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Die Rosenkranz Sonaten oder Mysterien Sonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber sind eine Sammlung von 15 Sonaten fur Violine und Basso continuo sowie einer Passacaglia fur Solovioline 1 Im Biber Werkverzeichnis von Eric Chafe haben sie die Nummern C 90 bis C 105 2 Nachdem sie uber Jahrhunderte in Vergessenheit geraten waren zahlen sie heute zu Bibers bekanntesten Werken und den bedeutendsten Violinkompositionen des Barock Manuskript der Rosenkranz Sonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber Widmung an Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung und Rezeption 2 Zur Musik 2 1 Skordatur 3 Ubersicht der einzelnen Sonaten 4 Literatur 4 1 Ausgaben und Faksimiles der Handschrift 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseUberlieferung und Rezeption BearbeitenDie Rosenkranz Sonaten sind in einem einzigen undatierten kalligraphierten Manuskript uberliefert ob es sich dabei um Bibers Autograph handelt ist umstritten wird aber von der heutigen Forschung mehrheitlich abgelehnt Ein Titelblatt ist nicht vorhanden aus der Widmung an den Salzburger Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg folgt dass die Sonaten vor dessen Tod 1687 entstanden sind Die Sonaten sind der Ehre der Heiligen Mysterien Honori Sacrorum Mysteriorum geweiht also den Geheimnissen des Rosenkranzes daher die heute ublichen Bezeichnungen Die einzelnen Sonaten sind nicht namentlich bezeichnet vielmehr ist jeder Sonate ein Medaillon mit einem Kupferstich vorangestellt der das jeweilige Rosenkranzgeheimnis illustriert Im Jahr 2008 konnte die Herkunft der Kupferstiche aus einem Flugblatt der Salzburger Rosenkranzbruderschaft von 1678 festgestellt werden Obwohl sich daraus nicht notwendigerweise eine Entstehung der Rosenkranzsonaten nach 1678 ergibt gilt eine Entstehung um 1678 als wahrscheinlich Die Sonaten wurden zu Bibers Lebzeiten nie veroffentlicht und gerieten danach fur Jahrhunderte in Vergessenheit Im 19 Jahrhundert gelangte das Manuskript in den Besitz von Karl Emil von Schafhautl und 1890 aus seinem Nachlass in die Munchner Hofbibliothek die heutige Bayerische Staatsbibliothek wo es bis heute unter der Signatur BSB Mus ms 4123 aufbewahrt wird Eine handschriftliche Notiz Schafhautls auf dem Widmungsblatt lautet hochfurstlich salzburgischer Truchsess u Kapellmeister geb zu Warthenberg an der bohmischen Grenze 1648 gest zu Salzburg 1698 Schafhautl die richtigen Lebensdaten sind 1644 1704 Die erste Veroffentlichung erfolgte 1905 durch Erwin Luntz als Band 25 der Reihe Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Luntz hatte keine besonders hohe Meinung von den Sonaten er schreibt in der Einleitung Wenn nun abermals ahnliche Werke dieses Meisters zur Veroffentlichung gelangen so findet dies seine Begrundung nicht so sehr in dem musikalischen Werte derselben als vielmehr in dem historischen Interesse moglicherweise hat man in ihnen jene Sonaten zu erblicken die Biber als minder gelungen gar nicht zum Drucke gelangen liess Die Wiener Erstauffuhrung der Elf Mysterien fur Violine und Klavier nach Kupferstichen biblischer Historien fand am 2 April 1917 im Kleinen Musikvereinssaal durch Robert Reitz Violine und Felix Rosenthal Klavier statt 3 Reitz veroffentlichte 