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Die Raffelstettener Zollordnung wurde zwischen 902 und 906 im Auftrag des ostfrankischen Konigs Ludwig durch Markgraf Aribo und die bedeutendsten Richter und Adeligen der damals frankisch bayerischen Ostmark in lateinischer Sprache abgefasst um bestehende Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit ungerechtfertigter Zoll und Mauteinhebung beim Warenverkehr im Donauraum im Bereich ostlich des Passauer Waldes bis in den Raum Mautern im heutigen Niederosterreich zu regeln Sie ist eine der bedeutendsten Urkunden des fruhmittelalterlichen Handels zwischen Bayern und Slawen im heute osterreichischen Donauraum Eine Abschrift der Urkunde aus dem 13 Jahrhundert ist im Codex Lonsdorfianus erhalten einem Passauer Kopialbuch welches sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in Munchen befindet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDie Raffelstettener Zollordnung regelte vor allem Hohe und Art der Zolleinhebung in Abhangigkeit von Warengruppe Transportweg Absatzgebiet und ethnischer Zugehorigkeit So hatten Schiffe die zwischen dem Passauer Wald und Linz Handel trieben in Rosdorf nur einen sogenannten Halbpfenning an Maut zu leisten Uber Linz hinaus waren pro Salzschiff drei Scheffel Salz zu geben was aber freien Handel bis zum bohmischen Wald und zum Ennswald garantierte Der nachste Zoll von drei Scheffel Salz war ab Eparesburch zu zahlen und berechtigte zur weiteren Passage bis Mautern Nach Leistung dieser Zahlung mussten nur noch drei weitere Scheffel Salz bezahlt werden um in diesem Gebiet frei an den Salzmarkten teilnehmen zu durfen Fur eine Teilnahme am sogenannten Markt der Mahrer war weiters pro Schiffsladung ein Schilling abzufuhren Ortsansassige Bayern waren generell abgabenmassig begunstigt und mussten z B fur Salz zum Eigenbedarf keine weiteren Abgaben leisten Fur Salztransporte auf dem Landweg war nahe Amstetten beim Fluss Url ein Scheffel Salz zu geben Schiffe aus dem Traungau waren dort wiederum von Abgaben befreit Nicht ortsansassige Slawen die z B aus Bohmen oder Mahren an die Handelsplatze des Donauraumes der Anwohner des Rodl Flusses oder der Riedmarker im heutigen Muhlviertel kamen hatten pro Saumtier zwei Klumpen Wachs oder pro Trager einen Klumpen Wachs eines bestimmten Wertes zu zahlen Ebenso entsprechende Abgaben wurden fur dort verkaufte Pferde oder Sklaven festgelegt Alle anderen Kaufleute und Juden hatten fur Sklaven und sonstige Handelsguter die bereits zu Zeiten Konig Ludwigs und Karlmanns ublichen Zolle zu zahlen 2 Geschichte BearbeitenSchon zur Romerzeit wurde auf der Donau mit Wein Getreide Olivenol usw gehandelt Das wichtigste Handelsgut im Mittelalter war allerdings das Salz Im heute osterreichischen Donauraum gab es ab dem 9 Jahrhundert drei wichtige Marktplatze fur den Salzhandel an denen Zoll entrichtet werden musste Linz Der Zoll am Linzer Salzmarkt berechtigte auch zum Handel mit Bohmen Uber den Linzer Steig eigentlich ein Netz von alten Schefwegen und Saumpfaden wurde das Salz durch das Muhlviertel nach Norden weitertransportiert 3 Ebersburg Eparesburch Eperaesburg vermutlich Ybbs MauternEntlang der heute osterreichischen Donau gab es zusatzlich folgende Mautstatten Rosdorf die heute langst abgekommene Schiffslande die 853 4 erstmals schriftlich erwahnt wurde ist zwischen Aschach und Eferding oder bei Goldworth zu suchen 5 Tabersheim Tafersheim zwischen Linz und der Traunmundung Hier trafen sich zwei wichtige Salzverkehrswege der Hauptausfuhrweg des Hallstatter Gmundner Salzes entlang der Traun und der Transportweg des