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Rudeltaktik auch Wolfsrudeltaktik war eine Taktik deutscher U Boote im Zweiten Weltkrieg Die alternative Benennung Wolfsrudeltaktik leitet sich von dem englischen Begriff wolfpack ab Die Briten benutzten den Begriff nach deutschen U Boot Angriffen im Pazifik fuhrte die US Marine 1943 wolf packs von jeweils drei Booten hauptsachlich fur den Tonnagekrieg ein 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 1 1 Das fruhe Geleitzugsystem 1 2 Erste Erfahrungen 2 Grundsatze 2 1 Suchstreifen 2 2 Weiteres Vorgehen 2 3 Nachtliches Auftauchen und Angriff 2 4 Beispiele 3 Erfolge 4 Gegenmassnahmen 5 Veraltung 6 Zitate zur Rudeltaktik 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 Einzelnachweise und AnmerkungenUrsprung BearbeitenDie wahrend des Ersten Weltkriegs im Mittelmeer eingesetzten deutschen U Boote gingen in den letzten Kriegsmonaten dazu uber feindliche Konvois nicht mehr einzeln sondern im Verband anzugreifen Das war die Reaktion auf die durch die technische Entwicklung ermoglichten verstarkten Patrouillenfluge des Gegners mit denen die Schifffahrtswege gesichert wurden 2 Einer der im Mittelmeer operierenden deutschen U Bootkommandanten war der damals 23 jahrige Karl Donitz Kommandant von UB 68 einem U Boot vom Typ UB II Die hierbei vom spateren Befehlshaber der U Boote und Grossadmiral gemachten Erfahrungen wurden die Grundlage fur seine Einfuhrung der Rudeltaktik 3 in der sich ab 1935 entwickelnden neuen U Bootwaffe deren Befehlshaber er im Jahr 1936 wurde Otto Ciliax ein Crewkamerad Donitz kritisierte die Rudeltaktik diesem gegenuber bereits vor deren Etablierung als zu anfallig da ihr Funktionieren zu stark vom Funkverkehr abhinge 4 Durch erste Ubungen in der Nordsee bei denen sich insbesondere Gunther Prien hervortat fuhlte sich Donitz jedoch in seinen Einschatzungen bestatigt Das fruhe Geleitzugsystem Bearbeiten Bereits am 26 August 1939 also schon vor Beginn der offenen Feindseligkeiten hatte die britische Admiralitat die gesamte britische Handelsschifffahrt unter ihren Befehl gestellt Direkt nach der Versenkung der Athenia etablierten die Alliierten im Nordatlantik ein Geleitzugsystem das die Versorgung der britischen Inseln sicherstellen sollte HX und SC Konvois fuhren von Nova Scotia nach Grossbritannien OA und OB Konvois gingen von dort aus zuruck nach Nordamerika SL Konvois wurden vor Sierra Leone zusammengestellt und gingen nach Grossbritannien HG Konvois entsprechend von Gibraltar aus OG Konvois von Grossbritannien nach dort zuruck Die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges hatten gezeigt dass deutsche U Boote die eigentliche Gefahr fur diese Geleitzuge darstellten Die britische Marine hatte daher uber hundert ihrer Schiffe mit U Boot Ortungssystemen vgl ASDIC ausgerustet In den ersten Kriegsjahren standen zunachst wenige Schiffe als Geleitschiffe zur Verfugung oft wurde diese Aufgabe von hastig umgerusteten Fischtrawlern ubernommen 5 Erste Erfahrungen Bearbeiten Im Oktober 1939 kam die Rudeltaktik erstmals zum Einsatz Zu diesem Zeitpunkt operierten sechs Boote im Nordatlantik jeweils drei Boote der U Boot Klasse VII B und der U Boot Klasse IX Die Boote sollten den Geleitzug KJF 3 attackieren der vor Kingston zusammengestellt worden war Zwei Boote gingen bereits verloren bevor der Konvoi aufgespurt wurde U 42 wurde im Anschluss an ein Feuergefecht mit dem Handelsschiff Stonepool von zwei zu Hilfe gerufenen Zerstorern versenkt