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Sabagura auch Saba Gura Sabaqura war eine im 6 Jahrhundert n Chr gegrundete befestigte Stadt in Unternubien im Suden Agyptens Die Ruinen von zwei Kirchen und sonstigen Gebauden aus christlicher Zeit sind in den 1960er Jahren vollstandig im angestauten Nassersee untergegangen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Stadtbild 3 1 Stadtmauer 3 2 Sudkirche 3 3 Nordkirche 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenSabagura lag am rechten ostlichen Ufer des Nil etwa 100 Kilometer Luftlinie sudlich von Assuan und 20 Kilometer nordlich von der Einmundung des Wadi Allaqi in das Niltal Durch dieses Wadi verlief eine alte Karawanenroute nach Osten in Richtung Rotes Meer Die meisten antiken Orte befanden sich auf der westlichen Seite des Flusses Direkt gegenuber von Sabagura lag Gerf Hussein und wenige Kilometer flussabwarts Dendur Forschungsgeschichte BearbeitenIn den Jahren 1907 bis 1911 wurden an zahlreichen unternubischen Orten darunter auch in Sabagura von der Harvard University und vom Museum of Fine Arts Boston gesponserte Surveys durchgefuhrt Weitere Untersuchungen die vom italienischen Aussenministerium unterstutzt wurden veranlasste 1928 bis 1934 die agyptische Altertumsbehorde Der Leiter fur die Arbeiten in Sabagura war Ugo Monneret de Villard Die umfanglichsten Grabungen fuhrte 1960 ein von Arturo Stenico geleitetes Team der Universitat Mailand durch Dies geschah unter der Tragerschaft der Egypt Exploration Society im Rahmen der UNESCO Rettungsaktion kurz vor der Uberflutung durch den Nassersee Ein Jahr zuvor hatten sie Iḫmindi ausgegraben eine ahnliche befestigte Stadt die 40 Kilometer sudlich auf der westlichen Seite des Nil lag Friedrich Wilhelm Deichmann und Peter Grossmann vom Deutschen Archaologischen Institut besuchten den Ort Anfang 1964 auf einer kurzen Reise Stadtbild BearbeitenDie Stadtmauer bildete ein langgestrecktes Rechteck das sich von der unmittelbar am Nil befindlichen kurzen Seite im rechten Winkel nach Osten einen Hugel hinaufzog Die knapp 40 Meter hoher gelegene Ostseite war mit 40 Meter etwas schmaler als die 68 Meter messende Stadtmauer am Fluss Ihre Lange betrug knapp 150 Meter 1 7900 Quadratmeter betrug die Stadtflache innerhalb der Ummauerung die gesamte Stadt erstreckte sich uber 23 600 Quadratmeter am Nil entlang Die fruhesten Gebaude im Innern stammen aus der zweiten Halfte des 6 Jahrhunderts Die Stadt besass zwei Zugange die sich in der Mitte der beiden Langsseiten gegenuberlagen Zwischen ihnen durchquerte die relativ schmale stellenweise nur 1 5 bis 2 Meter breite Hauptstrasse auf gerader Linie in nord sudlicher Richtung und parallel zum Hang die Wohngebiete Hinzu kam ein in Nubien typisches Ringsystem mit einer ausseren Strasse die in gleichbleibendem Abstand entlang der Aussenmauern fuhrte Am Verlauf der nach Osten steil hinauffuhrenden Ringstrassen wurde keine Bearbeitung des Untergrundes festgestellt vermutlich wurden Untiefen im Felsboden mit Erde aufgefullt Die Bebauung war sehr dicht die gesamte Struktur dorflich Die Wohnhauser waren uberwiegend klein und bestanden aus zwei bis drei von nubischen Tonnengewolben uberdeckten Raumen In einem quadratischen Raum befand sich eine Treppe in das haufig vorhandene Obergeschoss Entlang der Umfassungsmauern lehnten sich die Wohngebaude mit ihren Tonnengewolben quer nach innen ragend an Nubische Gebauden bestanden entweder ganz aus Lehmziegeln zu deren Herstellung Nilschlamm luftgetrocknet wurde oder waren in den unteren Wandbereichen aus Bruchsteinen gemauert und mit Lehm verputzt