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Rudolf Heinisch 24 Mai 1896 in Leipzig 22 November 1956 in Berlin war ein deutscher Maler Graphiker und Buhnenbildner In Frankfurt am Main entwickelte er aus der Malerei des Expressionismus kommend in figurenstarken Zeichnungen Graphiken und Gemalden seinen eigenen Stil und wird heute dem Expressiven Realismus zugerechnet Rudolf Heinisch auf einem Selbstbildnis von 1937 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Erster Weltkrieg 1 3 Zeit der Weimarer Republik 1 4 Zeit des Nationalsozialismus 1 5 Nachkriegszeit 2 Das Werk 2 1 Ausgewahlte Werke Ol auf Leinwand oder Holz 2 2 Dauerausstellungen 2 3 Einzelausstellungen 2 4 Gruppenausstellungen 2 5 Hinweise auf Rudolf Heinisch und Abbildungen seiner Bilder in Worten 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Rudolf Heinisch war das jungste von drei Kindern von Leopoldine und Gustav Heinisch Der Vater aus Niederschlesien stammend war gelernter Drucker und Mitherausgeber von sachsischen SPD Zeitungen 1902 zog die Familie nach Frankfurt am Main Dort lernte Rudolf Heinisch den Beruf des Lithographen bei der Firma Kornsand amp Co Danach absolvierte er als Stipendiat der Stadt Frankfurt eine Ausbildung in der Kunstgewerbeschule Frankfurt u a als Schuler von Prof Franz Karl Delavilla Erster Weltkrieg Bearbeiten Als unfreiwilliger Kriegsteilnehmer am Ersten Weltkrieg erlebte er den Schutzengrabenkrieg in Frankreich und wurde 1918 an der linken Hand schwer verletzt Seine ersten Bilder waren expressionistische Druckgrafiken mit den Themen Lazarett und Schrecken des Krieges nbsp Rudolf Heinisch Portrat Paul Hindemith 1931Zeit der Weimarer Republik Bearbeiten 1919 1920 unternahm er Studienreisen nach Wien Florenz und Paris Zuruck in Frankfurt bezog er im dortigen Karmeliterkloster ein Atelier Ateliernachbarn Benno Elkan Hans Feibusch Bei Geselligkeiten im Kreise von Hans Flesch Hermann Scherchen Friedl Schramm lernte er 1921 Paul Hindemith kennen Beide verstanden sich auf Anhieb und blieben Freunde bis zu Heinischs Tod Heinisch war 1924 Trauzeuge bei der Eheschliessung Hindemiths mit Gertrud Rottenberg und wurde Hausmaler der Kapelle Minimax Spitzname von Hindemiths Amar Quartett Von 1919 bis 1934 war Heinisch Mitglied im Frankfurter Kunstlerbund und stellte u a im Stadelschen Kunstinstitut in Frankfurt im Museum Folkwang in Essen und in der Stadtischen Galerie Nurnberg aus 1931 erhielt er den Hessischen Staatspreis In der Hessischen Kunstszene wurde er damals als ein kommender Mann bezeichnet Als Buhnenbildner gestaltete er im Jahr 1928 das viel beachtete Buhnenbild zur Erstauffuhrung des Schwejk im Frankfurter Schauspielhaus Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Heinischs kunstlerische Karriere endete abrupt mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1938 war er in Hamburg Berlin und Nurnberg mit vier Gemalden drei Aquarellen und zehn Druckgrafiken in der Femeausstellung Entartete Kunst und wurde als technisch gut gesinnungsmassig verjudet eingeordnet Seine Bilder hingen dort unmittelbar neben denen von Otto Dix und Erich Heckel Sein bekanntestes Gemalde das Portrat von Paul Hindemith wurde von den Nationalsozialisten aus dem Stadelschen Museum in Frankfurt entfernt in der Ausstellung Entartete Kunst ausgestellt