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Reinhard Boos 1 Juni 1897 in Lorrach 21 Oktober 1979 ebenda war Kommissar und vom 20 April 1933 bis zum 24 April 1945 Burgermeister der Stadt Lorrach Ferner bekleidete er bis 1938 die Posten des Orts und ehrenamtlichen Kreisgruppenleiters sowie des Gau Einsatzredners der NSDAP In der Bundesrepublik war er von 1958 bis 1968 fur die Freien Wahler in Lorrach Gemeinderatsmitglied Reinhard Boos Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und Berufsleben 1 2 Politisches Wirken 1930 bis 1945 1 3 Nachkriegszeit 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung und Berufsleben Bearbeiten Boos aus einer Lorracher Arbeiterfamilie stammend absolvierte 1911 bis 1914 eine kaufmannische Ausbildung in einer Buntweberei in Lorrach Im Anschluss war er bis 1916 als Buchhalter in Schliengen tatig Von 1916 bis 1918 war Boos Soldat im Ersten Weltkrieg Nach Kriegsende kehrte er nach Lorrach zuruck wo er von 1918 und bis 1921 Angestellter der Stadtverwaltung war und von 1921 bis 1924 kaufmannischer Angestellter bei der Rheinischen Creditbank Lorrach Von 1924 bis zu seiner Entlassung 1932 arbeitete Boos als Prokurist in einem kleinen Betrieb in Weil Im Dezember 1932 arbeitete er als Buchhandler 1 Politisches Wirken 1930 bis 1945 Bearbeiten Zum 1 August 1930 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 288 364 2 Er wurde zu diesem Zeitpunkt im Zivilberuf Prokurist eines kleinen Weiler Unternehmens am 16 November 1930 erstmals fur die NSDAP deren Ortsgruppenleiter er in Lorrach war in den Stadtrat gewahlt Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde er am 19 April 1933 durch den badischen Gauleiter Robert Wagner zum Stadtverwaltungs Kommissar ernannt da der gewahlte deutschnationale Burgermeister Heinrich Graser politisch nicht zuverlassig genug erschien Boos war in der Folge vor Ort zum Teil federfuhrend an der Zerschlagung der Gewerkschaften sowie der oppositionellen Parteien beteiligt Gegen Graser strengte er ein Amtsenthebungsverfahren an Nach dessen erfolgreichen Ausgang war Boos ab 19 Juli 1933 Burgermeister ein Posten fur den er fachlich nicht ausreichend qualifiziert war So verlangerte Wagner Boos Amtszeit im Jahr 1942 nur unter Auflagen und hielt ihn u a zu einer strafferen Amtsfuhrung an Die Personalpolitik von Reinhard Boos war gepragt von extremem Eifer tief sitzenden Ressentiments und ideologischen Motiven Der Umgang mit ihm unliebsamen Beamten ist belegt und ging teilweise sogar den vorgesetzten ebenfalls nationalsozialistischen Behorden zu weit Gleichzeitig protegierte er alte Kampfer die er in der Stadtverwaltung unterbrachte Diese Gunstlingswirtschaft brachte Boos immer wieder in Schwierigkeiten der auf diese Weise sogar vorbestraften Personen Waffenscheine ausstellen liess 3 Ab 1938 wirkte Boos wiederum leitend an den Aktionen gegen die Lorracher Juden mit z B Abriss der in der Reichspogromnacht beschadigten Alten Synagoge beabsichtigte Zerstorung des alten judischen Friedhofs Gegenuber der Schweiz vertrat er eine der politischen Grosswetterlage angepasste Politik Hatte er in den spaten dreissiger Jahren noch den Ausbau Lorrachs zum deutschen Kulturbollwerk im Dreilandereck forciert so forderte er ab 1941 offen Grenzbereinigungen Er schrieb am 9 August 1941 dem Gauleiter Das badische Grenzland entlang der Schweizer Grenze wunscht und hofft mit ganzem Herzen dass diese politische Bereinigung an den willkurlichen Grenzen der sogenannten Schweiz nicht halt macht Am 24 April 1945 nahm Boos personlich an einem kleinen Aufgebot des Volkssturms zur Verteidigung der Stadt gegen die einruckende franzosische Armee teil Dabei wurde er verwundet und anschliessend bis 1947 in Frankreich interniert Nachkriegszeit Bearbeiten Nach der Ruckkehr und