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Die Schlacht von Alcacer Quibir fand im Jahr 1578 zwischen portugiesischen Truppen unter dem Kommando Konigs Sebastian I und marokkanischen Truppen unter dem Befehl Sultans Abu Marwan Abd al Malik bei Alcacer Quibir arabisch القصر الكبير DMG al Qaṣr al Kabir die grosse Burg spanisch Alcazarquivir im heutigen Marokko statt Die Schlacht endete mit einer vernichtenden portugiesischen Niederlage Schlacht von Alcacer QuibirSchlacht von Alcacer Quibir Darstellung von 1629 Datum 4 August 1578Ort Alcacer Quibir MarokkoAusgang Marokkanischer SiegFolgen Jahrelang anhaltende wirtschaftliche Schwachung Portugals das wenige Jahre spater auch seine politische Selbststandigkeit verliert KonfliktparteienPortugal 1816 PortugalMarokkanische Rebellen MarokkoBefehlshaberPortugal 1816 Sebastian I Abu Abdallah Thomas Stukley Abu Marwan Abd al Malik Truppenstarke24 000 16 000 Portugiesen 2 000 europaische Hilfstruppen 6 000 Marokkaner 40 Kanonen 40 000 25 000 Marokkaner 15 000 osmanische Janitscharen 34 KanonenVerluste15 000 Gefangene und 8 000 Gefallene unbekannt Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Das portugiesische Konigshaus im 16 Jahrhundert 1 2 Portugiesische Kreuzzugsplane 1 3 Spanisch osmanische Kampfe um die Vorherrschaft im Mittelmeer 1 4 Zehnjahrige Vorbereitungszeit 1 5 Vorbereitung einer Invasion Irlands durch Thomas Stukley 1 6 Marokkanischer Thronstreit 2 Verlauf 3 Auswirkungen 4 Sonstiges 5 Einzelnachweise 6 LiteraturVorgeschichte Bearbeiten nbsp Portugals Stutzpunkte in MarokkoDas portugiesische Konigshaus im 16 Jahrhundert Bearbeiten In Lissabon hatte 1557 Sebastian I nach dem Tod seines Grossvaters Johann III den Thron bestiegen Da er zu diesem Zeitpunkt noch minderjahrig war stand er zunachst unter Regentschaft ubernahm dann aber 1568 selbst die Regierung Der junge Konig lebte in einer Traumwelt angefullt mit anachronistischen mittelalterlichen ritterlichen Idealen Sein grosses Ziel war es Portugal um ein grosses nordafrikanisches Reich zu erweitern Sebastian fuhlte sich damit als Nachfolger der Kreuzfahrer und Vollender der spanischen Reconquista mit der Mission auch Marokko endgultig von den Sarazenen zu befreien Schon Sebastians Vorganger Johann III hatte begonnen an der marokkanischen Atlantikkuste uber ein Dutzend Festungen und Stadte zu annektieren Diese als Algarve jenseits des Meeres bezeichneten Stutzpunkte waren jedoch ab 1541 fast alle wieder verlorengegangen Portugiesische Kreuzzugsplane Bearbeiten Mit der Entdeckung des Seewegs um Afrika herum nach Indien hatte Portugal auch nach dem legendaren Reich des Priesterkonigs Johannes gesucht Seit dem Konzil von Florenz sah es Athiopien als Nachfolgereich des Priesterkonigs an und erhoffte sich insbesondere nachdem dessen Kaiser Zara Yaqob 1450 einer Kirchenunion zugestimmt hatte einen gemeinsamen Kreuzzug gegen Agypten Als sich die Portugiesen Anfang des 16 Jahrhunderts am Ausgang des Roten Meeres festsetzten 1505 Sokotra 1513 Aden 1520 Massaua entwarf Afonso de Albuquerque 1516 den tollkuhnen Plan Mekka zu erobern um es gegen Jerusalem eintauschen zu konnen 1 Tatsachlich kampften 1543 Athiopier und Portugiesen unter Vasco da Gamas Sohn Christoph gemeinsam erfolgreich gegen eine muslimische Invasion aus dem Sultanat Adal Die Expansion des Osmanischen Reiches nach Agypten und Arabien sowie deren Ruckeroberung von Aden 1548 und Massaua 