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Schlucht und Hangmischwalder sind ein europaischer Waldtyp Im pflanzensoziologischen System bilden sie den Verband Tilio Acerion Ausserdem sind sie ein Lebensraumtyp im Rahmen der Fauna Flora Habitat Richtlinie der Europaischen Union Aus vegetationskundlich okologischer Sicht sind es Walder die an so steilen Hangen wachsen dass die oberste Boden und Gesteinsschicht nicht stabil ist sondern immer wieder Erosion wirksam wird die aus den steilen Oberhangbereichen Gesteinsbrocken und Feinboden durch Wasser Frost und Wurzelsprengung hangabwarts befordert so dass sich am Unterhang ein machtigeres Kolluvium ansammelt wahrend der Oberboden durch sehr flachgrundige Boden bis hin zu anstehendem Fels gepragt ist Die hier wachsenden Arten mussen also diesen Abtrag am Oberhang und die teilweise Uberschuttung am Unterhang ertragen In Zentraleuropa ist die Buche Fagus sylvatica auf den meisten Boden die dominante Baumart Fagetalia im Schluchtwald dagegen fehlt sie weitgehend da sie die oben genannten Standortsfaktoren offenbar schlecht vertragt und als wichtigste Konkurrenten konnen sich Bergahorn Bergulme und Esche auf den meist auch schattigeren Unterhangen durchsetzen Tilio platyphylli Acerion pseudoplatani Unterverband Lunario Acerion pseudoplatani Wenn der Wasserhaushalt auf Sonnseiten und im flachgrundigeren Oberhang kritischer wird ubernehmen Spitzahorn und Sommerlinde oft die Dominanz Unterverband Tilenion platyphylli Schluchtwald in der Bodeschlucht im Harz Inhaltsverzeichnis 1 Baumarten 2 Okologie und Standort 3 Waldtypen 4 Die Boden im Schluchtwald 5 Fauna 6 Schutz und Gefahrdung 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBaumarten BearbeitenEs handelt sich um Laubwalder die okologisch den Buchenwaldern nahestehen in denen aber die Baumart Buche Fagus sylvatica zurucktritt oder ganz fehlt Schlucht und Hangmischwalder sind oft baumartenreiche Mischwalder Forstlich wurden die beteiligten Baumarten lange Zeit als Edellaubholzer bezeichnet heute ist die profanere Bezeichnung ALH andere Laubholzer mit hoher Lebensdauer 1 gangiger Typische Baumarten sind die Ahornarten Bergahorn Acer pseudoplatanus und Spitzahorn Acer platanoides die Esche Fraxinus excelsior die Lindenarten Sommerlinde Tilia platyphyllos und seltener Winterlinde Tilia cordata und die Bergulme Ulmus glabra Bei forstlichem Anbau gedeiht die Buche hier eigentlich gut wenn die Bodenbewegungen zur Ruhe gekommen sind sie wird aber auf den produktiven Standorten von den anderen Baumarten mit rascherem Jugendwachstum in der Verjungung ubergipfelt und dadurch auskonkurriert 2 Zu der Waldgesellschaft gehoren auch Gebusch Gesellschaften mit vorherrschend Hasel Corylus avellana die regional vor allem auf lockeren Steinschutthalden wachsen Okologie und Standort BearbeitenSchlucht und Hangmischwalder wachsen auf nahrstoffreichen insbesondere stickstoffreichen und fast immer basenreichen meist gut wasserversorgten sehr oft steinigen in der bodenkundlichen Terminologie skelettreichen Boden oft kolluvialen Boden Ahorn und Eschen Mischwalder stocken dabei meist in kuhlen luftfeuchten Lagen wahrend Sommerlindenwalder warme Standorte bevorzugen Manchmal wachsen die Walder nach Storungen wie Hangrutschungen als erste Waldgeneration auf und werden dann spater in der Sukzession von buchenreichen Schlusswaldern verdrangt Auf geeigneten Standorten konnen sie sich aber als Dauergesellschaft auch langfristig behaupten Zugute kommt den charakteristischen Baumarten hier ihre Fahigkeit sich nach Storungen aus Stockausschlag zu verjungen Standortlich und in der Artenzusammensetzung oft ahnlich sind neben den reicheren Buchenwaldgesellschaften