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Die Schauenburg ist eine abgegangene hochmittelalterliche Burg beziehungsweise Burgrest in der Gemarkung der thuringischen Stadt Friedrichroda im Landkreis Gotha SchauenburgErlauterungstafel an der Ruine der Stammburg der Ludowinger der Schauenburg bei FriedrichrodaErlauterungstafel an der Ruine der Stammburg der Ludowinger der Schauenburg bei FriedrichrodaStaat DeutschlandOrt FriedrichrodaEntstehungszeit um 1044Burgentyp HohenburgErhaltungszustand GrabenrestStandische Stellung Grafen KlerikaleGeographische Lage 50 51 N 10 33 O 50 846327777778 10 555630555556 620 Koordinaten 50 50 46 8 N 10 33 20 3 OHohenlage 620 m u NNSchauenburg Thuringen Blick vom Schauenburgkreuz uber die mogliche Vorburg nach Osten 2020 Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Strategische Lage 3 Geschichte 3 1 Ludowingische Burg 3 2 Schutzburg des Klosters Reinhardsbrunn 4 Baubefunde 5 Wurdigung 6 Sonstiges 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksGeografische Lage BearbeitenDie Ruine der Hohenburg befindet sich 1 5 Kilometer sudwestlich des Stadtzentrums auf dem Gipfel des gleichnamigen Berges der zum Nordrand des Thuringer Waldes gehort Die deutlichsten Spuren der Burgstelle befinden sich am ostlichen Rand des schon von Natur aus durch Steilhange und schroffe Felspartien gesicherten Berggipfels in etwa 610 bis 630 Meter uber Meeresspiegelhohe Strategische Lage BearbeitenAus der Wahl des Standortes der Schauenburg lassen sich Ruckschlusse zu ihrer ursprunglichen Bestimmung ableiten Die in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Berge ostlich der Gottlob 571 m westlich Tannenkopf 621 m und Abtsberg 697 m und der nordlich vorgelagerte Reinhardsberg 483 m erschienen trotz bestimmter Vorzuge ungeeignet Die Befestigung sicherte und sperrte von ihrer gewahlten Position aus hochmittelalterliche Strassen die im Abschnitt Friedrichroda und Finsterbergen den Thuringer Wald in sudlicher Richtung querten die Passstrassen Burgweg und Roter Weg trafen beim heutigen Heuberghaus 688 m drei Kilometer sudlich der Burg auf den Rennsteig Zugleich kontrollierte man von der Schauenburg auch einen ostlich des Inselsbergs gelegenen Abschnitt des Rennsteigs Der Inselsberg hochste Erhebung und Landmarke des westlichen Thuringer Waldes befindet sich sechs Kilometer westlich Die Wartburg bei Eisenach ebenfalls in Rennsteignahe erbaut ist 22 Kilometer nordwestlich das einstige Kloster Reinhardsbrunn ist drei Kilometer nordlich gelegen An alteren Burganlagen in der Nachbarschaft der Schauenburg treten die fruhgeschichtliche Wallburg Torstein bei Tabarz und die bei Waltershausen befindliche Wallburg Baldrichstein in Erscheinung letztere wird von den spateren Landgrafen ubernommen und als Schloss Tenneberg neu befestigt Geschichte BearbeitenSeit dem 11 Jahrhundert ist im westlichen Thuringen ein Graf Ludwig nachgewiesen welcher durch Landkaufe und Schenkungen einen Grundbesitz am Rande des Altsiedellandes bei Gotha erwarb und mit seinem Gefolge eine Reihe von Orten grundete zu denen auch Friedrichroda gehort In einer Urkunde die Heinrich III Sohn und Nachfolger Conrads II am 28 August 1044 in Bamberg ausstellte wurden ihm nicht nur Kauf und Schenkungen aufs Neue bestatigt sondern er erhielt auch die Erlaubnis zum Bau einer Burg Im Mittelpunkt seiner Besitzungen auf dem Wolfsstieg bei Friedrichroda von wo er seinen Besitz uberschauen konnte baute er die Schauenburg 1 Ludowingische Burg Bearbeiten Graf Ludwig der Bartige war der Stammvater der Ludowingischen Grafen Durch Eheschliessung mit Cacilie von Sangerhausen konnte er seinen Besitz und Einfluss in Thuringen rasch ausdehnen Als er nach 1055 starb hinterliess er seinen Sohnen die inzwischen schon an den Rand der eigenen Herrschaft ruckende Schauenburg In dieser Zeit mogen in der Grafenfamilie die Plane fur eine Inbesitznahme der westlich angrenzenden Gebiete am Unterlauf der Horsel mit der spateren Wartburg im Zentrum gereift und vorbereitet worden sein Diese Aufgabe ubernahm nach der Grundungssage der Wartburg Graf Ludwig II genannt der Springer In den Kampfen welche Konig Heinrich IV gegen die Thuringer und Sachsen zu fuhren hatte stellte sich Graf Ludwig der Springer zum Schein auf die Seite des Konigs Als dieser 1080 bei einem Heerzug uberraschend zur Flucht gezwungen wurde geleitete ihn Ludwig moglicherweise mit einer kurzen Rast auf der Schauenburg in sicheres Gebiet 2 Mit Erbauung der Wartburg und der nahen Burg Tenneberg schwand die einstige Bedeutung der Schauenburg Fortan mag sie wohl vor allem als Schutzburg des nahen Hausklosters Reinhardsbrunn gedient haben neben der auch noch benotigten Sicherung der regionalen Verkehrswege Schutzburg des Klosters Reinhardsbrunn Bearbeiten Die als