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Samuel Gringauz spater auch Greengous geboren 11 Februar 1900 in Tilsit Ostpreussen gestorben 14 August 1975 in Los Angeles 1 war ein deutsch litauisch US amerikanischer Okonom und in der unmittelbaren Nachkriegszeit gewahlter Vertreter der judischen Displaced Persons in der Amerikanischen Besatzungszone in Deutschland General Joseph T McNarney und Samuel Gringauz 1946 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSamuel Gringauz studierte Philosophie Jura und Nationalokonomie in Deutschland Frankreich Italien und Russland 2 und wurde 1928 an der Universitat Bern mit einer Dissertation uber den Okonomen Michail Tugan Baranowski promoviert Bis 1939 arbeitete er als Jurist in Memel Klaipeda welches 1923 mit dem Memelland von Litauen okkupiert worden war 2 Nach dem deutschen Vormarsch in die Sowjetunion 1941 wurde er als Jude im Zwangsghetto Kaunas inhaftiert Bei der Auflosung des Ghettos wurde er 1944 in einer grosseren Gruppe in das Konzentrationslager Dachau deportiert und leistete Zwangsarbeit in einem der Lager des KZ Aussenlagerkomplexes Kaufering in Kaufering 3 Nach der Befreiung des Konzentrationslagers wurde Gringauz in der judischen Selbsthilfe aktiv die sich um die vitalen Interessen der judischen Displaced Persons kummerte Im DP Lager Landsberg wurde im Oktober 1945 von der Besatzungsmacht die Wahl einer Lagervertretung angesetzt bei der die von Gringauz gefuhrte Gruppierung Ichud starkste Kraft wurde und er wurde zum Vorsitzenden der siebenkopfigen Lagervertretung gewahlt 4 Das Lager hatte zeitweise 5000 Bewohner wegen des Zustroms wurde dann eine Dependance in Fohrenwald eingerichtet 5 Als Jurist ubernahm er die Strafverteidigung der Anfuhrer des Landsberger Lager Aufstandes von 1946 Im DP Lager Landsberg wurde ab dem 8 Oktober 1945 in jiddischer Sprache die Landsberger Lager Cajtung herausgegeben die ein Jahr spater in Jidisze Cajtung 6 umbenannt wurde und in Hochstzeiten eine Auflage von 15 000 Exemplaren erreichte 7 Redakteur wurde zunachst Rudolf Valsonok der allerdings bald an den Nachwirkungen seiner KZ Haft starb so dass Baruch Hermannowicz und Gringauz die Redaktion der Lager Cajtung ubernahmen 2 Die Vertreter der judischen Lagerinsassen der verschiedenen DP Lager in der amerikanischen Zone kamen erstmals am 1 Juli 1945 im DP Lager in Feldafing zusammen 8 Dabei wurde das Zentralkomitee der befreiten Juden in Bayern gegrundet das die Interessen gegenuber der Besatzungsverwaltung vertreten sollte Zwar zogerte sich die Anerkennung durch die US Army hinaus es wurden aber am 11 Juli 1945 provisorische Buroraume im Deutschen Museum in Munchen bezogen Als Prasident des Zentralkomitees der befreiten Juden in der US Zone wurde im Januar 1946 der Arzt Zalman Grinberg gewahlt als dessen Nachfolger Dawid Treger Gringauz wurde in der fur das Tagesgeschaft wichtigeren Funktion zum Vorsitzenden des Rates beim Zentralkomitee 9 Gringauz war Teilnehmer auf dem Ersten Kongress der befreiten Juden in der US Zone am 27 Januar 1946 im Munchener Rathaus 10 Gringauz gelang es dass die Amerikanische Besatzungsmacht das Zentralkomitee im September 1946 als Verhandlungspartner formell anerkannte 11 Damit war das Zentralkomitee die einzige offiziell anerkannte Interessenvertretung unter den unterschiedlichen Fluchtlingsgruppen in der Amerikanischen Besatzungszone 12 Gringauz emigrierte im Jahr 1948 in die USA und arbeitete in New York bei der Jewish Restitution Successor Organization und deren Nachfolgerin Jewish Claims Conference 2 Er betreute als Sachbearbeiter gemeinsam mit Hans Erich Fabian dem fruheren Vorsitzenden der Judischen Gemeinde zu Berlin mehrere Tausend Falle in der Entschadigungs und Ruckerstattungsabteilung der United Restitution Organization URO beim Dachverband American Federation of Jews from Central Europe 13 Er publizierte in der Zeitschrift Jewish Social Studies mehrere Aufsatze uber die soziologische Struktur der Schtetl und der Zwangsghettos in der Zeit der deutschen Besetzung 14 Gringauz ausserte sich kritisch uber die zeitgenossische