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Scarabaeus variolosus auch Pockennarbiger Pillendreher ist ein Kafer aus der Familie der Blatthornkafer und der Unterfamilie der Scarabaeinae Die Gattung Scarabaeus ist in Europa mit elf Arten vertreten Die Art Scarabaeus variolosus gehort zur Untergattung Ateuchaetus der Gattung Scarabaeus 1 Scarabaeus variolosus Scarabaeus variolosus Systematik Klasse Insekten Insecta Ordnung Kafer Coleoptera Familie Blatthornkafer Scarabaeidae Unterfamilie Scarabaeinae Gattung Scarabaeus Art Scarabaeus variolosus Wissenschaftlicher Name Scarabaeus variolosus Fabricius 1787 Inhaltsverzeichnis 1 Bemerkung zum Namen 2 Eigenschaften des Kafers 3 Biologie 3 1 Herstellung der Pille 3 2 Transport der Pillen 3 3 Vergraben der Pillen 3 4 Umgestaltung von der Brutpille zur Brutbirne 3 5 Abhangigkeit von der Geschlechtsreife 3 6 Entwicklung 4 Larve 5 Verbreitung 6 Der Kafer als Tiergott 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBemerkung zum Namen BearbeitenDie Art wurde erst 1787 von Fabricius unter dem heute noch gultigen Namen beschrieben Die kurze Beschreibung enthalt den Satz punctis impressis variolosis lat mit eingedruckten Narbenpunkten 2 Dadurch erklart sich der Artname variolosus lat narbig der sich auf die an Pocken oder Blattern Narben erinnernde Punktierung bezieht Eine solche Punktierung ist jedoch auch bei Scarabaeus cicatricosus und teilweise bei Scarabaeus semipunctatus zu finden Scarabaeus cicatricosus wurde 1846 durch Lucas von Scarabaeus variolosus abgetrennt 3 Sturm ubersetzt Scarabaeus variolosus mit Blatternarbiger Pillenkafer 4 Panzer mit der pokenhafte Dungkafer 5 Bei Brehm heisst der Kafer Pockennarbiger Pillendreher 6 Klausnitzer belegt mit dem Namen Pockennarbiger Scarabaeus die beiden Arten Scarabaeus variolosus und Scarabaeus cicatricosus 7 Das Wort Scarabaeus wird bereits von Plinius dem Alteren um 700 in seiner Naturalis historia benutzt Es steht dort fur das von Aristoteles gepragte griechische Wort koleopteros Koleopteros fur die Insekten mit Deckflugeln 8 In dem Werk De animalibus insectis Uber Insekten von Aldrovandi widmet der Autor im 7 Band von 1602 ein ganzes Kapitel mit siebzehn Unterkapiteln dem Scarabaeus Er weist darauf hin dass das lateinische Wort Scarabaeus dem deutschen Wort Kafer entspricht Abbildungen und Beschreibung zeigen dass Aldrovandi alle Kafer mit harten Deckflugeln neben Mistkafern auch andere Blatthornkafer Laufkafer Bockkafer Wasserkafer zu den Scarabaen rechnete 9 Das von Thomas Muffet erst 1634 nach dessen Tod veroffentlichten Insectorum sive minimorum animalium theatrum enthalt drei Kapitel uber Scarabaeus Kap 21 tragt den Titel De Scarabeis Uber die Scarabaen Kap 22De Scarabeis minoribus Uber kleinere Scarabaen und Kap 23 ist mit De Proscarabeo et Scarabeo aquatico Uber den Olkafer und den Wasserkafer betitelt Auch hier werden unter dem Begriff Scarabaeus Kafer aus vielen Familien verstanden 10 Bei der Einfuhrung der Binominalen Nomenklatur nennt Linne 1758 als erste Kafergattung Scarabaeus und rechnet dazu 63 Arten die im Wesentlichen die damals bekannten Blatthornkafer und Hirschkafer umfassen namlich die Kafer deren Fuhler Horner in einer gespaltenen beblatterten Keule enden Antennae clavatae capitulo fissili Unter diesen Arten befindet sich mit Scarabaeus sacer auch eine Art der Gattung im heutigen wesentlich enger gefassten Zuschnitt 11 Die Untergattung Ateuchetus wurde 1892 von Bedel aufgestellt Bedel erklart den Namen nicht 12 