und U 40 sank in einem Minenfeld im Englischen Kanal Von den verbliebenen vier Booten nahmen U 45 U 48 und U 37 das Gefecht mit den Schiffen des Geleitzugs auf die durch keine Geleitschiffe geschutzt waren und versenkten mehrere Frachter Dem vierten Boot U 46 gelang es nicht KJF 3 aufzuspuren Aus den Erfahrungen dieses erstmaligen Versuchs resultierte die konzeptionelle Anweisung dass das erste Boot das den Gegner aufspurt nicht unmittelbar angreifen sondern abwarten soll bis weitere Boote durch Signale herangefuhrt worden sind 6 Grundsatze BearbeitenHauptziel der Rudeltaktik war es den gemeinsamen Einsatz mehrerer U Boote am Feind zu ermoglichen Dem lag das grundsatzliche taktische Bestreben zugrunde dem Gegner am Ort des Gefechts uberlegen zu sein Daher war der ideale Zeitpunkt fur einen solchen gemeinsamen Angriff auch die Nacht denn dann waren die U Boote insbesondere aufgrund ihrer niedrigen Silhouette die bei ausreichender Nahe der Fahrzeuge zueinander unterhalb des Horizonts lag vom Gegner nur schwer zu erkennen Initiiert wurde der gemeinsame Einsatz durch eines der U Boote das den Gegner idealerweise mehrere potentielle Ziele entdeckte doch noch nicht attackierte sondern zunachst weitere Boote heranfuhrte Eine U Bootgruppe die nach der Rudeltaktik operieren sollte konnte dabei auf zweierlei Weise entstehen Zum einen konnten aufgrund einer Meldung eines patrouillierenden Bootes oder Flugzeugs mehrere U Boote in das jeweilige Seegebiet beordert werden Weitaus haufiger jedoch wurden solche U Bootgruppen am grunen Tisch als Reaktion auf die nachrichtendienstlich z B durch den Marinenachrichtendienst erhaltene Meldung eines Geleitzugs zusammengestellt und anschliessend zu der entsprechenden Position befohlen Suchstreifen Bearbeiten Im Falle einer solchen U Bootgruppe bildeten die einzelnen Boote zunachst jeweils ca 15 km voneinander entfernt ein Suchfeld bzw einen Suchstreifen Hatte eines der U Boot einen Geleitzug gesichtet meldete es diesen anschliessend mit einem aus 20 Zeichen bestehenden Kurzsignal das neben Wetter Standort Kurs Geschwindigkeit Schiffsanzahl und Geleitsicherung des Konvois auch uber die verfugbare Brennstoffmenge des meldenden Bootes informierte den anderen Booten der Gruppe und gab diese Meldung von nun an alle zwei Stunden ab um so den Kontakt zu den weiteren auf den Geleitzug zulaufenden U Booten zu halten d h sie heranzufuhren Weiteres Vorgehen Bearbeiten Wahrend der Suchstreifen ggf noch sehr auseinandergezogen war kamen vor dem eigentlichen Gefecht moglichst viele U Boote um einen Geleitzug zusammen wobei es optimal war wenn das mittlere Boot des Suchfeldes hierbei die Sichtung ubernahm Die anschliessenden Angriffe der einzelnen U Boote des Rudels dagegen erfolgten nur noch teilweise organisiert die einzige Organisation der Angriffe bestand also im Wesentlichen darin die anderen U Boote durch den Fuhlungshalter herangefuhrt zu haben wobei dieser den ubrigen Booten durch sein Aussenden von Peilsignalen ausserdem die Position angab von der aus anschliessend alle gemeinsam die Schlacht eroffneten Nachtliches Auftauchen und Angriff Bearbeiten Die Angriffe selbst erfolgten dabei in der ersten Zeit meist nachts und uber Wasser da die U Boote zu dieser Tageszeit fur die Bewacher der Konvois z B Zerstorer ohne deren erst spater verfugbares Radar fast unsichtbar waren Die alliierten Schiffe besassen zwar mit dem ASDIC bereits ein Gerat das die Ortung eines getauchten U Boots bis zu einer