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Reimar Lenz 5 Juli 1931 in Munchen 26 August 2014 in Berlin war ein deutscher Publizist und Schriftsteller Pseudonym Wolfgang Harthauser Lenz hat zahlreiche Texte in Zeitungen und Zeitschriften publiziert sowie uber 70 Beitrage in Buchern Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Wahrheitssucher 1 3 Wirken 2 Zitat 3 Herausgeber 4 Schriften 5 Hor und Laienspiele 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Reimar Lenz wurde 1931 in Munchen als viertes Kind des Mediziners Eugenikers und Rassehygienikers Fritz Lenz und als erstes Kind mit seiner zweiten Frau Kara von Borries geboren Lenz Vater war 1934 bis 1944 Leiter der Abteilung Eugenik am Berliner Kaiser Wilhelm Institut fur Anthropologie Er versuchte Reimar von den Aufmarschen der Pimpfe des Deutschen Jungvolks freistellen zu lassen Wegen seiner guten Schulleistungen sollte er in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt eintreten was mit von seinen Eltern besorgten Attesten verhindert wurde Lenz durfte ohne weiters mit seinem Kindheitsschwarm Justus Alenfeld einem Kind aus einer privilegierten Mischehe verkehren 1 In Berlin Zehlendorf erlebte Lenz die Schrecken der Kriegsjahre Phosphorbombe im Vorgarten Luftmine in der Nachbarschaft und eine Brandbombe im Kinderzimmer 2 1944 fluchteten seine Eltern nach Nordrhein Westfalen zu Verwandten der Mutter Als 14 Jahriger beschaftigte er sich bereits mit dem Buddhismus und mit 15 Jahren grundete Lenz einen Jungenbund mit drei Grundsatzen 1 Alle Nationen sind gleichberechtigt 2 Alle Religionen sind gleichberechtigt 3 Das kosmische Bewusstsein ist zu pflegen Nach dem Abitur arbeitete er in einem work camp zusammen mit amerikanischen Quakern in Suditalien fur ein Entwicklungshilfeprojekt zur Erschliessung einer Wasserquelle Wahrheitssucher Bearbeiten Ab 1955 studierte Lenz Psychologie in Tubingen und trat dort dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund SDS bei Er erhielt einen Preis der Philosophischen Fakultat der Universitat Tubingen fur seine Arbeit Uber die Rolle des Zeiterlebens fur die Phanomenologie der Erinnerungen Spater ging er zur Redaktion der Zeitschrift Atomzeitalter Im Skriver Verlag redigierte er die Zeitschriften Lyrische Blatter und Alternative Zwei Jahre spater reiste Lenz nach Moskau zu den Weltjugendfestspielen 1958 organisierte er Mahnwachen in Tubingen Am 3 Januar 1959 eroffnete Helmut Gollwitzer den Anti Atomwaffen Kongress in Berlin Diskussionleiter waren unter anderem Peter Meier Ulrike Meinhof Norbert Adrian Reimar Lenz und Eva Maria Titze 3 Lenz war Mitveranstalter des Studentenkongresses gegen Atomrustung Anfang 1959 und leitete die Sektion Verantwortung der Wissenschaftler Lenz gehorte in der Bundesrepublik zu den ersten die sich kritisch mit der franzosischen Kolonialpolitik und insbesondere mit dem Algerienkrieg auseinandersetzte Fur Claus Leggewie zahlt er zu den deutschen Koffertragern 4 den Unterstutzern der algerischen Unabhangigkeit der 1959 damit begonnen hatte Material uber den Unabhangigkeitskrieg in Algerien zu sammeln Er fand in Berlin Unterstutzer die sich als Algerien Projket konstituierten und eine Ausstellung zusammenstellten die die Grauel des Algerienkriegs in der BRD zum Thema machte Die Ausstellung tourte von West Berlin aus durch mehrere deutsche