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Bernhard Wilhelm Otto Richard Englander 17 Februar 1889 in Leipzig 16 Marz 1966 in Uppsala Schweden war ein deutscher Musikwissenschaftler Komponist und Cembalist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung in Leipzig und Berlin 1 2 Jahre in Dresden 1 3 Exil in Schweden 2 Wirken 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung in Leipzig und Berlin Bearbeiten Englander kam als Sohn des Reichsgerichtsrats Bernhard Englander in Leipzig zur Welt Seine Mutter Rosalie war eine geborene Pringsheim zur Verwandtschaft Englanders gehorten unter anderem Katja Mann und Max Liebermann Die Familie judischer Herkunft der vaterlicherseits zahlreiche bedeutende Naturwissenschaftler und Juristen entstammten war bereits zu Beginn des 19 Jahrhunderts zum Protestantismus konvertiert Englander besuchte die Thomasschule zu Leipzig Anschliessend studierte er am Leipziger Konservatorium Zu seinen Lehrern am Konservatorium gehorten Paul Klengel Cello Leonid Kreutzer Klavier und Karl Straube Orgel Bei Joseph Gustav Mraczek 1878 1944 in Dresden liess er sich in Kompositionslehre ausbilden An der Universitat Leipzig lernte er Musikwissenschaft bei Hugo Riemann und Arnold Schering sowie Germanistik und Geschichte Im Jahr 1908 ging Englander nach Berlin und erweiterte seine musikwissenschaftlichen Kenntnisse bei Johannes Wolf und vor allem Hermann Kretzschmar der ihm das Ideal fur einen jungen musikinteressierten Studenten zu bedeuten schien 1 Er unternahm Studienreisen nach Italien Schweden und Danemark wo er vor allem zu Johann Gottlieb Naumann forschte Er beendete 1914 seine Dissertation zum Thema Johann Gottlieb Naumann als Opernkomponist und wurde 1916 zum Dr phil promoviert Die Dissertationsschrift erschien in erweiterter Form 1922 unter dem Titel Johann Gottlieb Naumann als Opernkomponist Mit neuen Betragen zur Musikgeschichte Dresdens und Stockholms und gilt als Hauptwerk Englanders 2 Jahre in Dresden Bearbeiten Englander nahm am Ersten Weltkrieg teil wurde verwundet und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet 3 Er kam 1919 nach Dresden und arbeitete unter anderem als Cembalist und Lehrer Fritz Busch engagierte ihn 1922 als seinen Assistenten an der Semperoper Er wirkte als Korrepetitor und stellvertretender Leiter des Opernchores und war so an der Einstudierung wegbereitender Auffuhrungen beteiligt darunter der Inszenierung von Boris Godunow in der Spielzeit 1922 23 unter der Mitwirkung von Issai Dobrowen dem von Max Slevogt ausgestatteten Don Giovanni 1924 und den Urauffuhrungen der Opern Intermezzo 1924 Doktor Faust 1925 und Cardillac 1926 die in die Operngeschichte eingegangen sind 4 An der Oper des Buhnenvolksbundes wirkte Englander als Kapellmeister und lehrte ab 1926 Musikgeschichte an der Orchesterschule der Sachsischen Staatskapelle Regelmassig veroffentlichte er Artikel uber das Dresdner Musikleben in Zeitschriften darunter dem Dresdner Anzeiger Die Dozentenstelle musste der von den Nationalsozialisten aus rassischen Grunden verfolgte Englander 1935 aufgeben Als Pianist und Cembalist durfte er nicht mehr offentlich auftreten und verdiente sich Geld mit Privatunterricht Ab 1937 wurde er mehrfach verhort und 1939 verhaftet und nach Gaaden bei Wien gebracht 5 jedoch nach Einsatz von Bekannten freigelassen Ein Teil seines Vermogens wurde enteignet Im Jahr 1939 gelang Englander die Flucht nach Schweden Exil in Schweden Bearbeiten Englander liess sich in Uppsala nieder Seinen Lebensunterhalt bestritt er zunachst mit Klavierunterricht sowie dem Cembalospiel im Dom zu Uppsala Im Jahr 1948 wurde er Musikdozent an der Universitat Uppsala und erhielt 1955 von dieser Universitat die Ehrendoktorwurde verliehen Bereits 1952 hatte Englander fur kurze Zeit Knud Jeppesen 1892 1974 an der Universitat Aarhus in Danemark vertreten Am 17 Dezember 1965 wurde ihm von Konig Gustav VI Adolf der Titel Professor verliehen Bereits im Oktober 1965 war Englander nach einem Kollaps ins Krankenhaus eingeliefert worden Englander verstarb 1966 kurz nach seinem 77 Geburtstag in Uppsala Die Trauerfeier fand im Dom zu Uppsala statt Sein Nachlass wird von der Universitatsbibliothek in Uppsala verwaltet Wirken BearbeitenEnglanders Ideal war es den ausubenden Musiker und den Wissenschaftler in einer Person zu vereinen 6 und so wechselten sich in Englanders Leben musiktheoretisches Wirken mit aktivem Lehren und Musizieren ab In seinen musikwissenschaftlichen Werken befasste sich Englander mit Dresden Italien und Schweden Hatte er sich bereits in seiner Dissertation mit dem Dresdner Komponisten Naumann auseinandergesetzt so waren