Nach Schenkling ist er von altgr ateyxhtos ateuchetos fur unbewaffnet unbewehrt abgeleitet und bezieht sich darauf dass auch die Mannchen der Arten dieser Untergattung kein Horn oder Hocker auf dem Kopf tragen 13 Der Kafer wurde auch als Ateuchus variolosus beschrieben 6 Der Gattungsname Ateuchus bedeutet das gleiche wie der Name Ateuchetus der Untergattung 13 Olivier beschreibt unter dem Namen Scarabaeus variolosus die Art Scarabaeus semipunctatus 14 15 16 An verschiedenen Stellen im Internet wird Scarabaeus variolosus MacLeay 1821 als Synonym fur Scarabaeus cicatricosus gefuhrt 17 18 MacLeay liefert 1821 jedoch keine Erstbeschreibung sondern bezieht sich auf die Erstbeschreibung von Scarabaeus variolosus durch Fabricius 19 Ausserdem wurde Scarabaeus cicatricosus erst 1846 von Scarabaeus variolosus getrennt Aus der Beschreibung von MacLeay wird nicht klar ob er S cicatrosus oder S variolosus beschreibt Das bei MacLeay angegebene Verbreitungsgebiet entspricht dem Verbreitungsgebiet von S variolosus das sich jedoch mit dem vom S cicatricosus in Nordafrika uberschneidet Fabricius 1787 kann mit Sudtirol als Patria Angabe nur Scarabaeus variolosus im heutigen Sinn gemeint haben Eigenschaften des Kafers Bearbeiten nbsp nbsp Abb 1 links Vorderansicht rechts Unterseite Abb 2 linke Kopfseite weisse Pfeile auf 1 und2 Fuhlerglied grunePfeilspitze auf obereAugenhalfte blaue auf unteren Augenteil nbsp nbsp Abb 3 Zwei Ausschnittedes Brustschilds oben rechter Seitenrand links entspricht vorn rechts Ausschnitt der Ba sis rechts Hinterrand links davor Reihe klei ner Porenpunkte links davon unregelmassig ver teilt grosse flache Poren punkte nbsp nbsp Abb 4 Klaue rechtes Hinter bein von schrag unten nbsp Abb 5 linke Vorderschiene von unten nbsp Abb 6 Schenkel rechtes Hinterbein rote gepunktete Linie entspricht dem Schenkelhinterrand bei S cicatricosus nbsp Abb 7 Einlenkung der Tarsen am linken Hinterbein rechtsvon aussen unten grun erstes Tarsenglied gelb Enddorn der Schiene blau Insertionsflache links starker vergrossert von hinten auf Insertionsflache hellbrun in der Mitte abgeschnittenes 1 Tarsenglied nbsp Abb 8 Ein Parchen von S variolosus beim Vergraben ei ner Kugel aus Kuhdung Weibchen auf der Kugel Mann chen links unter die Kugel kriechend Der Kafer ist schwarz und massig glanzend Er wird funfzehn bis funfundzwanzig Millimeter lang Der Korper ist breit und relativ flach etwas mehr als 1 5 mal so lang wie breit Der dicht gerunzelte Kopfschild ist vierzahnig der seitlich anschliessende Teil der Wangen stellt auf beiden Seiten je einen weiteren Zahn so dass der Kopf mit sechs nach vorn weisenden Zahnen bewehrt ist Die Stirn ist seitlich gepunktet in der Mitte glatt Die Augen sind vollkommen in eine auf der Kopfunterseite und eine auf der Kopfoberseite liegenden Halfte geteilt Abb 2 Die neungliedrigen Fuhler enden in einer dreiblattrigen kugeligen Keule Der Halsschild ist breiter als lang die Hinterecken abgerundet der Vorderrand hinter dem Kopf seicht ausgeschnitten Der Seitenrand des Halsschilds ist mit spitzen Zahnchen besetzt Abb 3 oben die im dritten und vierten Funftel des Randes besonders kraftig ausgebildet sind Kurz vor dem Rand der Basis des Halsschilds verlauft eine Reihe von Punkten in denen je eine Haarborste entspringt Porenpunkte Abb 3 rechts Diese Punktreihe ist jedoch nicht wie bei Scarabaeus pius durch eine Furche vom Halsschild abgesetzt Der Halsschild und die Flugeldecken sind mit auffallend grossen und sehr flachen Porenpunkten versehen