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Mineralguss bezeichnet sowohl das Fertigungsverfahren als auch das Endprodukt ein Polymerbeton bzw Reaktionsharzbeton der aus mineralischen Fullstoffen wie Quarzkies Quarzsand und Gesteinsmehl und einem geringen Anteil Epoxid Binder besteht Das Material wird angemischt und in Giessformen aus Holz Stahl oder Kunststoff vergossen Wahrend des Giessvorgangs wird die Form geruttelt um das Gemisch zu verdichten und zu entluften Nach wenigen Stunden kann das Teil entformt werden und ist montagefertig Im Englischen werden die Bezeichnungen mineral casting polymer concrete oder epoxy granite verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Verwendung 2 Zusammensetzung 2 1 Fullstoffe 2 2 Bindemittel 3 Materialeigenschaften 4 Optimierung der Eigenschaften 5 Konstruktion 5 1 Teilekonstruktion 5 2 Formkonstruktion 5 3 Formentypen 6 Fertigungsprozesse 6 1 Montage von Giessformen 6 2 Giessprozess 6 3 Demontage von Gussformen 6 4 Weiterverwertung Recycling von Mineralguss 7 LiteraturVerwendung BearbeitenMineralguss wird im Maschinenbau seit Ende der 1970er Jahre als Alternative zu Grauguss und zu Schweisskonstruktionen eingesetzt Trotz technischer und okonomischer Vorteile setzt er sich nur zogerlich durch Die meisten Anwendungen sind im Bau von Maschinengestellen und von Messtischen zu finden wo die guten Dampfungseigenschaften und die Temperaturstabilitat zusammen mit der grossen Gestaltungsfreiheit und den Kostenvorteilen voll zum Tragen kommen Das Gewicht der Teile reicht von wenigen Kilogramm bis weit uber 10 Tonnen Neben dem Maschinenbau gibt es auch Anwendungen im Anlagenbau und in der Bauindustrie Zusammensetzung BearbeitenFullstoffe Bearbeiten Fullstoffe auch Zuschlage genannt bilden je nach Rezeptur 80 bis uber 90 des Volumens Es konnen naturliche und kunstliche Stoffe von unterschiedlicher Korngrosse verwendet werden vorwiegend Kies von Hartgesteinen Da die Mineralgusseigenschaften durch die Eigenschaften der Fullstoffe und die Rezeptur also die Anteile der Fullstoffe und des Harzes bestimmt sind bestehen spezifische Anforderungen an deren Dichte Zugfestigkeit und Druckfestigkeit den E Modul den thermischen Ausdehnungskoeffizienten und die Warmeleitfahigkeit Teilweise werden den Fullstoffen nichtmineralische Zusatze Stahl Glas beispielsweise in Faserform beigemischt Da sie je nach Material Form und Volumenanteil die Verarbeitungs und Gebrauchseigenschaften auch negativ beeinflussen gibt es keine eindeutigen Optimierungskriterien Die Grosse und Zusammensetzung der Fullstoffe und die herzustellenden Formen beeinflussen sich gegenseitig Je grosser der Bindemittelanteil desto flussiger wird der Mineralguss und desto besser lasst sich dieser vergiessen Gegenlaufig dazu sinken die mechanischen Eigenschaften des Mineralgusses mit steigendem Bindemittelanteil Um eine gute Kompaktierung und Homogenitat des Materials zu erreichen mussen die kleinsten Wandstarken ein Mehrfaches der maximalen Fullstoffkorngrosse betragen Bindemittel Bearbeiten Bindemittel auch Matrix genannt besteht aus Harz und Harter und bildet von unter 10 bis zu 20 des Volumens Die meistbenutzten Harze sind Epoxide Gegenuber Methacrylatharzen und ungesattigten Polyesterharzen weisen sie geringere Volumenschwindung und langere Topfzeit auf Das Bindemittel dient auch als Schmiermittel wahrend der Verarbeitung Zwischen Fullstoff und Bindemittel darf keine chemische Reaktion stattfinden Gussteile aus Epoxidharzen sind nicht geeignet fur langere Betriebstemperaturen uber 100 C Materialeigenschaften BearbeitenSehr gute Dampfungseigenschaften im Vergleich zu Stahl oder Grauguss Mineralguss dampft die Schwingungen 6 bis 10 mal schneller als Grauguss je nach Gestaltung der Bauteile des verwendeten Mineralgussrezeptes und der ausseren Einflusse Geringe Warmeleitfahigkeit hohe Warmekapazitat Mineralgussteile reagieren nur sehr langsam auf Temperaturanderungen was die