Erinnerungsliteratur die er als judeocentric lococentric und egocentric sah most of the memoirs and reports are full of preposterous verbosity graphomanic exaggeration dramatic effects overestimated self inflation dilettante philosophizing would be lyricism unchecked rumors bias partisan attacks and apologies 15 Andererseits wurden Gringauz soziologische Studien aus dem Jahr 1950 sechzig Jahre spater von Christoph Dieckmann Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941 1944 als historische Quellen zitiert Schriften Auswahl BearbeitenM J Tugan Baranowsky und seine Stellung in der theoretischen Nationalokonomie Kaunas Deutsche Buchhandlung 1928 Riga Salamandra 1928 Bern Univ Jurist Fak Diss ca 1928 Allied victory and Jewish people speech made on the solemn victory meeting of the former Jewish political prisonners in Landsberg Caserne on 24 August 1945 Landsberg am Lech Landsberger Verlagsanstalt M Neumeyer 1945 Nachweis bei Leo Baeck Institute Die Zukunft der judischen Kultur In Judische Rundschau Mai Juni 1946 22 24 Uber die Aufgabe der europaischen Judenreste In Judische Rundschau Juli 1946 S 5 7 ORT Geschichte Programm Leistung In Judische Rundschau Juni 1947 Jewish Destiny as the DP s See It In Commentary 4 Dezember 1947 Chancen des neuen deutschen Antisemitismus Die Stellungnahme Kurt Schumachers und der Standpunkt der befreiten Juden in Deutschland In Aufbau 31 Oktober 1947 S 3 Our New German Policy and the DP s Why Immediate Resettlement is Imperative In Commentary 5 1948 S 508 514 Churbn Kovne In Fun letstn Churbn Heft 7 1948 S 6 29 Heft 8 S 27 38 Die Zerstorung Kownos jiddisch The Ghetto as an Experiment of Jewish Social Organization In Jewish Social Studies 1949 S 3 20 Some Methodological Problems in the Study of the Ghetto In Jewish Social Studies 1950 S 65 72 On the Horizon Anti Semitism in Socialism In Commentary 4 1950 Jewish National Autonomy in Lithuania 1918 1925 In Jewish Social Studies 1952 S 225 246NachdruckeThe Jewish National Autonomy in Lithuania Latvia and Estonia In Gregor Aronson Jacob Frumkin Alexis Goldenweiser Joseph Lewitan Russian Jewry 1917 1967 New York Yoseloff 1969 ISBN 9780498069567 S 58 71 The Death of Jewish Kaunas Kovno In Gregor Aronson Jacob Frumkin Alexis Goldenweiser Joseph Lewitan Hrsg Russian Jewry 1917 1967 New York Yoseloff 1969 ISBN 9780498069567 S 157 170 Jewish Pogroms in the Ukraine and Byelorussia 1918 1920 In Gregor Aronson Jacob Frumkin Alexis Goldenweiser Joseph Lewitan Hrsg Russian Jewry 1917 1967 New York Yoseloff 1969 ISBN 9780498069567 Das Jahr der grossen Enttauschungen 5706 in der Geschichte des judischen Volkes In Babylon 1989 5 S 73 81 ISBN 978 3 8015 0231 7 Jewish Destiny as the DP s See It The Ideology of the Surviving Remnant In Ian S Lustick Hrsg Triumph and catastrophe the war of 1948 Israel independence and the refugee problem New York Garland 1994 ISBN 0 8153 1582 1Literatur BearbeitenAbraham J Edelheit Hershel Edelheit History of the Holocaust a handbook and dictionary Boulder Westview Press 1994 ISBN 0 8133 1411 9 Gringauz S 221 Angelika Konigseder Juliane Wetzel Lebensmut im Wartesaal Die judischen DPs Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 596 10761 X Angelika Eder Fluchtige Heimat judische displaced persons in Landsberg am Lech 1945 bis 1950 Munchen Uni Dr 1998 ISBN 978 3 87821 307 9 Hamburg Univ Diss 1996 Angelika Eder Judische Displaced Persons im deutschen Alltag Eine Regionalstudie 1945 bis 1950 In Fritz Bauer Institut Hrsg Uberlebt und unterwegs Judische Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland Jahrbuch 1997 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust Frankfurt Campus Verlag 1997 S 163 187 Auszug Abraham Peck Manfred Deiler Zwischen Verzweiflung und Wiedergeburt in Landsberg im 20 Jahrhundert Themenhefte zur Landsberger Zeitgeschichte Heft 6 Landsberg 1945 1950 Der judische Neubeginn nach der Shoa Vom DP Lager Landsberg ging die Zukunft aus 1996 ISBN 3 9803775 5 5 Abraham Peck Unsere Augen haben die Ewigkeit gesehen Erinnerung und Identitat der She erith Hapletah Vortrag