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Die Regierung des Herzogtums Nassau war die Exekutive des Herzogtums Nassau von dessen Grundung 1806 bis zu dessen Ende 1868 Bis 1842 hatte sie ihren Sitz im Schloss Biebrich danach im Ministerialgebaude in Wiesbaden Schloss Biebrich bis 1842 RegierungssitzMinisterialgebaude in Wiesbaden ab 1842 Regierungssitz Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangssituation und erste gemeinsame Institutionen 1 1 Ubersicht 1 2 Die Regierung von Nassau Usingen 1 3 Die Regierung von Nassau Weilburg 1 4 Gemeinsame Institutionen bei der Grundung des Herzogtums 1 5 Die vorlaufige Punktation 1 6 Das gemeinschaftliche Ministerium 2 Die Reform der Zentralverwaltung 1806 bis 1815 3 Die Ibell sche Verwaltungsreformen 3 1 Das Staatsministerium 3 2 Der Staatsrat 3 3 Die Landesregierung 3 4 Weitere Zentralbehorden 4 1848 5 Reaktionsara 6 Staatsminister 7 Einzelnachweise 8 LiteraturAusgangssituation und erste gemeinsame Institutionen BearbeitenUbersicht Bearbeiten Das Herzogtum Nassau entstand aus 39 vorher selbststandigen Teilen und Territorien sehr unterschiedlicher Herkunft So hatte Nassau im Reichsdeputationshauptschluss 1803 eine Reihe von mediatisierten und im Zusammenhang mit der Bildung des Rheinbundes Gebiete erhalten Nassau ubernahm jeweils die vielfach sehr kleinteilige Verwaltungsstruktur der Vorgangerterritorien Auf der oberen Ebene entstanden 7 Regierungen Neben den bisherigen nassauischen Regierungen zu Wiesbaden Weilburg Ehrenbreitstein Hachenburg und Altenkirchen wurde ein gemeinschaftliches Ministerium und am 6 September 1806 als eine Administrationskommission mit Sitz in Wiesbaden als erste gemeinsame Zentralbehorde fur die Gebiete der mediatisierten Fursten Grafen und Herren geschaffen 1806 erfolgte die Auflosung der Nassau Usingischen Regierung Altenkirchen Die Administrationskommission wurde mit Edikt vom 25 Juli 1809 zum 1 September 1809 und die Regierung Hachenburg mit Edikt vom 1 August 1809 aufgehoben Damit war neben dem gemeinsamen Ministerium eine mittlere Verwaltungsebene aus drei Regierungsbezirken entstanden Wiesbaden Weilburg und Ehrenbreitstein Die Regierung von Nassau Usingen Bearbeiten Das Furstentum Nassau Usingen hatte seine Hauptstadt 1744 von Usingen nach Wiesbaden verlegt Die Leitung der Regierung zu Wiesbaden die jahrzehntelang von Karl Friedrich von Kruse wahrgenommen worden war ging nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 auf Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein uber Neben der Regierung bestanden in Nassau Usingen noch folgende Oberbehorden die Hofkammer mit Sitz in Wiesbaden das Hofgericht mit Sitz in Wiesbaden das Konsistorium mit Sitz in Wiesbaden die Regierung Altenkirchen fur die ehemalige Grafschaft Sayn AltenkirchenDie Regierung von Nassau Weilburg Bearbeiten Wahrend die Usinger Regierung bereits ein erhebliches Mass an Zentralisierung aufwies war die Staatsspitze in Nassau Weilburg sehr inhomogen Es bestanden fur das bisherige Furstentum Nassau Weilburg die Regierung Weilburg die Hofkammer mit Sitz in Weilburg das Hofgericht mit Sitz in Weilburg das Konsistorium mit Sitz in Weilburg insbesondere fur die fruheren Kurkolner und Kurtrierischen Gebiete an Rhein und Lahn die Regierung Ehrenbreitstein der Justizsenat in Ehrenbreitstein das Hofgericht mit Sitz in Ehrenbreitstein fur die fruheren oranischen Gebiete die Regierung Hachenburg die Hofkammer mit Sitz in Hachenburg das Konsistorium mit Sitz in HachenburgAn der Spitze der Nassau Weilburger Regierung stand seit 1788 der leitende Minister Hans Christoph Ernst von Gagern Gemeinsame Institutionen bei der Grundung des Herzogtums Bearbeiten Bereits vor Grundung des Herzogtums bestanden fur das Gesamthaus Nassau als gemeinsame Institutionen der Lehenshof und das Oberappellationsgericht Hadamar Die vorlaufige Punktation Bearbeiten Am 3 September 1806 legte der Nassau Usingische Regierungsdirektor und Geheime Rat Ludwig Christian Vigelius eine Denkschrift vor wie die Verwaltungsorganisation des Herzogtums beschaffen sein sollte Kern des Vorschlages war ein hohes Mass an Dezentralitat Die Usinger und die Weilburger Verwaltungsorganisation sollten erhalten bleiben und jede unnotige Gemeinschaft vermieden Hintergrund war die Doppelspitze des Herzogtums in der zwar Friedrich August Nassau Usingen Herzog geworden war sein