und anschliessend als unbrauchbar vernichtet Dank einer Abbildung in Hans Mersmann Die Moderne Musik seit der Romantik 1 ist eine fotografische Reproduktion des Bildes erhalten das auch heute noch auf Hindemith Plakaten und Plattencovers abgebildet ist 2 Die drei anderen als Entartete Kunst ausgestellten und spater vernichteten Bilder waren Olgemalde mit den Titeln Der Volksredner Fabrik und Fruhling 3 Da Heinisch seit 1933 keine kunstlerische Perspektive mehr hatte ging er nach Berlin wo ihm Freunde u a Karl Friedrich Brust zu einer Stelle als Pressezeichner im Ullstein Verlag verhalfen In Berlin lernte er seine Frau Erika geborene Ditt kennen und heiratete sie 1934 Trauzeuge war Paul Hindemith der mit seiner Frau inzwischen auch nach Berlin ubergesiedelt war 4 Bis zur Emigration der Hindemiths im Jahr 1938 blieben die beiden Freunde und ihre Familien weiterhin in engem Kontakt Im Gegensatz zu vielen anderen Kunstlern konnte sich Heinisch nicht dazu entschliessen Deutschland zu verlassen verweigerte sich aber der NS Ideologie und trat wahrend des Krieges demonstrativ mit seiner Frau in die katholische Kirche ein Er gehorte zum Freundeskreis des Widerstandskampfers Theodor Haubach den er 1942 portratierte 5 Kurz vor Kriegsende wurde sein Sohn Philipp Heinisch geboren der Strafverteidiger und danach ebenfalls freischaffender Kunstler Justizkarikatur wurde Nachkriegszeit Bearbeiten Nach Kriegsende nahm Heinisch seine kunstlerische Tatigkeit wieder auf Allerdings blieb ihm wie vielen Kunstlern der Verschollenen Generation eine wirkliche Rehabilitierung und breite Anerkennung seines Werks verwehrt Er blieb Buchillustrator Safari Verlag und Pressezeichner Berliner Morgenpost und IBZ Ferner bekam er einige Portratauftrage so fur die Schulreformerin und SPD Politikerin Hildegard Wegscheider und erneut Paul Hindemith Zu Ausstellungen seiner Bilder kam es nach dem Krieg zu seinen Lebzeiten nicht mehr Rudolf Heinisch starb am 22 November 1956 infolge einer Sepsis Versuche seinem Œuvre einen angemessenen Platz in der Kunst seiner Zeit zu geben hatten nur bescheidenen Erfolg Vom 18 Januar bis 6 Marz 1977 fand im Frankfurter Kunstverein die einzige grosse Werkschau statt bei der alle Bilder gezeigt wurden die sich aus Privatbesitz zusammentragen liessen 6 Die Witwe die ihren Mann um 50 Jahre uberlebte verkaufte im Laufe der Jahre Bild um Bild um ihren Lebensunterhalt zu sichern Eines der letzten in Familienbesitz verbliebenen Werke das Gemalde Trinker von 1925 fand Eingang in die Sammlung Gerhard Schneider Verfemte Kunst und wurde 2012 und 2013 anlasslich der Jahrestage zu den Feme Ausstellungen Entartete Kunst gezeigt Die Gemalde Paul Hindemith mit der Bratsche von 1956 und Spiegelkabinett von 1928 und die Gouache Madchen am Fenster von 1956 fanden im Rahmen einer Schenkung aus privater Hand im Jahr 2022 Aufnahme in der Sammlung des Museum Kunst der Verlorenen Generation in Salzburg nbsp Rudolf Heinisch Juxplatz 1931Das Werk BearbeitenHeinischs Malstil bewegte sich zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit Der Kunsthistoriker Rainer Zimmermann pragte fur den von Heinisch und anderen Malern seiner Generation geformten Stil den Ausdruck des Expressiven Realismus Seine Sujets fand Heinisch bei den kleinen Leuten in den grossen Stadten