1557 machten dieses Vorhaben jedoch zunichte Jerusalem war auch Sebastians eigentliches Endziel Er glaubte fest daran von Gott zur Befreiung der Stadt auserwahlt worden zu sein und war entschlossen sich nach der Eroberung Marokkos entlang der nordafrikanischen Kuste unter dem Schutz der portugiesischen bzw einer verbundeten abendlandischen Flotte bis in das inzwischen von den Osmanen kontrollierte Heilige Land durchzuschlagen 2 Spanisch osmanische Kampfe um die Vorherrschaft im Mittelmeer Bearbeiten Die Schlacht von Alcazarquivir kann auch als ein Teil der grossen Auseinandersetzung zwischen den Osmanen und den christlichen Anrainerstaaten um die Vorherrschaft im Mittelmeer betrachtet werden die in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts gefuhrt wurde Schon 1511 waren die Spanier mit dem Versuch gescheitert die tunesische Insel Djerba zu erobern 1529 verloren sie auch ihre Vorposten am Hafen von Algier 1534 fiel Tunis erstmals an die Osmanen und obwohl die Spanier Tunis mit portugiesischer Hilfe 1535 nochmals zuruckerobern konnten Tunisfeldzug 1551 auch Tripolis Das Landungsunternehmen der osmanischen Flotte auf der Insel Malta endete dagegen 1565 mit einem Sieg der christlichen Verteidiger und bewirkte in ganz Europa eine neue Kreuzzugsinitiative die auch den portugiesischen Konig Sebastian beflugelte Die Seeschlacht von Lepanto von 1571 verschaffte den Spaniern im Bundnis mit der Republik Venedig eine Chance die bereits an die Osmanen verloren gegangenen Inseln in der Agais beispielsweise Rhodos und im ostlichen Mittelmeer Zypern zuruckzuerobern was jedoch nicht gelang Bereits kurz nach den Siegen von Malta und Lepanto fiel auch Tunis 1574 endgultig in osmanische Hand Zehnjahrige Vorbereitungszeit Bearbeiten nbsp Konig SebastianBereits 1568 begann Portugal sich auf eine Intervention in Marokko vorzubereiten Diese offensive Politik wurde nicht nur von den portugiesischen Handelsherren gewunscht und unterstutzt die sich damit Vorteile im Handel mit den afrikanischen Reichen im Zentrum des Kontinentes erhofften Auch der portugiesische Adel unterstutzte diese Plane uneingeschrankt Bis zu diesem Zeitpunkt waren portugiesische Militaraktionen in Nordafrika auf kleine Expeditionen und Raubzuge beschrankt Im Jahre 1574 fuhrte Sebastian einen ersten durchaus erfolgreichen Uberfall auf Tanger der ihn ermutigte gegen den neuen Saadier Herrscher von Marokko in den Krieg zu ziehen Vorbereitung einer Invasion Irlands durch Thomas Stukley Bearbeiten Unmittelbar vor den Ereignissen in Marokko hatte Konig Sebastian mit dem irischen Rebellen Thomas Stukley ein gewagtes Unternehmen vereinbart das die Eroberung der Insel Irland zum Ziel haben sollte Daher waren zu diesem Zweck bereits etwa 2000 Soldner und Abenteurer aus dem Konigreich Kastilien Flandern Deutschland und Italien nach Portugal gekommen Doch England galt als traditioneller Verbundeter Portugals Das bereitstehende Soldnerkontingent war stattdessen in der Hoffnung auf reiche Beute sofort bereit sich am Feldzug nach Marokko zu beteiligen Auch Stukley konnte Sebastian schliesslich uberreden galt doch Marokko als Verbundeter von Stukleys Feind England Marokkanischer Thronstreit Bearbeiten Der Vorwand fur den portugiesischen Einfall nach Marokko war ein Thronstreit im Sultanat von Fes Abu Abdallah al Mutawakkil hatte sich an den portugiesischen Konig gewandt denn sein Onkel Abu Marwan Abd al