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Eine Rontgennova ist ein kurzperiodischer Rontgendoppelstern niedriger Masse mit Umlaufdauern von einigen Stunden Die Intensitat der Rontgenstrahlung steigert sich wahrend der seltenen Ausbruche um einen Faktor von 100 bis 10 000 000 in einem Zeitraum von Tagen bis Wochen Parallel zum Anstieg der Rontgenstrahlung erhoht sich auch die optische Helligkeit um 6 bis 10 mag Einige Rontgennovae gelten als die am besten gesicherten Falle fur schwarze Locher mit stellaren Massen da die Massen der Primarsterne deutlich oberhalb von drei Sonnenmassen liegen 1 Rontgennovae werden auch als Soft X ray Transients SXT bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 1 1 Rontgenleuchtkraft 1 2 Ausbruche 1 2 1 Herkunft der optischen Strahlung im Maximum 1 3 Ruhephasen 1 4 Quasiperiodische Oszillationen QPO 1 5 Rontgennovae und Rote Zwerge 2 Ausbruchsmechanismus 3 Entstehung von Rontgennovae 4 Beispiele 5 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenDer Verlauf der Lichtkurve ahnelt denen von Novae Es wird jedoch tausendmal mehr Strahlung im Rontgenbereich als im optischen Bereich emittiert weshalb diese Ereignisse in Anlehnung Rontgennovae genannt wurden 2 Die Strahlung entsteht in einer Akkretionsscheibe oder in einer Schockfront nahe einem Neutronenstern oder einem Schwarzen Loch Da aber auch normale Novae in ihrer Spatphase Rontgenstrahlung emittieren hat sich der Begriff Soft X ray Transient etabliert Bei Novae entsteht die Rontgenstrahlung im Unterschied zu den Rontgennovae als direkte Folge des Wasserstoffbrennens auf der Oberflache eines Weissen Zwergs 3 Rontgenleuchtkraft Bearbeiten Die Rontgenleuchtkraft der Rontgennovae liegt in den Ruhephasen zwischen 1023 und 1025 W und die Doppelsterne verbringen uber 95 Prozent der Zeit im Minimum Innerhalb von Tagen bis Wochen steigt die Leuchtkraft auf Werte 1029 bis 1032 W an und der Ausbruch dauert Monate bis Jahre an Am Anfang des Ausbruchs zeigt sich uberwiegend harte Rontgenstrahlung die im Laufe der Eruption immer weicher wird Parallel zum Anstieg und Abfall der Rontgenhelligkeit andert sich auch die optische Helligkeit um 6 bis 10 mag Im Ausbruch wird das optische Spektrum durch Emissionslinien dominiert wahrend sich im Minimum das Spektrum eines spaten Hauptreihensterns oder Unterriesen mit den Spektralklassen K oder M zeigt In den Doppelsternsystemen werden im Minimum sehr hohe Radialgeschwindigkeiten von bis zu 800 km s und Umlaufdauern von Stunden bis Tagen beobachtet Daraus kann eine sehr hohe Masse des unsichtbaren Begleiters des Hauptreihensterns abgeleitet werden und es durfte sich um Neutronensterne oder Schwarze Locher handeln Im Infraroten stammt die Strahlung uberwiegend von dem Hauptreihenstern oder Unterriesen Die Helligkeit schwankt mit der Phase des Umlaufs im Minimum und wird durch einen ellipsoiden Lichtwechsel verursacht Die starke Verformung des nicht degenerierten Sterns bestatigt die hohe Masse primaren Sterns 4 Ausbruche Bearbeiten Die Ausbruche wiederholen sich mit Zyklenlangen von Dekaden Da keine Beobachtungen der Rontgenstrahlung uber lange Zeitraume vorliegen sind diese aus alten optischen Himmelsuberwachungen gewonnen worden Dies bedeutet dass die Eruptionen das Doppelsternsystem nicht dramatisch verandern Wahrend der und nach den Eruptionen konnen bei einigen Rontgennovae Superhumps nachgewiesen werden Die Perioden dieser Modulationen der Lichtkurve weichen um einige Prozent von der Umlaufdauer ab und sind die Folge einer Prazession der Akkretionsscheibe 5 Wahrend der Ausbruche konnte Radiostrahlung von den Rontgennovae nachgewiesen werden wobei bei einigen SXTs bei hoher Auflosung Jets wie bei den Mikroquasaren beobachtet werden konnte Die Jets bilden sich immer parallel zu einem Ausbruch aus und sind in den Minimumphasen nicht aktiv Herkunft der optischen Strahlung im Maximum Bearbeiten Die optische Strahlung entsteht im Maximum wahrscheinlich aus zwei Quellen Erstens durch Materie welche von der Rontgenstrahlung aufgeheizt wurde und diese Strahlung im UV und Optischen wieder abstrahlt Zweitens beginnt die optische Strahlung bereits vor der Rontgenstrahlung im Ausbruch anzusteigen Dabei scheint das Aufleuchten im Optischen zu beginnen und sich uber das UV zu den Rontgenstrahlung auszubreiten 6 Daneben zeigt sich auch eine kurzfristige Veranderlichkeit im Visuellen und Ultraviolett in der Grossenordnung von Sekunden die als Flickering bezeichnet wird Flickering wird mit einer Akkretion aus den inneren Rand einer Akkretionsscheibe auf einen