Universitatsstadte und das Ausstellungsteam hinterliess ein Tagebuch ein schones Dokument der Politisierung in der fruhen Bundesrepublik das im Februar 1962 in der alternative abgedruckt wurde Ausgabe 22 4 Als einer der ersten deutschsprachigen Schriftsteller setzte sich Lenz kritisch mit den Themen Religion und Religionskritik auseinander 5 Im Januar 1960 erschien in der Zeitschrift alternative ein Essay von Lenz unter dem Titel Sei unser Gast eine Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben auch dem eigenen In der Zeitschrift Civis dem Organ des Ringes Christlich Demokratischer Studenten erschien dazu ein Kommentar der Gott gelastert sah Der Bundestagsabgeordnete Hermann Diebacker erstattete Strafanzeige wegen Gotteslasterung der Fall ging in die zweite Instanz bis die Berliner Generalstaatsanwaltschaft am Ende doch das Ermittlungsverfahren einstellte Das Magazin Der Spiegel berichtete daruber 6 Lenz fuhlte sich zur 68er Bewegung nur bedingt hingezogen und flog fur sechs Monate nach Tanger dort schrieb er sein Horspiel Begierig Kundig Eingedenk Anfang der 1960er Jahre war er freier Mitarbeiter der satirischen Zeitschrift Pardon und der linken Zeitschrift Konkret dazu kamen Veroffentlichungen in Alternativzeitschriften der gegenkulturellen Szene unter anderem in Der Metzger Daneben schrieb er Arbeiten fur den Rundfunk fur Volkshochschulen und Akademien Lyrik Horspiel Essay Reportage 7 Zeitkritik 8 Seine kritischen Kommentare uber Veroffentlichungen in Springer Zeitungen wurden in Der Spiegel abgedruckt 9 Folgenreicher als alle anderen Schriften war seine Veroffentlichung uber die Verfolgung Homosexueller in der Hitler Diktatur die erste Veroffentlichung erfolgte 1967 unter dem Pseudonym Wolfgang Harthauser Diese Veroffentlichung wurde vom Holocaust Museum in Washington als Pionierarbeit gewurdigt Er war Veteran der ersten deutschen Bewegung Kampf dem Atomtod und hielt siebzehn Jahre lang Friedensmahnwache bei der Gedachtniskirche in Berlin Wirken Bearbeiten 1960 hatte Lenz eine Dokumentarausstellung uber die Opfer des Algerienkrieges angeregt und zusammen mit anderen organisiert 10 diese Ausstellung ging durch mehrere Universitaten 11 1962 und 1964 Reisen nach Istanbul von Lenz Stambul genannt einige Zeit danach eine Rundreise durch die Turkei Der Politologe Claus Leggewie schrieb 1984 in dem von ihm herausgegebenen Buch Koffertrager Als freier Schriftsteller beschaftigt er sich mit aussereuropaischen Weltanschauungen und Religionen mit turkischen Fruhsozialisten und islamischen Mystikern Zur revolutionaren Ungeduld hatte er nie ein Verhaltnis gehabt er verlegte sich lieber auf die theoretische und praktische Erfahrung der Subkultur und der gegenkulturellen Szene und spurte lange vor anderen dem ja wieder zu Ehren gekommenen subjektiven Faktor nach Es folgte sein Austritt aus dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund SDS Lenz war wohl mehr ein Linksliberaler der sich nicht so sehr als Schriftsteller sah eher schon als Wahrheitssucher 12 1983 erfolgte die Grundung und Veranstaltung einer abendlichen Freitagsgruppe mit den Themenkreisen Inlander treffen Auslander und Glaubige treffen Unglaubige wobei Lenz auch die Verantwortung trug Anfang der 1970er Jahre zog Lenz mit seinem Partner Hans Ingebrand zusammen 13 Dieser wurde 1937 in Westfalen geboren und brach Malerlehre