Malik hatte sich zum neuen Sultan von Marokko ernennen lassen und ihn damit um seinen Thronanspruch gebracht Abu Abdallah selbst war zu schwach um mit eigenen Anhangern gegen seinen Onkel militarisch opponieren zu konnen Dieses Vorhaben verschleierte der Gesandte Abu Abdallahs indem er auch auf eine Bedrohung der portugiesischen Stutzpunkte und des portugiesischen Seehandels verwies die der neue Sultan als ein erklarter Feind der Christenheit angreifen wurde Verlauf Bearbeiten nbsp Ahmed al MansurDer Feldzug begann am 24 Juni 1578 mit einer verheissungsvollen Ansprache des portugiesischen Konigs vor den versammelten Truppen daraufhin segelten sie mit 500 Schiffen nach Arzila einem wichtigen Stutzpunkt im portugiesisch besetzten Teil Marokkos wo sich zeitgleich Abu Abdallah mit seinen maurischen Anhangern und weiteren 6 000 alliierten Truppen einfand Auf der Gegenseite sammelte der marokkanische Sultan dem die Kriegsvorbereitungen seiner Gegner nicht entgangen waren alle verfugbaren Truppen die durch osmanische Janitscharen verstarkt wurden und rief den Heiligen Krieg aus Zu diesem denkbar ungunstigen Zeitpunkt erkrankte der Sultan schwer Die beiden Armeen naherten sich einander in der Nahe von Alcacer Quibir und lagerten zu beiden Seiten eines Flusses Am 4 August 1578 stellten sich dort die verbundeten portugiesischen und maurischen Truppen in Schlachtordnung auf Der Sultan hatte auf der anderen Seite 10 000 Reiter auf den Flugeln aufgestellt das Zentrum seiner Truppen bildeten Mauren die von aus Spanien vertriebenen Muslimen abstammten und die ein besonderer Hass gegen die Christen einte Trotz seiner Krankheit weilte der Sultan unter seinen Truppen Den Auftakt der Schlacht bildete die ubliche Kanonade gefolgt von den Gewehrsalven der Musketiere Thomas Stukley der das portugiesische Zentrum befehligte wurde dabei durch eine Kanonenkugel getotet Die osmanischen Janitscharen begannen die zweite Phase der Schlacht mit einem Frontalangriff auf die Portugiesen Deren Flanken wurden zeitgleich von den maurischen Reitern angegriffen und schliesslich wurde das Zentrum der Allianz Streitkrafte eingekesselt Der Kampf war nach etwa vier Stunden beendet und fuhrte zur totalen Niederlage der Portugiesen und der verbundeten Truppen Abu Abdallahs Sie verzeichneten uber 8 000 Tote darunter Konig Sebastian und viele prominente portugiesische Adelige Rund 15 000 Mann wurden gefangen genommen nur etwa 1000 Portugiesen gelang die Flucht an die Kuste Abu Abdallah versuchte zu fliehen wurde aber in den Fluss zuruckgedrangt und ertrank Auch Sultan Abd al Malik verstarb noch wahrend der Schlacht wohl eines naturlichen Todes als Ursache wurde Herzversagen angenommen Sein Nachfolger wurde schliesslich Ahmad al Mansur Historiker bewerteten den Ausgang der Schlacht als Folge einer ubereilten und planlosen Strategie des im Kriegsgeschehen noch unerfahrenen portugiesischen Konigs Hauptproblem dieser Streitmacht war die fehlende Kommunikation ihrer Einheiten die keine gemeinsamen und aufeinander abgestimmten Operationen durchfuhren konnten vor allem aber die vollige Unterschatzung der Kampfkraft und des Kampfeswillens des Gegners Erschwerend war auch der Umstand dass die Schlacht im Hochsommer stattfand so dass die Kampfkraft der Europaer durch Hitze und Durst erheblich geschwacht war Auswirkungen BearbeitenMit dem Tod Sebastians wurde Heinrich I als letzter Spross aus dem Hause Avis