Munchen 1995 Ubersetzung Irmgard Holscher in Fritz Bauer Institut Hrsg Uberlebt und unterwegs Judische Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland Jahrbuch 1997 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust Frankfurt Campus Verlag 1997 S 27 49 Zeev W Mankowitz Life between memory and hope the survivors of the Holocaust in occupied Germany New York Cambridge University Press 2002 ISBN 0 521 81105 8 16 Kapitel 8 Two voices from Landsberg Rudolf Valsonok and Samuel Gringauz S 161 191 Anna Holian Between national socialism and Soviet communism displaced persons in postwar Germany Ann Arbor Mich Univ of Michigan Press 2011 ISBN 978 0 472 11780 2 Christoph Dieckmann Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941 1944 Gottingen Wallstein 2011 Andrea Sinn Judische Politik und Presse in der fruhen Bundesrepublik Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 2014 ISBN 978 3 525 57031 9 zugl Munchen Univ Diss 2012 S Knopp Die Darstellung der Verfolgung in der Landsberger Lager Cajtung Diplomarbeit Universitat Wien 2012 PDF Atina Grossmann Munchen In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 4 Ly Po Metzler Stuttgart Weimar 2013 ISBN 978 3 476 02504 3 S 258 264 Artikel uber die DP Lager Hans Peter Fording Heinz Verfurth Als die Juden nach Deutschland flohen Ein vergessenes Kapitel der Nachkriegsgeschichte Koln Kiepenheuer amp Witsch 2017 ISBN 9783462048667Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Samuel Gringauz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Quelle fur den englischen Nachnamen und die Lebensdaten Sterbeindex Kalifornien SSN 080 26 7278 Arolsen Archives Digital Archive Lists of Persecutees 2 1 1 1 Reference Code 02010101 oS Stiftung USC Shoah Interviews mit judischen Holocaust Uberlebenden Interview mit Alex Gringauz Als Todesjahr wird in anderen Quellen auch 1972 genannt als Geburtsort auch Kedainiai in anderen Quellen nur als Heimatort angegeben a b c d S Knopp Die Darstellung der Verfolgung in der Landsberger Lager Cajtung 2012 Andrea Sinn Judische Politik und Presse 2014 S 38f Angelika Konigseder Juliane Wetzel Lebensmut im Wartesaal 1994 S 41 S 127 Angelika Konigseder Juliane Wetzel Lebensmut im Wartesaal 1994 S 256f Die Transkription der jiddischen Namen ist in der Literatur uneinheitlich Angelika Konigseder Juliane Wetzel Lebensmut im Wartesaal 1994 S 127 Andrea Sinn Judische Politik und Presse 2014 S 38f Angelika Konigseder Juliane Wetzel Lebensmut im Wartesaal 1994 S 85 S 127 Foto Grosberg Abraham Klausner Samuel Gringauz Isaac Ratner Dawid Treger Zalman Grinberg David Ben Gurion Josef Leibowitz Israel Jochelson und Marian Puczyc Bei Angelika Konigseder Juliane Wetzel Lebensmut im Wartesaal 1994 S 84 Andrea Sinn Judische Politik und Presse 2014 S 39 Anna Holian Between national socialism and Soviet communism 2011 S 195f Kurt R Grossmann New Yorks soziale Einrichtungen IV Bienenhaus 1674 Broadway In Aufbau Band 17 Nr 31 3 August 1951 S 10 Birgitt Wagner Judische Gesellschaft im Mittelpunkt Ghetto und Judenrat als Themen der fruhen englischsprachigen Holocaustforschung Soziologie des Ghettos in PaRDeS Zeitschrift der Vereinigung fur Judische Studien Potsdam Universitatsverlag Heft 17 2011 ISSN 1614 6492 S 53 70 Samuel Gringauz Some Methodological Problems in the Study of the Ghetto 1950 S 65 der Artikel folgt in dem Heft unmittelbar auf einen Aufsatz von Hannah Arendt Siehe auch Gary Weissman Fantasies of witnessing postwar efforts to experience the Holocaust Ithaca Cornell Univ Press 2004 ISBN 0 8014 4253 2 S 50 Zu Mankowitz siehe Gideon Shimoni Ze ev Mankowitz In Memoriam Yad Vashem Studies Vol 43 1 2015 bei YadvashemNormdaten Person GND 120026102X lobid OGND AKS VIAF 211502353 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gringauz SamuelALTERNATIVNAMEN Greengous SamuelKURZBESCHREIBUNG deutsch litauisch US amerikanischer OkonomGEBURTSDATUM 11 Februar 1900GEBURTSORT Tilsit Ostpreussen STERBEDATUM 14 August 1975STERBEORT Los Angeles Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Samuel Gringauz amp oldid 237633426