Vetter Friedrich Wilhelm Nassau Weilburg jedoch Mitregent Lediglich die neu erworbenen reichsritterlichen Gebiete sollten in der gemeinsamen Administrationskommission gemeinsam verwaltet werden Ziel der gemeinsamen Verwaltung sollte die Einfuhrung der alt nassauer Verwaltungsstrukturen auch in diesen Gebieten sein Diesen Vorschlagen schloss sich auch der Geheime Rat Hofgerichts und Konsistorialsdirektor August Bernhard Huth der um ein Zweitgutachten gebeten worden war am 4 September 1806 an der jedoch darauf hinwies dass diese Administrationskommission nur zeitlich befristet arbeiten sollte und die Gebiete mittelfristig den Usinger und Weilburger Regierungen direkt unterstellt werden sollten Herzog und Mitregent schlossen sich diesen Vorschlagen an und erliessen am 5 September 1806 die vorlaufige Punktation Mit dieser wurde die Administrationskommission und ein gemeinschaftliches Ministerium geschaffen Das gemeinschaftliche Ministerium Bearbeiten Das gemeinschaftliche Staatsministerium bestand aus vier Politikern Als an Dienstjahren altester Geheimer Rat stand der bisherige leitende Minister Nassau Weilburgs Hans Christoph Ernst von Gagern an der Spitze des Staatsministeriums Ebenso wie Gagern trug von Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein den Titel Minister Mit dem Titel eines assistierenden Rates gehorten Ludwig Christian Vigelius und August Bernhard Huth dem Staatsministerium an Alle vier wurden von beiden Regenten patentiert und jeweils beiden verantwortlich Eine klare Aufteilung von Verantwortlichkeiten und Ressorts gab es nicht Gagern war federfuhrend in der Innen Finanz und Wirtschaftspolitik Marschalls Schwerpunkte waren die Aussenpolitik und die Verwaltungsreform Die Reform der Zentralverwaltung 1806 bis 1815 BearbeitenDie Zeit zwischen der Grundung des Herzogtums und 1815 waren bestimmt durch Unsicherheit Die Abhangigkeit von Frankreich Kaiser Napoleon war als Protektor des Rheinbundes sozusagen Oberherr des Herzogtums die wechselnden Koalitionskriege und der Konflikt zwischen den Traditionen des alten Regimes und den neuen Ideen der Zeit fuhrten dazu dass die Veranderungen der Zentralverwaltung ohne erkennbare Systematik erfolgten Im Dezember 1806 wurde als erster Schritt die Regierungskanzlei in Altenkirchen aufgelost Das Gebiet wurde als Amt Altenkirchen dem Regierungsbezirk Ehrenbreitstein zugewiesen Mit Reskript vom 24 Marz 1807 wurde die Hofkammer in Hachenburg aufgelost und die beiden zugehorigen Rentnereien der Weilburger Kammer zugewiesen nachdem Luise die Frau von Furst Friedrich Wilhelm zugestimmt hatte Luise war eine geborene Sayn Hachenburg und Erbin der Grafschaft Mit Edikt vom 25 Juli 1 August 1809 das Doppeldatum resultiert aus der Tatsache dass beide Regenten zu unterschiedlicher Zeit das Edikt unterschrieben haben wurde die Administrationskommission sowie Regierung und Konsistorium in Hachenburg aufgelost Am Ende dieses Prozesses bestanden drei Regierungsbezirke mit sehr unterschiedlicher Grosse Im Regierungsbezirk Wiesbaden lebten 168 000 Einwohner im Regierungsbezirk Ehrenbreitstein 134 000 und im Regierungsbezirk Weilburg 24 000 Im Mai 1809 wurde Marschall von Bieberstein erster Minister und loste Gagern ab Die Ibell sche Verwaltungsreformen BearbeitenSpatestens mit den territorialen Veranderungen aufgrund der auf dem Wiener Kongress sowie anschliessenden zwischenstaatlich getroffenen Vereinbarungen Preussen und Hessen war eine Neuorganisation der Verwaltung zwingend geworden Diese wurden durch den Geheimen Rat und Direktor der Ministerialkanzlei Carl Friedrich Emil von Ibell in die Wege geleitet Sie waren Teil der liberalen Ibell schen Verwaltungsreformen zu denen auch die Neuordnung der Kirchen und die Simultanschule gehorten Ibel war der engste Mitarbeiter Marschalls und hatte so die Moglichkeit auch fur die Umsetzung der Reformen zu sorgen Das Staatsministerium Bearbeiten Mit Organisationsedikt vom 9 11 September 1815 wurden als erster Schritt die Zentralbehorden reorganisiert An der Spitze der Verwaltung stand das Staatsministerium und an dessen Spitze der dirigierende Staatsminister Er hatte weitreichende Vollmachten und war allen anderen Zentralbehorden ubergeordnet Er hatte das alleinige Vortragsrecht beim Herzog fur alle Fragen bei denen die Zustimmung des Herzogs notwendig war Dem Staatsminister unterstand eine