht voneinander unterschieden werden und oft als Unterarten von Nigritella nigra gefasst werden unterscheiden im Wesentlichen die etwas grosseren Bluten eine sichere morphologische Unterscheidung ist nicht moglich Allerdings ist Nigritella nigra s str ein Endemit Skandinaviens kommt also nie gemeinsam mit diesen vor Die skandinavische Nigritella nigra ist eine triploide autopolyploide Sippe mit einer Chromosomenzahl von konstant 2n 3x 60 1 Nigritella austriaca und N iberica ist tetraploid mit 2n 4x 80 Verbreitung BearbeitenDas Schwarze Kohlroschen im engeren Sinne Nigritella nigra subsp nigra in Schweden Brunkullan genannt ist ein Endemit Skandinaviens Die Sippe besiedelt ein begrenztes Areal etwa zur Halfte in Mittelnorwegen und Mittelschweden Die schwedischen Vorkommen liegen alle in einer Region mit silurischem Kalkstein in der Provinz Jamtland Vereinzelte Vorkommen ausserhalb des Hauptareals gibt es in der norwegischen Provinz Troms og Finnmark 3 Insgesamt sind in beiden Landern zusammen etwa 130 Fundorte nachgewiesen von denen etliche aktuell schon erloschen sind Die Art ist im gesamten Areal rucklaufig und bestandsbedroht Hauptfaktor dafur ist die Aufgabe der traditionellen bauerlichen Landnutzung auf die das Kohlroschen fur seine Erhaltung angewiesen ist Der grosste noch vorhandene Bestand im Schutzgebiet Solendet 4 umfasst noch etwa 3000 bluhende Individuen 5 Okologie BearbeitenDas Schwarze Kohlroschen Skandinaviens ist eine apomiktische Pflanzensippe die Samen ohne Befruchtung bildet Dies gilt in gleicher Weise fur das oft als Unterart aufgefasste Osterreichische Kohlroschen Im Gegensatz dazu pflanzt sich das Gewohnliche Kohlroschen der Alpenlander sexuell fort es wird von verschiedenen Insekten bestaubt Auch in Skandinavien werden die Bluten oft von potenziellen Bestaubern wie Schmetterlingen besucht ob es jemals zur Befruchtung kommt ist aber ungewiss Die Art bluht meist nur zwei bis drei Wochen lang meist Anfang Juli Obwohl sich die Art gelegentlich vegetativ ausbreitet spielt dies nach bisherigen Beobachtungen am Standort keine Rolle Nach der Keimung braucht eine junge Pflanze mindestens etwa 10 Jahre bis sie zum ersten Mal bluht Das Schwarze Kohlroschen bevorzugt extensiv genutzte Mahwiesen auf basischen meist kalkreichen Standorten Seltener kommt sie in trockeneren Partien basischer Flachmoore oder in offenen Bachauen im Nadelwald Gurtel oder sogar in aufgelichteten Waldern vor dies ist vermutlich der primare Standort Einige Vorkommen in Norwegen sind auch auf neutralen oder sogar schwach sauren Boden belegt Die Art verschwindet meist bei der Umstellung auf Weidewirtschaft wird aber auch bei Aufgabe der Nutzung Verbrachen schnell uberwachsen Sie kommt nur in ungedungten Wiesen vor 6 5 7 Systematik BearbeitenDiese kleine wohlriechende Pflanze wurde 1561 von Conrad Gessner mit Satyrium basilicum alpinum bezeichnet Caspar Bauhin nannte sie 1623 Orchis palmata angustifolia alpina nigro flore Die erste Erwahnung einer alpinen Pflanze die bisher bekannt geworden ist geht aber auf Johannes Muller genannt Rhellicanus nach seinem Geburtsort Rellikon am Greifensee gestorben 1542 in Biel zuruck der sie in einem lateinischen Gedicht uber eine Bergwanderung erwahnte Carl von Linne beschrieb sie 1753 als Satyrium nigrum nachdem er sie schon 1745 in der ersten Ausgabe seiner Flora Suecica erwahnt hatte Aus seiner Angabe Habitat in Alpibus Helveticis Lapponicis geht hervor das er sowohl die Vorkommen in den Alpen Schweiz wie auch diejenigen in Schweden unter diesem Namen verstand Durch die spatere Auswahl