zum portugiesischen Konig gekront Mit dessen fruhen Tod gelangte Portugal in die Hande der spanischen Habsburger die die Nachfolge antraten Portugal verlor seine Unabhangigkeit und war fur 60 Jahre spanisch Um die zahlreichen prominenten Gefangenen auslosen zu konnen musste ein bedeutender Teil des portugiesischen Staatsschatzes an die Marokkaner abgegeben werden Dies schwachte die bis dahin florierende Wirtschaft enorm Auch die etwa 500 Segelschiffe die bei der Truppenverlegung nach Afrika im Einsatz waren gingen verloren Damit fehlte die Voraussetzung fur die weitere koloniale Erschliessung der Uberseegebiete Portugals da das Land kurzfristig keinen Ersatz an Schiffen in diesem Umfang nachbauen konnte Innerhalb der portugiesischen Gesellschaftsstruktur fehlte ein bedeutender Teil der adeligen Elite die auf dem Schlachtfeld verblutete Das Trauma der Schlacht wurde zu einer nationalen Katastrophe Sonstiges BearbeitenIn Portugal wurde der Tod des jungen Konigs zum Anlass von Mythen und Legenden Da sein Leichnam verschollen blieb erzahlte man sich er wurde in einer Anderswelt weiterleben um den Portugiesen in spateren Zeiten der Gefahr wieder zu Hilfe zu eilen siehe Sebastianismus Das im Lissaboner Stadtteil Belem gelegene Kloster Mosteiro dos Jeronimos ist die Grablege der portugiesischen Konige Das dort gezeigte Grab Sebastians tragt die Inschrift Conditur hoc tumulo si vera est fama Sebastus Quem tulit in Libycis mors properata plagis Nec dicas falli Regem qui vivere credit Pro lege extincto mors quasi vita fuit 3 Die Schlacht wird auch als Schlacht der drei Konige bezeichnet denn neben Sebastian verloren auch der Saadier Sultan Abu Marwan sowie der von Sebastian unterstutzte Pratendent Al Mutawakkil das Leben In der Schlacht der drei Konige soll auch der aus Agypten stammende Moulay Bousselham getotet worden sein Sein Leichnam wurde angeblich in dem Ort gleichen Namens an der marokkanischen Atlantikkuste bestattet Einzelnachweise Bearbeiten Walter Zollner Geschichte der Kreuzzuge Seite 244 Berlin 1978 Mary Vincent Robert Stradling Spanien und Portugal Bildatlas der Weltkulturen Seite 88 Bechtermunz Verlag 1997 Monastero Hieronymus Belem In Blog Elettra Stamboulis Abgerufen am 5 Dezember 2010 italienisch Ubersetzung In diesem Grab liegt wenn stimmt was man sagt Sebastian ihn nahm ein fruhzeitiger Tod auf Libyens Feldern weg Sag aber nicht es tauscht sich wer glaubt dass der Konig noch lebe angesichts der zerstorten Ordnung war der Tod gleichsam das Leben Literatur BearbeitenAntonio Henrique de Oliveira Marques Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs Kroners Taschenausgabe Band 385 Aus dem Portugiesischen von Michael von Killisch Horn Kroner Stuttgart 2001 ISBN 3 520 38501 5 Armin M Brandt Der Maghreb bis 1830 In Geschichte mit Pfiff Heft 1 Sailer Verlag 1990 ISSN 0173 539X S 52 Armin M Brandt Portugal Konigreich zwischen Land und Meer In Geschichte mit Pfiff Heft 7 Sailer Verlag 1988 ISSN 0173 539X S 52 Luis Costa de Sousa A Batalha dos Alcaides 1514 no apogeu da presenca portuguesa em Marrocos In Batalhas de Portugal Band 26 Tribuna da Historia Lissabon 2007 ISBN 978 972 8799 65 6 S 100 Luis Costa de Sousa Alcacer Quibir 1578 visao ou delirio de um rei In Batalhas de Portugal Band 31 Tribuna da Historia Lissabon 2009 ISBN 978 972 8799 60 1 S 136 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht von Alcacer Quibir amp oldid 239335215