Diese sind bei verschiedenen Exemplaren sehr unterschiedlich haufig auf dem Halsschild unregelmassig verteilt auf den Flugeldecken in Reihen geordnet Durch eine andere Mikrostruktur erscheinen sie matter durch Verschmutzung sind sie oft starker farblich abgesetzt Halsschild und Flugeldecken schliessen dicht aneinander an und verdecken das kleine Schildchen vollig Die Flugeldecken sind sehr fein gestreift die Zwischenraume flach und unregelmassig mit flachen matten grossen Punkten versehen Die Seitenrander der Flugeldecken verlaufen annahernd parallel erst im letzten Viertel sind sie abgerundet Sie enden rechtwinklig aneinander und lassen das Pygidium unbedeckt Vorder und Hinterhuften beruhren sich die Mittelhuften sind voneinander entfernt Abb 1 rechts Die Vorderbeine enden vorn mit einem kurzen Enddorn die Schienen tragen aussen vier kraftige Zahne dazwischen ist der Aussenrand gezahnelt Auch der Innenrand der Vorderschienen ist deutlich gezahnelt Nahe der Basis erlischt die Zahnelung auf dem Innenrand auf dem Aussenrand geht sie in Kerben uber Vordertarsen fehlen Abb 5 Auch die Schienen der ubrigen Beine enden in einem Enddorn Die Hinterschienen verjungen sich nicht wie in der Untergattung Scarabaeus hinter der Einlenkung der Tarsen bis auf die Breite des Enddorns sondern sie sind in Hohe der Einlenkung der Tarsen leicht schrag abgestutzt So entsteht eine viereckige Insertionsflache fur die Tarsen die mit einem Borstenkranz umrahmt ist und an deren inneren unteren Ecke der nach unten innen gekrummte und etwas bewegliche Enddorn entspringt Abb 7 Die Klauen sind nicht wesentlich kurzer als die Endborsten des letzten Tarsengliedes Abb 4 Klauenlange und Einlenkung der Hintertarsen charakterisieren die Untergattung Ateuchus Die Schenkel der Hinterbeine sind nicht auf der Hinterseite wie bei dem ahnlichen Scarabaeus cicatricosus breit flach ausgeschnitten sondern grosstenteils leicht konvex Abb 6 12 20 15 21 22 Biologie BearbeitenScarabaeus variolosus ist tagaktiv nicht dammerungsaktiv Eine Auswertung der Funddaten verschiedener Lander liefert fur die Fundorte Hohen zwischen 180 m und 580 m 23 Die Arten der Gattung Scarabaeus und einiger verwandter Gattungen Gymnopleurus Sisiphus Kheper fertigen aus frischem Dung verschiedener Weidetiere Kugeln Pillen die grosser als der Kafer sind und die vom Kafer vom Ort der Fertigung weggerollt werden Die Kafer werden deswegen Pillendreher oder Pillenwalzer genannt Anschliessend werden die Pillen vergraben Dies verhindert ihre Austrocknung Die ausfuhrlichen Untersuchungen zum Verhalten von sechs europaischen Arten der Gattung Scarabaeus einschliesslich Scarabaeus variolosus zeigen folgende gemeinsame Verhaltensmerkmale Die Kafer pflanzen sich im Fruhjahr fort die fertig entwickelte nachste Generation erscheint im Herbst und uberwintert im Boden Entsprechend findet man die Kafer am haufigsten im Fruhjahr und ausserdem haufiger im Herbst 24 Bei kuhlem Wetter stelzen die Kafer unbeholfen umher bei heissem Wetter sind sie schnell und sehr aktiv Beim Fliegen erzeugen sie einen tiefen Brummton Sie fliegen mit geschlossenen Deckflugeln Frischer Dung wird von herumfliegenden Kafern gerochen und kann viele Kafer anziehen Die Kafer landen in der Nahe der Exkremente laufen darauf zu und beginnen nach einer Qualitatsprufung des Dungs mit der Herstellung einer Pille 25 Herstellung der Pille Bearbeiten Mannchen und Weibchen sind zur Herstellung von Pillen befahigt Man nennt diese Tatigkeit auch Backen Es gibt zwei