spatere Werke den Kunstlern Joseph Schuster Giovanni Andrea Bontempi und Marco Giuseppe Peranda gewidmet In Schweden befasste er sich intensiv mit dem Komponisten Joseph Martin Kraus und veroffentlichte 1943 in Uppsala seine Monografie Joseph Martin Kraus und die Gustavianische Oper Begonnene Projekte zur Geschichte der Gustavianischen Oper und zu den Liedkompositionen Joseph Martin Kraus blieben unvollendet Ein weiteres zentrales Werk innerhalb Englanders Schaffen stellte das zusammenfassende 1956 erschienene Buch Die Dresdner Instrumentalmusik in der Zeit der Wiener Klassik dar Mehrere Aufsatze Englanders befassten sich in den 1950er Jahren zudem mit dem Komponisten Christoph Willibald Gluck Noch im Krankenhaus kummerte sich Englander 1965 um die Fertigstellung der Notenedition des Gesamtwerks Glucks die 1966 unter dem Titel Samtliche Werke erschien Englander gab zwischen 1953 und 1960 zahlreiche weitere Noteneditionen bekannter Komponisten heraus darunter Editionen zu Werken von Johann Adolph Hasse Wolfgang Amadeus Mozart und Georg Friedrich Handel Eigene Kompositionen umfassten unter anderem Cello und Gambensonaten Werke fur Mannerchor Orchesterwerke Kammermusikwerke und Lieder fur eine Stimme und Klavier darunter Vertonungen von Werken Rainer Maria Rilkes und Richard Dehmels und Clemens Brentanos Sie blieben bis auf drei Werke fur Mannerchore die in den 1940er Jahren in Schweden erschienen ungedruckt In einem Nachruf auf Englander wurde auch auf seine Bedeutung als Deutscher in Schweden eingegangen Schweden das Fach Musikwissenschaft besonders in Uppsala die musikalische Praxis im ganzen Land in Stockholm und in Drottninghom vor allem hat viel mit ihm verloren Kraftige Impulse sind von ihm ausgegangen Fur Schweden war er zugleich unermudlicher Pionier und wurdiger Reprasentant der grossen deutschen Musik und Bildungstradition Gerhard Croll 1966 7 Werke Auswahl BearbeitenMonografien1916 Johann Gottlieb Naumann als Opernkomponist Diss 1922 Johann Gottlieb Naumann als Opernkomponist Mit neuen Beitragen zur Musikgeschichte Dresdens und Stockholms erweiterte Fassung Reprint 1970 1943 Joseph Martin Kraus und die Gustavianische Oper 1956 Die Dresdner Instrumentalmusik in der Zeit der Wiener KlassikKompositionen1943 Nyss juninattglabsen Text Ake Leander Werk fur Mannerchor 1943 Sensommar Text Ake Leander Stockholm Werk fur Mannerchor 1943 Majbon Text Einar Malm Stockholm Werk fur Mannerchor Weiteren Kompositionen Englanders liegen als unveroffentlichtes Manuskript vor Noteneditionen1953 Johann Adolf Hasse Sonate e Moll 1954 Johann Adolf Hasse Concerto in D major 1955 Johann David Heinichen Concerto grosso G major 1956 Benedetto Marcello Violin concerto 1960 Joseph Martin Kraus Werke 1965 Benedetto Marcello Concerto D major for violin and string orchestra 1966 Christoph Willibald Gluck Samtliche WerkeAufsatze1918 Das Ende der Opera seria in Dresden Naumanns Clemenzia di Tito 1769 in Neues Archiv fur sachsische Geschichte und Altertumskunde Nr 39 1920 Dresden und die deutsche Oper im letzten Drittel des 18 Jahrhunderts in Zeitschrift fur Musikwissenschaft III 1 1941 Zur Frage der Dafne 1671 von G A Bontempi und M G Peranda in Acta Musicologica 1955 Zur Edition von J D Heinichens Concerto G dur in Svensk Tidskrift for musikforskningLiteratur BearbeitenGerhard Croll Richard Englander zum Gedachtnis In Die Musikforschung Jg 19 1966 S 361 363 Anna Amalie Ebert Englander Richard In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians 2 Ausgabe Band 8 Macmillan London 2001 S 240 241 Hans Schnoor Englander Richard In Friedrich Blume Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Allgemeine Enzyklopadie der Musik Band 3 Barenreiter DTV Munchen 1989 S 1360 1361 Weblinks BearbeitenWerke von und uber Richard Englander im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Richard Englander im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit LexM Einzelnachweise Bearbeiten Zit nach Croll S 361 Schnoor S 1360 Vgl Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit Croll S 362 Croll schreibt er sei Haftling des KZ Buchenwald gewesen Vgl Croll S 363 Gaaden bei Wien hingegen laut LexM Croll S 361 Gerhard Croll Richard Englander zum Gedachtnis 1966 S 363 Normdaten Person GND 116533099 lobid OGND AKS LCCN no90009750 VIAF 54902554 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Englander RichardKURZBESCHREIBUNG deutscher Musiker Musikwissenschaftler und KomponistGEBURTSDATUM 17 Februar 1889GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 16 Marz 1966STERBEORT Uppsala Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Englander Musiker amp oldid 234785235