1923 in der Universal Edition eine Bearbeitung der 15 Sonaten ohne die Passacaglia fur Violine und Klavier Im 20 Jahrhundert fanden die Werke vorerst bescheidenes Interesse Zu den fruhesten Schallplattenaufnahmen zahlen die von Susanne Lautenbacher und die von Sonya Monosoff beide aus dem Jahr 1962 Mit dem Aufkommen der Historischen Auffuhrungspraxis kam es zu einer verstarkten Beschaftigung mit diesem Werk die sich in den Jubilaumsjahren 1994 zu Bibers 350 Geburtstag und vor allem 2004 zu seinem 300 Todestag intensivierte Seither sind mehrere Neuausgaben und Faksimiles erschienen von Kunstlern wie Eduard Melkus Andrew Manze Rachel Podger Reinhard Goebel Riccardo Minasi Rudiger Lotter und vielen anderen wurden Aufnahmen veroffentlicht In der Musikwissenschaft wird das Werk intensiv diskutiert wobei sich viele Fragen wegen der durftigen Quellenlage kaum abschliessend beantworten lassen Zur Musik Bearbeiten nbsp Fur die Sonate XI eingerichtete ViolineDer sakrale Charakter der Musikstucke wie er im Widmungsblatt betont wird ist nicht unmittelbar zu erkennen Es sind Tanzsatze wie Allemande Sarabande Courante Gigue sowie Einleitungssatze improvisatorischen Charakters als Praeludium oder Sonata bezeichnet und Variationssatze Damit unterscheiden sie sich vom Aufbau her nicht grundsatzlich von den acht Violinsonaten C 138 bis C 145 die Biber 1681 veroffentlichte Die Frage ob und wie weit den einzelnen Stucken ein programmatischer Charakter zukommt ist Gegenstand intensiver Diskussionen Lediglich der Mittelsatz von Sonate XI Auferstehung nimmt als kanonische Bearbeitung des mittelalterlichen Surrexit Christus hodie 4 ausdrucklich Bezug auf das betreffende Rosenkranzgeheimnis Skordatur Bearbeiten nbsp Angabe im Manuskript zur Skordatur der Sonate XIDie Skordatur d h eine von der ublichen abweichende Stimmung der Saiten wird im Barock fur die Violine und andere Saiteninstrumente des Ofteren eingesetzt um besondere Klangeffekte zu erzielen nirgends jedoch so intensiv wie in den Rosenkranz Sonaten Bis auf die erste und letzte sind alle Sonaten auf skordierter Violine zu spielen wie Biber bereits in der Widmung betont quindecim vicibus discordatam auf funfzehn Arten verstimmt Elisabeth Lesser nannte Biber deshalb den Konig der Scordatura 5 In der 11 Sonate werden die beiden mittleren Saiten im Wirbelkasten und zwischen Steg und Saitenhalter vertauscht so dass ein Kreuz sichtbar wird Die einzelnen Stimmungen sind aus der folgenden Abbildung ersichtlich nbsp Ubersicht der einzelnen Sonaten BearbeitenDie Sonaten werden in drei Funfergruppen geteilt der freudenreiche der schmerzensreiche und der glorreiche Rosenkranz dazu kommt Sonate XVI die thematisch nicht zum Rosenkranz gehort Die Schreibweise der Satzbezeichnungen folgt dem Originalmanuskript Abkurzungen sind in Klammern ausgeschrieben Nr Medaillon Rosenkranz Geheimnis Tonart Skordatur SatzfolgeI Der freudenreiche RosenkranzI C 90 nbsp Verkundigung d Moll Normalstimmungg d a e Praeludium Variatio Aria allegro Variatio Adagio FinaleII C 91 nbsp Heimsuchung A Dur a e a e Sonata Presto Allaman da PrestoIII C 92 nbsp Christi Geburt h Moll h fis h d Sonata Presto Adagio Courente Double AdagioIV C 93 nbsp Darstellung im Tempel d Moll a d a d Ciacona Adagio piano Presto AdagioV C 94 nbsp Auffindung im Tempel