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Rudolf Stampfuss 3 November 1904 in Hamborn 18 Dezember 1978 in Dinslaken war ein deutscher Prahistoriker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStampfuss legte 1923 das Abitur ab und studierte in Berlin Prahistorische Archaologie bei Gustaf Kossinna Ferner belegte er Klassische Archaologie Geologie und Geographie Am 14 Juli 1927 wurde Stampfuss an der Naturwissenschaftlichen Fakultat der Eberhard Karls Universitat Tubingen mit der Arbeit Die jungneolithischen Kulturen in Westdeutschland promoviert 1920 wurde Stampfuss Mitglied der Kolner Anthropologischen Gesellschaft und baute einen engen Kontakt zu deren Vorsitzer Carl Rademacher auf der auch das Museum fur Vor und Fruhgeschichte Koln leitete Noch als 17 jahriger Schuler grundete Stampfuss im November 1921 gemeinsam mit Mitschulern und Lehrern die Gesellschaft fur Niederrheinische Vorgeschichtsforschung in Hamborn Die Gesellschaft schenkte der damals eigenstandigen Stadt Hamborn 1928 ihre umfangreiche Sammlung vorgeschichtlicher Objekte welche grosstenteils aus Grabungen der Gesellschaft stammten u a mit der Bedingung dass das 1925 eingerichtete stadtische Heimatmuseum von einem Fachprahistoriker geleitet wurde Noch im selben Jahr wurde Stampfuss Direktor des stadtischen Heimatmuseums zunachst mit einem befristeten Anstellungsvertrag Er war der erste Fachprahistoriker des Rheinlands mit dem die Stelle eines Museumsleiters besetzt wurde Das Fach war damals noch sehr jung und Stampfuss wurde beginnend mit Schikanen im Hochschulbereich von Anfang an mit Anfeindungen von Berufskollegen aus dem etablierten klassischen Fach konfrontiert Wissenschaftlich beschaftigte sich Stampfuss zeit seines Lebens mit der Archaologie und Landeskunde des Niederrheins Stampfuss forderte schon vor 1933 zusammen mit dem damaligen Kolner Hochschullehrer Herbert Kuhn vom Provinzialmuseum dem seit dem preussischen Ausgrabungsgesetz von 1914 eine Monopolstellung zukam seine Forschungsarbeit vermehrt den nichtromischen Epochen zuzuwenden und hierfur Prahistoriker einzustellen wahrend das Bonner Provinzialmuseum noch fest in der Hand von klassischen Archaologen war die dem neuen Berufsbild des Prahistorikers noch kein Existenzrecht zubilligen wollten und fur die die Uberreste der Romerzeit noch ganz im Zentrum des Interesses standen Als einer der jungsten Schuler von Gustaf Kossinna erbte Stampfuss nach Kossinnas Tod 1931 dessen Nachlass In einer Veroffentlichung wurdigte er 1935 seinen Lehrer und dessen wissenschaftliches Werk 1930 wurde die von ihm mitgegrundete Archaologische Gesellschaft umbenannt in Gesellschaft fur Niederrheinische Heimatforschung um sie auf eine breitere Basis zu stellen Die Stadte Duisburg und Hamborn hatten sich 1929 zur neuen Grossstadt Duisburg Hamborn vereinigt Stampfuss ubernahm 1931 auch die Leitung des Duisburger Averdunk Museums Die archaologischen Sammlungen der Gesamtstadt wurden unter seiner Leitung in Hamborn zusammengefuhrt und die Gesellschaft ubertrug ihre Schenkung 1931 auf die Stadt Duisburg Hamborn Die drei Duisburg Hamborner Heimatvereine Averdunkgesellschaft Verein fur Heimatkunde und seine archaologische Gesellschaft bilden 1929 in der neuen Stadt eine Arbeitsgemeinschaft deren Geschaftsfuhrer Stampfuss wurde Deren Arbeit blieb weitgehend