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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem Schellenbaum als Standarte Zu anderen Bedeutungen siehe Schellenbaum Begriffsklarung Der Schellenbaum englisch Turkish crescent turkischer Halbmond oder jingling Johnny klingelnder Johnny franzosisch chapeau chinois Chinesenhut ist eine reich verzierte reprasentative Standarte der Militarmusik und dadurch auch der Karnevalsmusikvereine und Spielmannszuge In den militarischen Musikkorps wird er fur feierliche Anlasse getragen Musikalisch wirksam ist er lediglich beim Marsch durch die rhythmisch mitschwingenden Glockchen und Schellen Schellenbaum Inhaltsverzeichnis 1 Aussehen 2 Herkunft 3 Verwendung in europaischen Truppen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAussehen BearbeitenDer Schellenbaum der nicht nur wegen seiner Herkunft sondern auch wegen seines Aussehens auch Halbmond oder Mohammedsfahne genannt wurde ist ein zur Zeit der Turkenkriege in die deutschen Regimentsmusiken gekommenes turkisches Rassel oder Klingel instrument An einer Tragestange mit Querholzern und Querbugeln sind Schellen und Glocken befestigt die beim Tragen wahrend eines Umzuges und oder rhythmischem Auf und Abbewegen klingen Am oberen Ende befindet sich eine Art Feldzeichen darunter sind am liegenden Halbmondbugel meist bunte Pferdehaare Rossschweif befestigt und darunter wiederum eine Anzahl Querstreben mit den angehangten Klangkorpern uber einer gleichartigen Kugel An Gewicht erreicht ein uppiger Schellenbaum wie er in Musikvereinen mitgefuhrt wird uber zehn Kilogramm und eine Grosse oft von uber zwei Metern sodass der Trager wahrend eines mehrstundigen Parademarsches uber eine ausreichende Konstitution verfugen sollte Oft stehen ihm Helfer zur Seite mit denen er sich abwechselt Herkunft BearbeitenIn England heisst der Schellenbaum Turkish crescent die Soldaten nannten ihn auch jingling Johnnie Der halbmondformige Teil am oberen Teil der Tragestange weist als Herkunftsland auf das Osmanische Reich hin Der osmanische Reiseschriftsteller Evliya Celebi 1611 1683 erwahnte ein zu seiner Zeit im europaischen Teil des Osmanischen Reichs beliebtes Instrument mit dem Namen caǧana chaghana und schrieb ihm einen persischen Ursprung zu Henry George Farmer 1937 interpretierte Celebis caǧana als Schellenbaum 1 was Celebi darunter verstand ist jedoch unklar Deborah M Olsen 1991 vermutete der Schellenbaum konne seinen Ursprung in Zentralasien oder China gehabt haben worauf der franzosische Name chapeau chinois chinesischer Hut anspiele 2 Das Instrumentarium der osmanischen Musikkapellen Mehterhane die im Militar und bei reprasentativen Anlassen eingesetzt wurden hat Parallelen bei mittelalterlichen Orchestern in Zentralasien und Nordchina Der europaische Schellenbaum konnte im 17 Jahrhundert aus dem Rangabzeichen Tugh der osmanischen Militarfuhrer hervorgegangen und in die Janitscharenmusik ein orientalisierender europaischer Militarmusikstil der spater mit westlichen Instrumenten gespielt wurde eingegangen sein Von dort ubernahmen ihn im 19 Jahrhundert die osmanischen Militarkapellen 3 in denen der Schellenbaum caǧana zusammen mit den Schlaginstrumenten den Rahmentrommeln davul den Kesseltrommeln nakkare und den Paarbecken zil durch rhythmisches Schutteln zur taktbestimmenden und auch charakteristischen Begleitung der melodiefuhrenden Blasinstrumente eingesetzt wurde Die angebrachten Pferdeschweife waren oft gefarbt und je nach Rang des Befehlshabers in der Anzahl unterschiedlich Einem Sultan standen sechs einem Wesir vier und einem Pascha zwei davon zu