A Dur a e a cis Praeludium Presto Allaman da Guigue Saraban da DoubleII Der schmerzensreiche RosenkranzVI C 95 nbsp Christus am Olberg c Moll as es g d Lamento Adagio Presto Adagio Adagio AdagioVII C 96 nbsp Geisselung Jesu F Dur c f a c Allamanda Variatio Sarab anda VariatioVIII C 97 nbsp Dornenkronung B Dur d f b d Sonata Adagio Presto Guigue Double Presto Double 2IX C 98 nbsp Kreuztragung a Moll c e a e Sonata Courente Double FinaleX C 99 nbsp Kreuzigung g Moll g d a d Praeludium Aria Variatio AdagioIII Der glorreiche RosenkranzXI C 100 nbsp Auferstehung G Dur g g d d Sonata Surexit Christus hodie AdagioXII C 101 nbsp Christi Himmelfahrt C Dur c e g c Intrada Aria Tubicinum Allamanda Courente DoubleXIII C 102 nbsp Pfingstwunder d Moll a e cis e Sonata Gavott Guigue SarabandaXIV C 103 nbsp Maria Aufnahme in den Himmel D Dur a e a d ohne Bezeichnung Grave Adagio Aria Aria GuigueXV C 104 nbsp Marienkronung C Dur g c g d Sonata Aria Canzon SarabandaPassacagliaXVI C 105 nbsp Schutzengel g Moll Normalstimmungg d a e Passagalia Adagio Allegro AdagioLiteratur BearbeitenRoseen Giles Physicality and Devotion in Heinrich Ignaz Franz Biber s Rosary Sonatas In Yale Journal of Music amp Religion Vol 4 No 2 Article 3 2018 doi 10 17132 2377 231X 1105Ausgaben und Faksimiles der Handschrift Bearbeiten Erwin Luntz Hrsg Heinrich Franz Biber Violinsonaten II Sechzehn Violinsonaten mit ausgefuhrter Klavierbegleitung Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Band 25 Wien 1905 Nachdruck Graz 1959 Robert Reitz Hrsg Funfzehn Mysterien fur Violine und Klavier nach Kupferstichen biblischer Historien von Henr Ignat Franciscus Biber 1644 1704 Fur den Konzertgebrauch neu bearbeitet von Robert Reitz Universal Edition Wien 1923 Teil I Nr 1 8 UE 7283 Teil II Nr 9 15 UE 7284 Dagmar Gluxam Hrsg Rosenkranz oder Mysterien Sonaten Heinrich Ignaz Franz Biber Veroffentl von Dagmar Gluxam Generalbass von Ingomar Rainer Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Band 153 Graz 2003 Ernst Kubitschek Hrsg Heinrich Ignaz Franz Biber Mysterien Sonaten Rosenkranz Sonaten Bayerische Staatsbibliothek Munchen Mus Ms 4123 Denkmaler der Musik in Salzburg Bd 1 Strube Munchen 1990 ISBN 978 3 88800 008 9 Manfred Hermann Schmid Hrsg Heinrich Ignaz Franz Biber Rosenkranz Sonaten Faksimile der Handschr Bayer Staatsbibliothek Denkmaler der Musik in Salzburg Bd 14 Strube Munchen 2008 Weblinks BearbeitenDigitalisat der Handschrift BSB Mus ms 4123 urn nbn de bvb 12 bsb00020682 8 Mystery Sonatas Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten deutschlandfunk de Rosenkranz Sonaten Mysterien als Klang erlebbar Abgerufen am 4 Mai 2023 Eric T Chafe Catalog of Heinrich Biber s Works In The Church Music of Heinrich Biber UMI Research Press Ann Arbor MI 1987 ISBN 978 0 8357 1770 0 S 233 264 Theater und Kunstnachrichten In Neue Freie Presse 27 Marz 1917 S 8 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfp vgl Surrexit Christus hodie bei Michael Weisse 1544 Elisabeth Lesser Zur Scordatura der Streichinstrumente mit besonderer Berucksichtigung der Viola d amore Acta Musicologica Vol 4 Fasc 3 Juli Sept 1932 S 123 127 Normdaten Werk GND 300020368 lobid OGND AKS LCCN n84132596 VIAF 198522017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rosenkranz Sonaten amp oldid 234526445