Im Innenbereich konnten die italienischen Ausgraber keine Reste von Kirchengebauden feststellen es durfte Kirchen bereits in der Anfangszeit gegeben haben die spater uberbaut wurden Zwei Kirchenruinen hatten sich im ausseren Stadtgebiet erhalten 2 Stadtmauer Bearbeiten An den Langsseiten der Umfassungsmauer gab es in unregelmassigen Abstanden zwischen 25 und 45 Meter Pfeilschussweite rechteckige Turmvorbauten und an den vier Ecken Rundturme Die oberen beiden Rundturme hatten sich zusammen mit dem Grossteil der einst mehrere Meter hohen Bruchsteinmauern erhalten ahnliche Turme am Fluss durfen vermutet werden Die Oberkante war breit genug fur einen Wehrgang Die bereits in kuschitischer Zeit erbaute Stadtmauer von Faras war ebenso wie die Mauern aus spaterer christlicher Zeit von Kalabscha Iḫmindi und Sabagura an der Aussenseite leicht schrag Nur in Sabagura besass die Stadtmauer zusatzlich strebeartige Verstarkungen Die Zugange waren durch gewinkelte Torvorbauten geschutzt und wurden von der Flussseite betreten Die Wegfuhrung war somit bei den beiden Toren gegenlaufig An der Nordseite trat der Ankommling in einer Rechtswendung durch das Tor was dem antiken Prinzip entspricht dass der seinen Schild in der Linken haltende Angreifer mit der ungeschutzten rechten Seite vordringen muss Entsprechend waren auch die beiden Stadttore von Faras angelegt An der Sudseite galt offensichtlich der schnellere Weg in Richtung Fluss als das wichtigere Kriterium Ob die Torbauten einst oben mit einem Gewolbe geschlossen waren ist unklar Fur die Verteidigung ware das eher ein Nachteil gewesen Gewinkelte Toreingange gab es in Nubien seit der Zeit der X Gruppe ab dem 4 Jahrhundert Vorlaufer der christlichen Reiche im Nahen Osten sind sie an Festungsbauten unbekannt in anderen Regionen Nordafrikas sind sie selten Die ungunstige steile Hanglage des Ortes bezeichnete Arturo Stenico quasi als Fehlplanung am grunen Tisch Ihr strategischer Vorteil bestand aber darin dass ohne die Besetzung des Hugels Feinde die Moglichkeit gehabt hatten die Stadt von oben zu beschiessen Eine ahnlich geplante Stadtanlage hat Halabiya am Euphrat Die dort unter dem byzantinischen Kaiser Justinian im 6 Jahrhundert ausgebaute befestigte Stadt endet mit der Spitze eines Dreiecks auf einer Hugelkuppe In Nubien gab es mit dem wenig sudlich gelegenen Ort Dilager eine weitere derartige Siedlung Die Stadtbefestigung diente vermutlich dem Schutz der lokalen Bevolkerung vor Nomadenuberfallen und weniger zur Sicherung der Handelsroute durch das Wadi Allaqi weil der Ort zu weit vom Ausgangspunkt des Wadis entfernt lag 3 Sudkirche Bearbeiten Die ausserhalb der ummauerten Siedlung gelegene Kirche wurde 1960 durch das Team der Universitat Mailand vollstandig freigelegt Der Grundriss entsprach einer dorflichen Kirche in Nubien nur dass der typische rechteckige Bau hier mit etwa 13 Meter zu knapp 12 Meter Aussenmass fast quadratisch war Abzuglich der Nebenraume an der Westseite und der Altarwand im Osten war das Kirchenschiff somit deutlich breiter als lang Im nordwestlichen Nebenraum fuhrte eine Treppe zum Dach Die beiden Eingange lagen sich im westlichen Teil der Nord und Sudseite gegenuber Die ungenau gearbeitete halbrunde Apsis im Osten war von zwei Seitenkammern flankiert die hinter der Apsis durch einen schmalen Gang verbunden waren Ein solcher Verbindungsgang fand sich bei Kirchen im Nahen Osten selten Ein vergleichbares Beispiel ist die noch in geringen Resten vorhandene fruhbyzantinische Basilika von Hosn Niha im Libanon Die Turoffnungen der Seitenkammern besassen keine Anschlagpfosten