Fur die Ausgestaltung des europaischen Schellenbaums im 18 Jahrhundert war vielleicht ein anderes nicht vom Militar verwendetes turkischen Musikinstrument Vorbild das cewhan genannt wurde 4 Das cewhan war eine in der Hand gehaltene sichelformige Stabrassel mit Glockchen und entsprach wohl dem von Celebi erwahnten caǧana 5 nbsp Osmanischer Schellenbaum nbsp Schellenbaume in einer osmanischen Kapelle nbsp Schellenbaume bei einem Grossen Zapfenstreich des BGS 1961 nbsp Alter Schellenbaum nbsp Schellenbaum des Musik Verein von Calcar vermutlich 19 Jahrhundert nbsp Schellenbaum der Konig David Kalakaua anlasslich seines Besuchs in Berlin 1881 geschenkt wurde Nachbildung Verwendung in europaischen Truppen Bearbeiten nbsp Die Royal Hawaiian Band unter Heinrich Berger mit dem preussischen Schellenbaum ganz links Ubernommen wurde zunachst die Blasmusik aus den Auseinandersetzungen der europaischen Staaten mit der Turkei Den Schellenbaum ubernahmen die preussischen Truppenteile erst nachdem sie einen solchen in den Kriegen 1813 15 erbeutet hatten Der Schellenbaum erlangte damit eher den Status eines Sieges oder Ehreninstrumentes und diente als Feldzeichen Hinzugefugt wurde dem preussischen Schellenbaum ein achtstrahliger Stern der in seiner Form an den Ordensstern des 1701 gestifteten Schwarzen Adlerordens angelehnt ist Diese Zeichen wurden bei Paraden den Befehlshabern vorangetragen und oder anschliessend vor ihren Zelten oder Unterkunften aufgestellt Nach den Befreiungskriegen stifteten viele Stadte den bei ihnen stationierten Einheiten Schellenbaume welche spater auf einen Erlass Kaiser Wilhelm II in den fur Neuanschaffungen geltenden Bestimmungen vom 27 Januar 1902 hin vereinheitlicht wurden Der Schellenbaum galt deswegen auch nicht als Musikinstrument sondern als Siegestrophae Belegt ist ausserdem die Verwendung als Geschenk Kaiser Wilhelms I an Konig Kalakaua von Hawaiʻi anlasslich seines Besuchs in Berlin und Essen 1881 6 In der Reichswehr wurden seitens der einzelnen Truppenteile die Tradition der vorangetragenen Schellenbaume bei Prasentationen weitergefuhrt Einheitliche Bestimmungen uber Aussehen und Verwendung gab es auch bei der Wehrmacht Auch in der Bundeswehr gehort der Schellenbaum mit schwarz rot goldenen Pferdehaaren aus Kunststoff und dem Bundesadler auf der Spitze zur Ausstattung eines Musikkorps Ebenso verzichtete man auch in der Nationalen Volksarmee nicht auf dieses Symbol Allerdings setzte man anstatt des Bundesadlers Hammer und Zirkel im Ahrenkranz als Emblem obenauf Literatur BearbeitenDeborah M Olsen The Schellenbaum A Communal Society s Symbol of Allegiance In Oregon Historical Quarterly Band 92 Nr 4 The Aurora Colony Winter 1991 1992 S 360 376 Memo G Schachiner Schellenbaum In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 ISBN 3 7001 3046 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schellenbaum Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Henry George Farmer Hrsg und ubers Turkish Instruments of Music in the Seventeenth Century As described in the Siyaḥat nama of Ewliya Chelebi Civic Press Glasgow 1937 S 8 Deborah M Olsen The Schellenbaum A Communal Society s Symbol of Allegiance S 361 Michael Pirker Janissary music In Grove Music Online 2001 James Blades Turkish crescent In Grove Music Online 2001 Harrison Powley Janissary Music Turkish Music In John H Beck Hrsg Encyclopedia of Percussion Taylor amp Francis New York 2013 S 186 Influence of Prussia Honolulu Star Bulletin Features starbulletin com vom 23 Januar 2005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schellenbaum amp oldid 235890700