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Rolf Singer 23 Juni 1906 in Schliersee 18 Januar 1994 in Chicago war ein deutscher Mykologe Er war eine der einflussreichsten und produktivsten Personlichkeiten in der Mykologie des 20 Jahrhunderts Sein offizielles botanisches Autorenkurzel lautet Singer Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werk 3 Familiares 4 Ehrungen 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenDer Sohn des Tier und Genremalers Albert Singer besuchte die Volksschule in Schliersee und das Gymnasium in Pasing Munchen und Amberg Er beschaftigte sich bereits vor seinem Abitur mit Pilzen und veroffentlichte ab 1922 seine ersten mykologischen Arbeiten darunter 1923 seine erste monographische Studie uber mitteleuropaische Taublinge Singer studierte zunachst an der Universitat Munchen wo er das Diplom in Chemie erwarb 1928 wechselte er an die Universitat Wien wo er bei Richard Wettstein als dessen letzter Schuler mit seiner zweiten monographischen Bearbeitung der Gattung Russula als Dissertation zum Dr phil promoviert wurde In Wien konnte Singer an zwei Kaukasus Exkursionen der Akademie der Wissenschaften in Wien teilnehmen deren Ergebnisse er in zwei grosseren Veroffentlichungen dokumentierte Zudem war Singer bei dieser Gelegenheit an der Erstbesteigung des 4475 Meter hohen Giultschi beteiligt Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte er nach Barcelona wo er eine Assistenzprofessur an der Autonomen Universitat innehatte Auf Veranlassung der deutschen Regierung wurde er von den spanischen Behorden verfolgt und setzte sich 1934 nach Frankreich ab In Paris bekam er ein Stipendium am Museum national d histoire naturelle Anschliessend arbeitete er von 1936 bis 1941 in Leningrad als Wissenschaftler am Botanischen Garten der Akademie der Wissenschaften der UdSSR In dieser Zeit unternahm er zahlreiche Exkursionen nach Sibirien ins Altaigebirge und nach Karelien Ab 1941 folgten Lehr und Studienaufenthalte in den USA Er verbrachte sieben Jahre in Harvard am dortigen Farlow Herbarium of Cryptogamic Botany zunachst als wissenschaftlicher Mitarbeiter dann als stellvertretender Direktor und nach dem Tod von David Linder als Direktor In dieser Zeit erhielt Singer ein Guggenheim Stipendium in Florida und nahm an der Universitat von Virginia einen Lehrauftrag an 1948 verliess Rolf Singer Harvard um in Argentinien an der Nationaluniversitat von Tucuman eine Professur anzunehmen 1961 wurde er Professor an der Universitat von Buenos Aires Es folgten Studienaufenthalte in Chile und Brasilien Wahrend seiner Zeit in Sudamerika trug Singer mit seiner Frau und seiner Tochter Heide aufwendige Sammlungen von Pilzen zusammen 1968 erhielt er einen Ruf an das Field Museum of Natural History kurz Field Museum der University of Illinois at Chicago und wirkte dort unterbrochen durch zwei Forschungsaufenthalte in Lausanne 1970 1971 und Manaus 1976 1978 bis zu seiner Pensionierung und blieb dem Museum bis zu seinem Tod verbunden Werk BearbeitenSingers Arbeit pragt bis heute die moderne Taxonomie und Systematik der hoheren Hymenomyceten In seinem Hauptwerk The Agaricales in Modern Taxonomy das mehrfach uberarbeitet und aktualisiert wurde wird deutlich dass Singer die Gattung als taxonomische Grundeinheit betrachtete und aus seiner Sicht die Arten in der systematischen Analyse eine geringere Rolle spielen Er selbst hat sein Werk als eine Monographie der Gattungen begriffen und sich immer gegen den Ansatz verwahrt Taxonomie bezogen auf kleine Regionen zu betreiben da diese seiner Ansicht nach zu einer zu starken Zersplitterung der Gattungen fuhren wurde Konsequenterweise erforschte er die Pilzflora in moglichst vielen Landern und verstand unter einer Region einen ganzen Kontinent Er erarbeitete sich mit seinen Forschungsreisen einen Uberblick uber die Vielfalt der Pilzgattungen wie kein anderer Mykologe vor ihm