und waren symmetrisch direkt neben der Apsisoffnung angeordnet Bis auf ein hoch liegendes Fenster in der Sudwand des sudlichen Apsisnebenraums waren die Aussenwande fensterlos Vier quadratische Pfeiler aus grobem Sandstein trugen die Dachformen die uber dem Mittelschiff und den Seitenschiffen vermutlich aus Tonnengewolben bestanden Uber den Apsisnebenraumen lagen Quertonnen die Apsis uberdeckte eine Halbkuppel Wo reichlich Bruchstein zur Verfugung stand war dieser billiger als die Herstellung von Lehmziegeln Die Aussenmauern der armlichen Kirche bestanden bis uber zwei Meter Hohe aus Stein nur um das einzige Fenster wurden Lehmziegel verwendet mit denen sich genauere Offnungen herstellen lassen Arturo Stenico meinte die Kirche ware zeitgleich mit den ersten Hausern also im 6 oder 7 Jahrhundert gebaut worden William Y Adams datierte in die Mitte des 8 bis Mitte des 9 Jahrhunderts wahrend Peter Grossman aufgrund der fehlenden Zentralkuppel Anfang 9 Jahrhundert fur wahrscheinlich halt 4 Nordkirche Bearbeiten Ugo Monneret de Villard veroffentlichte 1938 den ersten Grundriss und Rekonstruktionszeichnungen von der ausserhalb neben dem Nordtor gelegenen Kirche 1960 legte Arturo Stenico die etwa 15 Meter lange und 9 Meter breite Kirche frei Bei diesen Proportionen ergab sich auch nach Abzug der westlichen und ostlichen Nebenraume noch ein langgestrecktes Mittelschiff Die Apsis war ungenau rechteckig hinter ihr fehlte der Umgang Ansonsten entsprach das Raumprogramm der Nordkirche Durch den nach Osten ansteigenden Felshang lag die Apsis etwas erhoht Jede Langsseite besass vermutlich vier hoch liegende Rundbogenfenster die drei Apsisraume erhielten jeweils Licht durch ein Schlitzfenster in der Ostwand In den oberen Bereichen der anderen Wande durfte es weitere Schlitzfenster gegeben haben Derartige Wandoffnungen wurden in Wohnhausern und landlichen Kirchen allgemein in halber Lehmziegelbreite und meist paarweise eingebaut Rundbogen uber Fenstern bestanden aus radial gestellten normalgrossen Ziegeln Die mittleren Teile der Nord und Sudwand standen bei der Ausgrabung noch aufrecht Das gesamte Gebaude war bis zu den Auflagern der Gewolbe aus Bruchstein gemauert und mit Lehm verputzt lediglich um die Fenster wurden Lehmziegel zwecks besserer Passgenauigkeit verwendet Beide Apsisnebenraume waren durch Tonnengewolbe in Langsrichtung uberdeckt uber der Apsis leiteten trompenformige Mauersteine in eine Halbkuppel uber Die drei Kirchenschiffe wurden durch parallele Tonnengewolbe im Langsrichtung uberdeckt Da die Wandauflager alle gleich hoch waren ragte das mittlere Gewolbe wegen der etwas grosseren Breite des Mittelschiffs geringfugig uber die anderen hinaus Die Kirche durfte im 9 Jahrhundert erbaut worden sein 5 Literatur BearbeitenEdda Bresciani S Donadoni A M Roveri A Stenico Mario Torelli Hrsg Sabagura 1960 Orientis antiqui collectio Band 1 ZDB ID 417296 6 Centro per le Antichita e la dell Arte del Vicino Oriente Rom 1962 Friedrich Wilhelm Deichmann Peter Grossmann Nubische Forschungen In Archaologische Forschungen Band 17 Deutsches Archaologisches Institut Gebr Mann Berlin 1988 ISBN 3 7861 1512 5 Einzelnachweise Bearbeiten Derek A Welsby Settlement in Nubia in the Medieval Period MS Word 207 kB F W Deichmann P Grossmann Nubische Forschungen Berlin 1988 S 64 67 92 F W Deichmann P Grossmann Nubische Forschungen Berlin 1988 S 57 62 90 F W Deichmann P Grossmann Nubische Forschungen Berlin 1988 S 8 11 F W Deichmann P Grossmann Nubische Forschungen Berlin 1988 S 11 14 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sabagura amp oldid 237633166