erfolglos und auch seine Bemuhungen seit Anfang der 1930er Jahre das Hamborner Museum zu einer zentralen Stelle fur Vorgeschichtsforschung am unteren Niederrhein zu machen waren nicht von durchschlagendem Erfolg gekront Der Anspruch kam auch im Namen des Museums zunachst Niederrheinisches Heimatmuseum dann Niederrheinisches Museum zum Ausdruck Auch wenn der institutionell abgesicherte Ausbau auf dieses Ziel hin nicht gelang brachte das Museum doch beachtliche Bestande die vor allem auch im Schwerpunktbereich der vorgeschichtlichen Sammlungen sehr bedeutend waren zusammen und hat Uberragendes fur die Vor und Fruhgeschichtsforschung in der Region geleistet Vieles davon war der personlichen Initiative und Aktivitat von Stampfuss zu verdanken der noch nach seiner Pensionierung im Duisburger Museum ein Arbeitszimmer besass 1932 schloss Stampfuss sich dem Kampfbund fur deutsche Kultur an Im Mai 1933 trat er der NSDAP bei 1 Sehr wahrscheinlich wurde Stampfuss erst etwa 1935 beamteter Museumsleiter in Duisburg Hamborn in diesem Jahr anderte die Gesamtstadt ihren Namen in Duisburg Im gleichen Jahr erhielt Stampfuss einen Lehrauftrag an der Hochschule fur Lehrerbildung Dortmund und leitete das Duisburger Museum noch ehrenamtlich weiter bis er 1938 zum Professor ernannt wurde Im selben Jahr trat er aus dem von Hans Reinerth geleiteten Reichsbund fur Deutsche Vorgeschichte aus und legte seine Amter in dieser Vereinigung nieder Als Hintergrund dieses Schrittes wird genannt dass er der bestehenden Konfliktlage zwischen Prahistorikern des Amts Rosenberg und der SS Organisation Ahnenerbe ausweichen wollte Im Zweiten Weltkrieg wurde Stampfuss 1940 fur den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg ERR tatig 2 In dieser Funktion war er von September 1940 bis November 1941 zur Materialaufnahme in Frankreich und Belgien sowie zu Ausgrabungen in Griechenland 1941 habilitierte sich Stampfuss an der Berliner Friedrich Wilhelms Universitat im Fach Ur und Fruhgeschichte mit der Schrift Das Hugelgraberfeld Kalbeck Kreis Kleve Von Dezember 1941 bis Oktober 1943 wurde er vom Reichsministerium fur die besetzten Ostgebiete Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg zur sogenannten Sicherung d h mit dem Raub von vor und fruhgeschichtlichen Funden in den besetzten Ostgebieten eingesetzt In der Arbeitsanweisung des Beauftragten fur Vor und Fruhgeschichte Reichsamtsleiter Hans Reinerth im Reichsministerium vom 6 Dezember 1941 wird er als Beauftragter fur Vor und Fruhgeschichte im Reichskommissariat Ukraine bezeichnet Andere Quellen nennen ihn Leiter des Sonderstabes Vorgeschichte des ERR in der Ukraine 3 Anschliessend sichtete Stampfuss die nach Schloss Hochstadt verbrachten archaologischen Raubguter in einem sog Institut fur Ostforschung bis zur Ankunft der US Truppen Moglicherweise war er noch zu dieser Zeit Reinerth unterstellt Reinerth war Leiter des Reichsamts fur Vorgeschichte im Amt Rosenberg bis dieses am 26 Januar 1943 als nicht kriegswichtiges Amt aufgelost wurde Eine Ausweichstelle in Salem wurde genehmigt Stampfuss war wegen einer alten gesundheitlichen Schadigung hochstwahrscheinlich nicht wehrdienstfahig Seine Einsatze in den besetzten Gebieten hatte er demnach nicht als Soldat abgeleistet Uber seine fachliche Arbeit im Osten konnte er nur noch wenig publizieren