verschiedene Herstellungsarten Stehen voluminose Dungmassen zur Verfugung etwa ein Kuhfladen so benutzt der Kafer den Kopfschild als Spaten und druckt den unter ihm liegenden Teil mit den Vorderbeinen unter seiner Brust zusammen das vor dem Kopfschild liegende Material schiebt er nach aussen weg Dabei dreht er sich im Kreis wodurch ein Ringgraben entsteht So arbeitet er sich nach unten wobei die unter ihm liegende Masse von einem Kugelabschnitt zu einer Kugel anwachst die mit den Hinterbeinen so geknetet wird dass sie von Anfang an nahezu den endgultigen Radius zeigt Schliesslich trennt er die am tiefsten Teil liegende Restverbindung zur umgebenden Dungmasse ab und hebelt die fertige Kugel nach oben heraus Besteht der zur Verfugung stehende Dung aus kleinen Teilen etwa in Einzelballen zerfallender Schaftsmist so werden zwei Teile zusammengerafft uberstehende Teile mit dem Kopfschild abgestochen der Rest unter der Brust zusammengeknetet gebacken Dieser Vorgang wird so oft wiederholt bis die anfanglich kleine Pille zu einer Kugel der gewunschten Grosse angewachsen ist Die fertige Pille weicht nur dann von der Kugelform ab wenn Teile des verwendeten Dungs bereits so ausgetrocknet sind dass sie sich nicht mehr kneten lassen Abb 8 oder die Konkurrenz so gross ist dass der Kafer seine Arbeit nicht ungestort zu Ende fuhren kann Es werden zwei Sorten von Pillen hergestellt Futterpillen und Brutpillen Die Futterpillen werden vom Kafer selbst gefressen die Brutpillen werden nach dem Eingraben in Brutbirnen umgearbeitet In diesen entwickelt sich jeweils ein Kafer der nachsten Generation Futterpillen und Brutpillen unterscheiden sich anfangs nur insofern als fur Futterpillen ziemlich wahllos jeglicher zur Verfugung stehende Dung von Pflanzenfressern verwendet wird auch der Kot von Menschen wird gerne angenommen Fur Brutpillen wird dagegen Schafskot deutlich bevorzugt 25 Transport der Pillen Bearbeiten Mannchen und Weibchen konnen allein eine Pille transportieren Dabei hat der Kafer den Kopf gesenkt und die Hinterbeine umfassen die Kugel Der Kafer schreitet mit den Vorderbeinen ruckwarts und dabei wird die Dungkugel mit den Hinterbeinen weiter gerollt Bei der Herstellung und dem Transport der Pillen werden gleichgeschlechtliche Kafer und Kafer anderer Arten verjagt wobei auch der Angreifer siegreich aus dem Streit hervorgehen kann Der Streit ist gewohnlich nach wenigen Sekunden entschieden indem der Angreifer vom Kugelbesitzer mit dem Kopfschild ausgehebelt und weggeschleudert wird Wird der Angreifende nicht sofort abgeschreckt dann richten sich die Kontrahenten aneinander auf und versuchen den Gegner auf den Rucken zu werfen Der Sieger druckt mit seinen Vorderbeinen Brust und Vorderbeine des Unterlegenen zusammen Haufig wird wahrend Besitzer und Angreifer heftig streiten die Kugel von einem dritten Kafer gestohlen Ein andersgeschlechtlicher Partner der gleichen Art wird geduldet der Paarzusammenhalt ist jedoch nur durch die Pille gegeben Wenn sich ein solches zufalliges Paar gebildet hat tritt beim Transport der Kugel sofort eine Rollenteilung ein das Mannchen rollt ruckwarts gehend mit den Hinterbeinen die Pille weiter das Weibchen folgt vorwarts kriechend in einem Abstand von etwa zwei Zentimetern Nahert sich ein anderes Weibchen dann lasst sich das Mannchen nicht storen die Weibchen kampfen miteinander und die Siegerin eilt dann der Kugel nach die das Mannchen inzwischen weiter befordert hat Nahert sich dagegen ein Mannchen dem Paar dann kampfen