Reichenhaller und Halleiner Salzes von Passau donauabwarts Sowohl die Siedlungen am rechten Donauufer Zizlau slaw Zaglaw und das spatere St Peter als auch am linken Donauufer Windegg westliches Steyregg trugen ursprunglich den gemeinsamen Gebietsnamen Tabersheim 6 der 885 7 erstmals urkundlich erwahnt wurde Bei Raffelstetten am sudlichen Donauufer zwischen Linz und Enns lag damals eine bedeutende Schiffslande unterhalb der Einmundung des Flusses Traun in die Donau Im Einzugsbereich des bereits in keltischer Zeit befestigten Luftenbergs erfolgte die Umladung der Salzfrachten von den Salzzillen der Traun auf Donauschiffe bzw fur die Uberfuhr des Salzes auf das nordliche Donauufer z B bei Steining Gusen oder spater bei Mauthausen Als wichtiger Salzumschlagsplatz wurde also Raffelstetten fur die Neuregelung der Zoll und Mautvorschriften fur den Flussverkehr ausgewahlt Die Raffelstettener Zollordnung wurde im Beisein der koniglichen Gesandten Erzbischof Theotmars Dietmar von Salzburg Bischof Burkhards von Passau und eines Grafen Otachar Ottokar von Markgraf Aribo seiner Stellvertreter Vicarius Walto Vicarius Durinc Vicarius Eigil und etwa 30 weiterer Adeliger aus den drei Grafschaften des Herrschaftsbereiches von Markgraf Aribo im Zuge einer offentlichen Verhandlung in Raffelstetten seinerzeit bei Lorch errichtet Unter den Zeugen befanden sich auch Manner namens Salomon oder Isaak die damals wohl als judische Handler involviert waren Raffelstetten ist heute eine kleine Ortschaft die zur politischen Gemeinde Asten gehort Literatur BearbeitenMax Heuwieser Geschichte des Bistums Passau Erste Band Die Fruhgeschichte Von der Grundung bis zum Ende der Karolingerzeit Kommissionsverlag Paul Egger Passau 1939 S 187f Niederosterreichisches Institut fur Landeskunde Raffelstettener Zollordnung 902 03 907 In Schicksalsjahr 907 Die Schlacht bei Pressburg und das fruhmittelalterliche Niederosterreich Katalog zur Ausstellung des Niederosterreichischen Landesarchives in der Kulturfabrik Hainburg 2007 St Polten 2007 ISBN 978 3 901635 11 3 S 132ff Franz Pfeffer Raffelstetten und Tabersheim Zur Geschichte des Salzverkehrs im Raum von Linz In Jahrbuch der Stadt Linz 1954 Linz 1955 S 33 132 S 33 65 ooegeschichte at PDF S 66 100 ooegeschichte at PDF S 101 132 ooegeschichte at PDF Michael Mitterauer Wirtschaft und Verfassung in der Zollordnung von Raffelstetten In Mitteilungen des oberosterreichischen Landesarchivs Band 8 Linz 1964 S 344 373 S 344 351 ooegeschichte at PDF S 352 373 ooegeschichte at PDF Weblinks BearbeitenEdition der Raffelstettener Zollordnung lateinisch in MGH Leges II Capitularia regum francorum Band 2 hrsg von Alfred Boretius und Victor Krause Hannover 1897 S 249 252 Bibliografie zur oberosterreichischen Geschichte Literatur zur Raffelstettner Zollordnung In ooegeschichte at Virtuelles Museum Oberosterreich abgerufen am 1 Januar 1900 Einzelnachweise Bearbeiten Marion Lischke Codex Lonsdorfianus Memento vom 15 Juli 2016 im Internet Archive auf uni passau de abgerufen am 29 Juni 2019 lateinischer Wortlaut der Zollordnung bei Pfeffer 1954 S 52 53 Pfeffer 1954 S 69 85 Pfeffer 1954 S 59 Pfeffer 1954 S 67 Pfeffer 1954 S 38f 46 Karl Hohensinner Peter Wiesinger unter Mitarbeit von Hermann Scheuringer Michael Schefback Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Urfahr Umgebung Mittleres Muhlviertel Ortsnamenbuch des Landes Oberosterreich Band 10 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2006 ISBN 978 3 7001 3676 7 S 10 Nr 10 1 4 11 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raffelstettener Zollordnung amp oldid 231947577