Kneipenszenen Arbeiterversammlung Arbeitspause Schrebergarten nachtliche Heimkehr Andere Motive waren Rummelplatze Tanzerinnen Tatjana Barbakoff Lizzi Waldmuller und Artisten Enrico Rastelli Neben Kunstlern wie Max Beckmann und Richard Scheibe konnte sich Heinisch mit Erfolg kunstlerisch behaupten Ausstellungen 1922 im Kunstsalon Schames 1928 Galerie Prestel Nach dem Zeugnis von Curt Gravenkamp dem Geschaftsfuhrer des Frankfurter Kunstvereins von 1930 bis 1962 gehorte Rudolf Heinisch zu den aktivsten und bedeutendsten Reprasentanten der jungeren Richtung der Frankfurter Malerei 7 Unter Gravenkamps Agide fand 1929 eine bedeutende Ausstellung mit seinem Ateliernachbarn dem Bildhauer Benno Elkan statt Im gleichen Jahr erschien eine ausfuhrliche Werksbesprechung in der Pariser Zeitschrift La Revue Moderne in der es hiess Wenn Heinisch sich in seiner Malerei beruhigt haben wird er ist erst 32 Jahre alt dann wird er sein richtiges Gleichgewicht gefunden haben und somit der deutschen Tradition einen neuen Aufschwung geben Den Namen Heinisch muss man sich merken 8 Nach dem Eintritt in die katholische Kirche griff Heinisch in seiner Malerei ab 1945 auch religiose Themen auf Ausgewahlte Werke Ol auf Leinwand oder Holz Bearbeiten Erna 1919 Liebespaar am Meer 1920 Freundinnen 1921 Mann im Meer 1922 Bildnis R R 1922 Frau ohne Bedeutung 1923 Grossstadt 1923 Liebespaar am Fenster 1924 Frauenbildnis 1924 Brucke 1925 Trinker 1925 Blaues Madchen 1925 Maler und Modell 1926 Volksredner 1926 von den Nationalsozialisten vernichtet Fabrik ca 1926 von den Nationalsozialisten vernichtet Vorstadtstrasse 1926 Alte im Garten 1926 Blaues Madchen 1926 E in rotem Mantel 1926 Fruhling 1926 von den Nationalsozialisten vernichtet Herrenbildnis 1927 Schlafende Madchen 1927 Nachtliches Paar 1927 Arbeitsturm 1927 Fabrikszene mit Treppe 1927 Arbeitspause in der Fabrik 1927 Madchen im Garten 1927 Eltern im Garten 1927 Akt im Freien 1927 Frauenportrait um 1927 Badende 1928 Springende 1928 Bergwerk 1928 Auf dem Gerust 1928 Die schone Mary 1928 Spiegelkabinett 1928 Mann mit Fahne 1928 Der Jongleur Enrico Rastelli 1929 Tanzerin Tatjana Barbakoff 1929 Schwarzer Panther 1929 Eltern im Garten 1930 Juxplatz 1931 Portrait Kurt Scheer 1931 Madchen am Fenster 1931 Portrat Paul Hindemith sitzend 1931 von den Nationalsozialisten vernichtet Portrait Paul Hindemith 1931 Erika Heinisch 1934 Selbstbildnis 1937 Portrait Theodor Haubach 1942 Portrait Jan Verkade 1946 Mein Sohn malt 1950 Die Brucke 1950 Paul Hindemith dirigiert ca 1950 Magnolien 1954 Limburger Dom 1956 Die Ernte 1956 Paul Hindemith mit der Bratsche 1956 Santa Croce in Florenz 1956 Die Schnitter o J Dauerausstellungen Bearbeiten Historisches Museum Frankfurt am Main Hochschule fur Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main Stadel Frankfurt am Main Stadt und Industriemuseum Russelsheim Art Institute of Chicago Senat Berlin Magistrat Darmstadt Fondation Hindemith Buchheim Museum Bernried Abteikirche Siegburg Kreuzweg in 14 Tafeln Museum Kunst der Verlorenen Generation SalzburgEinzelausstellungen Bearbeiten 1922 Kunstsalon Ludwig Schames 1929 Frankfurter Kunstverein 1967 Siemens AG Wittelsbacher Platz Munchen 1974 Galerie Reinhardt amp Doehn Munchen 1987 Rathaus Gauting 2005 Galerie Benzenberg TutzingGruppenausstellungen