Massgenauigkeit der Maschinen resp der darauf gefertigten Werkstucke verbessert Chemisch und mechanisch bestandig gegen aggressive und abrasive Medien wie Ole Laugen Sauren und die ublichen Kuhlschmierstoffe keine Korrosion aber hohe Empfindlichkeit gegenuber Losemitteln zum Beispiel Azeton Kaltgiessverfahren Keine zusatzliche Warmeeinfuhrung notig geringer Energiebedarf Hohe Abformgenauigkeit kleine Eigenspannung geringer Schwund 0 03 Grosse Gestaltungsfreiheit Grossere Bauteile konnen auch durch Klebverbindungen zusammengesetzt werden Integration von vielen Maschinenelementen wie Lastanker Hydraulik Kuhlschmiermittel und Elektroleitungen durch Eingiessen Entsorgung und Verwertung Mineralguss ist chemisch inert und kann deponiert werden Das Kaltgiessverfahren ohne Nachbearbeitung benotigt eine prazise wiederverwendbare Form welche relativ hohe Initialkosten verursacht Bei materialgerechter Auslegung und verfahrensgeeigneten Stuckzahlen sind Mineralgussteile in montagefertigem Zustand bis zu 30 gunstiger als vergleichbare Schweisskonstruktionen oder Graugussteile Optimierung der Eigenschaften BearbeitenIm Gegensatz zum Bauwesen richtet sich die Dimensionierung anwendungsbedingt nicht nach der Festigkeit sondern nach der Steifigkeit Das Material wird weit unterhalb der Festigkeitsgrenze beansprucht Da Festigkeit und Steifigkeit zu einem gewissen Grad korrelieren verlauft die Materialoptimierung trotzdem ahnlich Den grossten Einfluss auf die Materialeigenschaften haben die Packungsdichte und die mechanischen Eigenschaften der Fullstoffe Analog zu zementgebundenem Beton werden Kiesmischungen nach Sieblinien von Fuller und Thompson oder deren Weiterentwicklungen erstellt Ziel dabei ist eine hohe Packungsdichte mit moglichst grossen Kornern Der Epoxidanteil hangt direkt von der Packungsdichte ab Der verbleibende Luftanteil betragt wenige Volumenprozent und wird durch Vibration im Prozess reduziert Bei der Materialoptimierung mussen auch die Verarbeitungseigenschaften beachtet werden Die Gebrauchseigenschaften konnen bei mangelhafter Verarbeitung erheblich schlechter ausfallen Konstruktion BearbeitenMineralgussteile mussen wie Schweisskonstruktionen und Graugussteile nach bestimmten Regeln konstruiert werden Im Gegensatz zu anderen Giessverfahren kann aufgrund der Formgenauigkeit der Oberflachenqualitat und dem Giessen bei Raumtemperatur in vielen Fallen eine Nachbearbeitung vermieden werden Das Mineralgussteil kann direkt dem Funktionsteil entsprechen Teilekonstruktion Bearbeiten Der Entwurf des Gussteils wird vorwiegend in 3D CAD Systemen konstruiert Die Berechnung der Verformungen und Optimierung der Bauteilgeometrie erfolgt mittels der Finite Elemente Methode Formkonstruktion Bearbeiten Parallel zur Konstruktion des Teils laufen der Formentwurf die Formberechnung und die Formkonstruktion Damit die geometrische Genauigkeit und hohe statische und dynamische Steifigkeit gewahrleistet sind mussen spezifische Konstruktionsregeln beachtet werden Die Hauptfunktionsflache liegt in der Giessform unten um die Genauigkeit zu gewahrleisten Die Grundgeometrie wird aus einfachen Elementen entworfen Giessformen werden meistens aus Platten hergestellt Integrierte Maschinenteile die Eingiessteile wie Gewindeanker Transportanker Leitungen Behalter mussen massgenau befestigt sein und durfen den Materialfluss oder die Entluftung der Form nicht behindern Metallische Eingiessteile wie Montageleisten fur Fuhrungsschienen sind in der Lange zu begrenzen um unzulassige Spannungen zu verhindern Das Gewicht kann durch verlorene Hohlzellen aus Schaumpolystyrol oder mithilfe von Kunststoffrohren reduziert werden Die Entformungsschrage Verjungung betragt 1 5 pro Seite Rezeptbedingt kann die Giessform zur Verdichtung auf einen Rutteltisch gestellt werden Formentypen Bearbeiten Die Giessform wird aus Holz Stahl Aluminium PVC Silikon Polyamid oder aus einer Kombination dieser Materialien hergestellt Hauptkriterien