Aufgrund seiner eigenen Funde sowie des Studiums vorliegenden Typusmaterials gelang es ihm eine ganze Anzahl neuer Gattungen zu beschreiben wobei es sich in der Mehrzahl nicht um Aufsplitterungen bereits beschriebener Taxa handelte Singer hat unter anderem 86 Gattungen neu benannt und beschrieb uber 2460 Arten und Unterarten aus 222 Gattungen Neben der Taxonomie hat Singer sich auch wesentlich mit der Phylogenie der Hymenomyceten beschaftigt So war er zur Uberzeugung gelangt dass sich die Hutpilze von hypogaischen Gasteromyceten ableiten lassen und viele meist als Aphyllophorales eingestufte Formen sich aus Blatterpilzen entwickelt hatten indem deren charakteristische morphologische Merkmale reduziert worden seien Seine Ergebnisse stutzte er dabei unter anderem auf mikroskopische Merkmale und wandte sich damit vom bis dahin verbreiteten Ansatz ab die Verwandtschaft der Pilze auf rein makroskopische Merkmale zu beziehen Singer befasste sich ferner mit okologischen Aspekten der Pilzkunde auch wenn diese Leistungen in ihrem Umfang geringer waren als die in der Taxonomie und Phylogenie So hat er bedeutende Arbeiten uber die ektotrophe Mykorrhiza veroffentlicht Einige seiner uber 440 Publikationen befassen sich zudem mit Gebieten wie Ethnomykologie und Pilzzucht Singers Arbeiten sind in neun Sprachen erschienen Familiares BearbeitenSeine Frau Martha Mimi Kupfer 15 Dezember 1910 in Wien 8 Januar 2003 in Encinitas in Kalifornien die er wahrend seines Studiums in Wien kennengelernt hatte war Bildhauerin und unterstutzte die wissenschaftliche Forschung ihres Mannes indem sie ihn auf seinen zahlreichen Expeditionen begleitete Sie war bis zu seinem Tod ehrenamtliche Mitarbeiterin am Field Museum Ab 1997 bis zu ihrem Tod lebte sie bei ihrer Tochter in der Nahe von San Diego Ehrungen BearbeitenNach ihm benannt sind die Pilzgattungen Singera Batt amp J L Bezerra Singerella Harmaja Singeriella Petr und Singeromyces M M Moser 1 Werke BearbeitenThe Agaricales in Modern Taxonomy 4 Auflage 981 Seiten erschienen 1986 Koeltz Scientific Books Koenigstein ISBN 3 87429 254 1 Mushrooms and Truffles Botany Cultivation and Utilization Koeltz Scientific Books ISBN 3 87429 258 4Literatur BearbeitenMeinhard Moser Dr Rolf Singer 70 Jahre Zeitschrift fur Pilzkunde 42 A 127 128 Schwabisch Gmund 1976 Martha Singer Mycologists and Other Taxa J Cramer Braunschweig 1984 ISBN 3768212432 G M Mueller Q X Wu Mycological Contributions of Rolf Singer Field Itinerary Index to New Taxa and List of Publications Fieldiana Botany New Series 38 Field Museum of Natural History Chicago 1997 Heinz Clemencon Rolf Singer Zeitschrift fur Mykologie Band 60 1 328 332 Schwabisch Gmund 1994 Singer Rolf In Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Saur Munchen 1983 S 1088f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rolf Singer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen fur Rolf Singer beim IPNI Hier findet sich Singers Kurzbiographie neben anderen auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft fur Mykologie Singers Biographie vom Field Museum in Chicago engl Eine Datenbank uber Singers taxonomisches Werk mit 2534 Artbeschreibungen Eine Seite des Mushroom the Journal of Wild Mushrooming wo unter anderem eine Auswahl von Singers Arbeiten aufgelistet wird Einzelnachweise Bearbeiten Lotte Burkhardt Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen Erweiterte Edition Teil I und II Botanic Garden and Botanical Museum Berlin Freie Universitat Berlin Berlin 2018 ISBN 978 3 946292 26 5 doi 10 3372 epolist2018 Normdaten Person GND 119556243 lobid OGND AKS LCCN n50023583 VIAF 92597180 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Singer RolfKURZBESCHREIBUNG deutscher MykologeGEBURTSDATUM 23 Juni 1906GEBURTSORT SchlierseeSTERBEDATUM 18 Januar 1994STERBEORT Chicago Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rolf Singer amp oldid 229455340