www.wikidata.de-de.nina.az
Unter die Bezeichnung Schiiten im Libanon fallen Zwolferschiiten Alawiten und Ismailiten die auf dem Gebiet des Libanon leben Mit den ebenfalls islamischen Sunniten und den christlichen Maroniten gehoren sie zu den zahlenmassig bedeutendsten Religionsgemeinschaften in diesem nahostlichen Staat Die Anzahl Schiiten wird im gesamten Land auf 1 5 Millionen geschatzt Davon leben 800 000 im Suden der Hauptstadt Beirut Die restlichen verteilen sich hauptsachlich auf den sudlichen Libanon und die Bekaa Ebene Politisch sind die Schiiten im libanesischen Parlament durch die Hisbollah und AMAL vertreten Verteilung der Religionsgruppen im Libanon Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter bis um 1800 1 2 19 bis 21 Jahrhundert 2 Demographie 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenMittelalter bis um 1800 Bearbeiten Schiitische Geistliche fuhren seit alters die Anwesenheit ihrer Glaubensgenossen auf dem Gebiet des heutigen Libanon auf Abu Dharr al Ghifari zuruck einen Gefahrten des Propheten Mohammed und Anhanger Alis Die Zwolferschiiten werden umgangssprachlich als Metawali bezeichnet was auf eine Beziehung zu Ali hindeutet der auch Wali Allah Gottesfreund genannt wird Historisch ist gesichert dass zwischen dem 8 und dem 10 nachchristlichen Jahrhundert erstmals Schiiten in verschiedenen Wellen aus dem heutigen Irak und Iran in den Libanon kamen Infolge von religiosen Verfolgungen durch sunnitische Herrscher von denen sie verachtlich als Rafida Ablehner bezeichnet wurden und aufgrund von Kampfen zur Kontrolle uber bestimmte Gebiete reduzierten sich ab dem 12 Jahrhundert die Anzahl Schiiten sowie die von ihnen bewohnten Gebiete Zwischen 1291 und 1305 im Anschluss an ihre erfolgreiche Eroberung der Kreuzfahrerstaaten vertrieben die agyptischen Mamluken die Schiiten in drei Kriegszugen wobei der letzte mit einer Fatwa des hanbalitischen Juristen Ibn Taimiya sanktioniert wurde Seit dem 17 Jahrhundert wurden die Schiiten in Keserwan zunehmend von maronitischen Christen vertrieben entweder mit Gewalt oder durch Kauf ihrer Lander Im Gebiet des Dschabal Amil entwickelte sich seit dem 11 Jahrhundert eine Tradition schiitischer religioser Gelehrsamkeit die um 1750 einen Hohepunkt erreichte Ein namhafter Vertreter war Muhammad Dschamaluddin al Makki al Amili 1334 1385 aus Jezzine der von den Schiiten als asch Schahid al Awwal Erster Martyrer verehrt wird Wahrend der Verfolgungen unter dem sunnitischen Gouverneur Abdullah Pascha al Azm zu Beginn des 19 Jahrhunderts wurden religiose Bucher haufenweise in Akko verbrannt und diese Gelehrsamkeit erlitt einen schweren Ruckschlag 19 bis 21 Jahrhundert Bearbeiten Die Osmanische Verfassung die von Midhat Pascha ausgearbeitet und 1876 von Sultan Abdulhamid II verkundet wurde ging mit der Auflosung des Millet Systems einher und schwachte den Einfluss der Geistlichkeit im Osmanischen Reich Die Metawali erhielten nun gewisse Rechte doch die mehrheitlich mittellosen Bauern verblieben weiterhin in sozialer Ruckstandigkeit 1910 wurde die schiitische Reformzeitschrift al Irfan in Beirut gegrundet Im 1920 geschaffenen Grosslibanon einem franzosischen Mandatsgebiet wurden die Schiiten 1926 offiziell als eigene Religionsgemeinschaft anerkannt Anlasslich der libanesischen Unabhangigkeitserklarung 1943 wurden im damals verkundeten Nationalpakt basierend auf dem Zensus von 1932 die Sitze im libanesischen Parlament in einem Verhaltnis von sechs Christen zu funf Moslems verteilt unabhangig von der tatsachlichen Bevolkerungsentwicklung Die Schiiten erhielten hierbei das Amt des Parlamentssprechers zugesichert konnten allerdings ungleich weniger Macht als ihre sunnitischen Glaubensbruder ausuben obwohl beide Gruppen zahlenmassig nahezu gleich stark waren Das Verhaltnis der Parlamentssitze wurde 1989 mit dem Abkommen von Taif auf 50 50 geandert Bis in die 1960er Jahre lebten die