die Mannchen um den Besitz der Kugel und das Weibchen akzeptiert den Sieger als Transporteur der Kugel Nur wenn der Kampf der Mannchen zu lange dauert bricht beim Weibchen der Rollinstinkt durch und es transportiert die Dungkugel allein weiter Auch wenn das Mannchen durch Hindernisse am Weitertransport gehindert wird kann das Weibchen an die Kugel herankommen und sie vielleicht besteigen Sobald das Mannchen jedoch einen Weg gefunden hat die Pille weiterzuschieben nimmt er keine Rucksicht auf das Weibchen stosst es moglicherweise von der Kugel oder rollt es einfach mit der Kugel weg Wird ein Kafer durch Hindernisse auf dem Weg am Rollen gehindert besteigt er die Kugel um sich zu orientieren die folgenden Transportversuche sind aber nicht gezielt zweckmassig sondern erfolgen nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum Der Transport und der Versuch Hindernisse zu uberwinden kann Stunden dauern 25 Vergraben der Pillen Bearbeiten Es konnte nicht beobachtet werden dass eine fur das Vergraben besonders gunstige Stelle gewahlt wird Haufig wird irgendeine Stelle vor einem Hindernis gewahlt das sich bei mehreren Versuchen fur den Kafer als unuberwindbar erweist Sowohl Mannchen als auch Weibchen konnen eine Dungkugel allein vergraben Bei Paaren bestimmt das Mannchen wo die Kugel vergraben wird und ubernimmt die Hauptlast der Arbeit das Weibchen verharrt weitgehend passiv Abb 8 Arbeitet das Mannchen zu langsam kann sich das Weibchen auch mit der Kugel davonstehlen Es gibt zwei Methoden des Eingrabens die beide vom gleichen Individuum angewendet werden konnen Beim ersten Verfahren kriecht der Kafer unter die Kugel und unterhohlt sie indem er auf allen Seiten der Kugel ausgegrabenes Material hochschiebt Dadurch sinkt die Kugel ins Erdreich Uber ihr sturzt das hochgeschobene Material wieder zusammen Weiteres hochgedrucktes Material bildet zunehmend einen rundlichen flachen Hugel Beim zweiten Verfahren grabt der Kafer in kurzer Entfernung von der Kotkugel einen Gang ins Erdreich Das ausgegrabene Material wird in einer Richtung weggeschoben es entsteht eine durch zwei Seitenwalle begrenzte Furche Ist der Gang genugend gross kommt der Kafer ohne Aushubmaterial heraus und befordert die Kugel in die Hohle Dies kann auf verschiedene Weise bewerkstelligt werden Liegt die Kugel in Reichweite dann packt der Kafer sie mit den Vorderbeinen und zieht sie in die Hohle Ist sie weiter weg dann transportiert er sie wie schon geschildert ruckwarts in den Hohleneingang Jetzt druckt er die Kugel mit dem Kopf in den Gang oder er arbeitet sich an ihr vorbei und zieht sie von innen in den gegrabenen Gang Auch bei diesem Verfahren wird der Gang anschliessend weiter in die Tiefe getrieben und der Auswurf hauft sich um den ehemaligen Eingang Die ungleiche Lagerung des Aushubs bezeugt jedoch auch nach Verschwinden von Kafer und Pille nach welchem Verfahren die Dungkugel vergraben wurde 25 Umgestaltung von der Brutpille zur Brutbirne Bearbeiten Futterpillen werden vom Kafer Mannchen oder Weibchen oder beiden gemeinsam nach dem Vergraben meist von unten her aufgefressen Brutpillen werden nur von Weibchen hergestellt transportiert und durchschnittlich tiefer als die Futterpillen vergraben Danach werden sie zu Brutbirnen umgestaltet Dabei sind vier auffallige Anderungen festzustellen Aus der Kugelform wird eine Birnenform der kaum kleineren Kugel ist auf dem hochsten Punkt ein kleiner zuckerhutformiger Hugel aufgesetzt der innen in Form eines Pyramidenstumpfes ausgehohlt