entarteten Stern in Verbindung gebracht 7 Ruhephasen Bearbeiten Wahrend der Ruhephasen zeigen einige Rontgennovae eine geringe Veranderlichkeit der Rontgenstrahlung Dabei kann die Rontgenleuchtkraft fur den Zeitraum von einigen Stunden bis Tagen auf Werte von bis zu 1027 W ansteigen und dann wieder auf den normalen Ruhewert absinken Diese Ereignisse werden als Akkretionsflares bezeichnet weil es temporar auch wahrend der Ruhephasen zu einem Einfall von Materie auf den Neutronenstern kommen kann 8 Quasiperiodische Oszillationen QPO Bearbeiten Bei Rontgennovae konnten im Bereich der weichen Rontgenstrahlung quasiperiodische Oszillationen QPO nachgewiesen werden Diese Oszillationen sind typisch fur Rontgendoppelsterne und zeigen in den Spektren breite Maxima mit erhohter Intensitat Wahrend Kandidaten fur Schwarze Locher keine Oszillationen oberhalb von 100 Hz zeigen werden bei identifizierten Neutronensternen Frequenzen von bis zu einigen kHz beobachtet Die QPOs entstehen wahrscheinlich am oder nahe dem inneren Rand der Akkretionsscheibe 9 Rontgennovae und Rote Zwerge Bearbeiten Von Rontgennovae konnte kein Bedeckungslichtwechsel durch einen Roten Zwerg beobachtet werden Da die Rontgenstrahlung und die meiste optische Strahlung in der unmittelbaren Umgebung des kompakten Sterns entsteht kann daraus abgeleitet werden dass die Akkretionsscheibe recht dick ist Daher wird bei Systemen mit geringer Bahnneigung die elektromagnetische Strahlung nahezu vollstandig von der Scheibe absorbiert und erscheint dem Beobachter nicht als Rontgennova 10 Ausbruchsmechanismus BearbeitenRontgennovae bestehen aus einem sein Roche Volumen ausfullenden Begleitstern der Materie uber den Lagrange Punkt L1 an einen Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch transferiert Aufgrund des Erhalts des Drehmoments bildet sich um den kompakten Stern eine Akkretionsscheibe in der das Plasma aufgrund innerer Reibung Energie verliert und auf den kompakten Stern fallt Wahrend der Ruhephasen werden um die 10 12 bis 10 10 Sonnenmassen pro Jahr von dem Begleitstern zur Akkretionsscheibe ubertragen wahrend im Ausbruch bis zu 10 8 Sonnenmassen pro Jahr auf den kompakten Stern fliessen 11 Die Veranderlichkeit der Akkretionsrate des kompakten Sterns wird verursacht durch eine Anderung der Viskositat in der Akkretionsscheibe aufgrund einer Bistabilitat der Magnetorotationsinstabilitat Die Ausbruche der Rontgennovae sind daher analog den Zwergnovaeruptionen die uberwiegend im optischen Spektralbereich elektromagnetische Strahlung emittieren Weil bei Rontgennovae der kompakte Stern ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch ist mit einem tieferen Gravitationspotential als bei den Zwergnovae wo der kompakte Stern ein Weisser Zwerg ist wird die elektromagnetische Strahlung bei kurzeren Wellenlangen im Bereich der Rontgenstrahlung emittiert 12 Daneben gibt es noch eine alternative Hypothese wonach die Instabilitat in der Massentransferrate von dem Begleitstern gesteuert wird Entstehung von Rontgennovae BearbeitenDer mittlere Abstand zwischen dem kompakten Stern und dem massespendenden Begleiter liegt bei ungefahr zehn Sonnenradien Dies ist erheblich weniger als der Radius des Vorgangersterns der nach einer Supernovaexplosion einen Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch gebildet hat Meist wird in der Literatur ein Common Envelope Szenario vermutet Danach dehnt sich der Vorlauferstern des kompakten Sterns soweit aus dass der Begleitstern in seine Atmosphare eintaucht und sich durch Reibung der Abstand zwischen den beiden Sternen verringert Allerdings passt die Massenverteilung der Begleitsterne von Rontgennovae nicht zu den simulierten Ergebnissen Wahrend die Berechnungen vermuten lassen dass massearme Begleiter meistens mit dem Roten Riesen verschmelzen und massereichere Begleitsterne eine gemeinsame Hullenphase uberleben sind die meisten Begleiter des kompakten Sterns K oder M Zwerge 13 Beispiele BearbeitenA0620 00 Nova Monocerotis 1975 V 616 Mon H 1705 250 Nova Ophiuchi 1977 V2107 Oph Nova Muscae 1991 GU MusEinzelnachweise Bearbeiten Laura Kreidberg u a MASS MEASUREMENTS OF BLACK HOLES IN X RAY TRANSIENTS IS THERE A MASS GAP In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1205 1805 Y J Yang A K H Kong D M Russell F Lewis R Wijnands Quiescent X Ray Optical Counterparts of the Black Hole Transient H 1705 250 In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1210 2417 Daniel R van Rossum Massive NLTE models for X ray novae with PHOENIX In 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