die Hartholzauwalder und manche Eichen Hainbuchen Walder Waldtypen BearbeitenNach der Artenzusammensetzung werden die Mischwalder im pflanzensoziologischen System als Verband Tilio Acerion eigentlich Tilio platyphyllis Acerion pseudolplatani Klika 55 zusammengefasst Kennarten Charakterarten und Trennarten des Verbands sind vor allem die Baumarten Ausserdem sind im Unterwuchs typisch stickstoffzeigende Arten wie die Straucher Alpen Johannisbeere Ribes alpinum Stachelbeere Ribes uva crispa Roter Sambucus racemosa und Schwarzer Holunder Sambucus nigra und die Krautarten Ruprechtskraut Geranium robertianum Ahriges Christophskraut Actaea spicata und Berg Flockenblume Cyanus montanus 3 Die Boden im Schluchtwald BearbeitenZwar ist die Feinerdeschicht der Boden im Schluchtwald dunn enthalt aber einen relativ hohen Nahrstoffanteil Der Boden weist aufgrund des meist starken Reliefs eine gewisse Instabilitat auf Die Bodentypen sind mit Rendzinen Griserden Braunerde Rankern Regosolen Kalkbraunerden und selten auch vergleyten Bodentypen sehr vielseitig Die Humusform ist falls vorhanden Mull 4 Fauna BearbeitenSchluchtwalder weisen eine charakteristische Fauna auf Unter den Schmetterlingsarten konnen zum Beispiel der Ulmen Zipfelfalter Blauschwarzer Eisvogel oder der Nachtfalter Ulmen Harlekin auftreten Kuhlfeuchte Schluchtwalder beherbergen eine artenreiche Schnecken Assel und Spinnenfauna 5 6 Schutz und Gefahrdung BearbeitenIm Rahmen der Fauna Flora Habitat Richtlinie sind Schlucht und Hangmischwalder ein prioritarer Lebensraumtyp 9180 Schluchtwalder gehoren zu den gesetzlich geschutzten Biotopen nach 30 Bundesnaturschutzgesetz fruher auch als 28a Biotope bezeichnet und stehen damit automatisch unter strengem Schutz 7 Gefahrdungen ergeben sich im Wesentlichen durch den Eintrag von Nahr und Schadstoffen aus der Luft Veranderungen im Wasserhaushalt zu hohe Wildbestande intensive Forstwirtschaft Forderung einer einzigen Baumart Nadelholzaufforstungen sowie den Wegebau 8 Weblinks BearbeitenDas Informationssystem der Europaischen Umwelt Agentur EEA listet 2 520 Zugriff 18 Oktober 2016 gemeldete Natura 2000 Gebiete mit Vorkommen dieses Habitattyps in Europa Einzelnachweise Bearbeiten Bundeswaldinventur Fachbegriffe und Abkurzungen herausgegeben vom Bundesministerium fur Ernahrung und Landwirtschaft Heinz Ellenberg Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in okologischer dynamischer und historischer Sicht 5 stark veranderte und verbesserte Auflage Ulmer Stuttgart 1996 ISBN 3 8001 2696 6 S 240 252 Erich Oberdorfer Suddeutsche Pflanzengesellschaften Teil IV Walder und Gebusche Textband Teil A und Tabellenband Teil B 2 Auflage 1992 Gustav Fischer Verlag Jena ISBN 3 334 60417 9 Schlucht und Hangmischwalder Tilio Acerion LRT 9180 Landesverwaltungsamt Sachsen Anhalt abgerufen am 22 August 2016 9180 Schlucht und Hangmischwalder Tilio Acerion In Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 23 3 4 2014 Landesamt fur Umwelt Brandenburg abgerufen am 22 August 2016 Landschaftsinformationssystem Rheinland Pfalz LANIS RLP 9180 Schlucht und Hangmischwalder Tilio Acerion Ministerium fur Umwelt Energie Ernahrung und Forsten Rheinland Pfalz abgerufen am 22 August 2016 Gesetz uber Naturschutz und Landschaftspflege Bundesnaturschutzgesetz BNatSchG Abgerufen am 22 August 2016 Schlucht und Hangmischwalder Tilio Acerion Lebensraumtypen des europaischen Schutzgebietssytems Natura 2000 Abgerufen am 12 Marz 2017 1 2 Vorlage Toter Link www bfn de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juli 2023 Suche in Webarchiven siehe dazu die Disk BfN hat umstrukturiert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schluchtwald amp oldid 237747210