und Polizistenlaufbahn ab um sich als Masseur und Hauswart seine Leidenschaft fur die Malerei zu finanzieren Als 2001 die Moglichkeit dazu geschaffen wurde gingen sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft ein 1 Lenz verweigerte sich dem Konsumdenken und lebte nach dem Motto Kultur ist was man selber macht er sah sich selber nicht als Aussteiger sondern als Einsteiger fur eine neue Lebensart und Denkweise Der 2009 unter dem Titel Die Aussteiger im Rahmen der Langzeitdokumentation Berlin Ecke Bundesplatz gesendete Film portratiert die langjahrige Beziehung Lenz und seines Lebenspartners 14 Am 24 Marz 2013 zeigte das WDR Fernsehen Die Aussteiger Ein Zeitdokument der besonderen Art 1986 2012 15 Der Rundfunk Berlin Brandenburg RBB sendete am 26 Marz 2013 Der Aussteiger 16 Zitat Bearbeiten Ja ich bin nach Osten getrampt folgte dem Ruf des Muezzins wenn er an der Karanwanserei erklang Fuhr dem Fruhrot entgegen der Sonne der Sufis die einst noch Gebete entzundet hatten und Hunger nach Gerechtigkeit Es gibt sozusagen auch turkische Fruh Sozialisten Jaja ich habe so manchen Hafen besucht aber doch nicht um vor Anker zu gehen Ich folgte keinem Lotsen Ich bekehrte mich zu jedweder Religion als einem weiteren Beweis fur die menschliche Schopferkraft Immer eingedenk der Tatsache dass der Mensch sich die Gotter schuf Wustenscheichen las ich heilige Silben vom Mund Gurus frass ich makrobiotische Kornerfutter aus der Hand aber niemals fur lange Verzweifelt kratzte ich den Schutt der Geschichte auf der Suche nach den von Hagiographie verschutteten Heiligen Reimar Lenz 17 Herausgeber BearbeitenZusammen mit Richard Salis die Literaturzeitschrift Alternative Blatter fur Lyrik und Prosa Skriver Verlag Berlin Dahlem Nr 1 1958 Nr 145 146 1982 Diese Zeitschrift wurde spater von Hildegard Brenner ubernommen und mit ihrer eigenen Zeitschrift liiert Die von Reimar Lenz und Richard Salis herausgegebene Zeitschrift Alternative ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Literaturzeitschrift Alternative fur Literatur und Diskussion Hrsg Hildegard Brenner Berlin 1957 bis 1982 Schriften BearbeitenDie Atomrustung und der Intellektuelle Skriver Berlin Dahlem 1958 Der neue Glaube Bemerkungen zur Gesellschaftstheologie der jungen Linken und zur geistigen Situation Jugenddienst Verlag Wuppertal 1969 Das vergessene Ganze Zur Selbstkritik der religiosen Subkultur Frankfurt am Main 1974 Erschaffen und erschopft Ein Zwiegesprach mit der Schopfungsgeschichte Verlag der Ev Luth Mission Erlangen 1975 ISBN 3 87214 071 X Caspar ich liebe dich Ein Versuch dem US Verteidigungsminister Caspar Weinberger die Feindesliebe zu erklaren Wortwerkstatt Bad Waldsee 1984 Beitrage Wolfgang Harthauser Pseudonym fur Reimar Lenz Der Massenmord an Homosexuellen im Dritten Reich In Willhart S Schlegel Hrsg Das grosse Tabu Rutten und Loening Munchen 1967 Reimar Lenz Auseinandersetzung mit Gottfried Benn In Peter Uwe Hohendahl Hrsg Benn Wirkung wider Willen Dokumente zur Wirkungsgeschichte Benns Frankfurt 1971 Reimar Lenz Zwischen den Stuhlen auf fruchtbarem Boden Reimar Lenz zu Dieter Duhms neuem Buch Der Mensch ist anders In Zero Zeitschrift fur ganzheitliches Leben Nr 9 1975 Reimar Lenz Die Entprovinzialisierung der Republik In Claus Leggewie Hrsg Koffertrager Das Algerienprojekt der Linken im Adenauer Deutschland Rotbuch Berlin 1984 