ist Eikammer Samtlicher Schmutz der durch den Transport an der Oberflache der Kugel hangen blieb ist entfernt Die Konsistenz der Brutbirne ist deutlich feiner und elastischer als die der Brutpille Die Brutbirne riecht nicht mehr nach Dung Diese Umgestaltung bewirkt das Weibchen indem es die Brutbirne in kleine Teilchen zerpfluckt diese weiter zernagt mit Sekreten durchdrangt und dann wieder neu zusammenbackt Vermutlich werden dabei auch Keime abgetotet jedenfalls findet man keine verschimmelten Brutbirnen Nichts wird jedoch vom Kafer als Nahrung fur sich selbst abgezweigt Die neue Kugel wird in konzentrischen Schichten aufgebaut Die Eikammer wird am hochsten Punkt der Kugel angebacken Die Brutbirne liegt in einer geraumigen Hohle die etwa die Form der Birne hat und in der sich das Weibchen neben der Birne bewegen kann Ein Weibchen stellt gewohnlich weniger als sechs Brutbirnen her Zur Herstellung einer Brutbirne aus einer Brutpille benotigt es etwa 12 Stunden 25 Abhangigkeit von der Geschlechtsreife Bearbeiten Untersuchungen an weiteren Pillendreherarten zeigen dass das Verhalten von dem Reifegrad der Gonaden der Kafer mitbestimmt wird So nimmt etwa die Aggressivitat bei Mannchen bei Erreichen der Geschlechtsreife zu 26 Auch die Rollenverteilung der Geschlechter bei Fertigung Transport und Vergraben der Pillen wird durch den Reifegrad der Gonaden beeinflusst Das Rollen und Vergraben von Pillen durch solistische Mannchen dient unabhangig vom Reifegrad dazu dass die Pille nach dem Vergraben vollstandig und nahezu ununterbrochen uber mehrere Tage hin vom Mannchen gefressen wird Die verdaute Nahrung wird dabei ebenfalls nahezu ununterbrochen als zusammenhangender Kotfaden ausgeschieden dessen Lange ein Zigfaches der Korperlange erreicht Lediglich der von aussen hereindringende Duft von frischem Dung kann das Mannchen dazu bewegen das Mahl abzubrechen und sich nach oben zu graben um eine neue Dungpille zu fertigen Das Rollen und Vergraben von Pillen durch solistische Weibchen vor Erreichen der Geschlechtsreife dient ebenfalls der Ernahrung des Kafers Es entspricht dem Reifefrass Das Rollen und Vergraben von Pillen durch solistische Weibchen nach Erreichen der Geschlechtsreife dient zur Herstellung von Brutbirnen Das Rollen und Vergraben von Pillen durch ein Parchen wird als Brautgabe engl prenuptial offering interpretiert Beide Kafer verzehren einen kleinen Teil der Pille Dann erfolgt die Begattung Das Mannchen grabt sich danach wieder an die Erdoberflache und uberlasst den Hauptteil der Pille dem Weibchen als Nahrung Ob das Weibchen von verschiedenen Mannchen begattet wird oder alle Nachkommen von einer Begattung hervorgehen hangt moglicherweise vom Futterangebot ab 27 Entwicklung Bearbeiten Das Weibchen klebt an der Spitze der Hohlung der Eikammer ein einzelnes Ei an Daneben wird senkrecht nach oben aus lose geschichteten Sandkornern und Dungteilchen ein Kamin zur Beluftung angelegt Danach verlasst das Weibchen fur immer die Hohle in der die Brutbirne liegt Wenn nach kurzer Zeit die Junglarve aus dem Ei schlupft frisst sie sich in den Birnenhals Nach der ersten Hautung frisst sich die Larve zuerst nach unten anschliessend hohlt sie die gesamte Brutbirne aus Die Wand der Hohlung wird von der Larve dauernd geglattet indem sie ihren Kot mit einem Sekret gleichmassig an der Wand verschmiert Sie frisst also bei der Erweiterung der Hohlung neben neuem Material auch wieder vom eigenen Kot Ausserdem verbessert sie die Verwertbarkeit ihrer Kost