Bearbeiten 1922 Deutsche Kunst Mathildenhohe Darmstadt 1925 Industrieausstellung Essen 1928 Der Schone Mensch Darmstadt 1928 Deutsche Kunst der Gegenwart Norishalle Nurnberg 1931 Die Ecke Kunstverein Kassel 1980 Kunst im Widerstand statt Anpassung Karlsruhe Frankfurt Braunschweig Munchen 2012 Moderne am Pranger Aschaffenburg 2013 Verfemt Verfolgt Vergessen Kunst und Kunstler im Nationalsozialismus Ephraim Palais Stadtmuseum BerlinHinweise auf Rudolf Heinisch und Abbildungen seiner Bilder in Worten Bearbeiten Das Kunstblatt Monatsschrift fur kunstlerische Entwicklung in Malerei Skulptur Baukunst Kunsthandwerk 10 Jahrgang Hrsg v Paul Westheim Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Potsdam 1926 S 44 ff Agnes Waldstein Das Industriebild vom Werden einer neuen Kunst Furche Kunstverlag Berlin 1929 S 38 ff mit Abbildung Franz Roh Entartete Kunst Kunstbarbarei im Dritten Reich Fackeltrager Verlag Hannover 1962 S 186 187 Rainer Zimmermann Die Kunst der verschollenen Generation Deutsche Malerei des expressiven Realismus von 1925 1975 Econ Verlag Dusseldorf u a 1980 S 186 u S 243 mit Abbildung Uberarbeitete Neuausgabe unter dem Titel Expressiver Realismus Malerei der verschollenen Generation Hirmer Munchen 1994 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rudolf Heinisch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Burgerstiftung fur verfemte Kunste mit der Sammlung Gerhard Schneider Rudolf Heinisch in der Datenbank der Forschungsstelle Entartete Kunst der Freien Universitat Berlin Museum Kunst der Verlorenen Generation SalzburgEinzelnachweise Bearbeiten Hans Mersmann Die Moderne Musik seit der Romantik Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Potsdam 1929 S 208 Tafel X Eine weitere Abbildung des Hindemith Portrats von Rudolf Heinisch u a in La Musica Moderna Nr 40 u 41 Fratelli Fabbri Editori Mailand 1967 Inventarnummern der Gemalde in der Ausstellung Entartete Kunst u a nachgewiesen in Klaus Gallwitz Hrsg ReVision Die Moderne im Stadel 1906 1937 Stadtische Galerie im Stadelschen Kunstinstitut Frankfurt 191 S 137 ff Berliner ABC Das private Adressbuch von Paul Hindemith 1927 bis 1938 Hrsg v Christine Fischer Defoy und Susanne Schaal mit einem Vorwort von Walter Jens Transit Verlag Berlin 1999 S 216 ff Original im Besitz der Stadt Darmstadt Ankundigung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 13 Januar 1977 S 19 und Besprechung der Ausstellung durch Christa von Helmolt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 26 Januar 1977 S 33 Zitiert in Georg Bussmann Broschure zur Werkschau Rudolf Heinisch im Frankfurter Kunstverein 18 Januar 6 Marz 1977 Haus am Romerberg Frankfurt a M Clement Morro Les Artistes vus aux recents Salons Exposition de Nuremberg in La Revue Moderne illustree des Arts et de la Vie 29 Jahrgang No 5 15 Marz 1929 S 6 8 mit zahlreichen Abbildungen Normdaten Person GND 127504729 lobid OGND AKS LCCN no2019095589 VIAF 24987136 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heinisch RudolfALTERNATIVNAMEN Heinisch Rudolf Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler Graphiker und BuhnenbildnerGEBURTSDATUM 24 Mai 1896GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 22 November 1956STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Heinisch amp oldid 238871571