ISBN 3 88022 286 X Reimar Lenz hatte mit anderen eine Dokumentarausstellung fur die Opfer des Algerienkrieges organisiert diese Ausstellung ging durch mehrere Universitaten Anfang der 1960er Jahre Hor und Laienspiele BearbeitenBegierig Kundig Eingedenk Sudwestrundfunk SWR2 1968 SWR2 Horspiel von Reimar Lenz Kosmos Ibiza Ein Reisebericht Westdeutscher Rundfunk WDR 1968 Guru Null meets Dr Martin Luther Paraphrase auf Luthers Katechismus Volkshochschule Tiergarten Berlin Im Rahmen der literarischen Werkstatt Moabit 2000 Literatur BearbeitenSebastian Haffner Die christliche Linke In ders Zur Zeitgeschichte 36 Essays Knaur 1973 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Reimar Lenz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Claudia Lenssen Der liebende Sohn Reimar Lenz ein Freigeist Sein Vater ein Nazi Wiederbegegnung mit einem Protagonisten der Doku Berlin Ecke Bundesplatz In Der Tagesspiegel 31 Marz 2013 abgerufen am 1 April 2013 R Lenz in Die Brucke Nr 147 2008 Vgl hierzu Bettina Rohl So macht Kommunismus Spass Ulrike Meinhof Klaus Rainer Rohl und die Akte Konkret Europaische Verlagsanstalt Hamburg 2006 ISBN 3 434 50600 4 a b Claus Leggewie Koffertrager Das Algerien Projekt der Linken im Adenauer Deutschland Rotbuch Verlag Berlin 1984 ISBN 3 88022 286 X S 28 ff Vgl hierzu den Artikel Der neue Typ Religiose Subkultur Okobewegung und neue Linke finden zueinander In Almanach 13 fur Literatur und Theologie Hammer Wuppertal 1979 Der Spiegel berichtete In Der Spiegel Nr 43 1961 online Uber die angebliche Gotteslasterung Abgerufen am 16 Marz 2013 Die Unterwelt im Frack Zum Gebrauch des Wortes Zersetzung In Die Zeit Nr 30 1965 Abgerufen am 26 Marz 2013 Kleines Schimpf Glossar In Die Zeit Nr 48 1961 Abgerufen am 26 Marz 2013 Reimar Lenz Psychosen Neurosen Perversionen In Der Spiegel Nr 14 1969 online Abgerufen am 26 Marz 2013 Peter Mosler Internationalismus der fruhen sechziger Algerien Abgerufen am 26 Marz 2013 R Lenz Der Krieg in Algerien In Das Argument Nr 15 Marz 1960 Abgerufen am 26 Marz 2013 Vgl hierzu Reimar Lenz Sich selbst verwirklichen Wir wollen leibhaftig leben In Robert Jungk N R Muller Hrsg Alternatives leben Signal Baden Baden 1980 ISBN 3 7971 0201 1 S 140 146 dokumentiert in der Frankfurter Rundschau vom 14 Marz 2002 Die Aussteiger Memento vom 2 Dezember 2013 im Internet Archive Dokumentation vom Westdeutschen Rundfunk WDR 18 August 2009 mit weiteren Folgen Berlin Ecke Bundesplatz Die Aussteiger Ein Zeitdokument der besonderen Art 1986 2012 Memento vom 3 Dezember 2013 im Internet Archive WDR Fernsehen vom 7 Marz 2013 Der Film wurde am 24 Marz 2013 gezeigt Abgerufen am 26 Marz 2013 Rundfunk Berlin Brandenburg Der Aussteiger Sendung uber R Lenz und H Ingebrand 26 Marz 2013 Abgerufen am 26 Marz 2013 Zwischen Stambul und Tanger In Werner Pieper Hrsg Alles schien moglich 60 Sechziger uber die 1960er Jahre und was aus ihnen wurde Verlag Werner Pieper Die grune Kraft Lohrbach 2007 ISBN 978 3 922708 52 0 Normdaten Person GND 137979916 lobid OGND AKS LCCN no2009160696 VIAF 7873772 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lenz ReimarKURZBESCHREIBUNG deutscher Publizist und AutorGEBURTSDATUM 5 Juli 1931GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 26 August 2014STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reimar Lenz Publizist amp oldid 238234578