Ministerialkanzlei und eine Kommission zur Prufung der Staatsbediensteten Der Staatsrat Bearbeiten Der Staatsrat war ein beratendes Gremium bestehend aus dem Herzog den herzoglichen Prinzen dem Staatsminister und vom Herzog benannten hohere Beamten Seine Aufgabe war die Prufung des Landesetats bevor dieser den Landstanden ubergeben wurde und weitere Aufgaben nach Wunsch des Herzogs Der Herzog nutzte dieses Instrument nicht und der Staatsrat hatte nur geringe Bedeutung Die Landesregierung Bearbeiten Die Landesregierung unterstand einem Regierungsprasidenten als solcher wurde Ibell ernannt Sie war Nachfolger aller Regierungen Konsistorien Direktionen und Deputationen Inhaltlich deckte sie den uberwiegenden Teil der Verwaltung ab und teilte sich in drei Abteilungen Kirchen und Schuldepartement mit Armenwesen Medizinaldepartement einschliesslich der Strafanstalten und ein Polizeidepartement dem auch die Aufsicht uber die Amter und Kommunen oblag Weitere Zentralbehorden Bearbeiten Als oberstes Gericht blieb das Oberappellationsgericht bestehen Untergeordnet waren ihm das Hofgericht in Dillenburg Die Militarverwaltung blieb dem Kriegskollegium ubertragen Die Generalsteuer und die Generaldomanendirektion war fur die Steuer und Abgabenerhebung zustandig Die drei Regierungen wurden aufgehoben Die Amter waren direkt der Landesregierung untergeordnet 1848 BearbeitenWahrend 1815 die Zentralbehorden den Anfang der Reorganisation bildeten waren sie bei den liberalen Reformen nach der Marzrevolution 1848 die letzten Erst mit dem Gesetz die Organisation der Central Behorden betreffend vom 19 Oktober 1849 1 wurde die Verwaltungsspitze neu geordnet Als Ziel wurde eine Vereinfachung der Staatsverwaltung angegeben Der dirigierende Staatsminister verlor seine Machtfulle Alle Zentralbehorden wurden in das Staatsministerium eingegliedert das wiederum aus vier Ministerien bestand Justizministerium Innenministerium Kriegsministerium FinanzministeriumDas Gesamtministerium arbeitete als Kollegialorgan der Justizminister stand der Gesamtregierung als Ministerprasident vor Ein Aussenministerium war nicht vorgesehen da davon ausgegangen wurde dass diese Funktion nun auf Ebene des Reiches angesiedelt sein wurde Reaktionsara BearbeitenIn der Reaktionsara wurde auch die neue Organisation des Staatsministeriums ruckgangig gemacht Der Herzog nutzte die Demission von Friedrich von Wintzingerode als Staatsminister um mit provisorischer Verordnung vom 7 Februar 1852 dessen Nachfolger August Ludwig zu Sayn Wittgenstein Berleburg von der Leitung einer Ministerialabteilung zu entbinden um ihn aus der Kabinettsverantwortung zu nehmen Eine Regierungsvorlage vom 21 April 1852 sollte diese Regelung in Gesetzesform bringen Beide Kammern waren sich in der Beurteilung nicht einig Wahrend die zweite Kammer eine behutsame Annaherung an die vorrevolutionare Organisationsform forderte hielt die Erste Kammer kolligiale Strukturen fur erhaltenswert Das Gesetz vom 24 Juli 1854 fuhrte letztlich zu einer weitgehenden Restauration der vorrevolutionaren Regierungsorganisation Neu war jedoch eine Rekursinstanz Bei Konflikten zwischen den Sektionen des Staatsministeriums oder den Sektionen mit nachgeordneten Verwaltungsbehorden sollten diese Konflikte in einer gemeinsamen Sitzung des Ministerialdirektors des Kriegsdepartements der Landesregierung des Finanzkollegiums und eines Ministerialrates des betroffenen Ministerium gelost werden Staatsminister Bearbeiten nbsp Hans Christoph Ernst von GagernStaatsminister des Herzogtums Nassau Staatsminister Von BisHans Christoph Ernst von Gagern 1806 1811Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein 1806 1834Carl Wilderich von Walderdorff 1834 1842Friedrich Anton Georg Karl von Bock und Hermsdorf 1842 1843Emil August von Dungern 1843 1848August Hergenhahn 1848 1849Friedrich Gerhard von Winzingerode 1849 1852Prinz August Ludwig zu Sayn Wittgenstein Berleburg 1852 1866August Hergenhahn 1866 1866Einzelnachweise Bearbeiten Verordnungsblatt 1849 S 505 Literatur BearbeitenEckhardt Treichel Der Primat der Burokratie burokratischer Staat und burokratische Elite im Herzogtum Nassau 1608 1866 1991 ISBN 3 515 05446 4 S 7 25 51 62 121 130 181 185 291 298 306 311 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regierung des Herzogtums Nassau amp oldid 227115783 Die Reform der Zentralverwaltung 1806 bis 1815