Entfernung von 1500 Metern ermoglichte aufgetaucht fahrende U Boote jedoch vermochte es nicht zu erfassen 7 Beispiele Bearbeiten Angriff auf SC 7 im Oktober 1940 Markgraf und Raubritter im August und September 1941 Mordbrenner im Oktober 1941 Westwall im Februar 1942 Strauchritter im April 1942 Pfadfinder im Mai 1942 Angriff auf Outbound South 34 im Juli 1942 Steinbrinck im Juli 1942 Blucher im August 1942 Angriff auf Slow Convoy 100 im September 1942 Wotan Panther und Puma im Oktober 1942 Spitz und Ungestum im Dezember 1942 Falke und Landsknecht im Dezember 1942 und im Januar 1943 Jaguar im Januar 1943 Habicht im Januar 1943 Pfeil im Januar Februar 1943 Burggraf Sturmbock Knappen und Ritter im Februar 1943 Angriff auf HX 229 im Marz 1943 U Bootgruppe Adler im Marz 1943 Seeteufel und Lowenherz im Marz und April 1943 Meise im April 1943 Donau 1 im Mai 1943 Rossbach im September 1943 Borkum im Dezember 1943 Rugen im Januar 1944 Preussen im Marz 1944Erfolge BearbeitenBis zum Sommer 1940 standen der U Bootfuhrung im Atlantik zu wenige U Boote zur Verfugung um die Geleitzuge der Alliierten nach den Prinzipien der Rudeltaktik anzugreifen Weniger der verstarkte Neubau als die Eroberung der franzosischen Atlantikhafen ermoglichte die Aufstellung der ersten U Bootgruppen die nach der Rudeltaktik operieren konnten 8 Als dementsprechend im Herbst 1940 die ersten U Bootgruppen Konvois attackierten stiegen die Versenkungsziffern an Im August hatten die einzeln operierenden Boote insgesamt 267 618 BRT versenkt Der Einsatz koordinierter U Bootgruppen bei vier Geleitzugschlachten steigerte die Erfolge im September auf 295 335 BRT und im Oktober auf 352 407 BRT 9 Gleichzeitig gingen lediglich zwei deutsche U Boote verloren davon eines U 57 ohne Feindeinwirkung bei einer Kollision vor der Brunsbutteler Schleuse Gegenmassnahmen BearbeitenAls Reaktion auf eine U Bootsichtung wurden ublicherweise mehrere Geleitfahrzeuge auf die Jagd nach dem U Boot geschickt wahrend welcher sich diese viele Meilen vom Konvoi entfernten Wenn der Geleitzug in dieser Zeit wegen vermuteter oder gar tatsachlicher U Bootangriffe einen Kurswechsel vornahm konnte es dazu kommen dass die Geleitschutzer ihre Herde zunachst einmal gar nicht wiederfanden Als Reaktion auf die Rudeltaktik stellte die britische Admiralitat Verbande auf die im gemeinsamen Vorgehen gegen U Boote trainiert wurden Diese sogenannten Escort Groups ubten den Geleitschutz vor den Kusten Schottlands und Irlands und ihre Offiziere wurden in einer eigens in Liverpool gegrundeten Schule in den entsprechenden Taktiken ausgebildet 10 Veraltung BearbeitenDie Rudeltaktik war die konsequente Antwort auf die Taktik der Geleitzugbildung Der massive Einsatz der U Boote wurde auf alliierter Seite durch technische Weiterentwicklungen und die entschlusselten Enigma Codes im Laufe des Zweiten Weltkrieges letztlich aufgewogen was sich in massiven Verlustzahlen bei den U Booten niederschlug und in vergleichsweise niedrigen Verlusten an Handelsschiffen ab Mai 1943 Die Rudeltaktik verlor an Bedeutung als Ende 1942 das Radar beim Bomber zunachst kombiniert mit dem Leigh light und das Sonar ASDIC etc auf der englischen Seite ausgereift war und immer erfolgreicher eingesetzt werden konnte Trotzdem gab es bis zum Mai 1943 noch mehrere Geleitzugschlachten die trotz hoher U Bootverluste eindeutig zu Gunsten der Deutschen entschieden wurden Mit Einfuhrung des HFDF Funkpeilgerates Huff Duff durch die Alliierten wurde die Aufgabe