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Der Brandopferplatz Scheibenstuhl vorarlbergerisch Schibastuahl bzw Schibastuhl ist eine fruhzeitliche eisenzeitliche Kult und Brandopferstatte war auch unter Umstanden eine Dauersiedlung in der Bronze und Eisenzeit sowie romische Befestigungs und Verteidigungsanlage gegen die Alemannen in der Gemeinde Nenzing Vorarlberg Osterreich Die Ebene ist heute weitgehend bestockt Teil des ehemaligen Umfassungswalls Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Ausmass und Anlage 4 Opferung 5 Grabungen 5 1 Archaologische Grabungen 5 2 Raubgrabungen 6 Weitere Brandopferplatze 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Name Scheibenstuhl bzw Schibastuhl bzw Schibastuahl soll auf das Scheibenschlagen zuruckzufuhren sein welches in dieser Gemeinde noch am Funkensonntag ausgeubt wird 1 2 Lage BearbeitenDer Brandopferplatz Scheibenstuhl liegt auf etwa 606 m u A an der sudwestlichen Seite des Walgaus an einem Auslaufer des Ratikons Der Hohenrucken besteht aus Sedimenten der letzten Eiszeit und wurde durch den Illgletscher gebildet Seitenmorane Der Hohenrucken ist weitgehend Nord Sud ausgerichtet 1 3 Bis zur sudostlich gelegenen Burgruine Welsch Ramschwag sind es 650 Meter Luftlinie ins nordlich gelegene Dorf Beschling 400 Meter zum Zentrum der ostlich gelegenen Gemeinde Nenzing 1500 Meter Luftlinie Sichtverbindung besteht zur ostlich gelegenen zwolf Kilometer entfernten urgeschichtlichen Siedlungsstatte Montikel bei Bludenz und zur sechs Kilometer nordwestlich befindlichen Burgruine Heidenburg bei Gofis Ausmass und Anlage Bearbeiten nbsp Der Brandopferplatz hatte etwa eine Flache von 6400 m maximale Lange 170 Meter maximale Breite 50 Meter und es hatten hier etwa 5000 Personen Platz gehabt Im sudwestlichen Bereich ist der Wall aus Steinen und Lehm teilweise noch erhalten und hat hier eine Breite von 2 60 Meter und eine Hohe von einem Meter Aufgrund des Fundes eines Rasiermessers mit gebogener Klinge wird davon ausgegangen dass dieser Wall in der Latenezeit 450 bis 15 v Chr errichtet wurde 4 Es bestanden zur Zeit der aktiven Nutzung des Brandopferplatzes zwei Zugange einer im Osten heute kaum mehr erkennbar und einer im Westen beim heutigen Forstweg 1 Adolf Hild hat bei seinen Grabungen wahrend des Zweiten Weltkriegs Toranlagen beschrieben die bei der Nachfolgeuntersuchung 2005 bis 2008 nicht gefunden werden konnten 5 Opferung BearbeitenAufgrund von Funden wird davon ausgegangen dass hier Brandopfer in der Eisenzeit 800 bis 15 v Chr erfolgt sind Eine aufgefundene Lanzenspitze aus dem Fruhmittelalter wird dahingehend gedeutet dass auch damals noch der Scheibenstuhl ortliche Bedeutung hatte Uber den Vorgang der Brandopferung am Scheibenstuhl sind teilweise archaologische Fragmente vorhanden teilweise wurden Ruckschlusse auf andere Brandopferplatze gezogen Am Scheibenstuhl wurden Tiere und Gegenstande rituell geopfert und dann verbrannt Diese Form der Brandopferung ist im Alpenraum in der Zeit von 2200 v Chr bis etwa 300 n Chr bekannt Es wurden in der Regel fleischarme Teile von Schafen Rindern Ziegen Schweinen und Wildtieren wie z B Beine Schadel etc verbrannt und dann rituell zerkleinert Ob auch hier die fleischreichen Teile rituell von den Versammelten im Rahmen eines Festmahls verspeist wurden kann heute nicht mehr nachgewiesen werden Gegenstande wurden durch Zerbrechen oder Verbiegen absichtlich beschadigt um sie fur diese Welt unbrauchbar zu machen Auch Getreideprodukte und Obst konnten als Opfer nachgewiesen werden Hingegen ist ein Nachweis der Opferung von Wein oder Honig nicht mehr moglich Wem die Brandopfer gewidmet waren lasst sich nicht mehr nachvollziehen 1 6 Grabungen Bearbeiten nbsp Warnhinweis bzgl RaubgrabungenArchaologische Grabungen Bearbeiten Die ersten archaologischen Grabungen wurden durch das Vorarlberger Landesmuseum bzw dessen Leiter Adolf Hild 1942 bis 1944 durchgefuhrt 1 Diese Grabungen konzentrierten sich 1942 auf den nordlichen Bereich des Plateaus und den Wall und 1944 auf den sudlichen Teil Adolf Hild kam zum Ergebnis