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Die Scheidenschnabler wissenschaftlicher Name Coleorrhyncha sind eine artenarme Unterordnung der Schnabelkerfe und vermutlich die Schwestergruppe der Wanzen Einzige rezente Familie sind die Mooswanzen oder Peloridiidae Wahrend die rezenten Mooswanzen auf die gemassigten und subantarktischen Breiten der Sudhalbkugel beschrankt sind waren Vertreter der drei ausgestorbenen und nur fossil erhaltenen Familien weiter verbreitet Die rezenten Scheidenschnabler sind also vermutlich eine Reliktgruppe einer fruher artenreicheren Verwandtschaft ScheidenschnablerDer rezente Scheidenschnabler Xenophyes rhachilophus aus einem Nothofagus Wald im neuseelandischen Fiordland National ParkZeitliches AuftretenJura bis heuteFundorteweltweitSystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta ohne Rang Eumetabolaohne Rang ParaneopteraOrdnung Schnabelkerfe Hemiptera Unterordnung ScheidenschnablerWissenschaftlicher NameColeorrhynchaMyers amp China 1929 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Evolution 3 Fossile Funde 4 Systematik 5 Phylogenie 6 Quellen 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenDie rezenten Mooswanzen sind kleine etwa 2 bis 5 Millimeter lange Insekten mit kryptischer braunlicher Farbung und im Leben meist mit einer Schutzschicht aus Kot und Pflanzenstreu getarnt Ihre gitterformig strukturierten Deckflugel erinnern an die von Netzwanzen Der Kopf ist sehr breit aber kurz und tragt aussen auf kurzen Stielen zwei kugelige Komplexaugen Ocellen sind nur bei einer Art ausgebildet Die kurzen Fuhler sind dreigliedrig das letzte Glied etwas keulenformig erweitert und unter dem Kopf verborgen Auf der Kopfunterseite weit hinten entspringt ein Saugrussel der nach hinten gerichtet ist und von dem in Ruhestellung nur das Labium sichtbar ist Vorn zwischen den Augen liegen meist schwach sklerotisierte membranose Flachen die als Areolae bezeichnet werden Am Rumpf ist das Pronotum seitlich erweitert und oft skulpturiert Meist ist es abgeflacht mit einer mittleren medianen Langsrippe Die Vorderflugel sind als lederartige Deckflugel Tegmina ausgebildet die Hinterflugel mit Ausnahme einer sudamerikanischen Art ruckgebildet und funktionsuntuchtig Die Tegmina liegen in Ruhestellung flach uber Rumpf und Hinterleib sie uberlappen sich etwas wobei immer der linke Flugel oben liegt Bei der einzigen makropteren Art Peloridium hammoniorum sind Vorder und Hinterflugel im Flug durch einen Koppelungsmechanismus miteinander verbunden bei dem der Rand der Hinterflugel in eine kleine Borstengruppe auf der Unterseite des Clavus einrastet entsprechende Strukturen sind von zahlreichen Wanzen bekannt 1 Die Hinterflugel sind dabei kleiner als die Vorderflugel und besitzen eine einfache Aderung mit funf Adern Die Beine sind bei allen Arten schlank und stabformig die Tarsen zweigliedrig Der Hinterleib ist abgeflacht mit acht freien Tergiten Evolution BearbeitenDie fruhesten den Coleorrhyncha zugeordneten Fossilien stammen aus dem spaten Perm von Belmont Australien vor etwa 255 Millionen Jahren sie sind damit deutlich alter als fossile Wanzen die erst seit der Trias nachgewiesen sind Die der Familie Progonocimicidae zugeordneten Fossilien weisen ein Flugelgeader auf das dem von Zikaden ahnelt Es lasst sich versuchsweise von alteren fossilen Formen wie der permischen Familie Ingruidae Prosboloidea ableiten Auch die Flugeladerung der altesten Wanzen ahnelt der der Ingruidae wobei aber beide Formen vermutlich unabhangig voneinander aus Ingruiden artigen Vorfahren abzuleiten sind Die Progonocimicidae sind bis zur Oberkreide fossil nachweisbar und waren vermutlich weltweit verbreitet Funde aus Europa Asien Australien Sudamerika Progonocimicidae besassen acht apikale Zellen in den Tegmina der Kopf besass keine Fenster Areolae Die Hintertarsen waren dreisegmentig An den Hintertibien sassen ein bis vier meist zwei mobile Sporne ahnlich zahlreichen rezenten Zikaden aufgrund des Korperbaus wird Sprungvermogen vermutet Von einer Form der Progoncimicidae werden die mesozoischen ausgestorbenen Familien Karabasiidae und Hoploridiidae abgeleitet Nach den Merkmalen des Flugelgeaders waren vermutlich die Hoploridiidae die Schwestergruppe oder womoglich die Stammgruppe