durch extraintestinale Verdauung indem sie regelmassig Verdauungssafte erbricht Wenn bei der Vergrosserung der Hohlung die Wand der Brutpille verletzt wird wird das Loch von der Larve umgehend mit dem eigenen Kot und einem klebrigen Sekret verschlossen Die Verpuppung erfolgt nach etwa einem Monat Wahrend der Puppenruhe liegt das Insekt in Ruckenlage auf dem Boden der auf eine dunne Wand reduzierten Brutbirne Nach etwa weiteren funf Wochen schlupft der Jungkafer Dieser ist nach einer weiteren Woche ausgefarbt und durchbricht dann die Brutbirne Im Spatsommer grabt er sich an die Erdoberflache 25 Larve Bearbeiten nbsp Abb 9 Larve von Scarabaeus sacer 28 Der Bau der Larve ist extrem an ihre Lebensweise angepasst Abb 9 Die Larve ist blind die Funktion der Beine ist nicht mehr die Fortbewegung und die Korperform ist stark abgewandelt Die Vorderbeine sind zu den Mundteilen hin gerichtet Sie dienen der Zufuhrung von Nahrungsstucken zu den Mundwerkzeugen Mittel und Hinterbeine sind ebenfalls nach vorn ausgerichtet Sie dienen zum Abstutzen gegen die Wandung der kugelformigen Hohle in der die Larve lebt Bewegungen innerhalb der Hohle sind darauf beschrankt dass der Korper in alle Richtungen gedreht werden kann Diese Bewegungen werden durch peristaltische Vergrosserung oder Verkleinerung des grossen Buckels und eines stempelahnlich endenden Hinterleibs bewirkt Letzterer dient ahnlich einem Nachschieber als Hilfsfuss Der Buckel beherbergt eine grosse sackartige Ausstulpung des Mitteldarms 25 Verbreitung BearbeitenInnerhalb Europas kommt der Kafer im Suden aber nicht im Sudwesten vor Sein Vorkommen in Sudfrankreich ist zweifelhaft Die Art ist aus Sardinien Italien mit Sizilien und Malta gemeldet Auf dem Balkan verlauft die nordliche Verbreitungsgrenze durch Slowenien Kroatien Serbien Bulgarien und die Europaische Turkei Nach Osten erreicht das Verbreitungsgebiet die Asiatische Turkei Sudlich des Mittelmeers ist der Kafer aus Algerien Marokko und Tunesien bekannt 1 29 Der Kafer als Tiergott BearbeitenDie alten Agypter verehrten den Scarabaus als Tiergott Symbol des Sonnengottes der die Sonnenscheibe uber das Firmament schiebt und mit dieser am Abend in die Unterwelt versinkt um dann wieder unverandert aus der Erde neu zu entstehen 25 Aus Abbildungen Skulpturen und Grabbeigaben geht hervor dass die Agypter dabei den Kafer bereits in seinen verschiedenen Arten wahrnahmen Der Prophet Ezechiel Hesekiel des Alten Testaments berichtet von seiner Vision von vier vierflugeligen Cherubim etymologisch verwandt mit dem agyptischen Wort fur Kafer die am ganzen Leib voller Augen waren und den gottlichen Thron bewegten Dabei wird auch das Fluggerausch das Wegklappen von zwei der vier Flugel und die freie Beweglichkeit in alle Richtungen ausgefuhrt 30 Es wird angenommen dass diese Vision im Zusammenhang mit der Verehrung des Sonnengottes in Gestalt des Scarabaeus variolosus steht dessen Oberseite ebenfalls ganz mit Augen bedeckt ist 7 31 Einzelnachweise Bearbeiten a b Scarabaeus variolosus bei Fauna Europaea abgerufen am 22 Feb 2020 Joh Christ Fabricius Mantissa insectorum Band 1 Hafnia Kopenhagen 1787 S 16 Nr 161 Scarabaeus variolosus P H Lucas Histoire naturelle des animaux articules deuxieme partie insectes in Exploration scientifique de L Algerie pendant les annees 1840 1841 1842 Sciences Physiques Zoologie Paris 1849 S 249 Nr 660 Ateuchus cicatricosus Jacob Sturm Abbildungen zu Carl Illiger s Uebersetzung von Olivier s Entomologie oder Naturgeschichte der Insekten