fur das Fuhlung haltende Boot extrem gefahrlich bis undurchfuhrbar Das Kriegsende kam dem breiten Einsatz einer weiterfuhrenden U Boot Entwicklung Schnorchel zielsuchender Torpedo leise Boote Batteriekapazitat Tarnbeschichtung Alberich Beschichtung teils zuvor Zitate zur Rudeltaktik Bearbeiten Das ist der Sinn der beruhmten Rudeltaktik die jedoch nicht dahin auszulegen ist dass unter einheitlicher Leitung im geschlossenen Verband operiert wird Die Gemeinsamkeit beruht ausschliesslich auf Heranfuhren von noch abseits stehenden Kampfmitteln Einmal am Geleitzug handelt jedes Boot selbstandig So ist es moglich in tagelang andauernden Atlantikschlachten Konvois von 50 und mehr Schiffen vollig aufzureiben Heinz Schaeffer Kommandant von U 977 in seinem Buch U 977 Geheimfahrt nach Sudamerika 1950 11 Denn auch im Rudel weiss das eine Boot vom anderen wenig mehr als nichts es sei denn man analysiert die Funkspruche oder die Gruppe verdichtet sich bis auf Sichtweite ein seltener Fall Man wahnt sich alleine auf weiter Flur ein Punktchen im unendlichen Atlantik Man weiss zwar dass noch mehr Kameraden mit ihren Booten das gleiche Ziel haben doch es fehlt einem der Uberblick Alle Faden liefen beim BdU zusammen Peter Erich Cremer Kommandant von U 152 U 333 und U 2519 in seinem Buch U 333 1982 12 Siehe auch BearbeitenListe alliierter Geleitzugrouten im Zweiten WeltkriegLiteratur BearbeitenDan van der Vat Schlachtfeld Atlantik Heyne Munchen 1990 ISBN 3 453 04230 1 Elmar B Potter Chester W Nimitz Jurgen Rohwer Seemacht eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart Manfred Pawlak Verlag Herrsching 1982 ISBN 3 88199 082 8 Karl Donitz 40 Fragen an Karl Donitz Bernard amp Graefe Munchen 1980 ISBN 3 7637 5182 3 Arthur O Bauer Ralph Erskine Klaus Herold Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U Boote 1939 1945 Wie Schwachen und Versaumnisse bei der Funkfuhrung der U Boote zum Ausgang der Schlacht im Atlantik beigetragen haben Liebich Funk Rheinberg 1997 ISBN 3 00 002142 6 Augenzeugenberichte von Alfred T Collett Oliver Nelson Derekek Wellman die deutsche Ubersetzung aus dem niederlandischen Original wurde vom Verfasser autorisiert Erstausgabe im Selbstverlag Arthur O Bauer Diemen NL 1997 Winston S Churchill Der Zweite Weltkrieg Mit einem Epilog uber die Nachkriegsjahre 4 Auflage Scherz Berlin Munchen Wien 1996 ISBN 3 502 19132 8 Originaltitel The Second World War Ubersetzt von Eduard Thorsch Eine einbandige selbst bearbeitete Fassung von 1960 seines zuvor sechsbandigen Memoirenwerks von 1948 spater auch als Fischer Taschenbuch 16113 Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 596 16113 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Rudeltaktik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten John A Adams If Mahan ran the Great Pacific War An Analysis of World War II Naval Strategy Indiana University Press 2008 ISBN 0 253 35105 7 S 372 f van der Vat S 117 Donitz 40 Fragen S 15 D Hartwig Grossadmiral Karl Donitz Legende und Wirklichkeit Schoningh 2010 S 35 Potter Nimitz Rohwer S 522 Bernard Ireland Battle of the Atlantic Naval Institute PRess Annapolis 2003 ISBN 1 59114 032 3 S 46 47 Potter Nimitz Rohwer S 521 van der Vat S 236 Donitz 40 Fragen S 67 van der Vat S 242 Heinz Schaeffer U 977 Geheimfahrt nach Sudamerika Heyne Munchen 1979 S 80 P E Cremer F Brustat Naval Ali Cremer U 333 Ullstein Frankfurt 1986 S 162 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudeltaktik amp oldid 236569459