Schiiten im Libanon am Rande der Gesellschaft Sie gehorten sozial wirtschaftlich und politisch zur Unterschicht wurden von machtigen Grossgrundbesitzern beherrscht und von der Regierung vernachlassigt Zu Beginn der 1970er Jahre begannen palastinensische Kampfer den Sudlibanon als Aufmarschgebiet fur Angriffe auf Israel zu benutzen Israel antwortete mit Militarschlagen und traf damit fast ausschliesslich die hilflose schiitische Zivilbevolkerung Tausende waren gezwungen ihre Dorfer zu verlassen Sie suchten Zuflucht in den sudlichen Vororten Beiruts wo sie bis heute meist in armlichen Massenquartieren wohnen 1 Die rucksichtslose Besatzungspolitik Israels wahrend des Burgerkrieges war Anlass zur Grundung der Hisbollah die 1982 durch den Zusammenschluss verschiedener schiitischer Gruppen im Widerstand gegen die damalige israelische Invasion entstand Sie war zunachst eine paramilitarische Untergrundorganisation und wurde 1985 mit massgeblicher Unterstutzung der iranischen Revolutionsgarde offiziell gegrundet 2 In den Folgejahren entwickelte sie sich zu einem militarischen sozialen und politischen Machtfaktor der innerhalb der libanesischen Gesellschaft und daruber hinaus anerkannt wird Die Hisbollah insbesondere ihr Generalsekretar Hassan Nasrallah verstand es den Abzug Israels aus dem Sudlibanon im Mai 2000 als selbst erkampften militarischen Sieg zu verkaufen 3 Zeitgleich mit dem Aufbau der Hisbollah grundete der iranische Schiitenfuhrer Musa as Sadr wahrend des Burgerkrieges die Amal Bewegung als Brigaden des libanesischen Widerstandes und militarisch ausgerichteten Flugel der Bewegung der Entrechteten welche zusammen mit der Libanesischen Nationalen Bewegung und dem Palastinensischen Widerstand gegen das Projekt der Aussiedlung der Palastinenser in den Libanon kampfte Ihr bewaffneter Arm die Amal Miliz gab nach dem Ende des Burgerkrieges 1991 ihre Waffen an die Syrer ab und sohnte sich mit der Hisbollah aus Beide bilden seitdem gemeinsame Wahllisten die as Sadrs Nachfolger Nabih Berri seit 1992 mehrmals den Posten des Parlamentsprasidenten sicherten Obwohl die Schiiten heute in der libanesischen Politik insgesamt eine wichtige Rolle einnehmen ist die Rivalitat zwischen der Hisbollah und Amal immer noch von massgeblicher Bedeutung Demographie BearbeitenAnteil der Schiiten an der libanesischen Gesamtbevolkerung 4 5 Jahr Schiiten Gesamtbevolkerung im Libanon Prozentsatz1932 154 208 785 543 19 6 1956 250 605 1 407 868 17 8 1975 668 500 2 550 000 26 2 1984 1 100 000 3 757 000 30 8 1988 1 325 000 4 044 784 32 8 2005 1 600 000 4 082 000 40 Einzelnachweise Bearbeiten Katajun Amirpur Der schiitische Islam S 223 Ute Meinel Die Intifada im Olscheichtum Bahrain LIT Verlag Berlin Hamburg Munster 2003 ISBN 3 8258 6401 4 S 203 Katajun Amirpur Der schiitische Islam S 224 225 Yusri Hazran The Shiite Community in Lebanon From Marginalization to Ascendancy Brandeis University Juni 2009 brandeis edu PDF abgerufen am 12 Oktober 2018 Ethnic Groups Worldwide A Ready Reference Group David Levinson Google Books 1998 ISBN 978 1 57356 019 1 S 249 google com abgerufen am 12 Oktober 2018 Literatur BearbeitenKatajun Amirpur Der schiitische Islam Reclams Universal Bibliothek 19315 Stuttgart 2015 ISBN 978 3 15 019315 0 Wolf Hagen von Angern Geschichtskonstrukt und Konfession im Libanon Logos Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 8325 2667 2 Heinz Halm Die Schiiten Beck sche Reihe 2358 C H Beck Munchen 2015 ISBN 978 3 406 67716 8 Stephan Rosiny Islamismus bei den Schiiten im Libanon Religion im Ubergang von Tradition zur Moderne Studien zum modernen islamischen Orient Band 8 Das Arabische Buch Berlin 1996 ISBN 3 86093 113 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Shi a Muslims from Lebanon Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Iranica Online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schiiten im Libanon amp oldid 237009061