dass es sich beim Scheibenstuhl um eine Wehranlage und Siedlung handle 7 Auf Initiative von Thomas Gamon und Karsten Wink wurden unter bewusst weiter Einbeziehung der Offentlichkeit und der Medien 2005 bis 2008 durch Ardis Archaologie Innsbruck erneut Ausgrabungen durchgefuhrt welche zu ganzlich neuen Erkenntnissen gelangten Die Untersuchungen 2005 bis 2008 konzentrierten sich uberwiegend auf den Wall und die nordliche Plateauflache Diese Grabungen fuhrten zur Interpretation dass es sich beim Scheibenstuhl nicht um eine Siedlung sondern um einen Brandopferplatz handle 8 Dies wird vor allem aus dem Fehlen von Pfosten Trockenmauern Herdstellen Abfallgruben Scherben von Gebrauchsgegenstanden etc abgeleitet wahrend die flachige fast schon schwarz kohlige Brandschicht und die vielen kalzinierten Knochen Indikatoren fur einen Brandopferplatz seien 9 Adolf Hild wollte bei den ersten Ausgrabungen im sudlichen Plateaubereich mehrere Hausbefunde festgestellt haben die bei der nachsten Ausgrabung 2005 bis 2008 so nicht bestatigt werden konnten Bodenuntersuchungen brachten jedoch Hinweise auf Buntmetallverarbeitungen in diesem Bereich Ob es daher in diesem sudlichen Bereich in einem bestimmbaren Zeitraum eine Dauersiedlung gab ist nicht gesichert 10 Aufgrund der Grabungen 2005 bis 2008 wird davon ausgegangen dass es sich beim Scheibenstuhl auch eher nicht um eine fruhzeitliche Wehranlage gehandelt hat wie die Adolf Hild angenommen hatte 11 Es wird aufgrund der letzten Ausgrabungen davon ausgegangen dass sich nordlich des Plateaus der Brandopferplatz befand und sudlich eine Nutzung als Festwiese erfolgte Der Wall hatte keine Wehrfunktion sondern diente der Einfriedung des Opferplatzes Funde aus mehreren Zeitepochen deuten auf eine anhaltende oder immer wiederkehrende Nutzung hin 12 Raubgrabungen Bearbeiten Der Brandopferplatz war und ist auch Ziel von sogenannten Raubgrabungen 6 13 14 Grabungen ohne Genehmigung sind in Osterreich grundsatzlich verboten Am Scheibenstuhl wird mittels Plakaten darauf hingewiesen Das Gelande ist auch videouberwacht 1 Weitere Brandopferplatze BearbeitenIn der Region sind weitere Brandopferplatze bekannt so z B in Feldkirch Altenstadt Grutze auf dem Blasenberg in Feldkirch im Goggelewald in Balzers Liechtenstein auf dem Gutenberg und im Rietle Schneller in Eschen in Liechtenstein in Wartau Schweiz auf dem Ochsenberg oder in Flasch am Luzisteig Parsax 1 15 Literatur BearbeitenHarald Stadler Sarah Leib Thomas Gamon Hrsg Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing Nenzing 3 2013 Marktgemeindeamt Nenzing Schriftenreihe Nenzing 6 ISBN 978 3 900143 16 9Hubert Steiner Hrsg Alpine Brandopferplatze Archaologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen Forschungen zur Denkmalpflege Bozen 2010 Amt fur Bodendenkmaler ISBN 978 88 89706 76 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Scheibenstuhl Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Angaben in diesem Abschnitt gemass Informationstafel vor Ort Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 15 f Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 12 Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 26 f Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 30 ff a b Siehe auch fur diesen Abschnitt Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 42 Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 16 ff Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 11 19 f Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 33 f Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 22 ff 32 f Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 32 Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 48 Schatzsucher als Problem fur Archaologen Webseite orf at vom 2 Marz 2018 Elke Kager Meyer auf dem Scheibenstuhl Webseite vol at vom 16 April 2017 Karsten Wink Christian Kaufer Das Projekt in Brandopferplatze in den Alpen Der Scheibenstuhl in Nenzing S 15 47 1878 9 6832 Koordinaten 47 11 16 1 N 9 40 59 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scheibenstuhl amp oldid 235152217