fur die Auswahl des geeigneten Formwerkstoffs sind Anzahl der geplanten Abgusse Geforderte Genauigkeit und Oberflachengute des Mineralgussbauteils Grosse Gewicht Geplante Variantenfertigung Kosten und ZeitHolzformen werden fur Prototypen in der Konstruktionsoptimierungsphase und fur kleine Stuckzahlen eingesetzt Da Holz Feuchtigkeit aufnimmt und abgibt resultieren Form und Massanderungen Holzformen weisen eine relativ geringe Steifigkeit und hohen Verschleiss auf Fur Kleinserien werden deshalb auch Holzformen auf Stahl oder Aluminiumplatten aufgebaut um die Steifigkeit und Formgenauigkeit zu verbessern Bessere Eigenschaften weisen die teureren Stahlformen auf Sie kommen aus finanziellen Grunden erst ab einer gewissen Stuckzahl gt 20 Abgusse in Frage Fertigungsprozesse BearbeitenZur Herstellung von Mineralguss sind verschiedene Fertigungsprozesse erforderlich Dazu zahlen u a der Formenbau auch Werkzeugbau dem wie bereits erwahnt der Bau einiger weniger Prototypen vorausgehen kann die Montage der Werkzeugteile zur fertigen Giessform der eigentliche Giessprozess und die anschliessende Entformung durch Demontage der Giessform Montage von Giessformen Bearbeiten Die Formteile werden vor der Montage gereinigt und fur das problemlose Entformen mit einem Trennmittel Wachs behandelt Die luckenlose dunne und gleichmassige Wachsschicht wird mit einer Niederdruck Spritzanlage aufgebracht Auf die getrocknete Wachsschicht wird entweder Zwei Komponenten Polyurethanlack aufgespruht oder ein sogenannter Gelcoat aufgestrichen Dies ermoglicht die einwandfreie Trennung und bestimmt auch die Farbe des Gussteils Die Eingiessteile werden entfettet um die Haftung zu gewahrleisten Die meisten Eingiessteile wie Gewindeanker und Stahlteile werden an die einzelnen Formplatten montiert So vorbereitete Platten werden zusammengebaut und die restlichen Eingiessteile wie Erdung Leitungen und Schlauche werden angebracht Giessprozess Bearbeiten Mineralguss wird in einer Mischanlage aufbereitet Zunachst werden Fullstoffe und Bindemittel je getrennt gemischt und kurz vor dem Giessen zusammengefuhrt Die zusammengebaute Giessform wird auf einem Vibrationstisch befestigt wenn eine externe Verdichtung notig ist Das Mineralgussgemisch wird aus einem Giesskessel unter standiger Verdichtungsvibration in die Form gegossen Nach dem Giessen setzt die Aushartung durch Polymerisation des Bindemittels selbstandig ein Die Aushartung von Epoxidharz stellt eine exotherme Reaktion dar bei der sich der Abguss auf eine Temperatur von maximal 55 C erwarmt Die Reaktionstemperatur variiert mit dem Anteil des Bindemittels und gegebenenfalls enthaltenen chemischen Zusatzen und sollte so gering wie moglich gehalten werden Hohere Reaktionstemperaturen bewirken eine starkere Schwindung und erhohte Spannungen im fertigen Bauteil Die Aushartezeit hangt von der Form und dem Gewicht des Bauteils ab Demontage von Gussformen Bearbeiten Nach der Aushartung wird die Gussform demontiert Zur Fertigstellung werden die Gussteile geputzt storende Kanten abgeschliffen die Poren gefullt und die Fertigungskontrolle durchgefuhrt Weiterverwertung Recycling von Mineralguss Bearbeiten Mineralguss kann in der Regel wie ublicher Bauschutt gehandhabt werden Dies beruht auf dem hohen Mineralienanteil und der gegenuber der Umwelt ungefahrlichen ausgeharteten Harzverbindung Mineralgussbauteilen konnen auf ublichen Anlagen geschreddert und als Fullstoff eingesetzt werden Literatur BearbeitenUtz Volker Jackisch Mineralguss fur den Maschinenbau Eigenschaften Engineering Verarbeitung und industrielle Anwendung eines modernen Werkstoffs fur hochprazise Maschinengestelle Verlag Moderne Industrie Landsberg Lech 2015 ISBN 978 3 86236 082 6 Utz Volker Jackisch Martin Neumann Maschinengestelle fur hochdynamische Produktionstechnik Suddeutscher Verlag onpact Munchen 2014 ISBN 978 3 86236 069 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mineralguss amp oldid 217654699