Entnazifizierung als Minderbelasteter da er sich fur einige ihm personlich bekannte Verfolgte eingesetzt und wohl auch spatestens ab Kriegsbeginn keinen Einfluss mehr auf den Gang der uberortlichen Ereignisse hatte gelang es Boos ab 1959 nochmals ein Gemeinderatsmandat fur die Freien Wahler zu erlangen nachdem er bereits im Vorjahr als Nachrucker in das Gremium gelangt war In dieser Funktion war er auch Fraktionsvorsitzender ansonsten exponierte er sich nur noch im durchschnittlichen Umfang Boos gab nach dem Krieg an er habe sich angesichts der Fragestellung Bolschewismus oder Deutschland als Sozialist und Deutscher fur Deutschland und die NSDAP entschieden Boos wurde zunachst nicht in die Portraitgalerie der Burgermeister und Oberburgermeister im Lorracher Rathaus aufgenommen Inzwischen hat der Gemeinderat der Aufnahme des Portrats mit einem Vermerk auf seine Vergangenheit zugestimmt 4 Literatur BearbeitenGerhard Moehring Vogte und Burgermeister von Lorrach In Walter Jung Gerhard Moehring Hrsg Unser Lorrach 1975 Eine Grenzstadt im Spiegel der Zeit Kropf amp Herz Lorrach Tumringen 1975 S 33 34 Hugo Ott Die Zeit von 1918 bis 1945 In Otto Wittmann Berthold Hanelet Stadt Lorrach Hrsg Lorrach Landschaft Geschichte Kultur Herausgegeben von der Stadt Lorrach zur Erinnerung an die vor 300 Jahren am 18 November 1682 verliehene Stadtrechtsprivileg Stadt Lorrach Lorrach 1983 ISBN 3 9800841 0 8 Wolfgang Gockel Lorrach im Dritten Reich Eigenverlag Schopfheim 1990 Bernd Serger Karin A Bottcher Gerd R Ueberschar Hrsg Sudbaden unter Hakenkreuz und Trikolore Zeitzeugen berichten uber das Kriegsende und die franzosische Besetzung 1945 Rombach Verlag Freiburg Breisgau u a 2006 ISBN 3 7930 5013 0 Michael S Bryant Back into the Unmasterable Past Southwest Germany and the Judicial Odyssey of Mayor Reinhard Boos 1947 1949 In Human Rights Review Bd 8 H 3 2007 ISSN 1524 8879 S 199 219 Michael S Bryant Zuruck in die unbewaltigte Vergangenheit Das Lorracher Pogrom vom November 1938 der Fall Reinhard Boos und die Landfriedensbruch Prozesse der Nachkriegszeit In Arbeitsgemeinschaft fur Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein Protokoll uber die Arbeitssitzung 2008 Nr 477 S 1 23 online abgerufen am 4 Marz 2015 Robert Neisen Reinhard Boos Erst die Partei und dann die Stadt In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Baden Wurttemberg Band 6 NS Belastete aus Sudbaden Gerstetten Kugelberg 2017 ISBN 978 3 945893 06 7 S 64 82Weblinks BearbeitenReinhard Boos Biografische Darstellung In LEO BW Landesarchiv Baden Wurttemberg Einzelnachweise Bearbeiten Hubert Bernnat 125 Jahre Arbeiterbewegung im Dreilandereck Lorrach 1993 DNB 931992532 S 169 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 3840899 Robert Neissen Lorrach und der Nationalsozialismus Zwischen Fanatismus und Distanz Hrsg Stadt Lorrach Stadtarchiv doRi Verlag Botzingen 2013 ISBN 978 3 9814362 1 1 S 134 136 139 Siehe Hubert Bernnat Lorrachs Burgermeistergalerie ein Uberblick uber 260 Jahre Burgermeistergeschichte In Das Markgraflerland Jg 2016 S 5 65 Digitalisat der UB FreiburgOberburgermeister und Burgermeister von Lorrach seit 1872 Burgermeister Johann Josef Grether Oberburgermeister Erwin Gugelmeier Heinrich Graser Reinhard Boos Burgermeister Joseph Pfeffer Arend Braye ab 1957 OB Oberburgermeister Egon Hugenschmidt Rainer Offergeld Gudrun Heute Bluhm Jorg Lutz Normdaten Person GND 1012792412 lobid OGND AKS VIAF 172036125 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boos ReinhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP Kommissar Burgermeister Kreisgruppenleiters der NSDAPGEBURTSDATUM 1 Juni 1897GEBURTSORT LorrachSTERBEDATUM 21 Oktober 1979STERBEORT Lorrach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reinhard Boos Politiker amp oldid 236116216