eines Lectotypen aus Schweden wurde Linnes Name an dieses Vorkommen gebunden so dass die alpinen Sippen nach der Aufspaltung des Aggregats neue Namen erhielten 1 Die Art wurde in Norwegen zuerst 1764 durch den Bischof und Botaniker Johan Ernst Gunnerus entdeckt 8 Nach Linne wurde die Art von verschiedenen Botanikern in verschiedene Gattungen gestellt Orchis nigra Habenaria nigra Sieberia nigra durch Heinrich Gustav Reichenbach sogar schon einmal Gymnadenia nigra ohne dass sich eine Zuordnung durchsetzte Louis Claude Marie Richard beschrieb schliesslich die Gattung Nigritella deren Typusart Nigritella angustifolia gilt heute als Synonym von Nigritella nigra Heinrich Gustav Reichenbach stellte die Art als Nigritella nigra in diese Gattung in der sie danach viele Jahrzehnte unangefochten verblieb Ein Artkonzept mit zwei europaischen Arten Nigritella nigra und Nigritella miniata syn Nigritella rubra dem Schwarzen und dem Roten Kohlroschen wurde danach in den meisten Florenwerken ubernommen 9 10 Ab Ende der 1980er Jahre versuchten Orchideen Systematiker die vielgestaltige Sammelart Nigritella nigra in besser definierte Kleinarten zu gliedern die meist als Lokalsippen in voneinander getrennten Gebirgszugen vorkommen Im Jahr 2000 wurden anstelle von zwei Arten schon 14 Arten mit zwei Unterarten beschrieben 11 2007 waren es nach einigen Neubeschreibungen Synonymisierungen und Umkombinationen 15 Arten 12 Nicht alle Taxonomen waren allerdings bereit diese Arten anzuerkennen Noch 2004 widersprachen Helmut Baumann Siegfried Kunkele und Richard Lorenz der Abspaltung von Nigritella rhellicana als eigenstandiger Art 13 Neben die vor allem blutenmorphologische Analyse anhand sichtbarer Merkmale trat dann die Phylogenomik die Untersuchung der Verwandtschaftsverhaltnisse anhand des Vergleichs homologer DNA Abschnitte die das Bild weiter verkomplizierte Eine vor allem englische Arbeitsgruppe um Richard M Bateman erzielte Resultate die eine Einbeziehung der bisherigen Gattung Nigritella in die Gattung Gymnadenia zwingend erscheinen liess die Art musste demnach wieder Gymnadenia nigra heissen 14 Diesen Ergebnissen widerspricht allerdings eine skandinavische Arbeitsgruppe um Mikael Hedren von der Universitat Lund Ihren Ergebnissen zufolge waren Gymnadenia und Nigritella Schwestergruppen so dass beide Gattungen aufrechterhalten werden konnten Der Streit ist bis heute nicht entschieden so dass nebeneinander beide Systeme in Gebrauch sind Die Differenzierung der Kleinarten aus dem Nigritella nigra Artaggregat anhand genetischer Marker erwies sich dabei nicht in allen Fallen als eindeutig einige morphologisch abgegrenzte Sippen konnten genetisch nicht differenziert werden 15 16 Neben der Nominatform wird der Status der folgenden Unterarten bis heute kontrovers diskutiert 10 Nigritella nigra subsp austriaca Teppner amp E Klein syn Syn Gymnadenia austriaca Teppner amp E Klein P Delforge vgl dazu unter Osterreichisches Kohlroschen Nigritella nigra subsp iberica Teppner amp E Klein syn Nigritella austriaca subsp iberica Teppner amp E Klein L Saez 17 Apomiktische tetraploide Sippe Wird von einigen Autoren nur als Varietat von austriaca aufgefasst 18 Nigritella nigra subsp gallica E Breiner amp R Breiner Franzosisches Zentralmassiv Wird meist als Synonym oder Varietat einer der anderen Arten oder Unterarten bewertet Eine apomiktische Art aus Lappland ist vermutlich aus einer Hybridisierung von Gymnadenia conopsea und Nigritella nigra subsp nigra oder moglicherweise einer ausgestorbenen sehr ahnlichen Sippe entstanden Gymnigritella runei