der rezenten Peloridiidae von denen selbst keine Fossilien bekannt geworden sind Diese drei Familien werden in einer Uberfamilie Peloridoidea vereint als Autapomorphien werden u a angegeben Tegmina mit vergrosserter Basalzelle der Arculus eine Querader zwischen Radius und Cubitus verlangert die Subcosta kurz und frei endend Hinterflugel wenn vorhanden ohne geschlossene Zellen Kopf mit Areolae Antennen dreisegmentig 2 Fossile Funde BearbeitenWahrend die rezenten Mooswanzen auf der Sudhalbkugel in etwa dem Areal der Sudbuche Nothofagus entsprechend verbreitet sind liegen von fossilen Vertretern fast weltweit Funde vor Zahlreiche Arten sind aus dem Jura Chinas bekannt geworden 2 Auch aus der beruhmten kreidezeitlichen brasilianischen Santana Formation sind einige Arten bekannt die zu den Progonocimicidae gerechnet werden 3 Aus Bernstein liegt bis heute nur ein Fund vor Eine Art der Cicadocorinae aus kreidezeitlichem libanesischem Bernstein 4 Die ersten europaischen Funde wurden von Anton Handlirsch aus dem Jura von Dobbertin in Mecklenburg beschrieben weitere jurassische deutsche Funde stammen aus Klein Lehmhagen bei Grimmen aus Schandelah in Niedersachsen und aus Mistelgau bei Bayreuth Englische Funde aus Forthampton Gloucestershire stammen aus der Trias 2011 wurde eine Reihe neuer Arten aus dem fruhen Jura von Bascharage Luxemburg beschrieben 5 Systematik BearbeitenUnterordnung Coleorrhyncha Familie Progonocimicidae Unterfamilie Cicadocorinae Unterfamilie Progonocimicinae Uberfamilie Peloridioidea Familie Hoploridiidae nur aus der Unterkreide der Transbaikal Region Russland Familie Karabasiidae Familie Peloridiidae Mooswanzen Phylogenie BearbeitenUnter den rezenten Gruppen sind die Coleorrhyncha sowohl nach morphologischen wie auch nach molekularen Merkmalen mit hoher Wahrscheinlichkeit Schwestergruppe der Heteroptera Wanzen 6 7 die gemeinsame Klade wird manchmal Heteropterodea genannt Die Einbeziehung der fossilen Formen ergibt ein komplexeres Bild wonach beide Formen unabhangig voneinander aus denselben zikadenahnlichen Vorfahren evolvierten ein Teil der gemeinsamen Merkmale ist danach vermutlich konvergent entstanden Quellen BearbeitenD Burckhardt 2010 Mooswanzen Peloridiidae Hemiptera Coleorrhyncha eine enigmatische Insektengruppe Entomologica Austriaca 17 9 22 M C Lariviere D Burckhardt A Larochelle 2011 Peloridiidae Insecta Hemiptera Coleorrhyncha Fauna of New Zealand Ko te Aitanga Pepeke o Aotearoa 67 78 pp ISBN 978 0 478 34731 9Einzelnachweise Bearbeiten Vera D Urso 1993 The wing coupling apparatus in Peloridium hammoniorum Breddin 1897 Insecta Rhynchota Spixiana 16 133 139 online a b Bo Wang Jacek Szwedo HaiChun Zhang 2009 Jurassic Progonocimicidae Hemiptera from China and phylogenetic evolution of Coleorrhyncha Science in China Series D Earth Sciences Volume 52 Issue 12 1953 1961 doi 10 1007 s11430 009 0160 6 G Bechly amp J Szwedo Coleorrhyncha Moss bugs In Martill D M Bechly G Loveridge R F editors The Crato Fossil Beds of Brazil Window into an Ancient World Cambridge Cambridge University Press 2007 313 317 Jacek Szwedo Dany Azar Kamil Ziade 2011 The first Progonocimicidae Insecta Hemiptera Coleorrhyncha from Lower Cretaceous Lebanese amber Insect Systematics amp Evolution 42 161 177 doi 10 1163 187631211X578415 Jacek Szwedo 2011 The Coleorrhyncha Insecta Hemiptera of the European Jurassic with a description of a new genus from the Toarcian of Luxembourg Volumina Jurassica Vol 9 No 9 download Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot voluminajurassica org David Ouvrard Bruce C Campbell Thierry Bourgoin Kathleen L Chan 2000 18S rRNA Secondary Structure and Phylogenetic Position of Peloridiidae Insecta Hemiptera Molecular Phylogenetics and Evolution Vol 16 No 3 403 417 doi 10 1006 mpev 2000 0797 Jason R Cryan amp Julie M Urban 2012 Higher level phylogeny of the insect order Hemiptera is Auchenorrhyncha really paraphyletic Systematic Entomology Volume 37 Issue 1 7 21 doi 10 1111 j 1365 3113 2011 00611 xWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Scheidenschnabler Coleorrhyncha Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Coleorrhyncha Species File Version 5 0 5 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scheidenschnabler amp oldid 238098940