ludowingisches Hauskloster und Grablege des Geschlechts errichtete Klosteranlage Reinhardsbrunn war um 1085 durch Graf Ludwig den Springer begrundet worden In der Landgrafschaft erwarb Reinhardsbrunn das Ansehen und die Bedeutung als religioses und geistig kulturelles Zentrum des Landes Das Kloster war rasch durch zahllose Schenkungen und Abgaben wohlhabend geworden das konnte Begehrlichkeiten erwecken Die nahe Schauenburg diente als militarischer Schirm und Schutz der Monche In den Wirren des Burgerkrieges der nach 1247 um das Erbe der Landgrafschaft gefuhrt wurde musste die Schauenburg auf Wunsch des Abtes 1259 modernisiert und instand gesetzt werden Als Schutzvogte des Klosters wurden die benachbarten Grafen von Henneberg bestimmt sie ersetzen die bisherigen Vogte Ritter aus dem Landadel die sich bis da als Ritter von Schauenburg nennen durften Zum Ende des Krieges werden die Mehrzahl der Befestigungen und Burgen in der Landgrafschaft Thuringen zerstort wobei auch die jetzt nutzlose Schauenburg zu Grunde gegangen sein soll 3 nbsp Ubersichtsplan zur Schauenburg bei FriedrichrodaBaubefunde BearbeitenDie sparlichen bereits im 18 Jahrhundert und auch spater mehrfach beschrieben baulichen Reste der Schauenburg bestehen heute lediglich noch aus bearbeiteten Felspartien und planierten Gelandeabschnitten in der Gipfellage des Burgberges Nach dem Baudatum und den Umstanden ist zu vermuten dass bei dieser Burg der Anteil von Steinbauten gering war Bei der Errichtung der erforderlichen Befestigungsanlagen Wohnbauten Unterkunfte und Wirtschaftsbauten mag der Werkstoff Holz die bevorzugte Wahl gewesen sein Unter den Weisslebersteinen eine Felspartie am westlichen Rand des Burggelandes bemerkt man in freiem Gelande den Mariaquell vermutlich die Trinkwasserversorgung der Burg Hier ist auch eine Vorburg zu vermuten Die bei Grabungen in den 1950er Jahren freigelegten Kleinfunde bestehen aus Keramik Metallresten und Ziegelbruch Das Fundinventar wird in der regionalgeschichtlichen Abteilung der Gothaer Museen aufbewahrt Die Burganlage ist heute durch Wanderwege erschlossen und als Bodendenkmal unter Denkmalschutz gestellt Von einem Felsen unterhalb der Kernburg grusst das Schauenberg Kreuz nach Osten in das Tal und weit ins Thuringer Becken Wurdigung Bearbeiten Fur die Bewohner Thuringens kann es kein ehrwurdigeres Denkmal aus der fruhesten Geschichte ihres Landes geben als die Ruinen der Schauenburg Hier war es wo der Stamm der machtigen Landgrafen von Thuringen fur Jahrhunderte hinaus wurzelte von wo die Kultur fur einen so grossen noch unangebauten noch im rohesten Zustande der Natur schlummernden Theile dieses Landes ausgieng F Gottschalck Ritterburgen und Bergschlosser Vierter Band S 233 4 Sonstiges Bearbeiten nbsp Titelblatt der sinfonischen Dichtung Von der SchauenburgDer aus Gotha stammende Berliner Komponist Max Wagner der im Juli 1892 zu einem Urlaubsaufenthalt in Friedrichroda weilte 5 liess sich von der Burgruine zu seiner Sinfonischen Dichtung Von der Schauenburg op 18 inspirieren Im Jahre 1894 in Berlin uraufgefuhrt 6 setzt das Werk der Schauenburg ein musikalisches Denkmal Einzelnachweise Bearbeiten Dr August Beck Die Geschichte des Gothaischen Landes Band I Geschichte der Regenten Gotha 1868 S 57 Volker Schimpff Die Heden Orte in Thuringen S 55 und Anmerkung 144 Online Hans Jorg Ruge Historischer Abriss von Friedrichroda und Reinhardsbrunn Friedrichroda 1995 S 11 30 Friedrich Gottschalck Die Ritterburgen und Bergschlosser Deutschlands Vierter Band Halle 1818 Digitalisat Abgerufen am 29 Oktober 2021 Kurliste von Friedrichroda und Reinhardsbrunn Nr 12 Freitag den 15 Juli 1892 Nr 4211 Neue Berliner Musikzeitung Wochenschrift fur die musikalische Welt 48 Jahrgang Nr 43 25 Oktober 1894 Seite 469 470 Literatur BearbeitenSteffen Rassloff Lutz Gebhardt Die Thuringer Landgrafen Geschichte und Sagenwelt Ilmenau 2017 ISBN 978 3 95560 055 6 Helmut Assing Der Aufstieg der Ludowinger in Thuringen In Heimatblatter 92 des Eisenacher Landes Sonderteil Marburg 1993 S 7 52 Eisenacher Presse EP REPORT 3 ISBN 3 924269 95 5 S 7 52 W Bickel Die Schauenburg bei Friedrichroda im Thuringer Wald o O 1937 Claus Cramer Die Anfange der Ludowinger In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichten und Landeskunde N F Bd 68 Kassel 1957 S 64 94 Hanns Jorg Runge Historischer Abriss von Friedrichroda und Reinhardsbrunn Heft 1 Ur und Fruhgeschichte und Mittelalter Friedrichroda 1995 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schauenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Burg Schauenburg in der privaten Datenbank Alle Burgen Abgerufen am 29 Oktober 2021 Normdaten Geografikum GND 4489252 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schauenburg Friedrichroda amp oldid 216793432