Nurnberg 1802 S 94 Blatternarbiger Pillenkafer Georg Wolfgang Franz Panzer Fauna insectorum Germanicae initia oder Deutschlands Insekten ab 1796 Volumen 12 Heft 67 Nr 7 der pokenhafte Dungkafer a b Brehms Tierleben Insekten 3 Auflage Wien Leipzig 1892 S 86 Abbildung a b Bernhard Klausnitzer Wunderwelt der Kafer Herder Freiburg 1981 ISBN 3 451 19630 1 S 11 Plinius der Altere Naturalis historia 11 Buch uber die Insekten Kap 34 1 Satz englische Ubersetzung Lateinische Ausgabe 1 2 Vorlage Toter Link www hs augsburg de 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durchpaginiert bei der 3 Gattung Scarabaeus S 151 Nr 184 Scarabaeus variolosus dazugehorige Abbildung Tafel 8 Fig 60 a b W F Erichson Naturgeschichte der Insecten Deutschlands 1 Abtheilung Coleoptera 3 Band 5 Lieferung Berlin 1847 als Ateuchus mit Schlussel A B3 S 749 Ateuchus variolosus S 753 Scarabus variolosus Olivier Synonym Scarabaeus cicatricosus mit Synonym variolosus MacLeay 1821 bei Fauna Europaea abgerufen am 21 Marz 2020 variolosus MacLeay 1821 Synonym cicatricosus bei Iberfauna abgerufen am 21 Marz 2020 W S MacLeay Horae Entomologicae or Essays of the annulose animals Teil 2 London 1821 S 503 Nr 18 Scarabaeus variolosus Jaques Baraud Faune de France Coleopteres Scarabaeoidea d Europe Paris 1992 Bruno Pittioni Die Arten der Unterfamilie Coprinae Scarabaeidae Coleoptera in der Sammlung des Kgl Naturh Museums in Sofia In Mitteilungen aus den Konigl Naturwissenschaftlichen Instituten in Sofia Bulgarien Band XIII Sofia 1940 S 216 Schlussel Louis Baguena Corella Scarabaeoidea de la fauna ibero balear y pyrenaica Madrid 1967 S 40 ff Jorge Lobo Borislav Gueorguiev Evgeni Chehlarov The species of Scarabaeus Linnaeus Coleoptera Scarabaeidea in Bulgaria and adjacent regions Faunal review and potential distribution in Entomological Fennica 21 4 S 202 220 Februar 2011 S 206 Haufigkeitskurve von Sichtungen von Scarabaeus variolosus bei iNaturalist a b c d e f g h Hanns von Lengerken Der Pillendreher Scarabaeus Leipzig Wittenberg Lutherstadt 1951 Nachdruck ISBN 3 89432 529 1 Mario E Favila Maribel Ortiz Dominguez Ivette Chamorro Florescano Vieyle Cortez Gallardo Comunication cimica y comportamiento reproductor de las escarabajos rodadores de estiercol Scarabaeinae Scarabaeini Aspectos ecologicos y evolutivos y sus posibles aplicationes 1 Gonzalo Halffter Violeta Halffter Mario E Favila Food relocation and the nesting behavior inScarabaeusandKheper Coleoptera Scarabaeinae Acta Zoologica mexicana n s 27 2 S 305 324 2011 ISSN 0065 1737 2 J H Fabre Souvenirs entomologiques Etudes sur l instinct et les moers d insectes 5 Serie Paris 1916 S 66 Larve von Scarabaeus sacer Ivan Lobl Daniel Lobl Hrsg Catalogue of Palaearctic Coleoptera Vol 3 Scarabaeoidea Scirtoidea Dascilloidea Buprestoidea and Byrrhoidea Revised and updated edition Leiden 2016 ISBN 978 90 04 30913 5 Hardbook ISBN 978 90 04 30914 2 E Book Verbreitungsgebiet S variolosus S 205 in der Google Buchsuche Verbreitungsgebiet S cacatricosus S 204 Lutherbibel Hesekiel insbesondere Kap 1 Vers 6 und Kap 10 Vers 12 Charles L Hogue Commentaries in Cultural Entomology 3 An entomological explanation of Ezekiel s wheels in Entomological News Vol 94 Nr 3 New Jersey USA 1983 S 74Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Scarabaeus variolosus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Video zu einem Kafer mit Pille bei YouTube Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scarabaeus variolosus amp oldid 244671792