An dem Raub von Museumsgut und der Evakuierung ukrainischer Mitarbeiter beim deutschen Ruckzug war er beteiligt 4 5 Nach Kriegsende wurde Stampfuss am 13 Juni 1945 in Hahnenklee von der britischen Besatzungsmacht verhaftet und interniert Seine Entlassung aus dem Internierungslager Neuengamme erfolgte am 13 Oktober 1947 Stampfuss verlor in der Folge der Internierung die Lehrtatigkeit an der Padagogischen Akademie Dortmund blieb bis 1962 Beamter zur Wiederverwendung und musste sich Erwerbstatigkeiten ausserhalb des offentlichen Dienstes suchen u a arbeitete er im Hamborner Bergbau unter Tage und in der Personalverwaltung der Bergwerksgesellschaft Walsum Ab 1962 bis zu seiner Pensionierung 1969 war er als rheinischer Museumspfleger und Leiter des rheinischen Museumsamts tatig wo er sich Ansehen erwarb und Schulungen fur Museumsleiter ins Leben rief die sogar von der UNESCO in ihr Programm aufgenommen wurden Die von ihm 1921 gegrundete Gesellschaft hatte sich 1938 durch eigenen Beschluss selbst aufgelost nachdem ihre Tatigkeit bereits 1935 praktisch ganz zum Erliegen gekommen war Am 8 November 1955 wurde sie als Niederrheinische Gesellschaft fur Heimatpflege in Duisburg Hamborn wiedergegrundet und spater in Niederrheinische Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichtsforschung Duisburg e V umbenannt Unter diesem Namen besteht sie bis heute In Dinslaken leitete Stampfuss ab 1955 das Haus der Heimat 1 das er im Auftrag der Bergwerksgesellschaft Walsum im nach Kriegszerstorungen wiederhergestellten an der alten Stadtmauer gelegenen Rittersitz Voswinckelshof aufbaute 6 7 Hier richtete Stampfuss die erste Museumsschule ein unterrichtete dort Lehrkrafte auf heimatkundlichem und heimatpflegerischem Gebiet und nahm seine archaologische Arbeit am unteren Niederrhein wieder auf die er auch nach seiner Pensionierung noch lange Zeit mit unvermindertem personlichen Engagement ehrenamtlich fortsetzte In seiner gesamten Laufbahn hat er einen Grossteil seines Wirkens fur Heimatkunde und Heimatpflege einschliesslich seiner archaologischen Arbeit ehrenamtlich geleistet Ahnlich wie Albert Steeger am linken Niederrhein und Ernst Kahrs in Essen war er in der Lage Menschen zu begeistern und ehrenamtliche Helfer zu motivieren Seine Tatigkeit erstreckte sich auch immer wieder uber das rein prahistorische Fachgebiet hinaus auf andere Bereiche wie seine Publikationen und auch seine Museumsarbeit zeigen Das von ihm als Koautor mitverantwortete Buch zur Dinslakener Stadtgeschichte erschienen zur 700 Jahr Feier der Stadt 1973 wurde in der zweiten Jahreshalfte 1974 wegen mangelhafter Aufarbeitung der Dinslakener Judenverfolgung wahrend des Dritten Reichs kritisiert 8 Publikationen Auswahl BearbeitenGustaf Kossinna ein Leben fur die deutsche Vorgeschichte Kabitzsch Leipzig 1935 Wurde in der DDR auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 9 Karten zur Vorgeschichte Leipzig 1936 1938 Die grossgermanische Zeit Leipzig 1938 Der spatfrankische Sippenfriedhof von Walsum Kabitzsch Leipzig 1939 Das Hugelgraberfeld Rheinberg Kreis Mors Kabitzsch Leipzig 1939 Walsum Vom Dorf zur Industriegemeinde Walsum 1955 Siedlungsfunde der jungeren Bronze und alteren Eisenzeit im westlichen Ruhrgebiet Quellenschriften zur westdeutschen Vor und Fruhgeschichte Bd 7 Habelt Bonn 1959 Geschichte der Stadt