Teppner amp E Klein syn Gymnadenia runei Teppner amp E Klein Ericsson Einzelnachweise Bearbeiten a b c Herwig Teppner Erwin Klein Nigritella rhellicani spec nova und N nigra L Rchb f s str Orchidaceae Orchideae In Phyton Horn Band 31 Nr 1 1991 S 5 26 zobodat at PDF 7 0 MB abgerufen am 20 April 2023 Wolfram Foelsche Bestimmungsschlussel fur die Arten und Unterarten der Gattung Nigritella mit Kurzbeschreibungen Verbreitungsangaben und Abbildungen Version 1 Dezember 2014 PDF Svartkurle Nigritella nigra L Rchb f artsdatabanken no Solendet in Norway www protetedplanet net a b Asbjorn Moen Dag Inge Oien 2008 Ecology and survival of Nigritella nigra a threatened orchid species in Scandinavia Nordic Journal of Botany 22 4 435 461 doi 10 1111 j 1756 1051 2002 tb01398 x Naturvardsverket editor 2013 Atgardsprogram for brunkulla 2013 2017 Gymnadenia nigra Nigritella nigra ISBN 978 91 620 6582 9 Asbjorn Moen og Dag Inge Oien 2009 Svartkurle Nigritella nigra i Norge Faglig innspill til nasjonal handlingsplan Norges teknisk naturvitenskapelige universitet Vitenskapsmuseet Rapport botanisk serie 2009 5 1 27 Jens Holmboe 1936 Uber Nigritella nigra L Rchb ihre Verbreitung und Geschichte in Skandinavien Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft 46 202 216 vgl etwa Nigritella Rich Mannertreu Hans Ernst Hess amp Elias Landolt Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete Band 1 Pteridophyta bis Caryophyllaceae Birkhauser Verlag Basel 2 Auflage 1976 Seite 617 618 a b Wolfram Foelsche Die Gattung Nigritella im Lichte neuerer genetischer Untersuchungen mit besonderer Berucksichtigung von Nigritella miniata In Joannea Botanik Band 11 2014 S 89 160 zobodat at PDF Jean Pierre J Brutsch 2000 Die Gattung Nigritella Rich Bauhinia 14 21 32 Norbert Griebl 2007 Nigritella und der Erzherzog Orchideen Kurier 4 07 3 8 Helmut Baumann Siegfried Kunkele und Richard Lorenz 2004 Taxonomische Liste der Orchideen Deutschlands Nachtrag Journal Europaischer Orchideen 36 3 769 780 Herwig Teppner Erwin Klein Etiam atque etiam Nigritella versus Gymnadenia Neukombinationen und Gymnadenia dolomitensis spec nova Orchidaceae Orchideae In Phyton Horn Band 38 Nr 1 1998 S 220 224 zobodat at PDF 1 8 MB abgerufen am 20 April 2023 Mikael Hedren Richard Lorenz Herwig Teppner Branko Dolinar Cesario Giotta Norbert Griebl Sven Hansson Ulrich Heidtke Erich Klein Giorgio Perazza David Stahlberg Bostjan Surina 2017 Evolution and systematics of polyploid Nigritella Orchidaceae Nordic Journal of Botany 36 3 njb 01539 doi 10 1111 njb 01539 Richard M Bateman Alexander R M Murphy Peter M Hollingsworth Michelle L Hart Ian Denholm Paula J Rudall 2018 Molecular and morphological phylogenetics of the digitate tubered clade within subtribe Orchidinae s s Orchidaceae Orchideae Kew Bulletin 73 54 doi 10 1007 S12225 018 9782 1 vgl Llorenc Saez 2004 The genus Nigritella Orchidaceae in the Iberian Peninsula Anales del Jardin Botanico de Madrid 61 1 81 90 Erich Klein Anton Drescher Nigritella nigra Orchidaceae Orchideae im Massif Central Frankreich In Phyton Horn Band 36 Nr 2 1996 S 231 250 zobodat at PDF 4 6 MB abgerufen am 20 April 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwarzes Kohlroschen Nigritella nigra Album mit Bildern Videos und Audiodateien Nigritella nigra agg Schwarzes Kohlroschen Artengruppe FloraWeb de Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Wolfram Foelsche Die Gattung Nigritella Rich AGEO Arbeitsgruppe Einheimische Orchideen Aargau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwarzes Kohlroschen amp oldid 233043054