Dinslaken Dinslaken 1973 Stampfuss war Herausgeber der Quellenschriften zur westdeutschen Vor und Fruhgeschichte Literatur BearbeitenGunter Krause Vor und Fruhgeschichte des unteren Niederrheins Rudolf Stampfuss zum Gedachtnis Quellenschriften zur westdeutschen Vor und Fruhgeschichte Bd 10 Bonn 1982 S 269 291 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rudolf Stampfuss im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gunter Krause Ein Leben fur die Vor und Fruhgeschichte Auf den Spuren von Rudolf Stampfuss 1904 1978 Vortrag gehalten am 21 November 2004 im Heimathaus des Heimatvereins Diersfordt Schriftenreihe Land Dinslaken e V Autorenportrait R Stampfuss PDF 173 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 S 524f Ein Schreiben des Reichsministers Rosenberg vom 28 Oktober 1941 an Stampfuss ist adressiert Sonderkommando Rosenberg Feldpostnr 30 619 Diss phil Universitat Giessen 2013 Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg und seine Tatigkeit in der Ukraine 1941 1944 Von Nazarii Gutsul Stampfuss passim Eine Evakuierungsaktion dieser Art ist nicht singular So trafen die evakuierten weissrussischen orthodoxen Bischofe am 15 Juli 1944 in Deutschland ein Unter ihnen der spatere Erzbischof von Berlin und Deutschland Philotheus mit Sitz in Hamburg Siehe Michail Shkarovskij Die Kirchenpolitik des Dritten Reiches gegenuber den orthodoxen Kirchen in Osteuropa 1939 1945 Munster 2004 S 227 Zur Beteiligung Stampfuss an den volkerrechtswidrigen Verlagerungen von Museumsgut Gunter Schobel Die Ostinitiativen Hans Reinerths in Judith Schachtmann Michael Strobel Thomas Widera Hrsg Politik und Wissenschaft in der prahistorischen Archaologie Perspektiven aus Sachsen Bohmen und Schlesien Gottingen 2009 S 267 283 Das Volkerrecht verpflichtet Besatzungsmachte allerdings auch zum Schutz von Kulturgut Siehe auch Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten Nach Anmietung des Gebaudes durch den Verein Haus der Heimat fur den Kreis Dinslaken e V 1954 wurde ein Heimatmuseum eingerichtet und 1955 eroffnet Interessengemeinschaft Altstadt Dinslaken e V Voswinckelshof Das Heimatmuseum wird nach Umbau und Erweiterung seit August 1999 als stadthistorisches Museum Voswinckelshof fortgefuhrt Berthold Schon bereitete die Einrichtung eines Heimatmuseums wenige Jahre nach Kriegsende vor und legte den Grundstock fur die heute im Museum gezeigte Sammlung Schriftenreihe Land Dinslaken Autorenportrait B Schon Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot land dinslaken de PDF 149 kB Entscheidende Impulse gab auch Willi Dittgen Chronik Verein fur Heimatpflege Land Dinslaken e V Ministerium fur Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik Liste der auszusondernden Literatur Dritter Nachtrag Berlin VEB Deutscher Zentralverlag 1953 Transkript Buchstabe S Seiten 165 193VorgangerAmtNachfolgerEduard WildschreyMuseumsleitung Kultur und Stadthistorisches Museum Duisburg 1930 1938Wilhelm Schmitz VeltinNormdaten Person GND 118616714 lobid OGND AKS LCCN n83031388 VIAF 114896571 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stampfuss RudolfKURZBESCHREIBUNG deutscher PrahistorikerGEBURTSDATUM 3 November 1904GEBURTSORT HambornSTERBEDATUM 18 Dezember 1978STERBEORT Dinslaken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Stampfuss amp oldid 239293313